Titel: | Ueber eine leicht ausführbare Methode die Bestandtheile eines Schießpulvers zu ermitteln; von Dr. P. Bolley. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XII., S. 51 |
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XII.
Ueber eine leicht ausfuͤhrbare Methode die
Bestandtheile eines Schießpulvers zu ermitteln; von Dr. P. Bolley.
Bolley, Verfahren das Schießpulver zu analysiren.
Alle bekannten Verfahren der Trennung und quantitativen Bestimmung von Schwefel und
Kohle verdienen – mögen sie auch die nöthige Schärfe gewähren – den
Vorwurf, daß dieselben gerade für diejenigen, die sich mit Untersuchung des
Schießpulvers am meisten zu beschäftigen haben, für Techniker, die gewöhnlich nicht
im vollen Besiz der wissenschaftlichen Mittel, ja oft nicht der Apparate sind, als
zu schwierig, unstatthaft erscheinen. Einzelne davon gewähren selbst nicht
hinlänglich genaue Resultate.
Die Methode z.B., den Schwefel bei abgehaltener Luft zu verflüchtigen und den
zurükbleibenden Kohlenstoff zu wägen, hat die doppelten Mängel, daß 1) sich immer
nach meiner Erfahrung, die Erwärmung geschehe auch noch so vorsichtig, ein wenig
Schwefelkohlenstoff bildet, der sich durch seinen Geruch zu erkennen gibt, daß aber
2) die in der zum Pulver zugesezten, unvollkommenen Kohle noch befindlichen
flüchtigen Bestandtheile des Holzes sich mit verflüchtigen, und daß ihr Gewicht so
zu dem des Schwefels anstatt zu dem der Kohle geschlagen wird.
Anderer Methoden erwähne ich nicht, da sie in der That etwas umständlich sind; unter
ihnen scheint die, mit Schwefelkohlenstoff den Schwefel aufzulösen, die kürzeste und
sicherste, allein sie verliert etwas von ihrem Werthe dadurch, daß der
Schwefelkohlenstoff etwas unangenehm zu tractiren ist, und daß sie sehr große
Vorsicht in Betreff genäherten Feuers erheischt.
Hr. H. Herzog in Aarau, ein junger Artillerieofficier, der
sich mit großem Fleiß dem Studium der militärischen Feuerwerkerei ergibt, und eine
große Reihe von Pulveruntersuchungen ausführte, beklagte sich bei mir über die
zeitraubenden Methoden der Analysen, und ich rieth ihm, die unten bezeichnete zu
versuchen. Dieß geschah von demselben und ich überzeugte mich seither auch von der Brauchbarkeit
jener Methode.
Das Verfahren beruht auf der längst bekannten, bis jezt aber, so viel mir bekannt, in
dem Sinn noch nicht benuzten Thatsache: daß die schwefligsauren Salze den Schwefel
aufzulösen vermögen und damit unterschwefligsaure Salze bilden.
Man stellt sich zunächst schwefligsaures Natron dar durch Einleiten von schwefliger
Säure in eine Auflösung von kohlensaurem Natron, bis zur völligen Austreibung der
Kohlensäure.
Nachdem eine getroknete abgewogene Menge Schießpulver mit Wasser zur Auslaugung des
Salpeters längere Zeit auf einem Papierfilter behandelt worden, wird der auf dem
Filter gebliebene Rükstand wieder möglichst gut getroknet und gewägt. Dieß Gemenge
von Kohle und Schwefel wird nun in eine Auflösung von schwefligsaurem Natron
gebracht (um sicher zu seyn, etwa 20 bis 24 Theile trokenes schwefligsaures Natron
auf 1 Theil des Gemisches von Kohle und Schwefel) und 1 bis 2 Stunden in einem
Glaskolben gekocht, mit der Vorsicht, daß die Masse nicht eintrokne. Alsdann wird
filtrirt, die auf dem Filter zurükbleibende Kohle ausgewaschen, getroknet, und dem
Gewichte nach bestimmt. Der Gewichtsverlust ist Schwefel.
Man kann sich von der vollkommenen Abscheidung des Schwefels überzeugen durch Erhizen
eines Theiles dieses Kohlenrükstandes auf einem Platinbleche. Bei obigen
Verhältnissen ist es kaum wahrscheinlich, daß der Versuch jemals mißlinge; indeß
kann man, wenn man das Mißlingen fürchtet, nur einen Theil des getrokneten Schwefel-Kohlengemenges verwenden, und sollte
der Proceß nur unvollkommen gelungen seyn, alsdann das Uebrige unter Beseitigung der
im vorigen Fall hindernden Umstände zu einem zweiten Versuch nehmen. So erspart man
sich das nochmalige Ausziehen des Salpeters und das erste Troknen. Macht man es auf
die lezt angegebene Art, so wird es gut seyn, das Gemenge recht innig
zusammenzureißen, weil doch möglicherweise bei der Behandlung mit Wasser die auf dem
Filter zuoberst befindliche Masse die kohlenreichere ist. (Schweizer
Gewerbe-Blatt. 1842. S. 297.)