Titel: | Einfaches Verfahren das Chlorsilber auf galvanischem Wege zu reduciren; von Ferd. Oechsle, Mechanikus und großherzogl. badischer Goldcontroleur. |
Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XV., S. 63 |
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XV.
Einfaches Verfahren das Chlorsilber auf
galvanischem Wege zu reduciren; von Ferd. Oechsle, Mechanikus und großherzogl. badischer
Goldcontroleur.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Oechsle, Verfahren Chlorsilber auf galvanischem Wege zu
reduciren.
Es ist eine bekannte Sache, welche Umstände und Schwierigkeiten sich bei der
Reduction des Chlorsilbers auf dem gewöhnlichen Wege, nämlich durch Schmelzen
desselben mit Potasche, darbieten. Man mag dabei noch so behutsam zu Werke gehen, so
hat man doch immer einen kleinen Silberverlust; die aufgewendete Potasche, Kohlen
und Zeit nicht zu rechnen.
Um nun dieses alles zu umgehen und das Chlorsilber auf eine einfache, gefahrlose und
wohlfeile Weise zu reduciren, bediene ich mich des galvanischen Stromes, und zwar
auf folgende Weise:
Das Chlorsilber wird vollkommen ausgesüßt, so daß es gar keine Säure mehr zurükhält,
bis zu einem diken Brei eingetroknet und nun wieder mit einer gesättigten
Kochsalzlösung angerührt und in eine poröse Thonschale, d.h. einen Blumentopf oder
den Untersaz eines Blumentopfes gegossen. In eine zweite Schale von Porzellan, oder
irgend einer anderen der Schwefelsäure widerstehenden Masse, wird eine entsprechend
große amalgamirte Zinkplatte auf zwei Holzstäbchen gelegt und solche mit etwa
16–20fach verdünnter Schwefelsäure übergossen. Auf die Zinkplatte werden
ebenfalls zwei Holz- oder Glasstäbchen gelegt und auf diese die mit dem
präparirten Chlorsilber angefüllte poröse Thonschale gestellt. In die poröse
Thonschale legt man eine dünne Silber- oder Platinplatte und verbindet solche
vermittelst eines Silber- oder Platinstreifens mit der in der unteren Schale
liegenden Zinkplatte. Dadurch entsteht nun zugleich eine galvanische Action, was man
leicht an dem die beiden Platten verbindenden Metallstreifen sehen kann, indem in
der unteren Schale Wasser zersezt wird und das gebildete Gas in kleinen Bläschen
aufsteigt. Nach einer halben Stunde schon wird man bemerken, daß sich das in der
Nähe der Platinplatte befindliche Chlorsilber grau färbt, welches nun schon
metallisches Silber ist. Man läßt den Apparat so lange in Thätigkeit, bis alles
Chlorsilber reducirt ist, was man daran erkennt, wenn dasselbe beim Umrühren die
darauf stehende Flüssigkeit nicht mehr milchig färbt, sondern dieselbe vollkommen wasserhell
erscheint, und das reducirte Silber eine große Menge Gas ausstößt. Von Zeit zu Zeit
sieht man nach, ob an dem Verbindungsstüke noch Wasser zersezt wird, und ist dieses
nicht mehr der Fall, so gießt man etwas frische Schwefelsäure zu. Die Salzlösung
wird nun abgegossen, das metallische Silber getroknet und in einem Tiegel mit ein
wenig Potasche vor dem Blasebalge geschmolzen.
Auf diese Weise erhält man ein chemisch reines Silber, dessen Reduction nicht den
vierten Theil so viel kostet, als wenn man es mit Potasche schmilzt. Um z.B. das
Chlorsilber von 1 Mark Feinsilber zu reduciren, bedarf man etwa 6–8 Loth Zink
und einige Loth Schwefelsäure, wogegen man sonst 3 Mark Potasche, einen großen
Tiegel und eine entsprechende Menge Kohlen aufzuwenden und noch dabei 2–3
Stunden mit dem Schmelzen zu thun hatte, und stets in Sorge seyn mußte, daß das im
Tiegel befindliche Silber überkoche, während man jezt das schon metallische Silber
in einem kleineren Tiegel ohne alle Gefahr und Verlust vor dem Blasebalge schmelzen
kann.
Um das über den Apparat Gesagte zu verdeutlichen, füge ich eine Skizze desselben,
Fig. 36
und 37,
bei.
A, A ist eine Schale von Porzellan; B, B eine poröse Thonschale; z, z, z, z eine
amalgamirte Zinkplatte; P die in dem Chlorsilber
liegende Platin- oder Silberplatte; c, c, c, c
die Holzstäbchen, auf denen die Zinkplatte so wie die poröse Thonschale liegt; l der die Zinkplatte mit der Platinplatte verbindende
Metallstreifen; A, A wird mit verdünnter
Schwefelsäure, B, B mit dem (mit Kochsalzlösung
getränkten) Chlorsilber gefüllt.
Das auf diese Weise gewonnene feine Silberpulver dient auch vorzüglich dazu, um
Wachsabgüsse zur Galvanoplastik mit einem feinen Metallüberzuge zu versehen und sie
so zum galvanischen Leiter zu machen, indem dasselbe außerordentlich fein vertheilt
ist und sich deßhalb leicht mit einem weichen Pinsel auftragen läßt.