Titel: | Verfahren, um Bronze auf galvanischem Wege niederzuschlagen oder zu bilden; von Hrn. v. Ruolz. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XVI., S. 64 |
Download: | XML |
XVI.
Verfahren, um Bronze auf galvanischem Wege
niederzuschlagen oder zu bilden; von Hrn. v. Ruolz.
Aus den Comptes rendus, Aug. 1842, Nr.
6.
v. Ruolz, Verfahren Bronze auf galvanischem Wege
niederzuschlagen.
Schon Becquerel's sinnreiche Anwendungen der Elektrochemie
in der Metallurgie machten es wahrscheinlich, daß es gelingen dürfte, auch
Metalllegirungen auf galvanischem Wege aus Auflösungen niederzuschlagen. Ich habe
mich mit diesem Gegenstande beschäftigt und glaubte mich dabei besonders an die
Bronze oder das Geschüzmetall halten zu müssen, weil diese Legirung wegen ihrer
zahlreichen Anwendungen eine der wichtigsten ist.
Geseze der gleichzeitigen Fällung. – Aus meinen
Versuchen geht hervor, daß man folgende Bedingungen erfüllen muß, um zwei Metalle
gleichzeitig auf galvanischem Wege niederzuschlagen:
1) Die beiden zu vermischenden Metallauflösungen dürfen sich nicht gegenseitig
zersezen, so daß irgend eine unauflösliche Verbindung entstünde;
2) es genügt nicht, die Metallauflösungen in solchem Verhältniß zu mischen, daß ihr
Gehalt an beiden Metallen zusammengenommen der verlangten Legirung entspricht,
sondern es muß dabei auch das Fällungsgesez jedes einzelnen Metalls berüksichtigt
werden, mit anderen Worten, die elektrische Kraft, welche nöthig ist, um in einer
Zeit x eine bestimmte Menge von jedem derselben
niederzuschlagen.
Galvanische Fällung von Bronze. – So muß man, um
eine Legirung zu erhalten, welche aus 90 Kupfer und 10 Zinn besteht, eine Auflösung
anwenden, welche diese zwei Metalle in ganz anderen Verhältnissen enthält.
Verschiedene Muster von bronzirtem Eisen, welche ich der
Akademie übergab und die nach den angestellten Analysen wie das Geschüzmetall 10 bis
20 Proc. Zinn enthalten, wurden dargestellt, indem man eine Säule mit constantem
Strom (Daniell'sche Becherbatterie) auf eine
folgendermaßen zusammengesezte Auflösung wirken ließ:
Man löst in 5000 Gewichtstheilen Wasser so viel Cyankalium auf, daß die Flüssigkeit
an Baumé's Aräometer 4 Grade zeigt, wenn die
Temperatur 20° R. beträgt. In dieser Flüssigkeit löst man dann bei einer
Temperatur von 40 bis 48° R. 30 Theile troknes Cyankupfer auf und zulezt bei
derselben Temperatur noch 10 Theile Zinnoxyd (Zinnbioxyd). Ein Theil des Zinns
reducirt sich zu Metall und bildet daher ein schwarzes Pulver; das übrige löst sich
höchst wahrscheinlich nicht als Doppelcyanid, sondern als zinnsaures Kali auf, und zwar
durch den in der Cyankalium-Lösung enthaltenen Alkali-Ueberschuß.
Dieses galvanische Bronziren dürfte für viele eiserne Gegenstände angewandt werden,
wofür sich das Verkupfern theils wegen der unangenehmen Farbe des Rothkupfers,
theils wegen der Veränderlichkeit dieses Metalles nicht eignet; auch für
Kunstgegenstände aus Gußeisen wäre es sehr zu empfehlen.
Verbleien. – Ich wußte an dem früher hiezu
angegebenen Verfahren (polyt. Journal Bd. LXXXIII.
S. 141) nichts zu ändern und übergab seitdem der Akademie ein eisernes
Rohr, welches innen wie außen mit 2 Kilogr. Blei überzogen ist. Ich glaube, daß sich
das galvanische Verbleien sehr vortheilhaft zum Conserviren der Wasserleitungsröhren
anwenden ließe, so wie schwerer Maschinentheile, besonders der Dampfmaschinen von
Paketbooten, welche der zerstörenden Einwirkung des Meerwassers ausgesezt sind;
bekanntlich wird das Blei von den meisten chemischen Agentien nur sehr schwer
angegriffen.
Ich habe auch nach der Form der gewöhnlichen Dachziegel solche aus Eisenblech
schneiden und nach meiner Methode stark verbleien lassen; dieselben können wegen
ihrer Leichtigkeit statt der irdenen Ziegel angewandt werden, ohne daß man das
übliche System beim Dachdeken ändert.
Verzinnen. – Ich übergab der Akademie ein Stük
eines gußeisernen Karnießes, welches ich mit einer starken Zinnschichte überzog.
Nach der Schönheit desselben zu urtheilen, könnte man das galvanische Verzinnen bei
einer Menge solcher Zierrathen anwenden, um sie gegen den nachtheiligen Einfluß der
Luft und Feuchtigkeit zu schüzen.
Ueber die respectiven Vortheile des galvanischen Verzinkens,
Verbleiens und Verzinnens. – Meine Versuche lieferten in dieser
Hinsicht folgende Resultate:
1) Das galvanische Verzinken ist bei großen Gegenständen technisch unanwendbar, weil
es einen ungeheuren Aufwand von elektrischer Kraft erheischt: so reichten 6 Elemente
meiner Säule (polyt. Journal Bd. LXXXIII. S.
134) hin, um auf einer eisernen Röhre 2 Kilogr. Blei abzulagern, während
eine ähnliche Röhre mittelst 300 Elementen derselben Säule in gleicher Zeit nur 500
Gramme Zink annahm.
2) Das Zink wird in Berührung mit Eisen positiv; der daraus hervorgehende schüzende
Einfluß erstrekt sich jedoch nicht weit, denn wenn sich bei einem verzinkten
Gegenstand ein Theil des Eisens entblößt, so rostet dieser Theil eben so schnell,
als wenn der Gegenstand auf der übrigen Oberfläche gar nicht verzinkt wäre. Davon habe ich mich durch
wiederholte Versuche überzeugt.
3) Das Zink ist an und für sich ein leicht angreifbares Metall und steht in dieser
Hinsicht dem Zinn, besonders aber dem Blei weit nach, welchen man überdieß aus dem
oben angegebenen Grunde eine Viel größere Dike geben kann.
4) Die Uebelstände des Verzinkens eiserner Gegenstände durch Eintauchen derselben in
ein Bad geschmolzenen Zinks sind bekannt.
Aus allen diesen Gründen ist das Blei (oder nach Umständen Zinn) als Schuzmittel des
Gußeisens oder Stabeisens dem Zink vorzuziehen.
Zum galvanischen Verbleien wende ich eine Auflösung von Bleiglätte in Aezkali an; da
lezteres sich nicht zersezt, so läßt sich das einmal bereitete Bad immer wieder
benuzen und stets auf gleichem Sättigungsgrade erhalten, entweder indem man als
positiven Pol ein großes Bleiblatt anwendet, wovon sich so viel auslöst, als Blei
niedergeschlagen wurde, oder indem man das Bad in dem Maaße, als es sich erschöpft,
wieder mit Bleiglätte sättigt. Die Handarbeit und der Aufwand an Elektricität sind
bei diesem Verfahren unbedeutend.
Die galvanische Verbleiung ließe sich mit Vortheil zum Conserviren der Kanonenkugeln
benuzen, welche sich auf dem Meere verändern und dann nicht mehr das richtige
Kaliber haben, daher man sie bei der Rükkehr von langen Expeditionen auf mechanischem Wege mit einem Bleiüberzug versieht, welches
Verfahren ohne Vergleich kostspieliger als das von mir vorgeschlagene ist.