Titel: | Lithographisches Tuschen mit dem Pinsel; von Hrn. Hanke, Lithograph. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XVIII., S. 72 |
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XVIII.
Lithographisches Tuschen mit dem Pinsel; von Hrn.
Hanke,
Lithograph.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Jul. 1842, S. 299.
Hanke's lithographisches Tuschen mit dem Pinsel.
Nachdem man die Tusche auf der Palette ausgebreitet, rührt man sie mit destillirtem
Wasser an, indem man entweder mit dem Finger reibt oder sich eines kleinen Läufers
bedient. Um die Töne aufzutragen, muß man bemüht seyn, die Farbe immer in derselben
Richtung, und nicht hin und her, auszubreiten; man nimmt in den Pinsel nur so viel
Tusche, als nöthig ist, um die Oberfläche des Steins leicht zu befeuchten; denn wenn
man die Tusche in großer Menge aufträgt, so troknet sie zu lange nicht und man
erhält keine feinen und gleichen Töne. – Ehe man sich an eine fortgesezte
Arbeit macht, thut man wohl, sich eine Scala von Tönen, von den feinsten bis zu den
stärksten verfertigen, weil der etwas befeuchtete Pinsel gar keinen Ton zu geben
scheint, während beim Troknen doch ein solcher erscheint. Ist dieß geschehen, so
fängt man mit einem sehr leichten und gleichen, allgemeinen Ton an, fährt aber nicht
noch einmal über die schon aufgetragenen Töne, ehe sie völlig troken sind. Um die
Tinte so gleich zu machen, als möglich, führt man den Pinsel der ganzen Länge
derselben nach hindurch; ein zweiter Pinselstrich wird nun in derselben Richtung
neben dem ersten aufgetragen u.s.f. unter Vermeidung auf die Töne zurükzukommen, ehe
die Tinte ganz troken ist. Nur bei den ersten Tönen ist diese Vorsicht nöthig;
später arbeitet man freier fort.
Der Umriß wird mit einem feinen Pinsel auf eine mit Blutstein oder Bleistift gemachte
Gegenprobe gefertigt, und man kann, wenn er troken ist, darüber hin waschen, ohne
befürchten zu müssen, ihn zu verderben. Mit einem Stift derselben Beschaffenheit wie
die Tusche, nur daß die Seife durch Gummilak ersezt ist, kann man seine Skizze
machen, ohne daß sie sich beim Tuschen verwischt; allenfallsige Unreinigkeiten nimmt
man mit dem Radirmesser hinweg, wie bei der gewöhnlichen Lithographie. – Wenn
die Töne troken sind, fährt man mit einem Tuch oder einem Stük Flanell, aber ohne zu
reiben, über die ganze Zeichnung hin, um den Staub zu entfernen. Die fertige
Zeichnung wird wie eine Stiftzeichnung präparirt und wenigstens 2 Stunden lang unter
dem Gummi gelassen; man behandelt sie mit Terpenthinöhl, ehe man einen Abdruk macht;
ehe man aber die Tinte darüber zieht und namentlich, wenn es fixe Töne gibt, ist es
gut, mit einem Stük mit Leinöhl getränkten Flanells zu reiben. Um eine Zeichnung
nach diesem Verfahren gut auszuführen, verschafft man sich einen Stein von erhabenem
guten, mittleren Korn; er muß sorgfältig gewaschen und mit Flanell abgerieben
werden, um die zwischen den Körnern sich etwa befindenden fremdartigen Körper zu
entfernen.
Zusammensezung der Tinte. Wachs 1 Theil; Schweineschmalz
2 Th.; Wallrath 3 Th.; Seife 2 Th., ausgeglühten Kienruß, der auf Marmor mittelst
eines Läufers möglichst fein gerieben wird. Man läßt alles zergehen und erwärmt, bis
die Masse, wenn man sich ihr mit einem Schwefelhölzchen nähert, Feuer fängt; man
läßt sie unter Umrühren mit einem Löffel ein paar Secunden brennen.
Abkürzung der Arbeit der Federzeichnung. Man paust die
nachzubildende Zeichnung mit lithographischer Tinte auf gewöhnliches Pflanzenpapier
entweder mit einer zugespizten Reißfeder, oder mit einer stumpfen Lithographirfeder
oder auch einer Rabenfeder durch; legt hierauf diese Pause zwischen behufs des Druks
angefeuchtete Papierbögen und unterwirft sie dann, auf den Stein gebreitet, der
Wirkung eines einzigen Druks. Man erhält so einen Gegenabzug, welcher folgende
Vorzüge vereinigt: 1) man umgeht das Gegenpausiren, bei welchem man sich von dem
Geist der Zeichnung doch immer mehr oder weniger entfernt; 2) man erhält einen
leichten, festen Zug, wie die Graveurs auf dem Kupfer, der, in der Folge in der
Zeichnung verloren, kek an denselben hinzuzeichnen gestattet. Dieses Verfahren kürzt
bei der Federzeichnung die zum Pausiren und Abziehen der Gegenprobe erforderliche
Zeit ab; es vermindert die Unannehmlichkeit des Verkehrtzeichnens und die
Schwierigkeit, vorzüglich beim Lampenlicht, einen mit Blutstein oder Bleistift
schwach gezogenen Strich zu verfolgen.