Titel: | Beschreibung einer Einrichtung zur Schwefelsäure-Fabrication mit fünf verbundenen Bleikammern, um täglich 10,000 Kilogramme concentrirte Schwefelsäure produciren zu können. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XXIX., S. 119 |
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XXIX.
Beschreibung einer Einrichtung zur
Schwefelsaͤure-Fabrication mit fuͤnf verbundenen Bleikammern, um
taͤglich 10,000 Kilogramme concentrirte Schwefelsaͤure produciren zu
koͤnnen.
Aus dem in russischer Sprache zu St. Petersburg
erscheinenden Journal für
Manufacturen, 1842, Bd. I. S. 24.
Mit Abbildungen auf Tab.
II und III.
Einrichtung zur Schwefelsäure-Fabrication mit fünf
verbundenen Bleikammern.
In Frankreich wurde seit dem Jahre 1834 eine verbesserte Methode Schwefelsäure zu
fabriciren eingeführt, welche folgende Vortheile darbietet:
1) Um gleichviel Schwefelsäure zu fabriciren, werden gegen die frühere Methode 2/3
der Auslagen für Apparate und Einrichtungen erspart;
2) aus 100 Pfd. Schwefel erhält man im Durchschnitt 310 Pfd. concentrirte
Schwefelsäure, während man nach der früheren Methode nie über 290 Pfd. gewann;
3) die Schwefelsäure gefriert im Winter niemals in den Bleikammern;
4) man braucht um 1/5 weniger Salpetersäure als sonst;
5) man erhält die Schwefelsäure aus den Kammern immer von gleicher Stärke und zwar
von 52° B., während man sie früher nur von 48° erhielt, daher man sie
um weitere vier Grade concentriren mußte.
Die wesentlichen Theile der neuen Einrichtung sind:
1) Der Verbrennungsofen (des Schwefels) A, welcher unter
der ersten Bleikammer C, und zwar neben ihr angebracht
ist (siehe Fig.
1, Taf. II);
2) das große Rohr B, welches das schwefligsaure Gas und
die Luft aus dem Verbrennungsofen in die erste Kammer C
leitet;
3) die erste Bleikammer C, chambre de
dénitrification genannt;
4) die zweite Bleikammer E, welche allein die Gefäße mit
Salpetersäure enthält;
5) die dritte oder große Bleikammer G;
6) die vierte Kammer J, worin der Proceß der
Schwefelsäure-Bildung beendigt und die aus den vorhergehenden Kammern
einströmenden Gase zum Theil verdichtet werden;
7) die fünfte und lezte Kammer M, worin die Gase nur noch
wenig oder gar nicht mehr auf einander einwirken;
3) der Refrigerator Q, worin die aus der fünften Kammer
entweichenden
Schwefelsäure-Dämpfe verdichtet werden, so daß sie nicht in die Luft
austreten können;
9) das Zugrohr O mit Regulator, durch welches die in den
Kammern nicht verdichtbaren Gase in die Luft austreten;
10) ein kleiner Dampfkessel R, welcher den Wasserdampf
für sämmtliche Kammern liefert.
Wir wollen nun jede dieser Vorrichtungen im Detail
beschreiben:
1) Verbrennungsofen
A. Der Ofen, in welchem der Schwefel verbrannt, also das
schwefligsaure Gas gewonnen wird, hat folgende Dimensionen: Höhe 2 1/5 Meter, Breite
3, Länge 3 Met. Bei der Einrichtung mit fünf Kammern, welche wir beschreiben, sind
zwei solche Verbrennungsofen erforderlich. Das Gehäuse des Ofens ist noch mit einem
zweiten Gehäuse (Mantel) umgeben und zwischen beiden circulirt die von Außen (in den
Mantel) einströmende kalte Luft, durch welche die Temperatur des Verbrennungsofens
regulirt wird.
Von großem Einfluß auf den guten Verlauf der Schwefelsäurebildung ist die Quantität
Luft, welche man in den Verbrennungsofen selbst einströmen läßt, theils um die
Verbrennung des Schwefels, theils um den Oxydationsproceß in den Bleikammern zu
unterhalten; das Einströmen dieser Luft läßt sich einerseits durch die am Ofen
angebrachten Thürchen mit Schieber und andererseits durch den im Zugrohr O (Tab. II, Fig. 10) befindlichen
Regulator gehörig dirigiren.
2) Das große Rohr B
(Tab. II, Fig.
1), welches die Gase aus dem Verbrennungsofen in die erste Kammer C leitet, besteht aus Gußeisen, denn ein bleiernes würde
bald zerstört werden; es geht durch einen bleiernen Muff c, welcher oben in der Wand der ersten Bleikammer C angebracht ist. Damit die Gase ungezwungen in die Kammer einströmen
können, muß das Rohr B einen Meter im Durchmesser haben;
die Höhe desselben (nämlich die senkrechte Entfernung zwischen der
Verbrennungsstelle des Schwefels und der Deke der ersten Kammer) ist wegen der
erforderlichen Spannung der Gase sehr zu berüksichtigen; sie muß wenigstens 7 Meter
betragen.
Um die Einströmung der Gase aus dem Verbrennungsofen in die erste Kammer zu
beschleunigen, hat man in der lezten Zeit angefangen, an der Ausmündung des Rohrs
Wasserdampf mit den Gasen in die erste Kammer zu leiten, wie dieß Fig. 12, Tab. III zeigt.
In lezterer Figur ist F das gußeiserne Rohr, durch
welches die Gase aus dem Verbrennungsofen strömen; a die
Dampfröhre;
A ein Theil der ersten Bleikammer und b, b der bleierne Muff, durch welchen das Rohr F gestekt wird.
3) In der ersten Kammer
C werden die aus dem Verbrennungsofen einströmenden Gase
gehörig vermischt; in derselben kommen sie jedoch bloß mit derjenigen salpetrigen
Säure und Salpetersäure in Berührung, womit die auf dem Boden der Kammer befindliche
Schwefelsäure (von einer früheren Periode der Fabrication) verunreinigt ist. Weil
die auf den Boden der ersten Kammer eingelassene Schwefelsäure in derselben von
Salpetersäure befreit wird, nennt man diese Kammer chambre de
dénitrification.
4) In der zweiten Bleikammer
E ist eine Reihe von Gefäßen oder Schüsseln (Fig. 3, Taf.
III), welche Salpetersäure enthalten, staffelförmig aufgestellt. Die Salpetersäure
gelangt auf folgende Weise in diese Kammer: sie strömt aus dem mit einem Heber B versehenen Behälter A,
Fig. 7,
Taf. II in die erste Schüssel, lauft von dieser in die zweite, etwas tiefer
stehende, Schüssel und so fort bis in die sechste Schüssel aus, von welcher sie auf
den Boden der Bleikammer gelangt. Diese Einrichtung ist deßhalb getroffen, damit die
Säure mit den Gasen der Kammer gehörig in Berührung kommen und dadurch geschwächt
werden kann, ehe sie auf den Boden der Kammer auslauft, welcher sonst durch sie
zerfressen würde. Ueberdieß muß man auf dem Boden der zweiten Kammer zur Sicherheit
immer eine Schichte Schwefelsäure zurüklassen.
Wir wollen nun die Art beschreiben, wie man das regelmäßige Zuströmen der
Salpetersäure in die in der zweiten Kammer befindliche erste Schüssel bezwekt (man
s. Taf. II, Fig.
7, und Taf. III, Fig. 1 und 3). Wenn man einen
einzigen Behälter für die Salpetersäure benuzen wollte, so müßte derselbe ziemlich
groß und weit seyn, damit das Niveau nicht allzu rasch sinkt. Da solche schwer zu
bekommen sind, so wendet man anstatt eines einzigen Behälters fünf oder sechs Gefäße
A, Fig. 1, Taf. III an,
welche in einer Reihe aufgestellt und durch Heber D mit
einander verbunden sind. Man braucht dann die Salpetersäure täglich nur zwei-
bis dreimal zu erneuern, um die in die Kammer übergegangene zu ersezen; sie wird in
das Gefäß B gegossen, aus welchem sie in die Gefäßes
überzieht.
Die Salpetersäure fließt in die Kammer aus dem lezten Gefäße A' durch den mit dem Schwimmer F versehenen
Heber D. Dieser Heber muß einen solchen Querschnitt
haben, daß die Menge Salpetersäure, welche z.B. in einer halben Stunde durch ihn
lauft, derjenigen gleich ist, welche im Verlauf derselben Zeit zur Bildung der
Schwefelsäure in den Kammern verzehrt wird. Mit einer Kammern-Construction,
wie wir sie gegenwärtig beschreiben, kann man in 24 Stunden 10000 Kilogr. (concentrirte)
Schwefelsäure bereiten, wozu etwa 300 Kilogr. Salpetersäure erforderlich sind, daher
im Verlauf von einer halben Stunde 6 3/10 Kilogr. Salpetersäure in die zweite Kammer
fließen müssen. Will man zeitweise ein geringeres Quantum Schwefelsäure in derselben
Zeit fabriciren, so muß man den Querschnitt des Heberendes vermindern oder einen
Hahn an denselben ansezen.
Uebrigens hat die Erfahrung gelehrt, daß es weit besser ist, die Salpetersäure
schnell und periodisch in die Kammer einzulassen, als ihr ein continuirliches
Ueberströmen in das erste Gefäß der zweiten Kammer zu gestatten. Um das periodische
Zuströmen zu erzweken, läßt man sie aus dem Heber D, F
nicht direct in die Kammer auslaufen, sondern sammelt sie in einem mit dem Heber C versehenen Gefäße A (Taf.
II, Fig. 7),
welches die Säure periodisch in den Trichter I (Taf.
III, Fig. 1)
liefert. Angenommen, man wolle in 24 Stunden 10000 Kilogr. Schwefelsäure bereiten,
und in je einer halben Stunde (was nöthig ist) Salpetersäure in die Kammer
einlassen, so muß das Gefäß A (Fig. 7, Taf. II) bis zur
Linie nn, welche der Mündung des Hebers
entspricht, 6 3/10 Kilogr. Salpetersäure fassen. So lange die Säure noch nicht bis
zur Linie nn gestiegen ist (welche sie aber nach
Verlauf von einer halben Stunde erreichen muß), kann durchaus keine Salpetersäure in
die Kammer ablaufen; sobald sie aber diese Linie erreicht hat, füllt sich der durch
die Gloke B und die Röhre C
gebildete Heber, und wenn folglich die Röhre C einen
6–7mal größeren Durchmesser hat als der Heber, welcher die Säure in das Gefäß
A leitet, so lauft die Flüssigkeit sehr schnell,
nämlich in einigen Minuten in den Trichter D und von
diesem in die zweite Kammer aus. Mittelst dieser sinnreichen Vorrichtung füllt sich
also das Gefäß A im Verlauf von einer halben Stunde bis
zur Linie nn mit Salpetersäure und in einigen
Minuten strömt die Säure dann aus demselben in die Kammer.
Die Röhre C (Fig. 7, Taf. II) muß in
den Boden des Gefäßes A eingekittet werden; da aber kein
Kitt der Salpetersäure lange widersteht, so ist es besser, sie mit dem Gefäß aus
einem Stük zu verfertigen. Die Gloke B kann durch eine
Belastung an ihrer Stelle erhalten werden; in einigen Fabriken bezwekt man dieß
durch die Fig.
13, Taf. III abgebildete Einrichtung: a ist
das große Gefäß, G die Gloke, d ihr Henkel und b eine durch den Glokenhenkel
gehende Querstange.
5) In der dritten oder großen Kammer
C geht die schweflige Säure schon größtentheils in
Schwefelsäure über; der Hohlraum dieser Kammer beträgt 64,000 Kubikfuß oder 2300
Kubikmeter. Man läßt
durch 4 oder 5 Röhren Wasserdampf in sie einströmen.
6) und 7) Die vierte und fünfte Bleikammer unterscheiden
sich von den vorhergehenden bloß durch ihre Dimensionen. Die in den drei ersten
Kammern gebildete Schwefelsäure wird hier fast gänzlich verdichtet und es verwandelt
sich das noch rükständige schwefligsaure Gas fast vollständig in Schwefelsäure. In
einigen Fabriken hat man der fünften Kammer noch eine sechste beigefügt, um den
beabsichtigten Zwek desto sicherer zu erreichen.
8) Der Refrigerator
Q (Fig. 1, Taf. II) ist in
Fig. 3,
4 und 5 auf Taf. II
im Detail abgebildet. In ihm wird die Schwefelsäure absorbirt, welche die aus den
Kammern entweichenden unverdichtbaren Gase in dampfförmigem Zustande mit sich
reißen. Die Dämpfe streichen im Refrigerator über zwei Schichten Wasser, ehe sie in
das Zugrohr O entweichen. An diesem Refrigerator
(welchen man in einen Kasten einschließen muß) läßt sich der obere Theil bequem
abnehmen, was seine Reinigung erleichtert.
9) Das bleierne Abzugsrohr
O (Taf. II, Fig. 1), durch welches die
unverdichtbaren Gase in die Luft entweichen, enthält in einiger Entfernung von
seinem Boden den in Fig. 9, 10, 11 und 12 abgebildeten Regulator; durch denselben
soll der Druk und folglich die Geschwindigkeit der Gasströmung in den Kammern
regulirt werden. Er besteht aus einer Trommel vom doppelten Durchmesser des
Abzugrohrs; in der Mitte ihrer Höhe ist eine horizontale Scheidewand mit Oeffnungen
angebracht, welche, wenn sie alle offen bleiben, eben so viel von den Gasen
durchlassen, als das Zugrohr O, weil die Größe aller dem
Querschnitt des Zugrohrs gleich ist. Man kann daher nach Belieben den Druk und
dadurch die Geschwindigkeit der Gasströmung durch die Kammern vermindern, indem man
eine, zwei oder mehrere dieser Oeffnungen verschließt. In Fig. 9, 10, 11 und 12 auf Taf. II ist die
Vorrichtung genau abgebildet; F ist ein Bleirohr; E die Trommel, worin sich die Scheidewand befindet; I die Scheidewand mit runden Oeffnungen; H sind bleierne Schalen, womit die Oeffnungen
geschlossen werden.
10) Der Dampfkessel
R (Fig. 1, Taf. II) muß eine
der sich bildenden Schwefelsäure gleiche Menge Wasserdampf in die Kammern treiben;
der Manometer desselben soll beständig einen Dampfdruk von 8–12 Centimetern
anzeigen. Für die beschriebene Einrichtung muß der Kessel also 416 Kilogr. Dampf in
der Stunde liefern können, und es ist besser, mehr als weniger Wasserdampf in die
Kammern einströmen zu lassen.
Verlauf der Processe und Operationen bei
der Schwefelsäure-Erzeugung.
Das schwefligsaure Gas in Vermischung mit der Luft gelangt aus dem Verbrennungsofen
in die erste Kammer C durch das weite senkrechte Rohr
B. Aus der ersten Kammer strömt das Gasgemisch in
die zweite Kammer E durch die Röhre D, welche unten an der Kammer E angebracht ist; darin kommt es mit der in den Schüsseln enthaltenen
Salpetersäure in Berührung. Die Röhre F, welche oben an
der zweiten Kammer angebracht ist, läßt die Gase aus lezterer in die große Kammer
einströmen, aus welcher sie durch die Röhre I, die vom
unteren Theile der großen Kammer nach dem oberen Theile der vierten Kammer hinzieht,
in leztere geleitet werden. Aus der vierten Kammer J
gelangen die Gase durch das Rohr K in das Gefäß V, welches in Fig. 6, Taf. II besonders
abgebildet ist, und aus lezterem treten die nicht verdichteten Dämpfe und Gase durch
die Röhre L in die fünfte Kammer M an derem oberen Ende ein. Endlich leitet sie das Rohr N in den Refrigerator Q, aus
welchem die unverdichteten Gase durch das Zugrohr O in
die Luft entweichen.
Die sauren Flüssigkeiten oder die Schwefelsäure sammelt sich in der großen Kammer G (Fig. 1, Taf. II), aus
welcher man sie in die bleiernen Concentrations-Pfannen abzieht. Die in der
zweiten Kammer E befindliche Schwefelsäure, welche viel
Salpetersäure enthält, zieht man, um sie von lezterer zu befreien, in die erste
Kammer C ab, zu welchem Zwek die kleine Röhre u beide Kammern verbindet. Aus der ersten Kammer C wird die Schwefelsäure dann in die große Kammer G vermittelst der kleinen Röhre g abgelassen.
Wie man aus der Zeichnung sieht, befindet sich der Boden der zwei ersten Kammern fast
1 1/2 Meter über dem Boden der großen Kammer; diese Einrichtung ist deßhalb
getroffen, damit die Schwefelsäure bei ihrem Uebergang in die dritte Kammer, während
sie in einer gewissen Höhe auf deren Boden herablauft, nicht nur mit den Gasen in
innigere Berührung kommen kann, sondern auch eine Bewegung der ganzen
Flüssigkeitsmasse dieser Kammer veranlassen muß.
Aus der fünften Kammer wird die Schwefelsäure in die vierte und aus dieser in die
dritte oder Hauptkammer abgelassen. In lezterer Kammer muß die Säure bei einem guten
Verlauf der Fabrication 52° B. stark werden.
Dimensionen der Apparate.
Wir wollen hier nur von den wesentlichen Vorrichtungen die Dimensionen anführen, da
alle Maaße in den Abbildungen eingeschrieben sind.
I. Kammer. Höhe 5 Meter; Breite 3 1/4, Meter; Länge 6
Met.; Inhalt 97 1/2 Kubikmeter.
II. Kammer. Deßgleichen.
III. Kammer. Höhe 6 1/2 Met.; Breite 13 Met.; Länge 26
Met.; Inhalt 2200 Kubikmeter.
IV. Kammer. Höhe 6 Met.; Breite 5 1/2 Met.; Länge 7 Met.;
Inhalt 231 Kubikm.
V. Kammer. Gleiche Dimensionen.
Röhren. — Die Röhre, welche die Gase aus dem
Verbrennungsofen in die erste Kammer leitet, ist wenigstens 7 Meter hoch und hat 1
Met. im Durchmesser; der Durchmesser der Verbindungsröhre zwischen der ersten und
zweiten Kammer ist 0,80 Met.; zwischen der zweiten und dritten ebenfalls 0,80 M.;
zwischen der dritten und vierten 0,60 M.; zwischen der vierten und fünften 0,50 M.;
derjenige des Abzugrohrs 0 für die Gase ist 0,35 M.
Materialien und Producte.
Schwefel. – In der beschriebenen
Kammern-Verbindung kann man in 24 Stunden 10000 Kilogr. Schwefelsäure
erzeugen, gewöhnlich aber erhält man weniger; als Grundlage muß man annehmen, daß 30
Kil. Schwefel durch 1000 Kubikfuß Luft verbrannt werden können; nun beträgt der
Inhalt aller fünf Kammern 80000 Kubikfuß; folglich werden in 24 Stunden 2400 Kilogr.
oder stündlich 100 Kilogr. Schwefel verbraucht. Die Menge der täglich von lezterem
Quantum erzeugten (concentrirten) Schwefelsäure wechselt zwischen 308, 310 und
selbst 320 Kilogr., je nachdem die Einrichtung des Apparats und seine Direktion eine
mehr oder weniger vollkommene ist. Nimmt man die Mittelzahl, nämlich 310 Säure auf
100 Schwefel an, so gewinnt man in 24 Stunden beinahe 7500 Kilogr. Schwefelsäure.
Bisweilen finden es die Fabrikanten in ihrem Interesse, mit Aufopferung von Schwefel
innerhalb einer gewissen Zeit eine größere Menge Säure zu produciren.
Salpetersäure. – Es wurde schon bemerkt, daß auf
1000 Kilogr. Schwefel meistens 100 Kilogr. Salpetersäure erforderlich sind; in gut
dirigirten Fabriken ist das Verhältniß jedoch ein geringeres und man braucht auf
2400 Kilogr. Schwefel selten über 192 Kilogr. Salpetersäure. Wenn innerhalb einer
gewissen Zeit mehr Schwefel verbrannt wird, ist unverhältnißmäßig mehr Salpetersäure
erforderlich.
Luft. – Von großem Einfluß auf den Verlauf der
Schwefelsäurebildung in den Kammern ist das geeignete Einströmen von Luft in den
Verbrennungsofen; auf 1 Kilogr. Schwefel sollen 8 Kubikmeter Luft kommen. Der Strom
kalter Luft in den Mantel, welcher das Gehäuse des Verbrennungsofens umgibt, läßt
sich mittelst der Zuglöcher desselben leicht dirigiren und dadurch die Temperatur
des Verbrennungsofens herabstimmen.
Schwefelsäure. – Die aus der großen Bleikammer
abgezogene Schwefelsäure hat 52° B.; sie wird in bleiernen Pfannen, welche
staffelweise neben einander angebracht sind, wie Fig. 7, 8, 9 und 10, Taf. III zeigen, bis
auf 60° B. concentrirt; nachdem sie diese Stärke erreicht hat (wo sie dann
bei fernerer Erhizung das Blei angreifen würde), concentrirt man sie vollends in der
Platindestillirblase auf 66° B.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel II. – Fig. 1 ist der
Längendurchschnitt und Fig. 2 der Grundriß der
fünf verbundenen Bleikammern mit allem Zugehör. Die Details wurden oben schon
beschrieben.
Fig. 3 ist der
Längendurchschnitt des Refrigerators (Abkühlapparats) Q
(Fig. 1)
und zwar nach der Linie XX von Fig. 4.
Fig. 4 ist der
Grundriß des Refrigerators nach der Linie YY von
Fig.
3.
Fig. 5 ist der
Querdurchschnitt des Refrigerators nach der Linie ZZ von Fig. 3 und 4.
Fig. 6 ist der
Querdurchschnitt des Gefäßes V in Fig. 1.
Fig. 7 ist der
senkrechte Durchschnitt des Gefäßes A mit Heber, welches
die Salpetersäure periodisch in die Kammer liefert;
Fig. 8 der
Grundriß desselben.
Fig. 9 zeigt
den im Zugrohr O (Fig. 1) angebrachten
Regulator von der Seite und Fig. 10 ist ein
senkrechter Durchschnitt durch den Mittelpunkt desselben.
Fig. 11 ist
der Grundriß des Regulators nach der Linie XX in
Fig. 9 und
10.
Fig. 12 ist
der Grundriß desselben nach der Linie YY in Fig. 9 und 10.
Tafel III. – Fig. 1 ist der senkrechte
Durchschnitt der Reihe von Flaschen, welche das Hebergefäß B (Fig.
7, Taf. II) mit Salpetersäure speisen.
A Flaschen oder Ballons von Steingut, welche durch die
Heber miteinander
verbunden sind; B Gefäß aus Steingut, in welches man die
Salpetersäure gießt, die sich dann in die Ballons A
hinüberzieht; C Hebergefäß; D Heber, welche die Ballons A miteinander
verbinden; der lezte Heber D, welcher die Säure in das
Hebergefäß C liefert, ist mit einem Schwimmer F versehen. G gläserne
Zwischenflasche, welche das Niveau der Salpetersäure in den Steingut-Ballons
A anzeigt. H Gabel,
welche den mit Schwimmer F versehenen Heber D hält. I Trichter, in
welchen die Säure aus dem Hebergefäß C lauft.
Fig. 2 ist der
Querdurchschnitt des Concentrations-Apparates mit seinem Ofen.
A die Platindestillirblase. B ihr Helm. C bleiernes Schlangenrohr; es
liegt in einem hölzernen, innen mit Blei gefutterten Kasten, welchen man mit
schwacher Schwefelsäure beschikt, um leztere nebenbei zu concentriren. D ist dieser als Kühler für das Schlangenrohr dienende
Bleikasten. E Ofen der zum Concentriren der Säure auf
60° B. dienenden Bleipfannen, aus welchen dieselbe dann in den Platinkessel
gelangt.
Fig. 3 zeigt
die in der zweiten Bleikammer E aufgestellten Schüsseln
mit Salpetersäure. Leztere lauft aus dem Hebergefäß durch die Röhre X in die erste Schüssel.
Fig. 4 ist ein
Theil der dritten Bleikammer G.
Fig. 5
erläutert die Befestigung der Deke der Bleikammern am Balkengerüst und Fig. 6 die
Befestigung ihrer Seitenwände.
Fig. 7 ist ein
Längendurchschnitt der zum Concentriren der Schwefelsäure auf 60° B.
dienenden Bleipfannen;
Fig. 8 ein
Querdurchschnitt dieses Concentrations-Apparats und seines Ofens nach der
Linie XX in Fig. 7 und 10.
Fig. 9 ist ein
Querdurchschnitt dieses Apparats und Ofens nach der Linie YY in Fig. 7 und 10.
A, A', A'' sind die Bleipfannen; die aus der Kammer
ablaufende Säure von 52° B. gelangt zuerst in die Pfanne A. F ist der gemeinschaftliche Feuerherd der drei
Pfannen; C der Aschenraum. B,
B sind die Züge unter den drei Bleipfannen, worin die
Verbrennungs-Producte bis zu ihrem Austritt in den Kamin circuliren. D Oeffnung in der Vorderseite der Pfannen A', A'', durch welche die Säure, so lange sie mit ihr
nicht in gleichem Niveau ist, ausläuft. E Baksteinmauer
unter den Eisenplatten, auf welchen die Bleipfannen liegen.
Fig. 11 ist
ein Durchschnitt des Concentrations-Apparats, woraus man die Communication
der Platinblase mit der anstoßenden Bleipfanne ersieht. A,
A (in Fig.
7 mit A'', A'' bezeichnet) ist die Bleipfanne,
worin die Schwefelsäure die Dichtigkeit von 60° B. erlangt;
a, a, a sind die gußeisernen Platten, worauf die Pfanne
liegt. B der Heber, womit die Säure aus der Bleipfanne
abgezogen wird; C ist ein Gefäß mit Schnabel, womit man
den Zufluß der Säure in den Platinkessel beliebig herstellen und unterbrechen kann,
indem man es mittelst der über eine Rolle gehenden Schnur höher oder tiefer stellt.
Durch die Rinne D läuft die Säure aus dem Gefäß C in den Heber E des
Platinkessels F. G ist der Helm des Platinkessels und
H ein Platinheber zum Abziehen der concentrirten
Schwefelsäure; I ist der Kühlkasten dieses Hebers und
J der Abziehhahn desselben. K Rost des Platinkessels; L Aschenraum
desselben. M Rost der Bleipfanne A: N Aschenraum desselben. O Feuerspielung der
Pfanne A. P Feuerspielung des Platinkessels F.
Die Details von Fig.
12 und 13 sind schon früher beschrieben worden.
E. D.