Titel: | Ueber die Vervielfältigung der Teleskop-Spiegel auf galvanoplastischem Wege; von Fox Talbot. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XXXI., S. 134 |
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XXXI.
Ueber die Vervielfaͤltigung der
Teleskop-Spiegel auf galvanoplastischem Wege; von Fox Talbot.
Aus dem Mechanics' Magazine. Jul. 1842, S.
26.
Talbot, über Vervielfältigung der Teleskop-Spiegel auf
galvanoplastischem Wege.
Hr. Talbot kam zuerst auf diesen Gedanken, als der Graf
von Rosse (damals Lord Oxmantoun) vor zwei Jahren viel größere Spiegel zu katoptrischen
Fernröhren machte, als man deren früher je erhalten hatte und er dachte, daß wenn
man einmal einen recht großen und vollkommenen Spiegel habe, es möglich wäre, auf
galvanoplastischem Wege – nämlich durch eine auf wohlfeile Weise von dem
vorhandenen Original galvanoplastisch gewonnene Form – denselben zu
vervielfältigen, welcher Abguß, wenn er auch dem Original nicht ganz gleichkäme,
doch recht schöne und wichtige Instrumente abgäbe. Er bemerkte, daß wenn ein Abguß
galvanoplastisch von einer vollkommen polirten Fläche gewonnen wurde, er selbst auch
die feinste Politur hatte, so daß also hinsichtlich der Form, der Spiegel nicht
fehlerhaft ausfallen kann. Der große und auffallende Fehler bestand aber darin, daß
der galvanische Niederschlag Kupfer war, welches Metall bekanntlich nur wenig Licht
reflectirt, so daß ein sehr großer Kupferspiegel nicht mehr Licht reflectiren würde,
als ein sehr kleiner von Spiegelmetall. Hr. Prof. Wheatstone, dem er dieß mittheilte, hatte dieselbe Erfahrung gemacht und
theilte ihm seine über diesen Gegenstand ein paar Monate vorher niedergeschriebenen
Notizen mit, in welchen er vorschlug, galvanoplastische Abgüsse von Spiegeln in
Platin, Palladium, Silber oder Nikel zu verfertigen, für besondere Zweke auch die
Kupferniederschläge zu vergolden, mit der Fürsorge, daß die beiden Niederschläge gut
einander adhäriren; auf diese Weise, dachte er, müßten große Spiegel (wie die des
Lord Oxmantoun mit geringen Kosten zu copiren seyn. Den
Gedanken hatten also beide Gelehrte unabhängig von einander; bei der Vergleichung
ihrer Bemerkungen aber zeigten sich Abweichungen. Obwohl nämlich Talbot auf den
Gedanken gekommen war, weiße Metalle niederzuschlagen, hätte er doch nicht gedacht,
daß Platin eine hinreichend schöne weiße Politur annehmen würde. Silber verwarf er,
weil es sich an der Luft zu leicht oxydirt. Nikel hatte er nicht versucht.
Professor Wheatstone hatte jedoch Platin gewählt, und
nachdem er die Quantität so lange abgeändert hatte, bis er das rechte Verhältniß traf, erhielt er
einen Platin-Spiegel, der Hrn. Talbot eine
hinreichend glänzende Politur und weiße Farbe zu besizen schien, um dem Zweke zu
entsprechen; wenigstens konnte nun auf eine verläßliche Weise ein
Teleskop-Spiegel auf galvanoplastischem Wege gewonnen werden. Talbot hingegen hatte die Idee, man dürfte dem Kupfer
eine weiße Farbe geben können, ohne die Form zu benachtheiligen; er sezte deßhalb,
nachdem er einen Spiegel von sehr glänzend polirtem Kupfer erhalten hatte, denselben
dem Dunst von schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak aus, wodurch das Kupfer weiß wurde,
ohne daß die Form des Metalls im Geringsten beeinträchtigt worden wäre. Ein
Kupferspiegel hätte zwei Uebelstände gehabt: er reflectirte nur wenig Licht und
verlöre auch leicht feinen Glanz; aber durch obige Behandlung wurde er auf der
Oberfläche in Schwefelkupfer umgewandelt und man erhielt hiedurch nicht nur ein
weißes Metall, sondern er konnte auch an der Luft nicht mehr anlaufen. Ein solcher
Schwefelkupfer-Spiegel hatte nach Verlauf eines Jahres in keiner Hinsicht die
geringste Veränderung erlitten. Weder Talbot noch Wheatstone hatten im verflossenen Jahre mehr etwas in
dieser Sache gethan; ersterer jedoch besuchte vor Kurzem Hrn. Prof. Steinheil in München, welcher ihm seine Erfindungen in
diesem Betreffe mittheilte. Der Zufall wollte es, daß beide, vier oder sechs Wochen
vorher, ihre respectiven Erfindungen veröffentlichten; Prof. Steinheil las seine
Abhandlung der Akademie der Wissenschaften in München vor und Hr. Talbot machte die seinige in England bekannt. Ihre
Verfahrungsweisen jedoch sind verschieden; Hr. Prof. Steinheil präcipitirte nämlich Gold auf den kupfernen Spiegel, und nachdem
das Gold in einer gewissen Dike darauf gefällt war, schlug er erst Kupfer auf die
Rükseite des Goldes nieder, um ihm die gehörige Dike zu geben.
Talbot hatte früher geglaubt, daß das Gold nicht genug
Licht reflectiren würde; doch belehrte ihn Hr. Prof. Steinheil, daß er sich durch sorgfältige Versuche überzeugt habe, daß es
mehr Licht reflectire, als polirter Stahl. Ex ließ Talbot
durch ein Gregory'sches Spiegel-Teleskop sehen,
dessen Spiegel ein gewöhnlicher, aber vergoldet war und er fand das Bild vollkommen
klar und scharf gezeichnet. Eine schwache gelbliche Färbung war über alle Objecte
verbreitet, doch war das Bild vollkommen klar und scharf. Nun wird offenbar, wenn
die Gestalt des Spiegels durch das Vergolden keinen Schaden leidet, dieß noch bei
weitem weniger der Fall seyn, wenn derselbe ursprünglich von Gold verfertigt ist.
Wenn auf einen Kupferspiegel ein Goldhäutchen niedergeschlagen wird, so muß die Form
desselben offenbar in einem gewissen Grade eine Veränderung erleiden; doch kann diese Veränderung nur
sehr unbedeutend seyn, weil in dem Bild kein wahrnehmbarer Fehler war. Die deutschen
Astronomen freuen sich, wie Steinheil sagte, sehr über
dieses Verfahren und beschäftigen sich viel mit demselben. In Zeit von einem Jahr
gedenkt derselbe ein großes Teleskop zu besizen, welches nicht nur mit einem
Spiegel, sondern auch mit andern galvanoplastisch erzeugten Vorrichtungen versehen
werden soll, so daß die Teleskope ganz nach einem guten Modell verfertigt werden
können und auf genauere Verhältnisse sicher gezählt werden kann; auf diese Weise
können sehr große Teleskope mit verhältnißmäßig sehr geringen Kosten construirt
werden. Was das Niederschlagen des Kupfers auf die Rükseite des Goldes betrifft, so
erzwekt Steinheil durch ein sehr einfaches Mittel die
Adhäsion desselben. Er fällte zuerst das Gold aus Cyangold, vermischte dieses dann
mit Cyankupfer und vermehrte allmählich die Quantität des leztern, so daß eine
Legirung niederfiel, in welcher das Verhältniß des Kupfers zum Golde immer zunahm,
bis er einen Spiegel hatte, dessen Oberfläche von Gold war und der dann aus einer
Legirung bestand, die an Gold immer abnahm, bis zur Rükseite, wo reines Kupfer
war.
Wenn man aber auch den größten, wohlfeilsten und besten Spiegel auf diese Weise
erhält, so müßte das Gestell des Teleskops so riesenmäßig werden, daß nur wenige
Beobachter sich eines solchen Instruments bedienen könnten. Mit einer Brennweite von
60 bis 80 Fuß wäre es für jede Privatperson gar nicht mehr zu handhaben. Talbot kam auf den Gedanken, eine Röhre in einer
unverrükbaren Stellung zu befestigen und einen vollkommenen Planspiegel, der etwas
größer als der concave Spiegel ist und in dessen Mittelpunkt sich ein Loch befindet,
vorne an der Röhre anzubringen. Dieser Plan-Reflector müßte sich um sein
Centrum in jeder Richtung bewegen können, so daß leuchtende Körper, welche zuerst
auf den Planspiegel fallen, dann auf den concaven Reflector reflectirt werden und
durch die Oeffnung hindurchgehen. Die einzige für den Planspiegel nöthige Bewegung
wäre die um seinen Mittelpunkt. Die mechanischen Schwierigkeiten bei dieser Methode
wären weit geringer als bei der gewöhnlichen.