Titel: | Professor Moseley's Indicator für Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XLVI., S. 242 |
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XLVI.
Professor Moseley's Indicator fuͤr
Dampfmaschinen.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Aug. 1842,
S. 268.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Moseley's Indicator für Dampfmaschinen.
Fig. 19
liefert eine perspectivische Ansicht des Indicators. C
und D sind zwei 4 Zoll lange Cylinder, welche durch die
Dampfröhren A und B mit dem
oberen und unteren Theile des Dampfcylinders in Verbindung stehen und mittelst einer
Filzbekleidung gegen die Wärmeausstrahlung wohl gesichert sind. In diesen Cylindern
arbeiten zwei solide Kolben, jeder von 4 Quadratzoll Querschnitt, welche an. den
Enden einer und derselben Kolbenstange festsizen. Diese Kolbenstange hält, wenn die
Dampfwege A und B offen sind
und der Indicator in Thätigkeit sich befindet, in der Richtung ihrer Länge einen
Druk aus gleich der Differenz zwischen den auf beide Kolben ausgeübten Pressionen
oder gleich dem effectiven Dampfdruk auf 4 Quadratzoll Kolbenfläche des
Dampfcylinders. Dieser Druk wird vermittelst der Schulter Z auf die Stahlfeder S, T übergetragen.
Leztere ist an ihren Enden durch Gelenkstüke mit einer zweiten vollkommen gleichen
Feder Q, R verbunden, welche mit ihrer Mitte auf einem
von dem gußeisernen Gestell des Instrumentes ausgehenden soliden Vorsprunge P ruht. Der Druk der Kolbenstange auf die untere Feder,
welcher auf die Enden der oberen Feder, deren Mittelpunkt befestigt ist,
übergetragen wird, entfernt die beiden Federn von einander und diese Entfernung ist
einem wohlbekannten Geseze der Biegung zufolge, so lange die Biegungen gering sind,
dem Druke direct proportional. Die Gränzen, innerhalb welcher dieses Gesez der
Biegung stattfindet, werden durch die den Federn zu gebende eigenthümliche Form
bedeutend erweitert. Die eine Fläche der Federn ist eben, die andere parabolisch
gekrümmt, wodurch jedem Theile der Feder eine gleiche Stärke ertheilt wird. Die
Federn laufen demnach von ihrem Mittelpunkte nach den Endpunkten ohne Nachtheil für
ihre Stärke verjüngt zu, ihre Biegung ist gleichförmiger durch ihre ganze Länge
vertheilt, und da also diese Biegung für eine gegebene Trennung an jedem Punkte
vermindert ist, so werden die Gränzen der Elasticität nie so bald überschritten.
In Folge dieser Verbindung der Kolbenstange mit den Federn ändert sich ihre Stellung
im directen Verhältniß, wie der effective Druk auf ihre Enden, oder wie der effektive Druk auf 4
Quadratzoll Kolbenfläche des Dampfcylinders, so daß jedes zu diesem Druk
hinzukommende Pfund die Kolbenstange veranlaßt, ihre Lage in entsprechendem
Verhältnisse in der Richtung ihrer Länge zu ändern.
Die Rolle oder das Rad J, K, welches wir wegen der
eigenthümlichen, ihm zugewiesenen Funktionen das „integrirende
Rad“ (integrating wheel) nennen wollen,
dreht sich um die Kolbenstange als Achse und nimmt zugleich an ihrer Längenbewegung
Theil; zwei mittelst Adjustirschrauben befestigte Schultern hindern die Verschiebung
des genannten Rades längs der Kolbenstange.
In die Speichen dieses Rades sind Löcher gebohrt, durch welche drei Stangen gehen,
die an ihren Enden dergestalt mit einander verbunden sind, daß sie das feste Gestell
G, H bilden. Dieses Gestell dreht sich gleichfalls
um die Kolbenstange als Achse, nimmt jedoch an ihrer Längenbewegung nicht Theil.
Daher läuft das mit der Kolbenstange sich bewegende Rad längs der Stangen des
Gestelles hin, nimmt aber zugleich das Gestell mit herum. Das Rad empfängt die
rotirende Bewegung von dem Kegel K, L, welcher so
angeordnet ist, daß seine Seite zu der Kolbenstange genau parallel läuft und durch
eine in einer Röhre M befindliche Spiralfeder beständig
bei K an das Rad angedrükt wird, indem die Feder
fortwährend gegen das Ende der Spindel, um die sich der Kegel dreht, wirkt.
Ein System von Winkelrädern U, Y, X theilt dieser Spindel
und mit ihr dem Kegel die Rotation der Rolle N mit.
Leztere wird durch eine Schnur in Bewegung gesezt, deren eines Ende ein Gewicht
trägt und deren anderes Ende über Leitungsrollen nach dem Kolben der Maschine oder
irgend einem Punkte geführt ist, der sich genau wie der Kolben aber durch einen
kleineren Raum bewegt. Da sich demnach der Umfang der Rolle N genau wie der Kolben der Dampfmaschine bewegt, so ist der während eines
außerordentlichen kleinen Zeittheilchens durch den Kegel beschriebene Winkel dem
Raume genau proportional, den während dieser Zeit der Kolben der Maschine
beschreibt. Nehmen wir nun an, der Umfang des integrirenden Rades J, K nehme an der Bewegung desjenigen Theils der
Kegeloberfläche Theil, mit welchem dasselbe in irgend einem Momente in Berührung
ist, so hängt die Anzahl der Umdrehungen oder besser der Theile einer Umdrehung,
welche das Rad während irgend einer äußerst kleinen Zeitperiode, von jenem Momente
an gerechnet, zu machen hat, von zwei Umständen ab: 1) von dem Durchmesser
desjenigen Kreises der Kegelflache, welcher das Rad in jenem Augenblike treibt, 2)
von dem Winkel, durch welchen es von dem erwähnten Kreise bewegt wird, oder mit
anderen Worten, sie hängt erstens ab von dem Abstande des Berührungspunktes K von der Spize des Kegels und zweitens von dem Winkel,
welchen der Kegel während dieser kleinen Zeitperiode um seine Achse beschreibt.
Würde eines von diesen beiden Elementen der Aenderung sich stets gleich bleiben, so
würde die Anzahl der von dem Rade zurükgelegten Umdrehungen oder Theile einer
Umdrehung sich direct wie das andere ändern; hieraus ergibt sich einem bekannten
Princip der Variation zufolge, daß wenn, wie im vorliegenden Falle, diese beiden
Elemente variabel sind, sie wie ihr Product sich ändern, oder daß die von dem
integrirenden Rade während eines sehr kleinen Zeittheilchens gemachte Anzahl von
Umdrehungen oder Theilen einer Umdrehung sich direct wie das Product zweier Factoren
ändern, von denen der eine der während dieser Zeit von dem Kegel beschriebene Winkel
ist, der andere die Entfernung des Berührungspunktes K
des Kegels mit dem Rade von der Spize des Kegels. Der erste dieser Factoren ändert
sich direct mit der während dieser kleinen Zeitperiode von dem Dampfkolben
zurükgelegten Streke, der leztere direct wie der effective Druk, den der Dampf in
diesem Moment auf den Dampfkolben ausübt.Die Stellung des integrirenden Rades auf der Kolbenstange ist so adjustirt,
daß dasselbe, ehe der Dampf zugelassen wird, durch die Elasticität der
Federn genau auf die Spize des Kegels gebracht wird. Um zu verhüten, daß das
Rad durch die leztere zurükgehalten werde, wenn es zufällig über dieselbe
hinausgegangen seyn sollte, ragt von dem Gestelle des Instrumentes ein
solides Stük hervor, dessen Oberflächen so adjustirt sind, daß sie für
diesen Fall den Rand des Rades aufnehmen, und der Bewegung des Kegels in der
Richtung seiner Spindel als Aufhälter dienen, wenn der Widerstand des Rades
von demselben entfernt wird.
Hieraus folgt offenbar, daß die während irgend eines sehr kleinen Zeittheilchens von
dem integrirenden Rade zurükgelegte Anzahl von Umdrehungen oder Umdrehungstheilen
sich ändert, wie das Product des von dem Dampfkolben während dieser Zeit
zurükgelegten Raumes mit dem gleichzeitigen Effectivdruke des Dampfes auf den
Kolben, oder mit anderen Worten, sie ändert sich mit der dynamischen Arbeit des Dampfes auf den Kolben. Gilt dieses nun für jede
kleine Zeitperiode, während welcher der Maschinenhub vor sich geht, so gilt es auch
für den ganzen Hub. Hieraus folgt, daß die Anzahl der Umdrehungen und der Theile
einer Umdrehung durch das integrirende Rad während des Hubes der ganzen Arbeit oder
der dynamischen Wirkung des Dampfes auf den Kolben proportional gemacht werden.
Das integrirende Rad nimmt das Gestell G, H mit sich
herum. An der hohlen Achse dieses Gestelles sizt ein Getriebe, welches in ein Rad greift, dessen
Achse sich in Lagern dreht, die an dem Gestelle des Instrumentes befestigt sind. Die
Anzahl der Zähne dieses Rades verhält sich zu derjenigen des Getriebes wie 10 zu 1.
Die Achse dieses Rades enthält ferner ein Getriebe, welches in ein zweites Rad
greift, dessen Zähnezahl in demselben Verhältnisse steht, und eben so verhält es
sich mit einem Systeme von fünf Rädern und Getrieben. Der Umfang jedes der vier
lezten Räder ist in 10 und der Umfang des ersteren in 100 gleiche und numerirte
Theile getheilt. Die Anzahl der Umdrehungen des integrirenden Rades wird demnach an
fünf Stellen nach ganzen und an einer Stelle nach Decimalzahlen registrirt.
Diese Anzahl der Umdrehungen sind nun, wie gezeigt wurde, in Beziehung auf jeden Hub
der Wirkung des Dampfes während dieses Hubes auf den Kolben proportional; wenn daher
die Thätigkeit des Indicators während der auf einander folgenden Hube dieselbe
bleibt, oder wenn sich die Richtung des Dampfdruks auf den Kolben und diejenige der
Kolbenbewegung nicht bei jedem Hube umkehren würde, so würde die während irgend
einer Anzahl von Huben registrirte Zahl mit der während dieser Periode geleisteten
Arbeit des Dampfes gegen den Kolben im directen Verhältnisse stehen. Allein leim
rükgängigen Hube des Kolbens dreht sich die Rolle N und
somit auch der Kegel rükwärts, so daß, wenn das integrirende Rad mit dem Kegel an
irgend einem anderen Punkte als an seiner Spize in Berührung bleibt, auch dieses
sich rükwärts drehen wird. Demnach wird die beim vorhergehenden Hube registrirte
Zahl um die durch das integrirende Rad während dieses Hubes gemachte Anzahl
Umdrehungen vermindert. Es ist indessen zu bemerken, daß,
ehe die Umkehrung der Kolbenbewegung eintritt, die Richtung des Dampfdruks auf den
Kolben und somit auch die Richtung des Druks auf die Kolbenstange des Indicators
umgekehrt wird. Diese veränderte Richtung des Druks sowohl als auch die Elasticität
der Federn veranlaßt das integrirende Rad nach der Spize des Kegels zu steigen und
daselbst während des rükgängigen Hubes zu bleiben, so daß während dieses Hubes keine
Registrirung einer Zahl stattfindet. Die übrige Zahl, welche während irgend einer
Zeit durch das an der doppeltwirkenden. Maschine angebrachte Instrument registrirt
wird, ist demnach der Wirkung des Dampfes auf den Kolben während dieser Zeit
proportional.
Um einem etwaigen aus der Umkehrung der Kolbenbewegung zufällig hervorgehenden Fehler
auf eine wirksame Weise zu begegnen, ist bei dem Rädersystem Y, X, U eine Vorrichtung eingeführt worden, wodurch die Umdrehung des
Kegels während dieses Wechsels der Bewegung eingestellt werden kann. Um das Instrument zur
Registrirung der während jedes Kolbenhubes geleisteten Arbeit geeignet zu machen,
kann man durch das Spiel der Maschine selbst einen Vierwegehahn die Richtung der
Dampfwege des Indicators in der Art controliren lassen, daß der obere Cylinder C immer mit dem Dampfraume, der untere Cylinder D immer mit dem Vacuum des Dampfmaschinencylinders in
Communication steht. Beim Gebrauche des Indicators läßt man durch eine einfache
Adjustirung der mechanischen Combination U, X, Y den
Kegel beständig nach einer Richtung rotiren, während die Bewegung des
Maschinenkolbens und der Rolle N alternirend ist. Es ist
nun nur noch übrig, der Anwendung des Indicators auf die einfach wirkende Maschine
oder die Cornwallis-Maschine zu erwähnen.
Die Registrirung während des abwärtsgehenden Hubes dieser Maschine ist bereits
erläutert. Während des ersten Theiles des aufwärtsgehenden Hubes öffnet sich das
Gleichgewichtsventil, worauf beide Kolben des Indicators einen gleichen Druk
erleiden, und das integrirende Rad durch die Elasticität der Federn in seine
ursprüngliche Lage an der Kegelspize gebracht wird; demnach bleibt das Rad, obgleich
sich der Kegel rükwärts dreht, in Ruhe, und es findet keine Registrirung statt. Wenn
sich das Gleichgewichtsventil schließt, so erhält der Dampfdruk in dem oberen Theile
des Maschinencylinders und mithin auch in dem oberen Cylinder C des Indicators das Uebergewicht; das integrirende Rad steigt von der
Spize des Kegels herab und das Register dreht sich rükwärts, indem es die Zahl
vermindert, welche vorher durch die Zahl der von dem Dampfe gegen den rükkehrenden
Kolben gelieferten Arbeitseinheiten genau registrirt wurde.