Titel: | Verfahren zur Verkohlung des Torfs im Großen; von Dominik Albert. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LVII., S. 289 |
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LVII.
Verfahren zur Verkohlung des Torfs im Großen; von
Dominik
Albert.
Aus dem Mechanics' Magazine. Jul. 1842, S.
90.
Albert's Verfahren zur Verkohlung des Torfs im Großen.
Als ich im Jahr 1835 meine Fabrik zu Cadishead erbaute, wählte ich den Plaz dazu in
der Nähe der Torfmoore Chatmoß und Bartonmoß aus dem Grunde vorzüglich, weil ich
mich kurz vorher überzeugt hatte, daß sich aus Torf eine eben so gute Kohle bereiten
läßt, wie aus Holz.
Da die Kohle, welcher ich bedurfte, zu einem andern chemischen Zweke gehörte, als zur
Feuerung, so war die erste Bedingung der Verkohlung, ein vegetabilisches Schwarz zu
erhalten, frei von mineralischen Bestandtheilen, wie sie sich bei der Torfverkohlung
in Irland zum Gebrauch einiger Schmiedessen auf dem Lande immer einmengen. Ich
unterwarf demnach den Torf zuerst einer trokenen Destillation in 5 Fuß tiefen und 4
Fuß weiten eisernen Blasen mit Helmen von starkem Eisenblech, welchen ich gußeiserne
Röhren anpaßte; ich fand jedoch bald, daß die Menge der zur Destillation
erforderlichen Steinkohlen wegen der 7 (engl.) Meilen weiten Entfernung der nächsten
Gruben, dieses Verfahren für die Länge zu kostspielig machte.
Ich glaubte, daß die überdestillirende Säure die Kosten der Steinkohlen wieder
ausgleichen würde, konnte dieselbe aber nie über 2 bis 3° Stärke bringen, und
sie enthielt auch nur sehr wenig Holzgeist. Der verhältnißmäßig reichlich vorhandene
Theer enthielt den größten Theil des Holzgeists; doch konnte der geringe Preis des
Theers im Allgemeinen mich zu diesem Verfahren nicht ermuntern. Zur Benüzung auf
Gas, wozu sich mein Torf sehr wohl eignen würde, konnte ich mich nicht entschließen
und blieb also dabei stehen, auf die Erzeugung einer wohlfeilen Kohle meine ganze
Aufmerksamkeit zu richten.
Ich hatte vor Kurzem gesehen, wie die Irländer dabei verfahren; daß sie nämlich ein
paar unten liegende Torfkuchen anzünden, so daß die Luft hindurchspielen kann;
sobald diese brennen, legen sie andere Kuchen ringsherum und darüber, welche
ebenfalls sehr bald anbrennen; sie Vergrößern nun diesen brennenden Haufen, bis er
etwa 5 Fuß hoch und am Grunde 6 bis 7 Fuß breit wird und lassen ihn fortbrennen, bis
er durchaus in Gluth ist, wo sie ihn dann mit großen feuchten Rasenstüken von Erde
und Gras oder Haidegrund von der Oberfläche des Moorlandes bedeken. Dieses wohlfeile
und leichte Verfahren liefert eine Kohle, welche mit unverkohlten Pflanzenstoffen, Mergel, Sand,
Steinen und einer bedeutenden Menge Asche vermengt ist.
Die Holländer sah ich vor vielen Jahren den Torf für häusliche Zweke in kleinen
konischen Oefen verkohlen, welche bei ihnen auf dem Lande so verbreitet sind, wie in
England die Baköfen. Sie zünden den Torf von Unten an und schließen, wenn die
Verbrennung beinahe beendigt ist, oben und unten zu. Dieses Verfahren, obwohl besser
als das irländische, ist nichts weniger, als ein vollkommenes und liefert kein so
reines Product, als ich es wünschte; außerdem fand ich es im Großen beinahe
unausführbar.
Unter den verschiedenen Verfahrungsweisen und Anleitungen, welche ich zu Rache zog,
gab ich einem großen runden senkrechtstehenden Ofen, wie sich dessen, nach Hrn. Dumas (Chimie appliquée aux
arts) Hr. La Chabraussière zur
Destillation des Holzes bedientEr ist beschrieben und abgebildet in der deutschen
Uebersez. von Dumas' Chemie (Nürnberg bei Schrag, 1830) Bd. I. S. 652.A. d. R., den Vorzug.
Nachdem ich überlegt hatte, welche Modificationen dieses Apparats nöthig waren, um
den Torf zu verkohlen, ohne dabei Gas oder Flüssigkeiten zu gewinnen, erbaute ich
einen Ofen, wie folgt: In einem festen Boden machte ich eine Vertiefung von 10 bis
12 Fuß Weite oben, 9 Fuß Tiefe und 9 Fuß Durchmesser am Grunde, und bedekte lezteren
mit einem Boden von trokenen Ziegeln, der 6 Zoll hoch convex gebildet wurde. Ich
fütterte dann die ganze Höhlung mit einer trokenen Wand von Baksteinen aus, wie eine
gewöhnliche Brunnengrube. Am Boden der runden Mauer wurden in vier gleichen
Abständen Luftlöcher von etwa 4 Quadratzoll angebracht und in Gestalt enger
Schornsteine außerhalb der Mauer etwa 6 Fuß hoch emporgeführt, wo sie dann noch
weitere 6 Fuß, jedoch in horizontaler Richtung, fortliefen. Oben auf diesen Ofen kam
ein Dekel von Eisenblech, welcher ein paar Zoll weiter ist als der Durchmesser des
Mauerwerks, eine Convexität von 2 Fuß, und im Centrum einen Schornstein von 1 Fuß
Höhe und 9 Zoll Weite (versehen mit einem Dekel mit Handhabe) hatte, und in welchem
1 Fuß vom Ende in gleichen Abständen noch vier Hülfsschornsteine von etwa 4 Zoll
Durchmesser ausgeschnitten waren. Vier starke eiserne Ringe wurden am Dekel
befestigt, um die Haken einer Kette aufzunehmen, womit der Dekel mit Hülfe einer
Winde aufgehoben oder herabgelassen werden konnte.
Wenn dieser Ofen, sagt Dumas, mit Holz angefüllt ist, wird
der Dekel niedergelassen und es werden ein paar Feuerbrände durch den Mittelkamin
auf den Boden des Ofens geworfen; das Holz wird nämlich so angeordnet, daß eine Art
Trichter offen bleibt. Mittelst der vier Luftlöcher wird das Feuer bald nach allen
Richtungen ausgebreitet, dessen Verbreitung dann durch das Schließen oder Oeffnen
der Rauch- und Luftlöcher je nach der Richtung des Windes regulirt werden
muß.
Dieses Verfahren, welches bei der Destillation des Holzes unfehlbar entsprechen
würde, ist jedoch ohne gehörigen Erfolg bei der Verkohlung des Torfs. Leztere gelang
mir jedoch nach vielfältigen Versuchen über alle meine Erwartungen durch folgende
Abänderung:
Ich verfertige zwei 9 Fuß hohe und 8 Zoll im Gevierte weite Schläuche von zolldiken
Brettern mit Handlöchern von Stelle zu Stelle. Diese Schläuche seze ich in den Ofen
längs dessen Seite so ein, daß das untere Ende mit einem der vier Luftlöcher
correspondirt. Ein Arbeiter steigt dann auf den Boden des Ofens hinab und stellt
denselben mit Torfziegeln so voll, daß je zwei dieser Ziegel mit ihren obern Enden
gegen einander geneigt sind und für einen guten Zug gesorgt wird, der so viel
möglich in der Richtung der beiden Luftlöcher geht, wo die Schläuche stehen. Die
Torfziegel müssen zu diesem Ende ganz und troken seyn, da zerbrochene Stüke der Luft
den Durchzug versperren und Feuchtigkeit die Wirkung des Feuers schwächen würde. Ist
so ein Beet aus Torfziegeln auf der Ofensohle gebildet, so wird der übrige Ofenraum
mit Torf ausgefüllt, der in Unordnung, wie er hineingeworfen wird, liegen bleibt;
nur um die besagten Schläuche herum werden die Torfziegel ordentlich aufgeschichtet.
Ist der Ofen ganz voll und der Torf noch etwa 3 Fuß hoch über den obern Ofenrand
aufgehäuft, so werden die Schläuche mittelst der darin befindlichen Handlöcher
herausgezogen, so daß vom Boden des Ofens bis oben hinauf zwei vierekige Canäle im
Torf zurükbleiben. In diese Canäle werden brennende Torfziegel und Torfstüke
hineingeworfen, bis sie damit angefüllt sind. Der Ofen bleibt so lange unbedekt, als
der Torfziegelhaufen noch nicht zum Niveau des Mauerwerkes eingesunken ist; ist dieß
aber geschehen, so wird der Ofendekel niedergelassen, und dessen Rand mit Erde,
Rasen oder dergl. umgeben, um das Entweichen des Rauches zu verhindern; alle
Luftlöcher, so wie die größern und kleinen Schornsteine werden jedoch noch offen
gelassen. Sobald man aber das Feuer durch einen der kleinen Schornsteine, die mit
den Canälen, wo das Feuer angezündet wurde, correspondiren, wahrnimmt, wird die
horizontale Mündung des nämlichen Luftloches mit einem Stük eines Ziegels und etwas
Thon verschlossen und auf dieselbe Weise werden nach und nach auch die andern
Mündungen verstopft.
Ist man über den vollkommenen Gang der Operation im Zweifel, so schiebt man durch die
Oeffnung, wo die Verkohlung unvollkommen erscheint, eine etwa 14 Fuß lange Stange bis auf den Boden
des Ofens hinab, ermißt so unmittelbar, wie die Verkohlung fortgeschritten ist, und
kann im Erforderungsfall durch Oeffnen des entgegengesezten Luftloches zu Hülfe
kommen. Wenn der Rauch abnimmt, sezt man auf den mittleren Schornstein den Dekel
auf, so daß er aber nur zur Hälfte bedekt ist und sorgt dafür, daß die offen
gebliebene Hälfte derjenigen Seite des Ofens zugekehrt sey, wo die Verkohlung nicht
so vollständig wie in den übrigen Theilen des Ofens vor sich gegangen zu seyn
scheint. Endlich, wenn der Rauch ganz aufgehört hat, werden alle Schornsteine
verschlossen und der Proceß ist zu Ende. Derselbe dauert im Allgemeinen 24 Stunden,
und 36 Stunden erfordert das Auskühlen des Ofens. Ein Ofen von den oben angegebenen
Dimensionen faßt zwischen 3 und 4 Pferdeladungen Torf.
Damit die Verkohlung des Torfes möglichst regelmäßig erfolge, ist es rathsam, die
verschiedenen Arten des Torfes (des weißen, braunen und schwarzen) abgesondert zu
verkohlen. Der weiße Torf gibt gewöhnlich 1/4, der braune 1/3 und der schwarze die
Hälfte seines Gewichts Kohle.
Die Torfkohle ist viel weniger pyrophorisch als die Holzkohle; seit vier Jahren, wo
ich immer große Vorräthe davon hatte, ereignete sich nicht ein einzigesmal eine
Selbstentzündung, während ich mit Holzkohlen in sechs Wochen zweimal
Selbstentzündung erfuhr.