Titel: | Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung etc.; von Professor Dr. Fehling. |
Autor: | Fehling |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXX., S. 351 |
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LXXX.
Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung
etc.; von Professor Dr. Fehling.
Fehling, über galvanische Vergoldung und Versilberung.
Der Eingang, welchen die galvanische Vergoldung schon an so manchen Orten und bei
vielen Gewerbsleuten gefunden hat, liefert den klarsten Beweis von den großen
Vortheilen, welchen sie vor der Feuervergoldung hat. Denn man muß hiebei wohl
bedenken, welche Schwierigkeiten der Einführung dieser neuen Methode
entgegenstanden, und noch zum Theil entgegenstehen. Der Gewerbsmann soll hier ein
Verfahren aufgeben, welches ihm genau bekannt ist, er soll dagegen mit galvanischen
Batterien operiren, die ihm bis dahin unbekannt waren, und deren Wirkungsweise er
nicht kennt, wo er sich nicht zu helfen weiß, wenn plözlich aus irgend einem Grunde
kein galvanischer Strom und also auch keine Wirkung mehr entsteht; er soll sich mit
einigen, wenn auch sehr einfachen chemischen Operationen befassen, da ist es ihm am
Ende doch bequemer, bei dem alten Verfahren, welches schon Vater und Großvater
anwandten, zu bleiben. Daß Manche so denken, das habe ich selbst nur zu oft
erfahren; troz aller klar vor Augen liegenden Vortheile kehrten sie zu ihrer alten
Methode zurük, nach einigen Versuchen, welche vielleicht zum Theil mißlangen,
jedenfalls nur durch ihre Schuld, indem in der Kette nicht überall vollkommene
metallische Berührung stattfand, oder indem die Lösung nicht recht bereitet war,
kurz, weil sie von vorn herein wußten, daß das Ganze doch nichts sey. Doch die
Concurrenz muß sie bald zwingen, die Feuervergoldung aufzugeben, denn die
Goldersparniß, der geringere Aufwand an Zeit und Mühe, der vollkommen gleichmäßige
Goldüberzug, der nach der alten Methode auch den geschiktesten Händen zu erreichen
unmöglich ist, machen die neuere Vergoldungsmethode nicht allein wohlfeiler als die
ältere, und das wird vor Allem ihre weitere Einführung befördern, sondern auch
zugleich viel schöner und dauerhafter, nämlich bei sorgfältigem Verfahren.
Das Verfahren beim galvanischen Vergolden selbst ist sehr einfach, es erfordert nicht so
viele Umstände, es mißlingt nicht so leicht wie die Feuervergoldung, wenn auf den
Apparat und auf die Auflösung die gehörige Sorgfalt verwendet ist, besonders aber
hängt der Erfolg davon ab, wie Elkington dieß zuerst
zeigte, daß in der Auflösung das Gold in einer passenden chemischen Verbindung
sey.
Als durch dieses Journal (Bd. LXXXII. S. 124)
Elkington's Methode bekannt wurde, Goldoxyd in
Cyankalium zu lösen, stellte ich mir sogleich diese Lösung dar, um damit Versuche zu
machen, welche ganz befriedigend ausfielen. Der Umstand, daß Cyankalium damals noch
ein Präparat war, welches in Apotheken höchstens in sehr geringer Menge vorräthig,
auf besondere Bestellung dort wohl, aber nur mit bedeutenden Kosten hergestellt
wurde, machten eine andere Auslösung wünschenswerth, und der bald darauf
veröffentlichte Bericht der französischen Akademie über die Methode des Hrn. Ruolz (polytechn. Journal Bd. LXXXIII. S. 125) zeigte, daß statt des
Cyankaliums auch das viel wohlfeilere Ferrocyankalium oder Blutlaugensalz, mit
Vortheil anzuwenden sey. Ich sezte die damals schon mit dieser Lösung begonnenen
Versuche fort, und führte dann sehr bald in mehreren Fabriken die galvanische
Vergoldung statt der mittelst Queksilber ein, wo sie diese ganz verdrängt hat, und
wo man jezt, nachdem man zum Theil mehr als 8 Monate Tag für Tag galvanisch
vergoldet, mit dieser Methode sehr vertraut geworden ist, in welcher Zeit es sich
dann auch immer mehr und mehr bestätigt hat, daß diese Methode die alte ganz und gar
wird ersezen können.
Man muß hiebei nur bedenken, daß die Feuervergoldung in einer langen Reihe von Jahren
und nur nach und nach die Stufe der Vollkommenheit erreichte, auf welcher sie steht.
Die neue Vergoldungsmethode ist noch durchaus nicht ausgebildet, sie ist erst in
ihrer ersten Kindheit, sie geht erst aus den Händen der Theoretiker hervor, ihre
Vervollkommnung kann sie nur in den Händen der Praktiker, der Gewerbtreibenden
erhalten.
Die nachstehenden Erfahrungen haben sich zum Theil bei meinen Versuchen im
Laboratorium ergeben, sie sind aber bestätigt bei fortgesezter Anwendung in
Fabriken, und insofern mögen sie einiges Interesse haben, wenn sie auch nichts jezt
noch wesentlich Neues haben.
Der galvanische Apparat soll natürlich von möglichst constanter Wirkung seyn; bei
Versuchen in Laboratorien ist es allerdings gleichgültig, ob man die Grove'sche Platin-, oder die Bunsen'sche Kohlenbatterie, oder die gewöhnliche Daniell'sche Batterie anwendet; zu meinen Versuchen habe ich 6
Kohlen-Zinkelemente sehr zwekmäßig gefunden, die Wirkung war bei Anwendung
einer mit 80–100 Thl. Wasser verdünnten Schwefelsäure, und mit 2 Thl. Wasser
verdünnten Salpetersäure
durchaus gleichmäßig. Diese Batterie ist aber nicht überall zu haben, sie ist auch
theurer als eine gewöhnliche Daniell'sche Batterie etc.
Diese leztere hat sich hier als durchaus zwekmäßig erwiesen; sie ist leicht und
überall darzustellen, sie ist wohlfeil, und ihre Wirkung dauert lange und
gleichmäßig fort.
Statt der einzelnen Zellen von Glas habe ich Gefäße von Kupfer machen lassen, da das
Glas nicht immer von der verlangten Größe zu haben, und überdieß zerbrechlich ist.
Die Kupfergefäße kommen nicht theurer als die von Glas, da sie nur sehr dünn zu seyn
brauchen; ferner erspart man dann natürlich die sonst nöthigen Kupferbleche. Die
Gefäße sind nahe 8 Par. Zoll hoch und 5 Zoll weit; man stellt ein poröses Thongefäß
von 3 Zoll innerm Durchmesser hinein, und in dieses den Zinkcylinder, welchen zu
amalgamiren zwekmäßig ist; dieß geschieht am einfachsten durch verdünnte
Schwefelsäure und Queksilber wie gewöhnlich. Für Vergoldung größerer Gegenstände
habe ich bis sechs solcher Elemente combinirt; für die Vergoldung kleinerer Flächen,
und auch für die Versilberung sind meist vier Elemente ausreichend. Mit den sechs
Elementen wurden Messingflächen von 1 bis 1 1/2 Quadratschuh auf das schönste
vergoldet. Die Verbindung der Zink- und Kupferelemente unter sich kann durch
angelöthete dike Kupferdrähte hervorgebracht werden,
und dieß ist vielleicht vorzuziehen, da man dann der metallischen Berührung
vollkommen sicher ist, während das Auseinandernehmen und Zusammensezen des Apparats
etwas umständlicher ist, als wenn die Verbindung durch Zusammenschrauben oder durch
Klammern geschieht; die Oxydation der zu verbindenden Flächen am Berührungspunkte
verhindert im leztern Fall aber oft die vollständige Leitung des Stroms und läßt die
Operation mißlingen; deßhalb ziehe ich die erstere Verbindungsweise vor, wo es sich
darum handelt, für Handwerker brauchbare Apparate darzustellen.
Die Kupfergefäße werden dann mit einer gesättigten Kupfervitriollösung gefülltEs scheint nicht unzwekmäßig zu seyn, der Kupfervitriollösung etwas
Glaubersalz zuzusezen, wie v. Kobell dieß in
seiner Galvanographie vorschreibt; ich habe es seit einiger Zeit versucht,
und nehme auf 3 Pfd. Kupfervitriol ungefähr 2 Pfd. krystallisirtes
Glaubersalz beim Auflösen.; die Thoncylinder mit einer Kochsalzlösung, oder mit einer verdünnten
Schwefelsäure, ein Theil auf 100 Th. Wasser. Der vom Kupferpol ausgehende Draht
endigt in einen Patindraht, und dieser taucht in die Flüssigkeit; der vom –
oder Zinkpol ausgehende Draht ist ein ausgeglühter Kupferdraht. – Solche
Batterien sind 5–6 Wochen im Gebrauch geblieben, ohne daß die Auflösungen
erneuert wurden. Der Zink löst sich natürlich nach und nach auf, doch habe ich
gesehen, daß nicht sehr dike Zinkrollen länger als Monate im täglichen Gebrauch waren, doch wurden sie Abends aus der Flüssigkeit
genommen und abgewaschen.
Zur Goldlösung ließ ich einen holländischen Dukaten (da man. diese doch leichter hat,
als reines Scheidegold) in Königswasser lösen und die Lösung so weit bei mäßiger
Wärme abdampfen, daß sie in der Wärme troken und dunkelbraun erscheint; dieses
Chlorgold ward in Wasser gelöst, und zu einer Lösung von 2 1/2 Loch Blutlaugensalz
in 1 1/2 Pfd. Wasser gethan, das Ganze dann einige Zeit gekocht oder in kochendes
Wasser gestellt, wobei sich das Berlinerblau so vollständig und leicht abscheidet,
daß man die klare Flüssigkeit, welche sich nur zur Vergoldung eignet, leicht durch
Abgießen trennen kann, so daß ein Filtriren ganz unnöthig ist. Diese Auflösung ist
wohlfeil, leicht vom Techniker darzustellen, und eignet sich für Vergoldung auf die
verschiedenartigsten Metalle, auf Silber, Messing, Bronze, Neusilber, Stahl, Eisen
etc., und besonders Silber wird durch keine andere Lösung so schön vergoldet, als
durch diese, so daß hiesige geschikte Techniker nach manchen Versuchen mit andern
Lösungen zu dieser zurükgekehrt sind.
Beim Zersezen dieser Flüssigkeit durch den galvanischen Strom entstehen am + Pol,
wenn dieser von Platin ist, blaue Wolken von Berlinerblau, welche sich nach und nach
zu Boden senken; braucht man nun eine solche Lösung längere Zeit hintereinander, so
wird sie ganz trübe, der Niederschlag bleibt aber in der Flüssigkeit einige Zeit
suspendirt, und die jezt in dieser Lösung vergoldeten Gegenstände werden leicht
flekig und unrein. Die Lösung von Gold in Cyankalium hat diesen Uebelstand nicht, da
sich kein Niederschlag bildet, aber diese Lösung war einestheils bis jezt zu theuer,
anderntheils zu schwierig darzustellen, bis Liebig
Annalen der Pharmacie und Chemie. Märzheft 1842 (daraus im polytechnischen
Journal Bd. LXXXIV. S. 226). eine neue Bereitungsmethode lehrte, welche sehr einfach ist und eine größere
Ausbeute liefert, als die früher bekannten Methoden. Das so erhaltene Product
enthält neben Cyankalium noch andere Salze, die aber bei der Vergoldung kein
Hinderniß sind.
Ich bereitete nun eine solche Goldlösung, indem ich 1 1/2 bis 2 Loch des unreinen
Cyankaliums, wie man es nach Liebig erhält, in 1 Pfd. kaltem WasserEs ist für Techniker wirklich nicht unnöthig zu bemerken, daß das Cyankalium
immer kalt aufgelöst werden muß. löste, und dazu eine Lösung von Goldchlorid in Wasser, von einem Dukaten
erhalten, zusezte. Diese Lösung ist vollkommen klar, und fast farblos. Sie wird
durch den galvanischen Strom zersezt, ohne daß sich am + Pol Niederschläge
bilden.
Die ersten mit der frischen Lösung vergoldeten Sachen wurden recht schön, doch bald
gelang die Vergoldung nicht mehr damit, während mit demselben Apparat dieselben
Gegenstände in der frühem Goldlösung mit Blutlaugensalz sich sehr schön vergoldeten.
Ich habe drei Fabrikanten auch von dieser Lösung gegeben, um damit Versuche zu
machen, das einstimmige Resultat war, daß die Blutlaugensalzlösung im Allgemeinen
schönere Vergoldung liefere; nur für Stahl und Eisen ist die Cyankaliumlösung
anwendbarer, indem hier die Vergoldung viel klarer und glänzender wird, daher möchte
für Vergoldung dieser Metalle die leztere Lösung vorzuziehen seyn, obgleich ich auch
mit der erstern Lösung Vergoldungen auf den genannten Metallen erhalten habe, welche
nichts zu wünschen übrig lassen.
Eine dritte Goldlösung, welche für Messing, Zink, Zinn mir brauchbarer zu seyn
scheint, als die beiden genannten, erhält man durch Auflösen von 2 Loth
Ferrocyankalium und 1/2 bis 3/4 Loth Cyankalium in 1 1/2 bis 2 Pfd. Wasser; hiezu
sezt man das von einem Dukaten erhaltene Goldchlorid in wenig Wasser gelöst. Beim
Zusaz des Goldchlorids färbt sich die Flüssigkeit braun, und läßt man sie einige
Zeit stehen, so scheiden sich einige braune Floken von Eisenoxydhydrat ab; die
geringe Menge dieses Niederschlags sammelt sich bald am Boden, so daß die
Flüssigkeit sich durch bloßes Abgießen vollständig vom Niederschlag trennen läßt und
Filtriren unnöthig ist; oder man sezt auch noch etwas Cyankaliumlösung zu, wobei
diese braunen Floken auch Verschwinden. Die Lösung ist zugleich nur wenig theurer
als die erste, aber bedeutend wohlfeiler als die zweite, was natürlich auch bei der
Anwendung im Großen in Bettacht kommt. Neusilber und Messing vergoldeten sich
vorzüglich in dieser Flüssigkeit.
Ist die Goldlösung sehr arm an Gold, so gelingt die Vergoldung nicht mehr gut; man
sezt dann eine ganz concentrirte Lösung von Gold, Cyankalium und Blutlaugensalz in
möglichst wenig Wasser zu, oder was dasselbe ist, man nimmt von der gebrauchten
Flüssigkeit zum Auflösen des Cyankaliums und des Blutlaugensalzes, doch kann man in
diesem Fall meistens etwas weniger von diesen Salzen nehmen, als zu einer frischen
Lösung. Dieß läßt sich nicht Alles für jeden Fall aufs Bestimmteste in Zahlen
angeben, die Erfahrung aber wird Jedem bald das richtige Maaß angeben.
Die Goldlösung wird am besten wohl kalt angewendet, da das Erwärmen größerer
Quantitäten meistens zu umständlich ist, und die raschere Vergoldung meistens keine
großen Vortheile bietet.
Das Verfahren zur Vergoldung ist nun sehr einfach; wesentlich ist die Reinheit der zu
vergoldenden Metalloberfläche, daher müssen sowohl alle mechanisch anhängenden Uneinigkeiten, wie Fett
etc., als auch die Oxydhaut, durch Abreiben mit Sand, Weinstein oder Kalk, durch
Behandeln mit Lauge oder schwacher Säure vollkommen weggeschafft werden. Beim
Messing ist es gut, es vorher gelb zu brennen; die gereinigten und abgespülten
Gegenstände werden dann am besten unmittelbar, ohne sie mit den Händen zu berühren,
in die Goldlösung gebracht, nachdem sie vorher durch einen Draht oder auf andere
Weise mit dem – oder Zinkpol in metallische Verbindung gesezt sind; es ist
gut, den Platindraht des + Pols schon vorher in die Lösung zu bringen, so daß
sogleich beim Einbringen des – Pols die Kette geschlossen ist. Dann ist
ferner nöthig darauf zu achten, daß der zu vergoldende Gegenstand nirgends aufliegt
und besonders auch den Platindraht nirgends berührt. Bei großen Gegenständen muß man
auch öfters die Lage dieses + Poldrahts zu dem zu vergoldenden Gegenstand verändern,
besonders wenn dieser viel größer ist als jener, was dann durchaus keinen
nachtheiligen Einfluß hat. Ist der Gegenstand 1/2 bis 1 Minute eingetaucht, so nimmt
man ihn aus der Flüssigkeit, reibt ihn mit etwas Weinstein ab und taucht ihn dann
wieder ein, bis die Goldschichte die nöthige Dike hat. Soll die Vergoldung jedoch
sehr dik seyn, so muß man das Abreiben mit Weinstein einigemal wiederholen. War der
zu vergoldende Gegenstand vor der Operation polirt, so erhält man ihn auch so
vergoldet bei gehörigem Gang des Processes; erlaubt es aber die Natur des
Gegenstandes, so ist es besser, die Politur erst nach der Vergoldung vorzunehmen, da
die Goldschichte durch das Poliren auch dichter und dauerhafter wird. Die Vergoldung
kann dann geglühwachst oder gefärbt werden, nur darf im leztern Fall besonders die
Vergoldung nicht zu schwach seyn, sonst wird durch das Färben die geringe
Goldschichte weggenommen. Doch wird das Färben bei der galvanischen Vergoldung
meistens unnöthig seyn, denn die Vergoldung selbst hat schon eine reine Goldfarbe,
und soll sie matt erscheinen, so darf man nur vorher den Gegenstand matt machen, die
Vergoldung erscheint dann auch matt.Steinheil in München ist es gelungen, Gegenstände
sogleich, matt zu vergolden; nach einer in der Allgemeinen Zeitung gegebenen
Notiz sezt er zu dem Zwek der Goldlösung etwas Queksilber zu, in welcher
Gestalt ist nicht gesagt, auch nicht, ob die Gegenstände nachher erhizt
werden, um das Queksilber zu verflüchtigen.
Das Glühwachsen der vergoldeten Gegenstände ist unnöthig, wenn dadurch nur eine rothe
Farbe erzielt werden soll, denn diese bekommt man, wenn man der Goldlösung von der
später zu erwähnenden Kupferlösung so viel zusezt, bis man die gewünschte Farbe
erhält.
Doch hat die Erfahrung gelehrt, daß die vergoldeten Gegenstände nach dem Glühwachsen
sich leichter und schöner poliren lassen, als vorher, daß beim Poliren der nicht
geglühwachsten Gegenstände die Goldschicht sich leicht an einzelnen Punkten
abblättert, was nach dem Glühwachsen nicht mehr der Fall ist. Dieß Aufstehen des
Goldes beim Poliren findet unzweifelhaft nur an den Stellen statt, wo irgend eine
Unreinigkeit das Anhaften des Goldes an dem andern Metall verhindert, denn ich habe
viele Sachen vergoldet und dann poliren lassen, ohne daß die Goldschichte sich im
Mindesten ablöste; nur wird der Handwerker meistens es vorziehen zu glühwachsen, als
die nöthige Reinheit der Oberflächen zu beobachten.
Eine grüne Vergoldung erhält man leicht durch Zusaz von etwas Silberlösung zur
Goldlösung.
Bei Vergoldung von Zink, Zinn, besonders von Stahl und Eisen ist es gut, die
Goldlösung mit ihrem zwei- bis dreifachen Volum Wasser zu verdünnen, damit
das Gold sich sehr langsam absezt, sonst ist die Vergoldung nicht dauerhaft. Noch
dauerhafter wird die Vergoldung auf den genannten Metallen, wenn man diese zuerst
verkupfert mit der später zu erwähnenden Lösung, und dann erst vergoldet, auch
braucht man dann eine nicht so dike Goldschichte, um den Einfluß der Luft auf die
Metalle abzuhalten. Auf diese Weise wurden (geprägte Buchstaben von Zink) Medaillen
von Zinn und Schwarzblech, feine Eisengußwaaren, Messer und verschiedene
chirurgische Instrumente von Stahl erst verkupfert und dann vergoldet oder
versilbert. Wurden die so vergoldeten Gegenstände dann polirt, so ließ sich die
Vergoldung auf Messing nicht von der auf Zink oder Eisen unterscheiden. Bei polirten
Stahlwaaren, wie Messer etc., muß das vom Poliren anhängende Oehl am besten durch
Aezkali vollständig entfernt werden, so daß beim Eintauchen in Wasser dieses überall
gleichmäßig den Stahl befeuchtet; er wird dann zuerst verkupfert, und nach der
Vergoldung in 1/2 bis 1 1/2 Minuten (nach der Temperatur und Concentration der
Lösung) haben diese Instrumente neben der reichsten Goldfarbe die hohe Politur, wie
vor der Verkupferung; hatte der Stahl aber weichere Stellen, so zeigen sich diese
jezt deutlicher als vorher. Zugleich ist die Goldhaut so dünn, daß Rasirmesser z.B.
so gut schneiden, wie vor dem Vergolden. Will man stählerne Instrumente stärker
vergolden, und läßt sie daher längere Zeit in der Lösung, so müssen sie nach dem
Vergolden polirt werden, zeigen aber dann nicht mehr den hohen Glanz, als wenn sie
sehr dünn vergoldet sind, nur darf diese Vergoldung nicht gar zu dünn seyn, sonst
rostet der Stahl leicht, wenn er nicht sehr troken gehalten wird; ich habe im Laboratorium Messer seit
mehr als sechs Monaten im Gebrauch, welche sich bis jezt noch gut halten.
Das Versilbern wird mit Hülfe des gleichen Apparats vorgenommen, auch ist das ganze
Verfahren dasselbe; es ist auch ganz besonders auf Reinheit der mit Silber zu
überziehenden Oberfläche zu achten, sonst blättert das Silber sich beim Poliren ab
(es steht auf); nur bei sorgfältiger Reinlichkeit vermeidet man dieß. Ich habe
Messingschalen gelbgebrannt, mit Wasser abgespült und dann unmittelbar in die
Silbersolution getaucht; in diesem Falle ließen die dik versilberten Schalen sich
vollkommen poliren. Unmittelbar nach der Versilberung zeigen die Gegenstände ein
sehr schönes Matt, das aber an der Luft sehr bald braun anläuft.
Die Silbersolution bereitete ich aus 1 Theil Chlorsilber, welches mit einer Lösung
von 8–9 Blutlaugensalz in 109 Theilen Wasser längere Zeit (3–4
Stunden) auf ein Wasserbad, oder überhaupt an einen warmen Plaz gestellt wurde; die
klare Lösung wird abgegossen, und der Rükstand, welcher noch Silber enthält, zu
einer spätern Operation bewahrt. Mit dieser Lösung erhielt ich meistens eine schön
mattweiße Versilberung, welche aber zuweilen, besonders wenn die Lösung nicht mehr
concentrirt war, etwas bläulich ausfiel, und in diesem Fall z.B. nicht mehr zum
Versilbern matter Arbeiten gebraucht werden konnte; eine Operation, wodurch, wenn
diese von legirtem Silber sind, das Weißsieden erspart wird. Ich wandte daher später
eine Lösung von 1 Theil Chorsilber in 6 Theilen Cyankalium an; diese Lösung ist
vollkommen klar und hell, das Chlorsilber löst sich vollkommen, wenn das Cyankalium
sorgfältig nach der Liebig'schen Vorschrift bereitet ist.
Wenn man Silber in Salpetersäure löst und dann mit Kochsalz fällt, so ist zu
bemerken, daß 3 Theile Silber 4 Theile Chlorsilber geben.
Bei sehr schwachem Strom erhält man auf polirten Gegenständen auch eine polirte
Versilberung; die bei stärkerm Strom erhaltene matte Versilberung bräunt sich leicht
an der Luft.
Das Ueberziehen mancher, namentlich eiserner Geräthschaften mit Kupfer, ist schon an
und für sich zwekmäßig; dann ist das Verkupfern ferner bei manchen Metallen, die
versilbert oder vergoldet werden sollen, nöthig, wenigstens habe ich die Erfahrung
gemacht, daß der Goldüberzug auf zuerst verkupferten GeräthenHier braucht nur ein sehr dünner Kupferüberzug auf
dem Stahl oder Eisen zu seyn. bei gleicher Dike dauerhafter war, als wenn das Gold unmittelbar auf den
Stahl gefällt war.
Zur Verkupferung eiserner Gegenstände reicht, wie bekannt, ein augenblikliches
Eintauchen derselben in eine Auflösung von Kupfervitriol, oder von Grünspan, Alaun
und Salz hin, doch ist diese Verkupferung nicht so dauerhaft, wie ein durch den
galvanischen Strom bewirkter Kupferniederschlag, auch leidet die Politur von fein
polirtem Stahl oft dabei Noth. Zur Verkupferung ist deßhalb auch eine Lösung
anzuwenden, aus welcher nur mit Hülfe der galvanischen Batterie das Kupfer gefällt
wird. Ich stellte mir zuerst eine solche Flüssigkeit durch Vermischen einer
Kupfervitriollösung mit überschüssiger Blutlaugensalzlösung dar; da hier nur der
Bodensaz das Kupfer enthält, so muß man die Flüssigkeit vor dem Gebrauch jedesmal
umschütteln, oder den Niederschlag aufrühren; das Verkupfern geht sehr langsam, erst
in 2–3 Minuten ist der Stahl so verkupfert, um ihn vergolden oder versilbern
zu können. – Eine Lösung, erhalten durch Vermischen von 1 Loth Kupfervitriol
in 12 Loth Wasser mit 2 bis 2 1/2 Loth Cyankalium (nach Liebig's Vorschrift) in 16 Loth Wasser gelöst, verkupfert sehr rasch und
läßt nichts zu wünschen; auch scheint sie besser zu seyn, als folgende Lösung,
welche von Manchen Vorgezogen wird: 1 Loth Kupfervitriol, 3 1/2 Quentchen
Blutlaugensalz und 1 bis 1 1/2 Loth Cyankalium, jedes in Wasser gelöst und dann
vermischt, so daß das ganze Quantum circa 1 Pfd.
beträgt; diese Flüssigkeit ist klar, oder es sezen sich höchstens einige Floken von
Eisenoxydhydrat ab, die man durch Abgießen trennt.
Nach einer neuen Bekanntmachung von Ruolz (polytechnisches
Journal Bd. LXXXVI. S. 64) gelang es ihm
auch Metalle mit einem Ueberzug von Bronze zu versehen, d.h. Zinn und Kupfer
gleichzeitig und im Verhältniß von 10 : 90 ungefähr, auf sie niederzuschlagen. Er
wendet hiezu eine Auflösung von Cyankupfer in Cyankalium an, und sezt dazu
Zinnoxydhydrat; er nimmt nämlich eine Lösung von Cyankalium, welche 4° nach
Baumé zeigt, bringt dazu 30 Theile Cyankupfer
und 10 Theile Zinnoxydhydrat.
Eine ähnliche Lösung erhielt ich auf folgende Weise: ich löste 4 Loth Kupfervitriol
in einer Lösung von 8 Loth Cyankalium in 2 Pfd. Wasser, und sezte 1 1/2 Quentchen
Zinn, durch Königswasser oxydirt und dann in Kali gelöst, hinzu. Diese Lösung
scheidet aber bald Zinnoxyd aus und ist dann nur zum Verkupfern zu gebrauchen;
frisch angewandt gibt sie auf Eisen aber einen schönen Bronze-Ueberzug; doch
geht diese Fällung sehr langsam vor sich, so daß in einer halben Stunde ein nur
dünner Ueberzug sich gebildet hatte.
Es war meine Absicht, noch andere Lösungen zu versuchen, doch hat meine Zeit es mir
bis jezt nicht erlaubt.
Für den Chemiker viel wichtiger als das Vergolden und Versilbern ist das
Verplatiniren. Dumas sagt in seinem Bericht über das
Verfahren von Ruolz und Elkington, daß das Platin aus einer Lösung in Ferrocyankalium oder
Cyankalium sich sehr langsam niederschlage; er schlug deßhalb eine Lösung von
Platinkaliumchlorid in verdünntem Aezkali vor; zu dem Ende versezt man am
einfachsten sehr verdünnte Platinlösung mit etwas Aezkali. Diese Lösung gab mir auch
keine befriedigenden Resultate, und ich versuchte daher manche andere Lösungen, doch
muß ich gestehen, daß keine derselben mir ein ganz genügendes Resultat gab; die
besten Resultate erhielt ich noch durch eine Auflösung von Platinsalmiak in Wasser
mit etwas Ammoniak versezt, so daß die Flüssigkeit schwach darnach riecht; Kupfer
und Messing überziehen sich in dieser Flüssigkeit mit einem vollkommen
spiegelglänzenden Metallüberzug, doch muß man sehr darauf Acht haben, daß stets
etwas freies Ammoniak in der Flüssigkeit ist; denn sobald dieß nicht der Fall ist,
ist der Platinüberzug nicht metallisch glänzend und blättert sich leicht ab. Dieser
Platinüberzug ist aber bei Weitem nicht so dauerhaft, wie selbst ein dünnerer
Goldüberzug; durch längeres Erhizen von Salpetersäure in einer solchen
verplatinirten Schale, oder durch Glühen und Ablöschen in Wasser, löste sich das
Platin bald. Auch hört die Wirkung der Flüssigkeit schon auf, ehe alles Platin
gefällt ist. Für chemische Zweke wird ein solcher Platinüberzug das massive Platin
nicht ersezen können, eben so wenig wird in Schwefelsäurefabriken dieß der Fall
seyn, doch kann ein solcher Platinüberzug in andern Fällen in der Industrie sehr
zwekmäßig seyn, so namentlich, wie Dumas dieß vorschlägt,
bei den Uhrrädern.Nachdem dieß geschrieben war, theilte ich Dr. Böttcher bei Gelegenheit der Versammlung in Mainz
diese Methode mit, wo ich dann erfuhr, daß er beim Platiniren auch die
ammoniakalische Lösung des Platinsalmiaks anwende.