Titel: | Ueber ein neues Verfahren zur Unterscheidung und absoluten Trennung des Arsens vom Antimon in mit dem Marsh'schen Apparate erhaltenen Metallspiegeln; von Dr. R. Fresenius. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXXII., S. 364 |
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LXXXII.
Ueber ein neues Verfahren zur Unterscheidung und
absoluten Trennung des Arsens vom Antimon in mit dem Marsh'schen Apparate erhaltenen Metallspiegeln; von
Dr. R.
Fresenius.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Sept.
1842.
Fresenius, neues Verfahren zur Unterscheidung und Trennung des
Arsens vom Antimon.
Vor nicht langer Zeit hat Pettenkofer
Buchner's Repertorium Bd. XXVI. Heft 3; daraus im
polyt. Journal Bd. LXXXV. S.
456. eine Methode bekannt gemacht, mit dem Marsh'schen
Apparat erhaltene Metallspiegel weiter zu prüfen, insbesondere Arsenspiegel von
Antimonspiegeln zu unterscheiden, oder beide nebeneinander zu erkennen. Das
sinnreiche Verfahren besteht ganz einfach darin, daß man durch die Glasröhre, in
welcher sich der fragliche Metallspiegel befindet, einen Strom
Schwefelwasserstoffgas leitet und gleichzeitig den Anflug erhizt. Beide Metalle
verbinden sich bei dieser Operation mit Schwefel; das Antimon geht in schwarzes oder
mehr oder weniger orangerothes Schwefelantimon, das Arsen in gelbes Schwefelarsen
über. Die verschiedene Flüchtigkeit der beiden Schwefelmetalle in Verbindung mit dem
Unterschiede ihrer Farbe gibt alsdann das Mittel an, die Natur des Metallspiegels zu
erkennen, indem sich bei gleichzeitiger Anwesenheit von Arsen und Antimon das
flüchtigere Schwefelarsen stets vor dem minder flüchtigen Schwefelantimon
ablagert.
Die Versuche Pettenkofer'sDieselben lieferten auch insbesondere eine schäzbare Methode, alle
thierischen Substanzen aus den zu prüfenden Auflösungen von Cadavern zu
entfernen.A. d. R. wurden dahier im Liebig'schen Laboratorium von
Andern wiederholt, ich habe dieselben oft und viel selbst vorgenommen. Die
Ueberzeugung, zu welcher ich dadurch gekommen bin, ist die, daß die genannte
Methode, wenn sie auch hinreicht, Arsen von Antimon zu unterscheiden, falls man nur
mit einem der Körper zu thun hat, doch nie genügt, die Anwesenheit des Arsens mit
Sicherheit kund zu geben, im Falle gleichzeitig Antimon zugegen ist.
Die Resultate sind im lezteren Falle bei guter Ausführung zwar meistens der Art, daß
man mit Wahrscheinlichkeit auf die Abwesenheit oder Gegenwart des Arsens schließen
kann, sie tragen aber nie den Stempel positiver Gewißheit, zweifelloser Sicherheit,
welcher bei einem so wichtigen Gegenstande (Pettenkofer
hält seine Methode für
besonders anwendbar bei medico-legalen Fällen) als einziger Maßstab der
Brauchbarkeit angesehen werden muß; denn zwischen mehr und minder flüchtig ist keine
scharfe Gränze und gelb und orange sind nicht wie weiß und schwarz.
Wenn man zwei Körper gemengt oder verbunden hat und man will die Gegenwart jedes oder
auch nur eines derselben nachweisen, so können zu diesem Ziele zwei Wege führen,
entweder nämlich trennt man die Körper auf irgend eine Art völlig von einander, oder
man bringt, ohne sie zu trennen, einen derselben oder beide in Formen oder Zustände,
in welchen sie so ausgezeichnete chemische oder physikalische Eigenschaften zeigen,
daß sie an diesen erkannt werden können.
Der erstere dieser beiden Wege ist in der Regel der sicherste. – Von den
vielen Methoden, welche zur näheren Prüfung eines mit dem Marsh'schen Apparat erhaltenen Metallspiegels, insbesondere zur
Unterscheidung des Arsens vom Antimon, angegeben worden sind, beruhen jedoch die
meisten nicht auf einer völligen Trennung beider Metalle, und denen, welche sich
darauf gründen, wird mit Recht der Vorwurf gemacht, daß ihre Resultate nicht
empfindlich genug seyen, um bei kleinen Mengen genügende Sicherheit zu gewähren.
Die Methode, welche ich im Folgenden beschreiben werde und die ebenfalls in einer
absoluten Scheidung des Arsens vom Antimon beruht, wird von diesem Vorwurfe nicht
getroffen. – Sie stüzt sich auf die Versuche von Pettenkofer und die Wiederholung derselben gab zur Auffindung und
Begründung des neuen Verfahrens die Veranlassung.
Da ich in Bezug auf die Ausführung auf Mehreres aufmerksam zu machen habe, so beginne
ich ganz am Anfange. – Man verschafft sich auf die bekannte Art durch Erhizen
der Glasröhre, aus welcher das arsen- oder antimonhaltige Wasserstoffgas
ausströmt, einen möglichst starken Metallspiegel, vertauscht alsdann die erste Röhre
mit einer zweiten, dritten u.s.w., so lange man noch deutliche Anflüge bekommt. Man
leitet jezt durch die Glasröhren einen so langsamen Strom trokenes
Schwefelwasserstoffgas, daß dasselbe, wenn es an der fein ausgezogenen und
abgekneipten Spize der Röhre entzündet wird, eben noch fortbrennt und erhizt alsdann
den Metallspiegel mit einer einfachen Weingeistlampe von Außen nach Innen zu, also
gegen die Richtung des Gasstroms. – Wenn man einmal die Stärke kennt, welche
der leztere haben muß, wenn man keine zu kurzen Glasröhren anwendet und sich in der
genannten Operation überhaupt einige Uebung erworben hat, so gelingt es jedesmal,
die regulinischen
Metalle ohne den geringsten Verlust in Schwefelmetalle zu verwandeln.
Man führt jezt durch dieselben Glasröhren einen mäßig starken Strom trokenes
salzsaures Gas, welches man geradezu erhält, wenn man in viel concentrirte
Schwefelsäure etwas Kochsalz bringt und ganz gelinde erwärmt. Zwischen dem Gefäß,
aus welchem sich das Gas entwikelt und der Glasröhre mit dem Schwefelmetall, bringt
man eine kurze, weitere, mit Baumwolle loker angefüllte Röhre an. – Bestand
der Metallspiegel nur aus Antimon, so verschwindet das Schwefelantimon, welches man
alsdann allein in der Röhre hat, im Falle es in dünnen Schichten war, augenbliklich,
wenn der Anflug diker war, in wenigen Secunden. Das Schwefelantimon sezt sich
nämlich mit dem Chlorwasserstoff um und das entstehende Chlorantimon ist in dem
Strom des salzsauren Gases außerordentlich flüchtig. Leitet man denselben in etwas
Wasser, so läßt sich in diesem die Gegenwart des Antimons durch Schwefelwasserstoff
und andere Reagentien nachweisen. – Bestand der Metallspiegel nur aus Arsen,
hat man in der Röhre also nur gelbes Schwefelarsen, so bleibt Alles unverändert, das
salzsaure Gas übt auch bei längerem Darüberströmen auf das Schwefelarsen keinen
Einfluß aus. – Ist endlich Arsen und Antimon gleichzeitig zugegen, so
verschwindet, wie natürlich, das Schwefelantimon alsobald aus der Röhre, während das
Schwefelarsen unverändert zurükbleibt. Nimmt man jezt die Glasröhre weg, bläst die
ausgezogene Spize zu und gießt etwas Ammoniakflüssigkeit hinein, so verschwindet der
gebliebene gelbe Anflug auf der Stelle, und man erhält auf diese Weise noch einmal
Gewißheit, daß derselbe wirklich Schwefelarsen war. Verdampft man die
ammoniakalische Flüssigkeit auf einem Uhrglase, so erhält man die ganze Menge des
Arsens, welche in dem Metallspiegel zugegen war, als Schwefelarsen wieder und kann
nach Belieben dasselbe einer nochmaligen Prüfung unterwerfen.
Der Umstand, daß bei dem angegebenen Verfahren das Arsen völlig isolirt wird, so wie
der, daß es erkannt wird, ohne verloren zu gehen, verleihen der beschriebenen
Methode einen ganz besonderen Werth; von allen Verfahrungsarten, welche bis jezt zu
gleichem Zwek bekannt gemacht worden sind, dürfte keine diese Vorzüge mit ihr in
gleichem Maaße theilen.