Titel: | Ueber die Düngerarten; von Boussingault u. Payen. Zweite Abhandlung. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXXV., S. 372 |
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LXXXV.
Ueber die Duͤngerarten; von Boussingault u. Payen. Zweite
Abhandlung.
Aus den Comptes rendus, Okt. 1842, Nr. 14, S.
657.
Boussingault und Payen, über die Düngerarten.
In unserer ersten Abhandlung (polyt. Journal Bd.
LXXXII S. 134) suchten wir den relativen Werth der Düngerarten durch die
analytischen Resultate zu bestimmen. Die uns seitdem zugekommenen praktischen
Beobachtungen schienen den als Grundlage zu dieser Werthbestimmung angenommenen
Maaßstab zu rechtfertigen; wenigstens wurde kein ernstlicher Einwurf erhoben und die
wohlwollende Aufnahme unserer ersten Versuche von Seite einsichtsvoller Praktiker
veranlaßt uns, unsere Arbeit durch Untersuchung aller Düngerarten, die wir erhalten
konnten, zu vollenden.
Zum Verständniß der in dieser zweiten Abhandlung niedergelegten Beobachtungen
brauchen wir nur an die Definition zu erinnern, welche wir von kräftigen Düngern gaben; jezt noch, wie damals, scheint uns diese
Definition der genaue Ausdruk wohlerwiesener Thatsachen zu seyn.
Der Dünger hat um so größeren Werth, je stärker sein Gehalt an
stikstoffhaltiger organischer Substanz ist und besonders über jenen an nicht
stikstoffhaltigen organischen Substanzen vorherrscht; endlich, je allmählicher
und dem Fortschreiten der Vegetation angemessener die Zersezung der quaternären
Substanzen vor sich geht.Vorzüglich der chemisch gebundene Stikstoff ist
sonach von Nuzen und das Verhältniß, in welchem dieser vorhanden ist,
bestimmt den Gehalt des Düngers.
Wir beabsichtigen hier, den Werth der für cultivirtes Erdreich, welches Rükstände
vorausgegangener Ernten, jene stikstoffarmen, aber an ternären organischen
Substanzen reichen vegetabilischen Ueberbleibsel enthält, anwendbaren Düngerarten zu
bestimmen. Wir sezen übrigens voraus, daß einsichtsvolle Landwirthe sich noch
besonders und zu billigem Preise die mineralischen Substanzen zu verschaffen wissen
werden, welche die normale Zusammensezung des Bodens zu unterhalten und den Einfluß
der Dünger zu sichern im Stande sind.
Wenn der auf dem Erdreich ausgebreitete Dünger die Pflanzenernährung allein unterhalten sollte, so müßte er alle organischen
und anorganischen Elemente enthalten, welche, außer den der Atmosphäre entnommenen,
während des Lebens der Pflanze assimilirt würden und in der Ernte enthalten wären.
In diesem Falle müßte der Dünger auch verschieden seyn je nach der Beschaffenheit
des Bodens, dem Klima, der Jahreszeit, der Art der angebauten Gewächse, der Lage und
Neigung der Erdoberfläche, endlich auch nach dem Einfluß des unteren Erdreichs und
der Rükstände vorausgegangener Ernten. Für diesen Fall würde die Zusammensezung der
Dünger so complicirt und so veränderlich, daß jede allgemeine Regel unmöglich wäre;
die wissenschaftlichen Angaben wären eitel Wahn, indem die verlangten Bedingungen
nicht vortheilhaft vereinigt werden könnten. Man mußte daher, wie dieß seit langer
Zeit geschieht, die den Boden fruchtbar machenden Substanzen in zwei große Classen
theilen; die anorganischen Verbindungen tragen, abgesehen
von den chemischen Eigenschaften, welche sie dem Erdreich ertheilen, indem sie ihm
die zur vollkommenen Entwikelung der Pflanzen unentbehrlichen Mineralsubstanzen
liefern, offenbar auch zur Verbesserung der physischen Eigenschaften der bebauten
Gründe bei. Dahin gehören die gewissen Pflanzen insbesondere zuträglichen Salze, wie
der Gyps für die Hülsenfrüchte, dann die Salze, welche in den meisten Pflanzen
angetroffen werden, und alkalisch reagirende Substanzen, wie Kalk, Natron-
oder Kalilauge, Holzasche etc., welche die Vegetation überhaupt auf jedem Boden
befördern. Diese dem Landwirthe so nüzlichen Substanzen versteht man unter der
Benennung Verbesserungs- und Reizmittel.
Die Substanzen, mittelst welcher den Pflanzen das zu ihrer reichsten Entwikelung
unentbehrliche Wasser geliefert wird, können sowohl als Reizmittel, wie als Dünger
betrachtet werden; die in den Pfüzen macerirten Pflanzenreste, die Wässerung selbst,
die nur gar zu oft vernachlässigt wird, wo sie möglich wäre, helfen diesen wichtigen
Zwek erreichen.
Die eigentlichen Dünger aber sind organischer Natur, sie
müssen dem Erdboden die
ihm mangelnden, in Gase verwandelbaren oder auflöslichen
Nahrungsmittel zuführen, welche die Gewächse sich assimiliren können.
Nun betrachtete man unter diesen Nahrungsmitteln ehedem mit Unrecht diejenigen als
die wünschenswertesten, welche die reichlichste Kohlensäure-Entwikelung
veranlassen konnten. Allein wir wiederholen es, mit Unrecht, denn diese sind in
beständig cultivirtem Erdreich ohnedieß in Ueberfluß vorhanden, während die
stikstoffhaltigen, der Fäulniß fähigen am schnellsten sich verlieren und daher dem
Boden öfter wieder erstattet werden müssen; diese muß man beständig nachzuschaffen
trachten, weil sie sich unausgesezt erschöpfen. Man kann sie daher mit Recht dem
Landwirthe als die wichtigsten bezeichnen und indem man ihr Mengenverhältniß in den
gewöhnlichen Düngerarten genau bestimmt, so ist hiedurch eine nüzliche Anleitung und
das beste Mittel an die Hand gegeben, die den Landleuten so nachtheiligen
Betrügereien bei den im Handel käuflichen Düngern zu entdeken.Die zahlreichen Streitigkeiten zwischen den Landwirthen und den Handelsleuten
hinsichtlich des desinficirten Düngers und der Knochenkohle aus Raffinerien
bewiesen, wie trügerisch das alte Probeverfahren war; große Vorzüge gewährt
die an dessen Stelle tretende Bestimmung des Stikstoffgehalts; dieselbe
wurde auch von Hrn. Malagutti, Professor in
Rennes, eingeführt, unweit der Orte, welche in ihrem Landbau die ausgedehnte
Anwendung dieser Düngerarten sich so zu Nuzen machen.
Es haben übrigens hierüber zahlreiche, übereinstimmende Thatsachen, welche von den
ausgezeichnetsten Agronomen bestätigt wurden, schon entschieden. Auch ist es
denselben bekannt, daß gewisse Düngerarten zu gleicher Zeit die Verbesserungsmittel,
die Reizmittel, Wasser und mehr oder weniger stikstoffhaltige organische
Nahrungsmittel liefern; dieß ist der Fall mit den meisten Mistarten, welche nach
Maaßgabe ihrer vielfältigen Dienstleistungen, dem Boden und der Art der angebauten
Pflanze wohl angepaßt werden müssen; nämlich kühl bei
trokenem oder sandigem Boden; warm bei feuchtem, kaltem
Thonboden.
Die reichhaltigen, auf weitere Entfernungen transportablen Dünger können auf allen
Arten des Bodens, für jede Art des Anbaues mit Vortheil angewandt werden, wenn ihre
Einwirkung unterstüzt und die Kraft des Bodens entwikelt wird, durch am Orte selbst
oder nicht fern von dem zu bestellenden Erdreich gewonnene Verbesserungs- und
Befeuchtungsmittel.
Zur bessern Veranschaulichung dieses Gegenstandes wiederholen wir hier ein an einem
anderen Orte schon angeführtes Beispiel. Auf einem trokenen und sandigen Erdreich,
wo stark mit Wasser imprägnirter Mist sehr gute Dienste that, versuchte man diese Düngung
durch den gleichen Werth trokenen Bluts zu ersezen; was leicht vorauszusehen war,
geschah: es gab eine Mißernte.
Ist daraus zu schließen, daß ein an sehr stikstoffhaltiger Substanz reicher Dünger
unnüz oder gar schädlich wäre auf leichtem Boden? Nein keineswegs, denn ein
ähnlicher Dünger, in kleiner Menge mit kühlem Mist vermengt, so daß der
Gesammtgehalt an Stikstoff derselbe wurde, machte die Vegetation schöner und die
Ernte reichlicher, als beim gewöhnlichen Anbau, zu welchem der kühle Dünger allein
genommen worden war.
So sichern auch die grünen Düngerarten oder bloße Befeuchtung die Wirksamkeit des
warmen Düngers auf sandigem und trokenem Boden.Das getroknete Blut, welches beim Düngen der Zukerrohrfelder in den Kolonien
von so großem Nuzen ist, ist für diese Cultur um so geeigneter, weil er die
stikstoffhaltigen Nahrungsmittel ersezen kann, ohne, in anderen Düngerarten
manchmal zu reichlich vorhandene, Mineralsalze in den Boden zu bringen,
welche bei der Extraction des Zukers sehr hinderlich waren.
Nachdem wir nun die Art und den Werth der Belehrung, welche aus unseren Analysen
geschöpft werden kann, wohl bezeichnet haben, fügen wir noch einige besondere
Bemerkungen über die in dieser neuen Arbeit behandelten Stoffe bei.
Herbstlaub. – Wir wählten absichtlich die Zeit, wo
die Blätter von selbst zu Boden fallen; hier nämlich beginnt ihre Rolle als Dünger;
später kann für ihre Zersezung eine bestimmte Zeit nicht mehr angegeben werden.
Unter den Forstspecies haben die Eichen- und Buchenblätter ziemlich gleichen
Werth; sie vertreten wenigstens ihr dreifaches Gewicht Normaldüngers, und es wird
hiedurch begreiflich 1) die Verbesserung der oberen Bodenschichten durch die
Blätterabfälle im Allgemeinen; 2) der Schaden, welcher aus dem Wegschaffen dieses
Laubes hervorgehen kann; 3) der Nuzen endlich, welcher daraus gezogen werden könnte,
wenn man dieses Düngmittel auf urbar zu machendes Erdreich führen wollte.
Die Kraft des Laubes als Dünger hat sich im Elsaß in allen den Waldungen nahen
Gemeinden bewährt; an solchen Orten erhält das Vieh keine andere Streu, und diese
ist, wie die Analyse darthut, schon ein Dünger von hohem Werth.
Madia sativa. – Diese Pflanze scheint sich zur
wohlfeilen Darstellung eines grünen Düngers zu eignen; so glaubte wenigstens Hr. Bazin (von Ménil-Saint-Firmin, Oise)
und die ersten erhaltenen Resultate werden zu neuen Versuchen ermuthigen.
In zwei Monaten der günstigen Jahreszeit bedekte sich ein guter Boden mit blühenden
Stengeln (pieds en fleurs); es war dieß die Zeit zum
Untergraben; zur selben Zeit schikte uns Hr. Bazin ein
gemischtes Muster der Pflanzen, Wurzeln, Stengel, Blätter und Blüthen. Das Ganze,
der Analyse unterworfen, zeigte einen etwas stärkeren Gehalt als der des
landwirthschaftlichen Düngers.Wurde dieser grüne Dünger getroknet, so war sein Gehalt 2 1/2 mal größer als
der des troknen Krautwerks der Madia, welches nach der Bildung der Körner
analysirt wurde.
Das von Hrn. Bazin auf 12500 Kilogr. für die Hektare
geschäzte Gewicht der Ernte würde nach diesem Agronomen in mittelmäßigem Boden
leicht erhalten, wenn ein nasserer Jahrgang der Entwikelung krautartiger Pflanzen
günstiger wäre als das Jahr 1842.
Buchs, Zweige und Blätter desselben. – Wir
analysirten Buchs mit seinen jungen Sprossen, Stengeln und bleibenden Blättern, wie
er nach Hrn. Gasparin im Süden geschnitten wird; dieser
grüne Dünger wird ganz einfach dadurch präparirt, daß man ihn auf den Straßen läßt,
wo er durch die Füße der Pferde und Wagenräder zermalmt wird.
Man wird aus den in der Tabelle angeführten Zahlen ersehen, daß sein Stikstoffgehalt
ihn den Eichen- und Buchenblättern sehr nahe bringt.
Cyderäpfel-Rükstände. – Mehrere Agronomen
ziehen es noch in Zweifel, ob die Aepfelrükstände wirklich als Dünger betrachtet
werden können, oder ob sie nicht eher schaden als nüzen; beide Meinungen stüzen sich
auf positive Thatsachen. In an kohlensaurem Kalk sehr armem Erdreich waren diese
Rükstände in der Regel von schlechtem Erfolg; auch in anderem Boden wurde schlechter
Erfolg beobachtet, wenn die Aepfelrükstände allein oder mit wenig Erde vermengt sich
zu nahe an den Würzelchen der Pflanzen befanden. Dieser ungünstige Einfluß scheint
von der sauren Reaction des auflöslichen Theils dieser
Rükstände herzurühren; wirklich hören diese scheinbaren Anomalien auf, wenn man sie
mit einer hinlänglichen Menge Lauge anfeuchtet, um ihnen
eine alkalische Reaction zu ertheilen und die nüzliche Wirkung des Düngers steht
dann im Verhältniß mit seinem Stikstoffgehalte; die Flüssigkeit, womit er imprägnirt
ist und die er mit Kraft zurükhält, gibt ihm die Eigenschaften eines kühlen Düngers,
der vorzüglich für sandigen Boden paßt. Einer von uns düngt im Elsaß schon seit
langer Zeit und mit gutem Erfolg die Erdbirnen (topinambours) mit Aepfelrükständen in Verbindung mit Weintrebern in einem
stark thonhaltigen und hinlänglich kalkhaltigen Boden. Im Allgemeinen werden diese
Rükstände, so wie alle
sauren Substanzen am besten unter den Mist gemengt, da ihr säurendes Princip am
geeignetsten ist, den Ammoniakdunst zurükzuhalten.
Hopfenrükstände. – Dieser Rükstand der Brauereien,
welcher noch vor Kurzem überall weggeworfen wurde, wird gegenwärtig an manchen Orten
verwendet; er ist zwekdienlich, die compacte Erde zu zertheilen; man kann ihn um
Vieles verbessern, wenn man ihn an der Luft austroknen läßt und dann der Streue für
das Vieh beimengt; er dient dann zum Aufnehmen des Urins und die Zunahme des
Verhältnisses stikstoffhaltiger Substanz ist um so vortheilhafter, als dadurch das
Verhältniß und der Einfluß des nicht stikstoffhaltigen Theils der organischen
Materie verringert wird. Diese Zunahme an Stikstoff kann bemessen werden, indem man
den Stikstoffgehalt des Urins in Rechnung bringt.
Schaum vom Abklären des Runkelrübensaftes. –
Dieser Schaum, welchen man in den Zukerfabriken erhält, besteht aus geronnenen
eiweißartigen Substanzen und Kalk; er reagirt deutlich alkalisch; die in ihm
enthaltene organische Substanz ist stikstoffreicher als die im Mist; durch seine
Reaction und chemische Zusammensezung vereinigt er viele den Pflanzen nüzliche
Eigenschaften; praktische Beobachtungen ergaben, daß sein Nuzeffect den
theoretischen Voraussezungen entspricht; im Normalzustande gepreßt, aber noch ganz
feucht, vertreten 7465 Kilogr. desselben 10000 Kilogr. landwirthschaftlichen
Düngers.
Der Schaum, wie er aus der Presse kommt, hat eine plastische Consistenz, welche seine
gleichförmige Vertheilung auf dem Boden erschwert; man muß daher, um diesem
Uebelstand zu begegnen, den Schaum austroknen lassen, bis man ihn zerreiben kann. Er
läßt sich dann leicht mittelst des Schlegels oder unter einem verticalen Mühlstein
zermalmen und wie andere pulverige Dünger anwenden.
In der Jahreszeit der Rübenzuker-Fabrication (Ende Septembers bis Januar)
ginge die Austroknung des Schaums langsam vor sich und wäre kostspielig;
ökonomischer ist es, den Schaum mit so viel Wasser anzurühren, daß man eine ziemlich
dünne Brühe erhält, welche ohne Schwierigkeit mit dem Mist vermengt wird, wenn man
sie nicht lieber, wie den flämischen Dünger, mittelst der
Wasserschaufel ausbreitet.
Durch Maceration behandelte Runkelrüben-Schnitten.
– Dieser durch das sogenannte Macerations-Verfahren seines Zukers beinahe völlig beraubte Rükstand
ist ärmer an stikstoffhaltiger Substanz als der aus der Presse kommende Brei und
enthält bedeutend mehr Wasser als lezterer. Sein Gehalt als Dünger ist auch nur 0,022 von dem des
landwirthschaftlichen Düngers. Sein Aequivalent ist 4136, den Mist zu 100 gerechnet,
wonach man ungefähr 40mal so viel von demselben für eine gleiche Erdoberfläche
bedürfte. Die im Großen angestellten Versuche stimmen mit den Resultaten der Analyse
überein; auch hat man sich bemüht, diesen Rükstand in einen kleinen Raum zu bringen,
indem man einen Theil des Wassers durch besonderes Pressen entfernte; aber auch dann
noch ist es nur ein schwacher Dünger, welcher in der Regel die Transportkosten nicht
lohnt.
Oehlpreßkuchen. – Unter jenen, die wir seit dem
Erscheinen unserer ersten Abhandlung analysirten, wird man als die reichhaltigsten
die vom Leindotter, dem Mohnsamen und den Nüssen erkennen, welche ungefähr unter
sich gleich sind; darauf folgen die Hanf-, die Baumwollsamen- und die
Buchekerpreßkuchen. Die lezteren, sehr holzigen, werden manchmal als Brennmaterial
gebraucht; der Oehlgehalt der Buchekern ist übrigens sehr verschieden.
Die Gewinnung und Reinigung des Oehls aus dem Baumwollsamen ist in Frankreich ein
neuer Industriezweig, welcher dem Landbau einen nüzlichen Rükstand hinterläßt; der
Werth desselben als Dünger ist ungefähr zehnmal so groß als der des Normaldüngers,
dem Gehalt dieser beiden Dünger nach zu urtheilen.
Mist aus den Wirthshäusern im südlichen Frankreich.
– Wir analysirten denselben mit Hrn. v. Gasparin,
dem wir auch alle Aufschlüsse über seine Anwendung verdanken. Dieser Mist ist ein
Product der Streu und Excremente der von Heu und Hafer genährten Pferde und
Maulesel.
Die Probe davon wurde einen Monat, nachdem er in Haufen gelegt worden, noch warm,
aber feucht genug war, um noch nicht ins Weiße überzugehen, genommen; das darin
enthaltene Stroh ist erweicht, zusammengedrükt, aber nicht merklich zersezt; der
Kubikmeter wiegt in diesem Zustande 660 Kilogr., und stark zusammengestampft bis 820
Kilogr.; er enthält 0,3942 trokner Substanz; diese repräsentirt 0,725 ihres Gewichts
organischer Substanz; der gewöhnliche Preis dieses Düngers ist 1 Fr. 30 Cent. für
100 Kilogr.; diese Quantität gewährt dem Landmann einen Mehrbetrag des Products von
2 bis 5 Fr. in bewässertem Lande, aber nur von 93 Cent. bis 1 Fr. in trokenem
sandigem Boden. Diese aller Beachtung würdige Thatsache beweist die Wichtigkeit
günstiger Umstände für die Wirksamkeit der Dünger.
Man findet überhaupt, daß der Dünger aus den Wirthshäusern gut zweimal so reichhaltig
ist als der landwirthschaftliche Normaldünger; dieß ist durch die geringere Menge
Wasser, welche er enthält, und durch die kräftigere Nahrung der ihn liefernden Thiere
zu erklären. Er nähert sich den Pferde-Excrementen.Die Abhandlungen der Société royale et
centrale d'agriculture von 1842 enthalten wichtige Beobachtungen
des Hrn. Grafen Gasparin über den Werth der
Düngerarten in Bezug auf die angebauten Gewächse und gewisse Umstände.
Guano. – Unter den Düngerarten, welche wir zur
Zeit des Erscheinens unserer früheren Arbeit uns nicht verschaffen konnten,
bedauerten wir vorzüglich den Guano zählen zu müssen, dessen Wirksamkeit die Praxis
so wohl bewährte. Seitdem wurde dieser Dünger in England stark eingeführt; mehrere
Landwirthe wandten ihn im Großen an; auch wir erhielten von unserem Ministerium der
Agricultur und von auswärtigen Correspondenten mehrere Proben vom Guano und
Anleitungen zu seinem Gebrauche; endlich wurden auch einige Anwendungen desselben
hier zu Lande unternommen.
In England bedient man sich des vorher mit einem Viertheil seines Volums gepulverter
Holzkohle vermengten Guano's; diese Vermengung scheint uns zwekmäßig, um sein
Ausbreiten auf dem Boden zu erleichtern, was bei der Anwendung sehr reichhaltiger
Düngerarten ein wesentlicher Umstand ist. Uebrigens hat einer von uns schon vor
vielen Jahren den nüzlichen Einfluß der porösen Kohle angezeigt; derselbe besteht in
der Mäßigung der freiwilligen Reactionen und im Zurükhalten eines Theiles der
Gase.
Die auf einen Acre Landes gebrauchten Quantitäten entsprechen dem Mittel der durch
unsere Analysen gefundenen Aequivalente; doch ist aus den bisherigen Resultaten noch
kein genauer Schluß zu ziehen, denn das Mengenverhältniß seines Stikstoffs ist nach
der Stelle verschieden, an welcher in diesen unendlich großen Lagern von
Vogelexcrementen geschöpft wird; ein Grund mehr für die Handelsleute sowohl als die
Consumenten, sich an die Resultate der chemischen Analyse zu halten.
Der durch Vermittelung des Ministeriums eingeführte Guano wurde um zweimal
reichhaltiger befunden, als der von den englischen Pächtern bezogene, selbst nachdem
dieser von einigem Sandgehalte befreit war; lezterer war von ziegelrother Farbe und
roch deutlich nach gewissen wilden Vögeln; ersterer aber war von graulicher Farbe
und gab einen stinkenden Geruch von sich.
Einige Landwirthe breiteten mit gutem Erfolg den Guano mit
der Saat aus, wie dieß auch in Peru geschieht.
In manchen Fällen erhielt man sogar einen Erfolg, welcher den Werth dieses Düngers
über den durch sein theoretisches Aequivalent ihm angewiesenen erhebt.Die peruanische Regierung soll erst kürzlich die Ausfuhr des Guano's verboten
haben.
Es ist eine große Aehnlichkeit in der Zusammensezung und Wirkung zwischen dem Guano
und dem Taubenmist. Der Taubenmist wird im Departement der Vienne um 3 Fr. 75 Cent.
bis 5 Fr. per Hektoliter von 40 Kilogr. Gewicht
verkauft; den Landwirthen zu Lille kommt er noch höher; diese lassen ihn aus der
Gegend von Arras kommen und wissen seine gute Einwirkung wohl zu schäzen.
Mist und Puppen der Seidenwürmer. – Dieß sind
Rükstände, welche bis zur jüngsten Zeit in der Regel in die Umgebung der
Seidenzucht- und Spinnanstalten geworfen wurden, wo sie durch ihre faulende
Ausdünstung nur schaden konnten.
Gegenwärtig werden sie als Dünger gebraucht und es ist in Betreff derselben an das zu
erinnern, was von den Vortheilen gesagt wurde, welche die Desinfection gewisser
fäulnißfähiger Düngerarten mittelst Kohle gewährt.
Der Gehalt des Mists der Seidenraupen während ihres fünften und sechsten
Lebensalters, wo sie davon am meisten geben, ist beinahe völlig gleich und zwar ist
derselbe neunmal größer als der des Normaldüngers.
Die Puppen entsprechen nur ihrem fünffachen Gewicht an landwirthschaftlichem Dünger,
weil wir sie ganz feucht analysirten, wie man sie aus den Seidenspinnereien erhält;
getroknet würden sie denselben Werth wie die meisten Dünger aus thierischen Resten
besizen.
Menschenharn. – Bekanntlich ist die Zusammensezung
desselben sehr verschieden, namentlich nach der Nahrungsweise und der Menge Getränks
in einer gegebenen Zeit. Um eine Mittelzahl zu erhalten, schöpften wir unsere Proben
aus dem schnell sich anfüllenden Reservoir einer öffentlichen Pißanstalt. Zwei
Analysen nach einem Tag Zwischenzeit genommener Proben gaben uns ziemlich gleiche
Resultate.
Der gewöhnliche Harn vertritt das Doppelte seines Gewichts Normaldüngers; das trokene
Extract aber ist seinem vierzigfachen Gewicht desselben Düngers gleich. Der mit vier
Volumen Wasser verdünnte Urin, einige Zeit vor der Saat zur Begießung angewandt,
dringt in den Boden ein, welcher durch seine Porosität die flüchtigen
ammoniakalischen Substanzen genugsam zurükhält.
Wenn man aber den Harn für sich oder gemengt mit dem Dünger aufbewahren muß, so
sollte man die zu leichte Verflüchtigung des kohlensauren Ammoniaks zu verhindern
suchen. Diesen Zwek kann man auf wohlfeile Weise erreichen, wenn man schwefelsaures
Eisen im Harn auflöst, sofern man solches billig haben kann. 6 bis 7 Kilogr.
Eisenvitriol sind für 100 Kilogr. normalen Harns hinreichend. Man muß sich aber
hüten, viel mehr Vitriol als das Aequivalent des kohlensauren Ammoniaks zuzusezen, weil sonst eine
deutliche saure Reaction entstehen würde, die vorzüglich einem wenig kalkhaltigen
Erdreich schädlich ist.
Knochenkohle aus Raffinerien. – Solcher Dünger,
aus Pariser Raffinerien nach der Mayenne gesandt, gab zu Streitigkeiten zwischen dem
Versender und dem Empfänger Veranlassung; ein Versuch mit bloßem Einäschern schien
die Klage zu rechtfertigen; man mußte zu Analysen schreiten, welche im Gegentheil
sowohl durch den Stikstoffgehalt, als durch die Zusammensezung der Asche bewiesen,
daß kein Betrug stattgefunden hatte, denn es fehlte nichts, als die während des
Transports verdunstete Menge Wassers; der Dünger war also noch um etwas
reichhaltiger als bei seinem Abgang aus der Raffinerie.
Holländischer Dünger. – Unter diesem Namen wurde
den Landwirthen in der Umgegend von Lyon eine pulverige Substanz geliefert, welche
die Analyse als identisch mit dem desinficirten Dünger (noir
animalisé genannt) erkannte.
Blutdünger. – Gegenwärtig wird in England Blut mit
0,035 Kalk eingedampft, mit 0,12 sehr feiner Kohle oder Steinkohlenruß gemengt und
dann ausgetroknet. Dieses, auf die Art, wie einige unserer desinficirten
pulverförmigen Dünger bereitete Gemenge ist fünf- bis sechsmal reichhaltiger
als die Knochenkohle der Raffinerien, entwikelt aber einen fauligen Geruch.
Berlinerblau-Rükstände mit Blut. – Auch
dieses Gemenge ist eine künstliche Nachahmung der Kohlenrükstände der Raffinerien.
Den Gehalt desselben wird man ebenfalls stark finden. Die kleine Quantität
kohlensauren Kali's, welche in der kohligen Substanz zurükgeblieben, ertheilt ihr
eine leichte alkalische Reaction, welche der Vegetation nur förderlich seyn
kann.
Animalisirte Seekräuter. – Dieser Dünger wird in
der Gegend von Marseille bereitet. Die beiden Proben, welche wir davon erhielten,
gaben uns ziemlich dieselben Resultate, wonach sein Gehalt sechsmal so groß als der
des Normaldüngers ist.
Alle numerischen Angaben sind in folgenden Tabellen enthalten.
Analysen und relative Werthe der
Düngerarten.
Textabbildung Bd. 86, S. 382-383
Normal-Wasser; Gewicht der
angewandten trokenen Substanz; Stikstoff in Kubik-Centimet; Temperatur
nach Celsius; Druck in Metern; Stikstoff im 100 der trokenen Substanz; Stikstoff
im 100 der normalen Substanz; Gehalt; Trokene Substanz A; Substanz im
Normalzustand B; Bemerkungen; Landwirthschaftlicher Dünger; Herbstlaub, Eiche;
Buche; Pappel; Akazie; Birne; Madia sativa grüner
Dünger; Buchs, Zweige und Blätter; Cyderäpfel-Rükstände;
Hopfen-Rükstände; Schaum vom Klären d. Rübensafts; Erschöpfte
Runkelrübenschnitten; Preßkuchen von Baumwollsamen; Leindotter; Hanfsamen;
Mohnsamen; Buchekern; Nüssen; Mist aus den Wirthshäus. im Süd.; Siehe die erste
Abhandlung; Wurzeln, Stengel, Blätter und Blüthen; (1841) vorher getroknet;
Hopfen erster Qual. aus Deutschl. (Dombasle'sches verfahren); Deßgl.; Sehr
holzig, als Brennmaterial angewandt; Von Hrn. v. Gasparin erhalt; Guano von
England eingeführt; durch Sieben gereinigt- in Frankreich eingeführt;
Mist v. Seidenwür. 5tes Lebensalt.; 6tes Lebensalt.; Seidenwürmerpuppen; Harn
aus öffentlichen Pißanstalten; Deßgl.; Thierkohle a. Raffiner. (Mayenne);
Holländischer Dünger; Englisches Schwarz; Rükstand d. Berlinerblaus + Blut;
Animalisirte Seekräuter; Düngererde; Seemuscheln; Im Normalzustand; Kugelförmige
Concretion, durch Sieben ausgezogen; Deutlicher Fäulnißgeruch; Von der
Magnanerie zu Neuilly; Deßgl.; Aus den Schäfereien zu Sénart; Auf dem
Ofen eingetroknet; Flüssig; 100 Kubikcentim. gaben 3,617 Gr. Rükstand; die
flüchtigen Producte wurden in Rechnung gezogen; (Lyoner Thierkohle); Blut + Kalk
+ Steinkohlenruß; Auf dem Ofen getroknet; von Hrn. v. Gasparin erhalten; Auf dem
Ofen getroknet; von Hrn. Pommier erhalten; Von Pferdemist (troken u. vorher
gesiebt um das Stroh zu tren.); Vorher getroknet
Anmerk. In der Colonne A ist
der Gehalt eines jeden als troken angenommenen Düngers mit jenem des ausgetrokneten
Mistes – lezterer = 100 angenommen – verglichen.
In der Colonne B ist der Gehalt eines jeden Düngers im
gewöhnlichen feuchten Zustand mit jenem des (= 100 angenommenen) feuchten Mistes
verglichen.
Man sieht, daß der landwirthschaftliche Dünger von dem Dünger der Wirthshäuser sich
vorzüglich durch den Gehalt an trokener Substanz unterscheidet; der erstere enthält
deren 0,2, der zweite vertritt deren 0,4.
Diese Daten könnten zur Berechnung der Gränze dienen, bis zu welcher es von Nuzen
wäre, den Dünger auszutroknen, um die Transportkosten desselben zu vermindern.
Aequivalente der verschiedenen
Düngerarten.
Textabbildung Bd. 86, S. 384
Aequivalent der trokenen Substanz;
Aequivalent der Substanz im Normalzustand; Bemerkungen; Landwirthschaftlicher
Dünger; Herbstlaub, Eiche; Buche; Pappel; Akazie; Birne; Madia sativa als grün.
Dünger; Buchs; Cyderäpfel-Trestern; Hopfen-Trestern; Schaum vom
Klären des Runkelrübensafts; Erschöpfte Runkelrübenschnitten; Preßkuchen von
Baumwollsamen; Leindotter; Hanfsamen; Mohnsamen; Buchekern; Nüssen;
Wirthshausdünger; Guano; Deßgl.; Seidenwürmermist; Seidenwürmerpuppen; Harn;
Knochenkohle aus Raffinerien; Sogenannter holländ. Dünger; Englisches Schwarz;
Rükstände vom Berlinerblau; Seekräuter; Düngererde; Seemuscheln; Zur
Vergleichung angenommen; Wurzeln, Stengel, Blätter und Blüthen; Zweige und
Blätter; An der Luft ausgetrokneter Rükstand, als Normal-Zustand
angenommen; Rükstand, 0,73 Wasser enth.; Aus ein. Runkelrübenzukerfab.; Von
macerirten Runkelrüben; Sehr holzig, als Brennmater. angewandt; Aus dem Süden;
In England eingeführt; Durch Sieben gereinigt; In Frankreich eingeführt; Vom
5ten Lebensalter; Vom 6ten Lebensalter; Aus öffentl. Anstalten, getrokn.;
Flüssig (Amoniak mit inbegr.); Im Depart. der Mayenne, von Paris bezogen; (Zu
Lyon, animalisirte Kohle); Blut + Kalk + Steinkohlenruß; Mit Blut animalisirt;
Getrokn. u. gesiebt. Pferdemist; Vom Strand zu Dünkirchen.
Anmerk. Die Zahlen der ersten Colonne zeigen die
Quantität eines jeden Düngers an, welche 100 trokenen Mists ersezen würde; die
Zahlen der zweiten Colonne die Quantität jeden Düngers, welche 100 feuchten Mists
ersezen würde.