Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. CVII., S. 435 |
Download: | XML |
CVII.
Miszellen.
Miszellen.
Marchal's eiserne Querunterlagen
für Eisenbahnen.
Das Holz ist je nach Umstaͤnden unter der Erde einer mehr oder minder baldigen
Faͤulniß unterworfen und verliert damit seinen ganzen Werth; eine eiserne
Querschwelle aber, nach Marchal's System, wenn sie auch
um die Haͤlfte mehr kostet, als ein gewoͤhnliches Querholz, ist sogar
hinsichtlich des Kostenpunkts viel vortheilhafter; denn das Eisen, wenn es sich auch
oxydiren sollte, dauert wenigstens zweimal so lange als Buchenholz, und kann oxydirt
immer wieder zu Roh- oder Stabeisen verarbeitet werden. Man kann dasselbe
jedoch in heißem Zustande mit Theer, Firniß und dergleichen uͤberziehen, wo
dann seine Oxydation in feuchter Luft nur hoͤchst langsam vor sich geht; die
eisernen Querunterlagen koͤnnen sonach mit der Zeit so wohlfeil oder noch
wohlfeiler als die hoͤlzernen hergestellt werden.
Beim Marchal'schen System ist der Schienenstuhl mit einem
vierekigen oder wuͤrfelfoͤrmigen Stuͤk Gußeisen von ziemlicher
Groͤße verbunden, welches sich mittelst divergirender Fuͤße in dem
Boden fest haͤlt. Die Stange von Stabeisen, welche die gußeisernen
Wuͤrfel verbuͤndet, kann sehr duͤnn seyn, da sie gar keinen
Druk auszuhalten hat und nur vorhanden ist, um eine Verschiebung der Wuͤrfel
zu verhindern.
Nach Marchal's Berechnungen wuͤrden diese
Unterlagen, eine in die andere gerechnet, hoͤchstens auf 20 Fr. per 100 Kilogramm zu stehen kommen. Die schwerste
derselben (er verfertigte davon 12 Muster) wiegt 80 Kilogr. mit dem Schienenstuhl,
dem Mastik etc. und kaͤme demnach auf 16 Fr.; die leichteste, welche 50
Kilogr. wiegt, auf 10 Fr.
Zum Legen dieser Unterlagen ist auch weniger Sand erforderlich als bei den
bisherigen, und uͤberdieß sind sie im Mohr- und schluͤpferigen
Boden viel leichter zu legen.
Hr. Marchal beabsichtigt, eine Musterbahn mit diesen
Unterlagen zu errichten, welche mit einem Waggon von der Schwere eines Locomotivs
befahren werden soll. – Alle Sachverstaͤndigen, welche bisher diese
Unterlagen gesehen haben, konnten gegen ihre Zwekmaͤßigkeit nichts einwenden.
(Moniteur indust. 8. Okt. 1842.)
Ein zweiter Artikel in demselben Blatt (vom 9. Okt.) macht darauf aufmerksam, daß der
Eisenbahningenieur Poncelet im Jahre 1839 schon derartige
Versuche auf der Station Malines (Mecheln) und auf der Westlinie beim Ausgang von
der Station Gand (Gent) gegen Malines anstellte. Er ließ auf einer Streke von mehr
als 100 Meter metallene Querunterlagen anbringen, und der Versuch entsprach
vollkommen seiner Erwartung. Diese Unterlagen sollen in den Werkstaͤtten des
Hrn. Gendebien zu Châtelineau gemacht worden seyn und gegenwaͤrtig
nicht uͤber 9 Fr. 50 Cent. zu stehen kommen.
Ueber Rousseau's Verfahren bei der
Porzellan-Verzierung.
Die Farben fuͤr Porzellan sind von zweierlei Art; naͤmlich solche,
welche der großen, zum Brennen der Glasur dienenden Hize widerstehen koͤnnen,
Scharffeuerfarben, und solche, welche auf die Glasur aufgetragen, von dem Ofen, in
welchem sie gebrannt werden, Muffelfarben genannt werden. Die erstern halten
hinsichtlich der Dauerhaftigkeit jede Probe aus; die Muffelfarben aber, welche auf
der Glasur selbst aufliegen, bei weitem nicht in so großer Hize gebrannt und von
keiner solchen Widerstand leistenden Substanz geschuͤzt werden, wie die
Scharffeuerfarben, leiden von einer Menge aͤußerer Einwirkungen, welche nach
und nach sogar ihr gaͤnzliches Verschwinden herbeifuͤhren.
Die Vergoldung wird jederzeit auf die in der Muffel gebrannte Glasur aufgetragen; man
kann sie unmittelbar auf das Weiße auftragen; will man sie aber auf Farben
auftragen, so muͤssen diese nothwendig einen Ueberzug erhalten, der
hervorragt und zum schnellen Verderben der aufgetragenen Vergoldung viel
beitraͤgt.
Hr. Rousseau hat zwei wichtige Verbesserungen in der
Verzierung des Porzellans erfunden, die im Auftragen aͤußerst brillanter
Muffelfarben von weit groͤßerer Dauerhaftigkeit, als beim
gewoͤhnlichen Verfahren, und in einer glaͤnzenden und dauerhaften
Vergoldung bestehen.
Mittelst flach auf die Gegenstaͤnde aufgetragener Tinten wird die Verzierung
mit dem Pinsel schnell ausgefuͤhrt; alle Farben werden im selben Feuer
gebrannt, und da das Muffelfeuer wenig Zeit erfordert, so kann eine an einem Service
geschehene Beschaͤdigung sogleich wieder hergestellt werden, indem man auf
das neue Stuͤk genau dieselbe Farbe wieder auftraͤgt, wie auf
demjenigen, welches dadurch ersezt wird.
Die Arbeiten aus den Ateliers des Hrn. R. sind im Handel sehr stark verbreitet. (Moniteur industriel, 30. Okt. 1842.)
Die Saffianfabrik der Gebrüder Fauler in Choisy-le-Roi, bei Paris.
Diese Fabrik wurde im Jahre 1796 unter der Firma Fauler,
Kemph u. Comp. errichtet; seit der ersten
Industrieausstellung im Jahre 1801 wurde sie jedesmal mit der goldenen Medaille
beehrt. Bisher war aber noch in keiner franzoͤsischen Saffianfabrik der Dampf
sowohl als Triebkraft als zur Mittheilung der Waͤrme benuzt worden. Dieß
blieb den HHrn. Fauler vorbehalten. In ihrer Fabrik
befinden sich jezt Dampfkessel zum Abkochen der Farbmaterialien, zum
Erwaͤrmen der Faͤrbeflotten und anderem Gebrauche; auch besizt sie
eine Dampfmaschine von 12 bis 15 Pferdekraͤften mit Hochdruk, die zu den
meisten mechanischen Operationen dient. Eine Hauptverbesserung aber ist die
Troknenanstalt, worin mittelst eines Combes'schen
Ventilators, welcher ebenfalls von der Dampfmaschine in Bewegung gesezt wird, das
Troknen sehr beschleunigt werden kann. Diese nach den Angaben und dem Plane des Hrn.
d'Arcet ausgefuͤhrte Einrichtung macht das
Troknen unabhaͤngig vom Zustande der Atmosphaͤre und sezt den
Fabrikanten in den Stand, alle Bestellungen zu jeder Zeit und so zu sagen zur Stunde
zu effectuiren und in jeder Jahreszeit zu arbeiten. – Die Sicherheit, womit
die HHrn. Fauler die zartesten Farbentoͤne
produciren, haben den Absaz an Saffian zur Fußbekleidung, zu Moͤbeln, zum
Buͤcherbinden u.s.f. sehr erhoͤht. (Echo du
monde savant 1842, No. 33.)
(Der Combes'sche Ventilator ist im polyt. Journal Bd. LXIX. S. 128 und 179 beschrieben. Hr. v. Sabloukoff hat in Rußland einen Ventilator von viel einfacherer
Construction zum raschen Troknen von Leder etc. angewandt, welcher im polyt. Journal
Bd. LXXXI. S. 56 mitgetheilt wurde. D.
Red.)
Vallé's anhygrometrische
Leinwand und Gemäldefirniß.
Bisher wurde die Gemaͤldeleinwand, ehe sie in die Hand des Malers kam, mit
einer gelatinoͤsen Mischung uͤberzogen, deren Hauptbestandtheil aus
Handschuhlederschnizeln bereiteter Leim ist. Dieser die Raͤume zwischen den
Faͤden ausfuͤllende Leim erleichtert die Anlagerung. der
aufeinanderfolgenden Bleiweißschichten, welche die Vorbereitung dieser Leinwand
beschließen. Lange und unangenehme Erfahrung hat aber dargethan, daß dieser Ueberzug
die wesentlichste Bedingung, die der Dauerhaftigkeit, nicht erfuͤlle. Wenn
ein so vorbereitetes Bild der Feuchtigkeit ausgesezt wird, verdirbt der
Leimuͤberzug, seine Bestandtheile trennen sich; zwischen den Farben und dem
Gewebe wird die Beruͤhrung unvollkommen und dieß hat das Erheben der
aufgetragenen Masse in großen Blaͤttern zur Folge. Das Kunstwerk kann nun als
verloren angesehen werden; denn das sorgfaͤltigste Aufziehen auf frische
Leinwand gewaͤhrt nur sehr unvollkommene und kurze Zeit andauernde
Abhuͤlfe.
Hr. Vallé, welcher seine mit Hrn. Merimée angefangenen Versuche mit vieler Ausdauer
verfolgte, ist nun auf einen Ueberzug gekommen, der die Erfordernisse, bestens zu
erfuͤllen scheint. Er benennt denselben anhygrometrischen Gluten, und derselbe ist eine Mischung von in
raffinirtem Leinoͤhl zergangenem gelbem Wachs, geschmolzenem Kautschuk, dikem
Leinoͤhl, Copalharz oder Firniß, Lavendeloͤhl und gekochtem
Leinoͤhl. Er wird auf beiden Seiten der Leinwand aufgetragen und eignet sich
sehr gut fuͤr den Bleiweißgrund; er ist außerdem auch zum Conserviren nach
dem alten Verfahren vorbereiteter Bilder brauchbar, zu welchem Behufe mehrere Lagen desselben auf
der Ruͤkseite der Leinwand aufgetragen werden. Es muß nun allerdings die Zeit
erst daruͤber entscheiden, ob er wirklich allen Uebelstaͤnden
begegnet, ohne wieder neue darzubieten; doch ist die Bereitung desselben rationell)
seine fetten und harzigen Bestandtheile. gestatten der Farbe in die Leinwand zu
dringen und scheinen der Einwirkung der Luft und Feuchtigkeit zu widerstehen. Der
Kautschuk verleiht der Leinwand eine Art Elasticitaͤt, welche dem Springen
der Farben und Firnißschichten widerstrebt.
So sprachen sich die Mitglieder der Akademie der schoͤnen Kuͤnste in
dem Berichte des Hrn. Auguste Couder aus. Diese Leinwand
dient gegenwaͤrtig groͤßtentheils zu monumentalen Bildern, welche der
Feuchtigkeit vorzuͤglich ausgesezt sind.
Hr. Vallé hat auch einen Firniß fuͤr Bilder
in Kirchen und an feuchten Orten erfunden. Der gewoͤhnliche, aus Mastix und
venetianischem Terpenthin bereitete, wird von der in die Leinwand dringenden
Feuchtigkeit gehoben und mit der Zeit weiß. Der neue Firniß des Hrn. Vallé hingegen widersteht vollkommen der feuchten
Luft; er besteht aus, in rectificirtem Terpenthinoͤhl aufgeloͤstem,
Copalharz, eben so aufgeloͤstem Kautschuk, Mastix (in Koͤrnern) und
Elemiharz. Pèligot. – (Moniteur industriel, 30. Okt. 1842.)
Durand-Narat's den
Holzschnitt nachahmende Platten.
Nachdem eine Kupferplatte mit Firniß uͤberzogen ist, sticht sie Hr. Durand wie gewoͤhnlich und aͤzt sie dann
unter gewissen Vorsichtsmaßregeln mit Salpetersaͤure. Wenn hierauf der Firniß
hinweggenommen und die Platte ganz rein gepuzt ist, schwaͤrzt er sie mittelst
des Drukerballens der Holzschneider; dann uͤberstreut er sie mit
verschiedenen sehr fein gepulverten Substanzen, welche dem Firniß adhaͤriren
und schon ein ziemliches Relief bilden; successive Zusaͤze von fetter
Schwaͤrze und Pulversubstanz erhoͤhen dasselbe nach Belieben. Die
praͤparirte Platte clichirt man nun, indem man an den vier Eken vier kleine
Naͤgel anbringt, welche neben dem Kupferstich um 5 Millimeter hervorragen und
dazu dienen, die Dike des zu erhaltenden Cliché's anzugeben, indem man sie in
ein Brett befestigt. Man clichirt nun wie gewoͤhnlich und faͤhrt, um
Abdruͤke zu erhalten, vorerst uͤber die Zuͤge, welche mit
besonderer Kraft hervortreten sollen, mit einem Stuͤk Kohle hin, wie beim
Abdruken der Kupferstiche, oder uͤber die zu stark markirten Zuͤge mit
dem Polirstahl und dann erst mit der Kohle; man kann auf diese Weise sehr
verschiedene Effecte hervorbringen, z.B. einen Himmel mit sehr mannichfaltigen
Toͤnen, indem man von der Maschine einen Ton auf das Kupfer graviren
laͤßt und dann gewisse Stellen brunirt und die andern einkohlt. Hat man sich
des Polirinstruments bedient, so muß man mit der Kohle uͤber die Stellen, wo
es wirkte, hinfahren, um die durch dasselbe erzeugten Wellenformen wieder
aufzuheben.
Dieses Verfahren ist fuͤr viele Gegenstaͤnde anwendbar, wie der
Holzschnitt, dessen Wirkung es ersezen soll; da die Kupferplatte durch das Clichiren
nicht verdorben wird, von einem Gliché sehr viele Abdruͤke gemacht
werden koͤnnen und man von einer gravirten Platte mehrere Cliché's
erhalten kann, so begreift man, wie leicht die Anzahl der Abdruͤke vermehrt
werden kann.
Es konnte nicht in der Absicht des Hrn. Durand liegen, die
zarten Wirkungen des Kupferstichs hervorzubringen, sondern nur die des Holzschnitts
nachzuahmen, welcher heutzutage fuͤr Buͤcher mit Abbildungen so
gesucht ist. (Moniteur industriel, 30. Okt. 1842)
Neue Anordnung der Molecule eines Körpers, nach seiner
Erstarrung.
Nach Hrn. Robert Warington zeigt Newton's leichtfluͤssiges Metall (eine Legirung von 8 Theilen
Wismuth, 5 Th. Blei und 3 Th. Zinn), wenn man es in geschmolzenem Zustande auf eine
Marmorplatte gießt und sogleich nach dem Erstarren und sobald man es
beruͤhren konnte, zerbricht, auf dem Bruch ein glaͤnzendes, glattes
oder muschliges metallisches Ansehen von zinnweißer Farbe; dieses Brechen an einem
Theile hat aber oft das Zerspringen in viele Stuͤke zur Folge, wie dieß beim Brechen
eines Stuͤkes ungekuͤhlten Glases der Fall ist. Das Metall wird dann
so heiß, daß man sich die Finger daran verbrennt und nach Beendigung dieser
Waͤrmeentwikelung findet man die Legirung in ihren Eigenschaften ganz
veraͤndert, indem sie ihre außerordentliche Sproͤdigkeit verloren hat,
oͤfters hin und her gebogen werden muß, bis sie bricht und auf dem Bruche
eine feinkoͤrnige oder krystallinische Flaͤche von dunkler Farbe und
matterdigem Ansehen zeigt. Aehnliche Erscheinungen begleiten das Ausgießen des Rose'schen leichtfluͤssigen Metalls (aus 2 Theilen
Wismuth, 1 Theil Blei und 1 Th. Zinn bestehend). Die von Berzelius (dessen Lehrb. der Chemie, 3te Aufl. 3ter Bd. S. 366) gegebene
Erklaͤrung dieser Erscheinungen nimmt von der veraͤnderten Anordnung
der Theilchen keine Notiz und ist mangelhaft, indem sie voraussezt, daß das Innere
der Masse zur Zeit der Waͤrme-Entwikelung den festen Zustand noch
nicht angenommen habe. Wenn dieß aber der Fall waͤre, so muͤßte man es
beim ersten Brechen schon wahrnehmen. Man kann zur Erklaͤrung also nur
annehmen, daß eine zweite Molecular-Anordnung nach der Erstarrung des Metalls
eintritt, welche daher ruͤhren mag, daß die kleinsten Theilchen im ersten
Zustand nicht jene Richtung angenommen hatten, in welcher ihre Cohaͤsion die
staͤrkste ist.
Daß eine solche Veraͤnderung in der Anordnung der Theilchen in Folge von
Temperaturwechsel, und somit in den Eigenschaften bei mehreren Koͤrpern
stattfindet, ist unbestritten. Dieselbe findet in der Technik wichtige Anwendungen;
dahin gehoͤrt das Haͤrten des Stahls, das Walzen und
Haͤmmerbarmachen des Zinks, das Kuͤhlen des Glases etc.
Folgende Versuche wurden angestellt, um den Grad zu bestimmen, bis zu welchem das
Freiwerden latenter Waͤrme stattfindet. Die Legirung wurde in vollkommen
fluͤssigem Zustande auf eine Thermometerkugel gegossen, welche sich in einem
kleinen Platintiegel von etwa 70 Granen Rauminhalt befand, der in einem
Gefaͤß mit kaltem Wasser oder Queksilber stand. Das von dem erstarrten Metall
und dem Tiegel umgebene Thermometer wurde aus dem abkuͤhlenden Medium
gezogen, noch ehe es auf den Punkt gefallen war, wo es stehen blieb, und die
groͤßte Temperatur-Abnahme notirt. Die Temperatur stieg nun schnell
wieder und ihr Maximum wurde ebenfalls aufgezeichnet.
Der Schmelzpunkt der Legirung war 202° F. (76° R.) und folgende
Resultate wurden erhalten:
Versuch.
Fahr.
Fahr.
Differ.
1. Das Thermometer fiel auf
97° und stieg dann auf
157°
60°
2.
94
149
55
3.
90
150
60
4.
87
147
60
5.
104
156
52
6.
97
148
51
7.
92
152
60
8.
104
155
51
so daß in vieren der acht Versuche eine Differenz von
60° Fahr. statt fand. – Mit einem groͤßern Platintiegel war die
Wirkung keine so auffallende, indem hier 34° F. die groͤßte Differenz
war, welche man erhielt. Dieß ruͤhrte natuͤrlich von der
groͤßern Masse des geschmolzenen Metalls her, welches der abkuͤhlenden
Umgebung verhaͤltnißmaͤßig keine so große Oberflaͤche darbot.
(Edinb. new philos. Journal
Bd. XXXIII. S. 292.)
Bereitung eines hellen Chromgelb, von Dr. Winterfeld.
So viel Vorschriften die technologische Literatur auch aufzuweisen hat, um ein Helles
und hoͤchst intensives Chromgelb darzustellen, so gibt es doch Producte
einzelner Fabriken, deren Beliebtheit im consumirenden Publicum sehr groß ist, ohne
daß davon die Anfertigungsweise bekannt geworden waͤre. Gin Helles Chromgelb,
wie es vorzugsweise gesucht wird, soll leicht, von glattem Bruch und von
moͤglichster Intensitaͤt seyn; in Wasser gerieben darf es sich nicht
roͤthen, da es alsdann mit Blau (z.B. Pariser- oder Berlinerblau)
gemischt, ein ins Olive ziehendes Gruͤn ergeben wuͤrde. Die von Hrn.
Anthon in Weißgruͤn gegebene Vorschrift zur
Darstellung eines Chromgelb (Hydrats), welches dem Begehren unserer Consumenten
entsprechen sollte, hat mir kein guͤnstiges Resultat ergeben, obschon die Farbe an und
fuͤr sich gut ist. Am beliebtesten ist ein Product, welches eine Fabrik in
Thuͤringen herstellt, und das selbst im Auslande jezt gesucht ist.
Auf folgende Weise gelang es mir, ein noch helleres als lezt bezeichnetes Chromgelb
anzufertigen, welches zwar ein etwas groͤßeres specifisches Gewicht und etwas
geringere Intensitaͤt, dagegen fuͤr manche Zweke, in der Wassermalerei
besonders, Vorzuͤge hat.
33 Theile Bleizuker werden in 100 Th. reinen kalten Wassers geloͤst und
filtrirt; die klare Fluͤssigkeit in eine reine, das doppelte Maaß haltende
Niederschlagblute gezapft.
In einem anderen Gefaͤße loͤse man.
22 Th. kohlensaures Natron (krystallisirte Soda) in 60 Th. reinen Wassers und
filtrire.
Die Natronloͤsung wird nun unter Umruͤhren der
Bleizukeraufloͤsung zugesezt, wodurch ein weißer Niederschlag entsteht, den
man absezen laͤßt und die Fluͤssigkeit abzapft, welche als essigsaures
Natron anderweitig verwendet werden kann. Mittlerweile hat man eine
Aufloͤsung von 17 1/2 Th. neutralen chromsauren Kali's in 50 Th. Wasser
gemacht, die unter Umruͤhren auf das gefaͤllte Blei gegossen wird. Man
ruͤhrt das Gemisch oͤfter um, bis die chromsaure Kaliloͤsung
vollkommen zersezt ist, also die klare abgesezte Fluͤssigkeit nicht mehr gelb
gefaͤrbt erscheint. Das so erhaltene Chromgelb wird mit reinem Wasser einmal
gewaschen, auf leinene Beutel zum Ablaufen gebracht, gepreßt, in Stuͤke
geschnitten und getroknet.
Ergebniß: 27 Th. Chromgelb. – (Polytechn. Archiv fuͤr Land- und
Hauswirthe etc., 1842, Nr. 47.)
Plastische Masse für Bilhauerarbeiten etc.
Der gegenwaͤrtig in Paris lebende deutsche Bildhauer und Modelleur Julius Sohn aus Muͤnchen hat eine „plastische
Masse“ erfunden, die aͤußerst weich, schmiegsam und formsam
ist, nach dem Troknen keine Risse bekommt, alle Farben und einen ziemlichen Grad von
Haͤrte annimmt, und daher zur Nachbildung von Bildhauerwerken, Formung der
Modelle etc. dient. Die Akademie der Wissenschaften hat diese Masse durch die
Chemiker Dumas und Gauthier
pruͤfen lassen, und der Bericht hat sich auf das guͤnstigste
uͤber diese Erfindung ausgesprochen und auf ihre allgemeine
Einfuͤhrung angetragen. (Augsb. Allgem. Ztg.)
Ueble Folgen der Kyanisirung des Holzes.
Man hat dem Aezsublimat schon den Vorwurf gemacht, daß er seinem Zwek beim Kyanisiren
nicht vollkommen entspreche. Er ist erstens sehr theuer und wir ihm umzugehen
gefaͤhrlich, kann daher nicht jedem Arbeiter anvertraut werden; er
loͤst sich ferner nicht gern in kaltem Wasser auf; endlich conservirt sich
das damit impraͤgnirte Holz, der Feuchtigkeit ausgesezt, nicht lange. Es
entgeht bei einer Feuersbrunst dem Verbrennen nicht und der dann sich verbreitende
Queksilberdunst kann den Sprizenarbeitern sehr schaͤdlich werden.
Das Gardener's Magazine erzaͤhlt, daß Graf Manvers im Park zu Thoresby in sein Ananas- und
Weinrebentreibhaus neue Sparren von kyanisirtem Holz habe machen lassen. Dieß
geschah im J. 1837. Das Holz wurde dann ein Jahr lang ohne Anstrich gelassen,
waͤhrend welcher Zeit die mit demselben in Beruͤhrung stehenden Reben
ganz abstarben. Auch die Fruͤchte, welche in anderen Theilen des Treibhauses
wuchsen, waren schlecht. So hatte auch das unter diesen Sparren befindliche
Ananasbeet sehr gelitten. – Diese schaͤdliche Einwirkung ist Folge der
bestaͤndigen Ausduͤnstung im Treibhaus, die als Regen wieder
niederfallend die Pflanzen befeuchtet. Im Fruͤhjahr 1838 wurden diese Sparren
viermal angestrichen; obwohl die Wirkung dann nicht mehr so zerstoͤrend war,
waren die Pflanzen doch immer etwas kraͤnklich und gaben wenig
Fruͤchte. Im J. 1839 waren die Reben gelb und ohne Fruchtansaͤze und
die Ananaspflanzen, im Vergleich zu anderen, mager. – Erfahrungen dieser Art
wurden mehrere gemacht. – Es ist zu bedauern, daß diesen Bemerkungen nichts
Naͤheres uͤber die Wirkung dieser Queksilberausduͤnstungen auf die
Gesundheit der Arbeiter in diesem Treibhause beigefuͤgt ist. (Echo du monde savant 1842, No. 27.)
Mittel, dem Düngermangel abzuhelfen und zugleich den
fuͤr die Lungen der Thiere und Menschen so schädlichen Stalldunst zu
vertreiben.
Man nimmt an, daß von dem in Staͤllen, besonders aber von dem außerhalb der
Staͤlle in Haufen befindlichen Duͤnger das Jahr hindurch 9/10 an
duͤngenden Stoffen verdampfen durch Erhizung und dadurch bewirkte
Verfluͤchtigung der Duͤnger-Theile, welche Behauptung ich nicht
durch eigene Untersuchung und Erfahrung unterstuͤzt aufstelle, sondern den
muͤndlichen Behauptungen eines Professors der Chemie nachschreibe, die
derselbe angeblich berechnet hatte. So viel ist aber auch ohne naͤhere
Untersuchung schon aus der Erfahrung jedem Landwirth einleuchtend, daß der
Duͤnger in den Stallen wie auf dem Hofe eine enorme Menge von
duͤngenden Stoffen durch Verdampfung verliert. Wer nun diese Verdampfung am
wirksamsten verhindern kann, wuͤrde auf diese Weise 8/10 an
Duͤngungsmitteln weniger verlieren, also immer auf
negative Weile gewinnen. Diesen Zwek erreicht man am
besten auf folgende Art: Man nehme fuͤr mittelmaͤßig große
Staͤlle 4 Pfd. Schwefelsaͤure, und gieße sie zu 100 Pfd., auch
allenfalls zu mehr Wasser; doch muß man dabei die Vorsicht gebrauchen, nicht das
Wasser zur Schwefelsaͤure (damit sie sich nicht erhize), sondern die
Schwefelsaͤure zum Wasser zu gießen. Mit dieser so gemischten Masse wird der
Duͤnger in Staͤllen und auf Haufen besprengt, was drei- wie
auch mehreremal im Jahre geschehen kann. Hiedurch wird die Erhizung des
Duͤngers verhindert und die dadurch sonst der Verdampfung und der
Verfluͤchtigung unterworfenen, eigentlich duͤngenden Ammoniak-
und Salztheile bleiben gebunden in dem Duͤnger zuruͤk. Die
Muͤhe und Kosten hiebei sind, wie man sieht, nur geringe, wogegen der Nuzen
sehr groß. Auch gibt es ein einfaches (bereits bekannntes d. Red.) Mittel, den Dampf
in den Stallungen als duͤngenden Stoff zu binden, und ihn krystallisirt in
dem Duͤnger zuruͤkzubehalten, wodurch ebenfalls naͤchst anderen
Vortheilen auch der Duͤngerstoff vermehrt wird. Man seze an einigen Stellen
des Stalles ziemlich breite Schalen mir etwas Salzsaͤure; dadurch
krystallisiren sich alle sonst verdampfenden Theile des Stallduͤngers, und
koͤnnen sich nicht verfluͤchtigen. Es muh daher nicht nur der
Duͤnger, sondern auch die Gesundheit der Thiere und Menschen gewinnen. Die
gestellten Schalen koͤnnen, damit nicht etwa Hausthiere verleitet werden
davon zu kosten, mit einer leichten Vergitterung von Holz oder Draht umgeben werden.
Wenn man in einen Pferdestall ohne diese Verrichtung hineintritt, so empfindet man
gleich den Dampf, der einem entgegenschlaͤgt, und sich besonders als heißend
und fressend an den Augen zeigt, aber auch der Lunge, die ihn einathmet,
hoͤchst schaͤdlich ist. Diese Stallungen sind oft der Aufenthaltsort
und das Nachtlogis der Knechte, und also in dieser Art auch ihnen nicht dienlich.
Wie viele Pferde haben die Einbuͤßung ihrer Augen nur allein diesem Umstande
zu verdanken, und eben diesem auch manche Lungen- und andere Krankheiten.
Außerdem wird aber das Futter der Pferde und des Viehes gewoͤhnlich
uͤber deren Staͤllen aufbewahrt, und nur sehr selten durch dichte
Deken von diesen geschieden. Es durchziehen also diese verfluͤchtigten
Daͤmpfe die unteren Schichten des Futters, verderben es, indem sie sich darin
festsezen, machen es fuͤr die Thiere, die in der Regel eine feine Witterung
haben, nur mit dem groͤßten Ekel genießbar, da sie darin die
verfluͤchtigten Stoffe ihres eigenen Duͤngers entdeken, und werden so
die Ursache vieler Krankheiten fuͤr die Thiere, die durch das obige von mir
vorgeschlagene Mittel so leicht vermieden werden koͤnnen.
Ziegler, evangelischer Pfarrer zu Jodlanken.
(Leuchs' polytechnische Zeitung, 1842, Nr. 229.)