Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XIX., S. 74 |
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XIX.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 29. Septbr. bis 27. Oktbr. 1842 in England
ertheilten Patente.
Dem Edward Bell, Professor der Mechanik am Collegium
der Civilingenieure in London: auf eine verbesserte Methode die Hize bei der
Fabrikation kuͤnstlichen Brennmaterials anzuwenden, welche auch bei der
Bereitung von Asphalt und zu anderen Zweken anwendbar ist. Dd. 29. Septbr. 1842.
Dem Samuel Henson, Ingenieur in New City Chambers,
Bishopsgatestreet: auf Verbesserungen an Locomotivapparaten und an der
Maschinerie, um Briefe, Guͤter und Passagiere durch die Luft
fortzuschaffen, welche Verbesserungen zum Theil auch bei den
gewoͤhnlichen Fortschaffungsmaschinen zu Wasser und zu Land anwendbar
sind. Dd. 29. Septbr. 1842.
Dem William Smith in Grosvenor-street,
Camberwell: auf sein verbessertes Verfahren gewisse thierische Substanzen zu
behandeln, um die zur Kerzenfabrication und zu anderen Zweken erforderlichen
Producte zu gewinnen, Dd. 29. Septbr. 1842.
Dem John Rand in Howland-street,
Fitzroy-square: auf Verbesserungen im Verfertigen und Verschließen
metallener Gefaͤße. Dd. 29. Septbr. 1842.
Dem James Hyde, Mechaniker in Dirchinfield, Cheshire
und John Hyde, Baumwollspinner ebendaselbst: auf
Verbesserungen an der Maschinerie zum Vorbereiten der Baumwolle, Wolle, Seide,
des Flachses etc. behufs des Spinnens. Dd. 29. Sept.
1842.
Dem John Ridsdale in Leeds: auf Verbesserungen im
Vorbereiten der Faserstoffe zum Weben und im Schlichten der Kette, Dd. 29. Sept. 1842.
Dem John Fry Wilkey am Mount Vernon, Exeter: auf
Verbesserungen an Kutschen und Wagen, Dd. 29.
Septbr. 1842.
Dem John George Shipley, Sattler in
Bruton-street, Berkeley-square: auf Verbesserungen an
Saͤtteln. Dd. 6. Okt. 1842.
Dem John Oliver York in Upper Coleshill-street,
Eaton-square: auf Verbesserungen in der Fabrikation von Achsen
fuͤr Eisenbahnraͤder. Dd. 8. Okt.
1842.
Dem Wilton George Turner in Gateshead, Durham: auf
Verbesserungen in der Alaunfabrication. Dd. 8. Okt.
1842.
Dem Claude Edward Deutsche im Fricour's Hotel, St. Martin's-lane; auf eine Vereinigung von Materialien zu Cement, weiches gebraucht werden kann,
entweder um das Durchdringen von Fluͤssigkeiten zu verhindern, oder um
verschiedene Gegenstaͤnde daraus zu verfertigen. Dd. 8. Okt. 1842.
Dem Samuel Dotchin, Juwelier in Myrtle-street,
Hoxton: auf Verbesserungen im Pflastern der Straßen und Wege. Dd. 13. Okt. 1842.
Dem Charles Thomas Holcombe, Esq. in Valentines, bei
Ilford, Essex: auf eine verbesserte Methode gewisse Materialien als
Brennmaterial anzuwenden, und einen Apparat, um den dabei entweichenden Rauch
oder Ruß zu sammeln Dd. 13. Okt. 1842.
Dem William Edward Newton, Patentagent im
Chancery-lane: auf Verbesserungen in der Fabrication kuͤnstlichen
Brennmaterials. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 13. Okt. 1842.
Dem Robert William Sievier in Henrietta-street,
Cavendish-square: auf Verbesserungen an Webestuͤhlen, Dd. 13. Okt. 1842.
Dem Peter Kagenbusch, Faͤrber in Lyth,
Grafschaft York: auf Verbesserungen in der Behandlung des Alaunschiefers zur
Alaungewinnung, Dd. 13. Okt. 1842.
Dem Henry Brown in Selkirk und Thomas Walker ebendaselbst: auf Verbesserungen an den
Kardatschmaschinen fuͤr Wolle, Dd. 13. Okt.
1842.
Dem Thomas Seville, Baumwollspinner in Royton,
Lancaster: auf Verbesserungen an den Maschinen zum Vorbereiten und Spinnen der
Baumwolle, des Flachses etc. Dd. 20. Okt. 1842.
Dem James Palmer Budd in den
Ystaly-fera-Eisenwerken, Swansea: auf Verbesserungen in der
Eisenfabrication. Dd. 20. Okt. 1842.
Dem William Longmaid in Plymouth: auf Verbesserungen
in der Behandlung der Erze und anderer Mineralien, um verschiedene Products
daraus zu erhalten; zum Theil sind diese Verbesserungen auch zur
Alkali-Fabrication anwendbar, Dd. 20 Okt.
1842.
Dem James Statham im West-street, St. Giles:
auf eine verbesserte Construction der Schloͤsser fuͤr die
Jalousie-Gitter der Kutschen. Dd. 20. Okt.
1842.
Dem Gilbert Claude Alzard in Tichborne-street:
auf Verbesserungen in der Bereitung von Brod, Biscuit, Macaroni, Vermicelli etc.
Dd. 22. Oktbr. 1842.
Dem George Hazeldine, Kutschenfabrikant in
Lant-street, Borough: auf Verbesserungen an den Omnibus, Dd. 27. Okt. 1842.
Dem James Gardner in Banbury, Oxon: auf Verbesserungen
im Schneiden von Heu, Stroh etc. fuͤr Pferdefutter. Dd. 27. Okt. 1842.
Dem John Mullins in Battersea: auf Verbesserungen in
der Bereitung von Metalloxyden, im Abscheiden des Silbers und anderer Metalle
aus ihren Legirungen, im Bereiten von Bleiweiß, Bleizuker etc. Dd. 27. Okt. 1842.
Dem Rowland Williams in Manchester: auf Verbesserungen
an den Maschinerien zum Scheren und Appretiren des Manchesters. Dd. 27. Okt. 1842.
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Nov. 1842, S. 317.)
Sauvage's Schrauben-Treibapparat.
Unter den mannichfachen Erfindungen, um die Schaufelraͤder an den Seiten der
Dampfboote durch weniger voluminoͤse und fuͤr den Seedienst
geeignetere Treibvorrichtungen zu ersezen, nimmt der Schraubenapparat des Hrn. Sauvage eine vorzuͤgliche Stelle ein. Von solchen
Schrauben, heißt es in einem der franz. Akademie daruͤber erstatteten
Bericht, gehoͤren nach Hrn. Sauvage zwei zu einem
Kriegsschiff. Sie befinden sich vollkommen unter Wasser und sie werden unter dem
Hinterbaken des Schiffs angebracht. Die Einsezung dieser in paralleler Richtung mit
dem Kiel wirkenden Organe kann ohne eine namhafte Veraͤnderung an der
gegenwaͤrtigen Construction der Schiffe geschehen. Diese Schrauben bestehen
aus einer einzigen Windung um ihre Achse, deren Gang gleich ist dem Durchmesser, und
sie sind von jenen aͤhnlichen Organen englischer Erfindung, welche von der
Administration auf den Grund von Versuchen fuͤr ein Staatsschiff in Anwendung
kamen, wesentlich verschieden. Der franzoͤsische Erfinder hat sich durch
zahlreiche Versuche uͤberzeugt, daß die Form seiner Schraube die
zwekmaͤßigste sey. Von Folgendem hat die Commission sich durch Augenschein
uͤberzeugt.
Das Modell einer Kriegsbrigg wurde mit zwei Schrauben mit ununterbrochener Windung
versehen, diesen Organen wurde mittelst eines Uhrwerks eine rotirende Bewegung
mitgetheilt, und das Schiffchen war im Stande, einem Gewichte von 200 Grammen, mit
welchem es durch ein Seil verbunden war und auf welches es in der Art eines
Bugsirschiffes wirkte, das Gleichgewicht zu halten. Mit Schrauben von gleichgroßer
Flaͤche, die aber in zwei Sectionen abgetheilt waren, mußte das Gewicht, wenn
das Schiffchen demselben noch das Gleichgewicht halten sollte, auf 180 Gramme
reducirt werden. In drei Theile abgetheilte Schrauben, die jedoch immer eine eben so
große Oberflaͤche in ihrer ganzen Einwikelung als Stuͤzpunkt auf das
Wasser darboten, machten, um das Gleichgewicht zu erhalten, es noͤthig, das
Gewicht auf 140 zu reduciren. Hr. Sauvage fand durch
wiederholte Versuche die Kraft seiner Schraube gegen solche von anderer Construction
im Verhaͤltniß von 20 zu 18 und 14. (Moniteur
industriel 1842, No. 669.)
Ueber Hängebrüken mit Bändern aus gewalztem Eisenblech; von
Flachat und Petiet.
Hr. Muel Doublat, Hammerwerksbesizer in Abainville (Meuse)
ließ im Jahre 1834 eine kleine Haͤngebruͤke erbauen, um zwei durch das
sein Werk speisende Wasser getrennte Theile seines Etablissements in Verbindung zu
sezen. Aus Haͤngstuͤke benuzte man Baͤnder von gewalztem Eisen,
welche mittelst gußeiserner Huͤlsen verbunden wurden.
Dieses System, welches sich bestens bewahrte, wurde im J. 1840 uͤber die
Seine, zwischen dem Gehoͤlze von Boulogne und der Gemeinde Suresne, vom
Bruͤten- und Straßenbau Ingenieur Hrn. Surville im Großen ausgefuͤhrt. Diese Bruͤke besteht aus
drei Abtheilungen von Zimmerwerk, wovon die groͤßte 63 Meter, die beiden
anderen jede 43,50 Meter Oeffnung hat, was eine Gesammtlaͤnge zwischen den
aͤußersten Widerlagen von 150 Metern ausmacht. Die Breite zwischen den
Brustwehren betraͤgt 6,66 Meter.
Aufgehaͤngt ist diese Bruͤke auf jeder Seite an einem einzigen Tau, das
aus zwanzig uͤbereinander gelegten, 0,081 Meter breiten und im Durchschnitt
0,004 Meter diken, von Walzwerken bezogenen eisernen Baͤndern gebildet wird.
Das Eisen wird zu diesem Zwek in ziemlich lange duͤnne Bleche von sehr
glatter, glaͤnzender Oberflaͤche verwandelt; indem dasselbe in dunkler
Rothgluͤhhize durch die Walze geht, erfaͤhrt es eine Art
Haͤrtung, aͤhnlich der Wirkung des Zieheisens auf den Eisendraht.
Die Baͤnder sind, der Entfernung der zehn Huͤlsen von einander
entsprechend, 14 Meter lang, jede dieser eisernen Huͤlsen oder
Buͤchsen dient zur Verbindung zweier Bandanfaͤnge und zweier
Bandenden. Ein uͤber die ganze Oberflaͤche hin vertheilter, sehr
kraͤftiger Zusammenhalt wird durch vier Nieten bewerkstelligt.
Die Voruͤberleitung des Taues an den Pfeilern ist mit der erforderlichen
Verlaͤssigkeit ausgefuͤhrt. Jedes Tau endigt in Schnallen, durch
welche die Ankerbolzen gehen.
Die verschiedenen Proben, welchen man die Eisenbaͤnder unterwarf,
gewaͤhrten die Ueberzeugung, daß sie besseren Widerstand leisten als die
Stangenketten; auch sind sie nicht so schwer, kommen billiger und koͤnnen
eben so lange dauern, obwohl das Blech mehr zertheilt ist, indem die einzelnen
Theile, gegen einander gedruͤkt, keinen Raum zwischen sich lassen und in
ihrer aͤußeren Oberflaͤche noch beschrankter sind, als die
Stangenketten. Im Vergleich mit den Drahtketten werden sie vom Roste nicht so
angegriffen, weil ihre Gesammtoberflaͤche viel kleiner ist als die der
Drahtketten, welche eine Menge leerer Raͤume einschließend, jeder Art von
Zerstoͤrung ausgesezt sind; sie theilen die Sicherheit dieser lezteren und
kommen ihnen in Betreff der Kosten der ersten Herstellung nahe.
Die Suresner Bruͤke wurde im Monat August 1841 vollendet und mit dem Anfang
des Jahres 1842 dem Verkehr geoͤffnet, seit welcher Zeit nicht das mindeste
daran gebrochen und nicht die geringste Stoͤrung eingetreten ist. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
Nov. 1842, S. 456.)
Ueber die Anwendung salzhaltigen sauren Wassers zum Speisen
der Dampfkessel; von Lechatelier.
Der Verfasser machte es sich zur Aufgabe, die Wirkungsweise der auf die Dampfkessel
zerfressend einwirkenden Wasser zu untersuchen und die wohlfeilsten und leicht
anwendbaren Mittel gegen ihre Wirkung ausfindig zu machen. Zu diesem Behufe
unternahm er vergleichende Analysen des Speisewassers, des aus den Kesseln bei ihrer
Reinigung kommenden Wassers, des in denselben oft in großer Menge sich bildenden
schlammigen Absazes und endlich des festen Absazes oder der Kruste, welche den
Wanden stark anhaͤngt.
Das Resultat der mit den Wassern, welche die Dampfkessel in den industriellen
Anstalten des Maine- und Loire-, so wie des
Mayenne-Departements speisen, angestellten Analysen ist folgendes. Die als
sauer im Rufe stehenden Wasser der Schieferbruͤche und Anthracitgruben
enthalten keine Spur freier Schwefelsaure. Sie bilden in den Kesseln pulverige oder
erdige Bodensaͤze, welche groͤßtentheils aus schwefelsaurem Kalk
bestehen. Ihre zerfressende Einwirkung im Innern der eisernen Kessel findet durch
die schwefelsauren Salze der Thonerde und des Eisenoxyds statt; unter dem Einfluß
der hohen Temperatur naͤmlich, bei welcher das Wasser siedet, werden diese
Substanzen, wenn metallisches Eisen vorhanden ist, in Oxyde, welche niederfallen und
Schwefelsaͤure zersezt, welche das Eisen unter Entwikelung von Wasserstoffgas
als Oxydul aufloͤst. Der Kessel verliert demnach eine der im Wasser
enthaltenen Menge schwefelsauren Eisenoxyds und Thonerde entsprechende und der
Quantitaͤt des consumirten Wassers proportionale Menge Metalls. Hierauf
beschraͤnkt sich aber die schaͤdliche Wirkung dieser Salze nicht; in
vielen Faͤllen naͤmlich wird die Gegenwart des aus diesen Reactionen
hervorgehenden oder mit dem Speisewasser herbeigefuͤhrten schwefelsauren
Eisenoxyduls zur weitern Ursache des Verderbens der Kessel; denn das Speisewasser
enthaͤlt stets eine mehr oder weniger große Menge Luft; sobald es in den
Kessel gelangt, gibt es diese Luft ab, deren Sauerstoff unmittelbar auf das
schwefelsaure Eisenoxydul einwirkt und es in Oxyd verwandelt, welches
niederfaͤllt und durch die Schwefelsaͤure, welche schon reagirte, eine
neue Quantitaͤt metallisches Eisen aufloͤst. Die Zerfressung geschieht
stellenweise und macht das Eisenblech so duͤnne, daß der Kessel brechen
muß.
Diesem Uebelstande abzuhelfen gibt der Verf. mehrere Mittel an. In Bergwerken oder
Steinbruͤchen, deren Wasser zerfressend ist, kann man, wenn dieß auch mit
einem betraͤchtlichen Aufwand an Kraft geschehen muͤßte, einem Fluß,
einem Weiher, ja selbst Brunnen suͤßes, von Eisenoxyd- und
Thonerdesalzen und schwefelsaurem Kalk freies Wasser entlehnen und sollte den
Mehrbetrag der Kosten des in den Bergwerken in der Regel ohnedieß so wohlfeilen
Brennmaterials nicht scheuen, um des. bei mit schwefelsaurem Kalk beladenen Wassern
so noͤthigen Puzens los zu werden; oder man kann, wenn genug Wasser vorhanden
ist, sich eines geschlossenen Condensators bedienen, in welchem der Dampf sich
verdichtet und von der Speisepumpe wieder aufgenommen wird, um wieder in den Kessel
geschafft zu werden; endlich raͤth der Verf. an, sich der Kessel von
Kupferblech zu bedienen, wo das Wasser nur schwefelsaure Thonerde und Eisenoxyd,
aber keinen schwefelsauren Kalk mit sich fuͤhrt.
Wo diese Mittel nicht oder nicht mit Vortheil ausfuͤhrbar sind, muß das Wasser
neutralisirt werden, zu welchem Zweke reine Kreide angerathen wird, welche in der
Siedehize die schwefelsauren Salze des Eisenoxyds und der Thonerde zersezt und, ohne
auf die andern Salze einzuwirken, mit der Schwefelsaure schwefelsauren Kalk bildet.
Nimmt man geschlaͤmmte Kreide, so braucht man nur beim Fuͤllen des
Kessels die fuͤr die ganze Dauer des Ganges der Maschine noͤthige
Quantitaͤt davon hineinzubringen; sobald sie mit dem Wasser zusammenkommt,
zergeht sie und gibt einen Brei; so lange das Wasser siedet, erhaͤlt sie sich
schwebend und kann sich an die Waͤnde der Kessel und Siederoͤhren
nicht an, legen. In den meisten Faͤllen duͤrfte es aber wohlfeiler
kommen, die rohe Kreide aus den Bruͤchen kommen zu lassen und sie, ehe man
sie in den Kessel bringt, zu schlaͤmmen, um den etwa damit vermengten feinen
Sand davon zu trennen.
Noch ein sehr wirksames Mittel gaͤbe es, um die Bildung von schwefelsaurem
Kalk zu verhindern; dieß ist das metallische Zink, welches die schwefelsauren Salze
des Eisenoxyds und der Thonerde vollkommen zersezt und, namentlich bei
Niederdrukmaschinen, den Vortheil darbietet, die Wasser- und die Luftpumpe
und den Condensator,
welche sehr schnell verderben und bestaͤndiger Reparatur beduͤrfen, zu
schuͤzen. (Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, Oktbr. 1842, S. 417, aus den Annales de mines.)
Felsensprengung mittelst Galvanismus.
Ein neues Beispiel der Felsensprengung mittelst Galvanismus (nach dem im
polytechnischen Journal Bd. LXXXV. S. 275
und Bd. LXXXVI. S. 238 angegebenen
Verfahren) wird im Mechan. Magazine. Oktober 1842
berichtet. H. Lyon von Glasgow unternahm die Operation.
Man bohrte fuͤnf sehr tiefe Loͤcher in den Felsen und fuͤllte
sie mit 30 Kilogr. Pulver an. Die Leitungsdraͤhte waren so angebracht, daß
die Entzuͤndung der ganzen Ladung mittelst derselben Batterie bewerkstelligt
wurde. Die Wirkung erfolgte schnell und eine ungeheure Masse des Felsens wurde
losgebrochen. – Ferner bediente man sich desselben Mittels, um einen Theil
der Mauern des Schlosses Dunbar abzubrechen. Drei 5 Meter tiefe Loͤcher
wurden in den unter dem Grund befindlichen Felsen gebohrt; nachdem sie mit der
gehoͤrigen Menge Pulver geladen waren, wurden sie auf einmal
entzuͤndet, auf welche Weise es gelang, eine Masse Mauerwerk von 150 Tonnen
(150,000 Kilogr.) Gewicht loszumachen. – Dasselbe Mittel diente auch zur
Ausbeutung eines Schiefersteinbruchs und gab auch hier die befriedigendsten
Resultate.
Darstellung des Queksilbersublimats durch directes
Zusammenbringen seiner Bestandtheile.
Man glaubte bisher, daß das Queksilber sich mit dem Chlor zu Chlorid direct nicht
anders verbinden kann, als bei seinem Siedepunkt, d.h. ungefaͤhr 360°
R. Dr. Thomson bewies vor der
pharmaceutischen Gesellschaft zu London, daß diese Verbindung bei einem viel
niedrigeren Waͤrmegrad, naͤmlich bei 400° F. (164° R.)
erfolgen kann. Er bediente sich hiezu einer langen, in der Mitte zu einer Kugel
ausgeblasenen Roͤhre, welche an ihrem einen Ende mit einem
Chlorentwikelungs-Apparate communicirte. Das in der Kugel befindliche
Queksilber wurde inmitten eines Stromes Chlorgas durch eine Lampe erhizt und
verbrannte bald mit blaßblauer Farbe unter Bildung von Chlorid, welches sich im
Recipienten in Gestalt von Nadeln anlegte. Der so erhaltene Sublimat kann nach Thomson wohlfeiler in den Handel geliefert werden, als
der in Broden; die Krystalle sind uͤbrigens so fein, daß sie in den meisten
Faͤllen ohne das beschwerliche und kostspielige Pulverisiren angewandt werden
koͤnnen. Ungeachtet dieser Vortheile konnte Thomson aber wegen des Vorurtheils zu Gunsten des Sublimats in Broden
wenig Abnehmer fuͤr sein Praͤparat finden; er nahm ein Patent auf sein
Verfahren und errichtete eine Fabrik, um dasselbe im Großen auszufuͤhren.
(Journal de Pharmacie. Nov. 1842, S. 435.)
Jodfabrication in einer chemischen Fabrik bei Glasgow.
Man fabricirt das Jod aus Kelp, der verschlakten Asche der Meergraͤser auf den
Orkneyinseln und den irischen Kuͤsten. Der Kelp wird in kleine Stuͤke
zerschlagen, mit heißem Wasser eingeweicht, die Lauge nach 14 Tagen abgelassen,
abgedampft, wobei Chlorkalium in Krusten anschießt. Hierauf wird durch weiteres
Abdampfen und Krystallisiren wenig Glaubersalz, zulezt aus der concentrirten Lauge
etwas kohlensaures Natron erhalten. Die Mutterlauge, welche nun uͤbrig
bleibt, ist das Material, aus welchem Jod geschieden wird. Sie wird mit
Schwefelsaͤure gemischt abgedampft, um Salzsaͤure auszutreiben, dann
mit Braunstein versezt in eiserne, mit Blei ausgekleidete Blasen geschuͤttet
und der Destillation unterworfen. Aus jeder Blase leiten zwei Helmroͤhren die
Gase und Dampfe durch zwei Aludelstrange, deren jeder aus vier Aludeln besteht, in
denen sich das Jod condensirt und in Blattern ansezt; etwas Salzsaͤure und
Brom scheiden sich ebenfalls in denselben ab. Die Fluͤssigkeit wird sodann
aus den Aludeln entfernt, das Jod herausgenommen und abgetroknet. 1 Pfd. Jod kostete
6 Sh. (2. Thlr.), die Tonne Chlorkalium 12 Pfd. St.; es wird an die
Alaunhuͤtten, der
abgelaugte Ruͤkstand vom Kelp getroknet an die Gruͤnglashuͤtten
verkauft. (Schubarth in Verhandl. des Vereins fuͤr
Befoͤrd. des Gewerbfl. in Preußen, 1842, S. 479.)
Barrat's Verfahren das Kochsalz behufs der Fabrication
von Glaubersalz zu zersezen.
Zu 130 Gewichtstheilen Kochsalz, welche in 400 Theilen Wasser aufgeloͤst sind,
sezt der Patenttraͤger 400 Theile concentrirte Schwefelsaͤure und 60
Theile metallisches Zink in kleinen Stuͤken. Sobald das Zink in die
Aufloͤsung getaucht ist, entwikelt sich Wasserstoffgas, welches man auf
gewoͤhnliche Weise sammelt und anzuͤndet, um seine Waͤrme zur
Verdampfung oder zu anderen Zweken zu benuzen.
Wenn das Zink aufgeloͤst und das schwefelsaure Natron krystallisirt ist, zieht
man die klare uͤberstehende Fluͤssigkeit ab, welche das salzsaure Zink
und einen Theil schwefelsaures Natron enthaͤlt. Diese Fluͤssigkeit
wird eingedampft und beim Abkuͤhlen krystallisiren dann die lezten Antheile
schwefelsauren Natrons heraus, alles erhaltene Glaubersalz wird dann mit einer
heißen gesaͤttigten Kochsalzloͤsung ausgewaschen, um das
zuruͤkgebliebene salzsaure Zink auszuziehen.
Das erhaltene salzsaure Zink wird dann mit Kalk zersezt (auf 64 Theile
aufgeloͤsten metallischen Zinks sind beilaͤufig 64 Theile besten
gebrannten Kalks erforderlich), das niedergeschlagene Zinkoxyd gut mit Wasser
ausgewaschen und dann anstatt metallischen Zinks zur Zersezung neuer Portionen
Kochsalz benuzt; man wendet naͤmlich statt des metallischen Zinks in der
Folge dessen Aequivalent Zinkoxyd an. (Repertory of
Patent-Inventions, Sept. 1842, S. 160.)
Colorirte Daguerre'sche
Lichtbilder.
Hr. Arago legte der franzoͤsischen Akademie im
Namen des Hrn. Lechi colorirte Lichtbilder vor. Diese
Colorirung wird sehr einfach dadurch bewerkstelligt, daß man auf alle Theile des
Bildes successive eine gleichfoͤrmige Schicht der Localfarbe
auftraͤgt, welche aber mittelst Hindurchziehen der Platte durch warmes Wasser
beinahe sogleich wieder entfernt wird. Was von der Farbe nach diesem Abwaschen
zuruͤkbleibt, scheint dem urspruͤnglichen Bilde in keiner Weise zu
schaden. Die Wirkung ist hier eine andere, als sie waͤre, wenn man beim
Coloriren eines Bildes auf Papier alle Stellen von gleichem Localton nur mit einer
und derselben gleichfoͤrmigen Schicht uͤberziehen wollte; man
wuͤrde naͤmlich immer wieder erkennen, daß die Schatten
urspruͤnglich schwarz waren. In Lechi's Bildern
aber scheinen die Schatten aus der successiven Anwendung mehrerer Tinten des
Localtons hervorzugehen. Hieraus folgt, daß die schwarzen Stellen des
urspruͤnglichen Bildes nach dem Waschen wirklich eine groͤßere Menge
der faͤrbenden Substanz als die lichten Stellen zuruͤkhalten. (Bulletin de la Société d'Encouragement.
Nov. 1842, S. 459.)
Verfahren die Vermischung eines Wollengewebes mit Baumwolle
und eines Baumwollengewebes mit Wolle zu erkennen.
Sehr viele Gewebe werden im Handel als ganz wollen verkauft, waͤhrend sie doch
mit Baumwolle untermischt sind. Es gibt zwar mehrere Mittel, um dieses zu erkennen;
sie stehen aber weder den Kaufleuten, noch den Kaͤufern immer zu Gebot. So
kann z.B. die Form und Dike, welche eine Wollenfaser unter dem Mikroskope zeigt, zur
Erkennung derselben in einem Gewebe dienen. Doch erfordert dieses Mittel einen
Apparat, der nicht uͤberall zu finden ist und dessen Anwendung schon gelernt
seyn will. – Hr. Lassaigne bedient sich hiezu der
Salpetersaͤure, welche bei gehoͤriger Einwirkung die Wolle gelb
faͤrbt, bei den Baumwollfaͤden aber keine Veraͤnderung
hervorbringt. Er befeuchtet naͤmlich das zu pruͤfende Gewebe mit
Salpetersaͤure und laͤßt es 7 bis 8 Minuten auf einem Porzellanteller
liegen; im Sommer sezt man es den Sonnenstrahlen aus im Winter sezt man es auf die
Marmorplatte eines maͤßig erwaͤrmten Ofens. Nach der angegebenen Zeit
sind alle Wollenfasern gelb gefaͤrbt, die Baumwollfasern aber bleiben weiß. Man wascht
das Muster gut aus, windet es aus, laͤßt es ausgebreitet troknen, und kann
dann mit freiem Auge oder mittelst der Lupe jeden einzelnen Faden erkennen und
zaͤhlen. Bei gefaͤrbten Zeugen muß man die Saͤure etwas langer
einwirken lassen, um den Farbstoff aufzuloͤsen oder zu zersezen. (Echo du monde savant, 1842, No. 39.)
Torf-Verbesserungsversuche und über Anwendung des Torfs
als Dünger.
Man hat sich viel mit der Verbesserung des Torfs beschaͤftigt. Vor Kurzem erst
ist in Frankreich eine Gesellschaft zusammengetreten, um aus schlechtem Torf
compacten zu bereiten. Es wurde zu diesem Behufs der geringe Torf in einen Teig
verwandelt; indem man diesen in Wasser ruͤhrte, trennte man mittelst Messern
die die Vereinigung desselben verhindernden Fasern und Faden, sezte 1/2 Proc.
Kalkhydrat zu und erhielt auf diese Weise eine gleichartigere Masse. Die HHrn. Payen und Schmersal stellten
auf diese Art Versuche im Kleinen an, welche gut ausfielen.
In der lezten Zeit schlug man vor, den Torf mit Menschenkoth vermengt, zu kurzem Mist
zu verarbeiten. Wenn gleich der Torf stikstoffhaltige Substanzen enthaͤlt,
versichert Hr. Payen dennoch, daß dieses Gemenge auf dem
Erdboden verbreitet, ihn unfruchtbar machen wuͤrde, daß der Torf nicht nur
trage, sondern auch schaͤdlich wirke, und daß es ein in der
landwirtschaftlichen Welt verbreiteter Irrthum sey, daß der Torf als Duͤnger
dienen koͤnne. Der Torfkohlenstaub ist hiezu eben so wenig anwendbar wie als
desinficirendes Mittel. (Moniteur industriel, 1842, No. 673.)
Verdorbenes Kommißbrod.
Hr. Gaultier de Claubry theilte der Société de Pharmacie in Paris mit, daß im Monat August des
Jahres 1841 eine große Menge Kommißbrode sich an verschiedenen Stellen mit einem
rothen Pulver uͤberzogen zeigten und einen widrigen Geruch von sich gaben,
was ihren Gebrauch nicht gestattete. Es waren dieß die leicht zu erkennenden
Keimkoͤrner einer Pflanze, wahrscheinlich eines Penicillium. Sehr troken aufbewahrtes Brod erfahrt diese
Veraͤnderung erst nach 6, 8, auch 10 Tagen, und da geht die Entwikelung der
Pflanzen nur schwer vor sich. An einem feuchten Orte fand sie in 3 bis 4 Tagen
statt. Vollkommen von Wasser durchzogene Brodschnitten entwikeln in
kuͤrzester Zeit, in Einem Tag schon, eine lebhafte Vegetation. Diese tritt
ferner im Dunkeln, bei zerstreutem und directem Licht ein; in absoluter Finsterniß
jedoch verkuͤmmern die Pflanzen. Wird ein Stuͤk Brod mit diesen
Keimkoͤrnern bestreut, so entwikeln sich diese Pflaͤnzchen
hoͤchst schnell. – Das von der Militaroͤkonomie im Jahre 1841
angewandte Getreide und Mehl enthaͤlt diese Keimkoͤrner. Die Produkte
von 1842 zeigten keine. Um diese auch in anderen Garnisonen und im Brode zweier
Baͤker der Hauptstadt vorgekommenen Erscheinungen zu vermeiden, brauchte der
Teig nur mit weniger Wasser angemacht, besser durchgeknetet und in weniger erhizten
Oefen gebaken zu werden. Auch erhielt man viel besseres Brod durch Beimengen von
Mehl vom J. 1842. (Journal de Pharmacie, Nov. 1842, S.
457.)