Titel: | Verbesserte Hemmvorrichtung für Wagen, worauf sich Thomas Fuller, Wagenfabrikant in Bath, am 7. Jul. 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XXI., S. 83 |
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XXI.
Verbesserte Hemmvorrichtung fuͤr Wagen,
worauf sich Thomas Fuller,
Wagenfabrikant in Bath, am 7. Jul. 1841 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1842,
S. 215.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Fuller's verbesserte Hemmvorrichtung fuͤr Wagen.
Bei meinem verbesserten Hemmapparate ist die Anordnung so getroffen, daß der
Hemmschuh auf der Höhe eines Abhanges eingelegt und am Fuße desselben vom Rade
wieder losgemacht werden kann, ohne den Wagen anzuhalten. In Folge dieser
Einrichtung gewinnt man nicht nur bedeutend an Zeit, sondern die Pferde werden auch
weit weniger angestrengt, als bei der gewöhnlichen Art zu hemmen, indem sie nicht so
oft anhalten müssen. Denn es ist begreiflich, daß wenn der Hemmschuh ausgehängt
werden kann, ohne den Wagen anzuhalten, das beim Hinabfahren erlangte
Bewegungsmoment den Pferden unten längs der waagerechten Chaussee oder beim
Hinanfahren über eine angränzende Anhöhe zu Hülfe kommt. Außerdem gewinnt man durch
meine Verbesserung diejenige Zeit, welche bei der gewöhnlichen Hemmungsweise verwendet wird,
um den Wagen anzuhalten und beim Aushängen des Hemmschuhes zurükzubewegen.
Fig. 47
stellt eine Chaise in der Seitenansicht dar. Um den Hemmapparat deutlicher zu
zeigen, sind zwei Seitenräder weggelassen. Der Hemmschuh ist in dieser Figur in
Wirksamkeit dargestellt.
Fig. 48 ist
die Endansicht des Hinteren Räderpaares und ihrer Achse, um die Art zu zeigen, wie
der Hemmschuh an die Hintere Achse des Wagens befestigt wird.
Fig. 49 ist
dieselbe Seitenansicht der Chaise wie Fig. 47 mit dem
Unterschiede, daß der Hemmschuh außer Gebrauch ist. In sämmtlichen Figuren sind die
entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Der in den Fig. 47, 48, 49 und 50 dargestellte
verbesserte Hemmschuh kommt mit keinem der Wagenräder in Berührung und steht mit
denselben in keiner Verbindung, sondern wird vermittelst eines Riemens oder einer
Kette niedergelassen, und unterhalb der Achse, an der er befestigt ist, mit dem
Boden in Berührung gebracht. Sobald er den Boden berührt, hebt er die Achse und
erhält sie so lange in der in Fig. 48 dargestellten
Lage, bis er durch Aufhebung der Spannung der Hemmkette auf die zu beschreibende
Weise wieder frei wird. Der Hemmschuh a, a steht durch
Scharniere mit den Hänghebeln b, b und diese stehen
wieder durch Scharniere mit den Stangen c, c in
Verbindung, welche an die Hintere Achse d befestigt
sind. Während des Hemmens wird der Hemmschuh durch die Hemmkette e zurükgehalten, die mit ihrem einen Ende an den
Hemmschuh, mit dem anderen an einen Hebel f befestigt
ist. Fig. 50
stellt diesen Hebel in der vorderen Ansicht dar; er befindet sich an einer kurzen
Welle g, deren Lager h, h an
den unteren Theil des Wagens befestigt sind. An dem anderen Ende der Welle g ist ein ähnlicher Hebel i,
aber in entgegengesezter Stellung zu dem ersteren, befestigt. Der Hebel i articulirt an seinem oberen Ende mit einer krummen
Stange j, welche auf ähnliche Weise mit dem Schwanze
eines krummen Hebels k, k verbunden ist, der sich um
einen am Wagengestelle befestigten Zapfen l dreht. So
lange der Hemmschuh außer Gebrauch ist, befindet er sich mit der Kette e unter dem Wagen in der Fig. 49 dargestellten
Lage aufgehängt. Das Aufziehen geschieht mit Hülfe eines über und unter den
Leitungsrollen n, n, n hinweggehenden Riemens m, m, m, dessen oberes Ende mit Hülfe zweier Ringe in
die Stifte o und p, Fig. 47 und
49,
eingehängt ist. Soll aber der Hemmschuh in Thätigkeit gesezt werden, so macht man
den Ring o des Riemens m von
dem ihn haltenden Stifte los, worauf der Hebel b
herabsinkt und der Hemmschuh mit dem Boden in Berührung kommt. Die Weiterbewegung des Wagens
bringt unmittelbar darauf die Hebel b, b in eine gerade
Linie mit den feststehenden Armen c, c, wie Fig. 47 zeigt,
und da die Länge der Arme c, c und der Hänghebel b, b nebst der Dike des Hemmschuhes etwas mehr als der
Halbmesser des Rades beträgt, so wird die Achse, woran der Apparat befestigt ist, am
einen Ende ein wenig gehoben und dadurch eines der Räder vom Boden aufgehoben. Das
Gewicht des Wagens auf dieser Seite lastet demnach, wie Fig. 48 zeigt, auf den
Armen c, c, den Hänghebeln b,
b und dem Hemmschuh a, so daß nun der Wagen auf
eine wirksame Weise gehemmt wird.
Um den Hemmschuh wieder auszuhängen, muß man die Hemmkette e so weit nachlassen, daß der Hemmschuh in die in Fig. 47 durch
Punktirungen angedeutete Lage gelangt, worauf das Rad wieder mit dem Boden in
Berührung kommt und sich zu drehen anfängt. Man macht deßwegen den Hebel k mit Hülfe der Handhabe g
von der ihn haltenden Fangfeder frei, worauf er sich in die in Fig. 47 angedeutete Lage
zurükbewegt. In Folge der Verbindung des Hebels k mit
den Hebeln f und i werden
die lezteren veranlaßt, um ihre Achse sich zu drehen und die durch Punktirung
angedeutete horizontale Lage anzunehmen, wodurch die Hemmkette schlaff wird, und dem
Hemmschuh obige Rükbewegung gestattet. Will man nun den Apparat wieder in seine
ursprüngliche Lage Fig. 49 zurükbringen, so braucht der Kutscher nur den Riemen oder die
Schnur m, m anzuziehen und den unteren Ring in den Stift
o einzuhängen, wodurch der Hemmschuh und der Hebel
k wieder in ihre ursprüngliche Lage zurükgeführt
werden. Bei dieser Bewegung beschrieb der Hemmschuh den punktirten Kreis, indem er
sich zwischen den beiden Stangen c, c, Fig. 48,
hindurchschwang.
Die Figuren
51, 52,
53, 54 stellen
eine Modification des beschriebenen Apparates dar, bei welcher sich das Rad wie bei
gewöhnlichen Hemmvorrichtungen in den Hemmschuh selbst legt. Da der Hemmschuh auf
ähnliche Weise wie bei dem oben beschriebenen Apparate niedergelassen und in seine
ursprüngliche Lage zurükgebracht wird, so werde ich nur diejenigen Theile näher
erläutern, deren Construction von der obigen wesentlich abweicht.
Fig. 51 ist
eine Endansicht eines Räderpaares mit ihrer Achse und dem an der lezteren
befestigten Apparate. Der Hemmschuh ist in Thätigkeit dargestellt.
Fig. 52
stellt einen Grundriß des in derselben Stellung wie Fig. 51 befindlichen
Apparates dar, wobei jedoch der größeren Deutlichkeit wegen die Räder und ein Theil
der Achse weggelassen sind. Der Hemmschuh a, a ist an
die Hemmkette e, e befestigt und zugleich an seiner Seite mit dem
gebogenen Hebel b scharnierartig verbunden. Lezterer
dreht sich um einen am Ende des festen Arms c
befindlichen Bolzen. Von dem krummen Hebel b aus
erstrekt sich ein Seitenarm r, an dessen Ende sich ein
Bolzen s befindet, von dem aus ein Riemen m über eine Leitungsrolle n
geht und an die untere Seite des Wagens befestigt ist. So lange der Apparat nicht in
Gebrauch ist, wird er durch den Riemen m in der Höhe
erhalten, und zwar in der in Fig. 54 dargestellten
Lage; soll er aber in Wirksamkeit gesezt werden, so läßt man mittelst des Riemens
m den Hemmschuh los, worauf er durch seine eigene
Schwere unter das Rad kommt, unter welchem ihn die Hemmkette so lange hält, bis
diese auf die mit Bezug auf die Figuren 47–50
beschriebene Weise schlaff gemacht wird. Der Hemmschuh tritt sofort hinter das Rad,
um durch Anziehen des Riemens m wieder in seine
ursprüngliche Lage gehoben zu werden. Bei dieser Bewegung beschreibt er einen in
Fig. 52
und 54 durch
Punktirungen angedeuteten, schief liegenden Kreis. Sobald der Hemmschuh seine
höchste Stelle erreicht hat, wird er durch das Gewicht der Kette e über dieselbe hinaus bewegt und fällt nun vermöge
seines eigenen Gewichtes in die in Fig. 54 bezeichnete Lage,
in welcher er durch den Riemen m so lange gehalten wird,
bis man seiner wieder bedarf.