Titel: | Ueber den Kohlenstoffgehalt des Eisens und seine Bestimmung; von C. Bromeis. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XXXVI., S. 130 |
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XXXVI.
Ueber den Kohlenstoffgehalt des Eisens und seine
Bestimmung; von C.
Bromeis.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie. Septbr.
1842, S. 241.
Bromeis, uͤber den Kohlengehalt des Eisens und seine
Bestimmung.
Es ist wohl in der neueren Zeit keine eben so theoretisch als technisch wichtige
Frage von der Wissenschaft in dem Dunkel der Hypothesen dem Wesen nach so
unbeantwortet geblieben, als die: welcher stöchiometrische Zusammenhang ist zwischen
dem Kohlenstoff und dem Eisen, oder welche Rolle spielt der im Roheisen, Stahl und
Stabeisen enthaltene Kohlenstoff?
Hievon ist aber der Grund nicht in der nicht erkannten Wichtigkeit des Gegenstandes,
sondern in der Unvollkommenheit der Eisenanalysen zu suchen.
Denn ungeachtet der Bemühungen vieler Chemiker ist es erst in der neuesten Zeit Berzelius geglükt, ein sicheres Verfahren für die
Bestimmung des gesammten Kohlengehalts im Eisen anzugeben. Hiedurch war aber dem
großen Uebelstand erst halb abgeholfen, indem bis zum gegenwärtigen Augenblik jedes
Mittel fehlte, den wichtigsten Theil des Kohlenstoffs, nämlich den wirklich mit dem
Eisen chemisch verbundenen Theil, von dem nur mechanisch darin enthaltenen zu
trennen und so nicht einmal approximativ bestimmen zu können.
Da ich nun diesen Winter, von der Herzoglich-Bernburgischen Regierung mit der
Untersuchung ihrer sämmtlichen Roheisen, Stabeisen, wie einiger Schlakensorten
beauftragt war, so sah ich mich demnach veranlaßt, in eben erwähntem Sinne
zahlreiche Versuche anzustellen, und von deren Resultaten ich mir erlaube, hier
einige kurz mitzutheilen.
Gewährt auch die von Berzelius angegebene Methode: das
Eisen in Kupferchlorid aufzulösen, ein herrliches Mittel zur Bestimmung der sämmtlich im Eisen
enthaltenen Kohle, so erfordert sie doch zur Ausführung sehr viel Zeit, einen
geübten Experimentator und complicirtere Apparate, die sich nicht in jedem
Privat-Laboratorium finden möchten.
Ich empfehle daher eine andere Methode, welche im Wesentlichsten schon früher von Regnault vorgeschlagen ist und sich darauf gründet, das
Eisen zu verbrennen und den darin enthaltenen Kohlenstoff als Kohlensäure zu
bestimmen.
Man mischt nämlich nach Art der organischen Elementaranalyse ungefähr 3 Gramme des
entweder mittelst einer guten englischen Feile, oder eines guten Stahlmörsers und
eines feinen Siebs sehr vertheilten Eisens, mit 40 bis 50 Gram. chromsaurem Bleioxyd
und 6 Gr. gepulvertem, vorher geschmolzen gewesenen chlorsaurem Kali. Alsdann bringt
man dieses Gemenge in eine circa einen Fuß lange, an dem
einen Ende rund zugeblasene, sehr schwer schmelzbare Verbrennungsröhre, welche man
schon 1 1/2 Zoll hoch mit einem Gemenge von chromsaurem Bleioxyd mit chlorsaurem
Kali angefüllt hat. Ist dann das, das Eisen enthaltende Gemisch, ebenfalls
eingebracht, so füllt man die Röhre bis zum vierten Theil von Oben mit reinem
chromsaurem Bleioxyd an. Hierauf bildet man durch horizontales Aufklopfen der Röhre
die sogenannte Gasse der Röhre, sezt sie dann durch einen Kork mit einem kleinen
Chlorcalciumrohr, wie mit einem mit kaustischer Kalilauge gefüllten Liebig'schen Kaliapparat in Verbindung, und bringt die
mit dem Eisengemenge gefüllte Röhre in einen Röhren-, oder den sogenannten
Verbrennungsofen. Ist dieses geschehen, so umgibt man, wieder ganz nach Art der
organischen Analyse, die Röhre nach und nach mit glühenden Kohlen, wobei doch der
hinterste Theil der Röhre, der kein Eisen mehr enthält, vor der Gluth geschüzt
werden muß.
Es entwikelt sich nun reichlich Sauerstoffgas und die ganze Masse schmilzt innig
zusammen, wobei die oben freiliegenden Eisentheilchen mit dem größten Glanze zu
Eisenoxyd und Kohlensäure verbrennen. Entwikelt sich kein Gas mehr, so sezt man auch
den hintern Theil der Röhre der Hize aus, es beginnt noch einmal eine reichliche
Sauerstoffentwikelung, wodurch jeder Rükstand noch vollständig verbrennt und alle
rükständige Kohlensäure im Apparat ausgetrieben wird, so daß hiedurch das spätere
Luftdurchsaugen erspart ist, welches doch nur sehr selten gelingt, indem die Masse
beim lezten kräftigen Feuer sich sehr aufblähet und beim Erkalten dann die Röhre
besonders an dem hintern dünn ausgezogenen Ende fest verstopft, wodurch zugleich die
in der Rohre zurükbleibende Kohlensäure einen namhaften Verlust herbeiführen
würde.
Auf diese Weise erhielt ich als Mittelresultate von einigen dreißig beziehungsweise
sehr gut übereinstimmenden Analysen folgende auf 100 berechnete Zahlen:
a) beim Gußeisen:
I.
II.
III.
IV
V.
grauesRoheisen.
ordinaͤresweißes R.
grellesweißes R.
gahresweißes R.
vollkommenes Spiegeleisen.
3,270
–
2,554
–
3,018
–
3,458
–
3,820 Kohlenstoff;
b) beim Stabeisen:
Textabbildung Bd. 87, S. 132
c) beim Stahl:
I.
II.
III.
weicher
Cementstahl von
Elberfeld.
rheinlaͤndischer Gußstahl.
bester Gußstahl von
Sheffield.
0,496
–
1,267
–
1,70 Kohlenstoff.
Wichtiger als das eben mitgetheilte Verfahren scheint mir nachfolgendes, zur
Bestimmung des nur mechanisch oder chemisch mit dem Eisen Verbundenen
Kohlengehalts.
Von der Thatsache und der Voraussezung ausgehend, daß beim Auflösen von Eisen in
verdünnten Wasserstoffsäuren, der mit dem Eisen wirklich chemisch gebundene
Kohlenstoff an der Zersezung des Eisens theilnehmen müsse und sich im status nascens mit dem ihm dargebotenen Wasserstoff
verbinden werde, dagegen die im Eisen nur mechanisch enthaltene Kohle keine
Aenderung erleiden, sondern ganz unangefochten zurükbleiben würde, behandelte ich
verschiedene Mengen der verschiedensten Eisensorten mit verdünnter warmer Salzsäure.
Hiebei entwikelt sich neben dem Wasserstoff eine reichliche Quantität
Kohlenwasserstoffes, wie eine geringe Menge eines sehr stinkenden flüssigen
Kohlenwasserstoffs, der nach dem Auflösen zum Theil mit der, dem Eisen mechanisch
beigemengt gewesenen, abgeschiedenen Kohle innig gemengt, aber nicht, wie Berzelius vermuthete, damit chemisch verbunden
zurükbleibt, denn man kann ihn ungeachtet seiner Schwerflüchtigkeit, doch durch
mehrtägiges Erhizen des Rükstandes, mit der überschüssigen Salzsäure so austreiben,
daß die Lösung nur kaum noch darnach riecht. Die Kohle wird hiebei durchaus nicht
angegriffen, so daß man sie mittelst eines möglichst kleinen, gewogenen Filters
leicht sammeln und bestimmen kann.
Auf diese Weise erhielt ich selbst beim Stahl und beim Stabeisen ziemlich gut
stimmende Resultate, während bei den Roheisensorten, namentlich bei dem grauen
Roheisen, eine Genauigkeit erreicht wird, die gar nichts zu wünschen übrig läßt.
So gab z.B. ein und dasselbe graue Roheisen bei drei Analysen folgende Zahlen:
I. 0,5 Gram. Eisen gaben 0,0385
Gram.
= 7,70 Proc. Rükstand.
Hievon waren
2,340 – Graphit.
II. 4 Gram. Eisen gaben 0,3094 Gram.
= 7,740 Procent Rükstand.Die Quantität des Graphits war zu groß, um sie vollständig über der
Lampe im Platintiegel verbrennen zu können.
III. 1 Gram. Eisen gab 0,0738 Gram.
= 7,380 Proc. Rükstand
Hievon waren
2,360 – Graphit.
Durch die Combination des gesammten Kohlengehalts mit der Bestimmung des nur
mechanisch mit dem Eisen gemengten Theils, ergeben sich nun für die hier
betrachteten Eisensorten, in Bezug ihres Kohlengehalts, folgende quantitative
Verhältnisse:
a) beim Gußeisen:
I.
II.
III.
IV.
V.
grauesRoheisen.
ordinaͤresweißes R.
grellesweiß. R.
gahresweiß. R.
vollkommenes Spiegeleisen.
chem. gebundene K.
0,930
1,514
2,518
2,908
3,100 Proc.
mech. eingemengte K.
2,340
1,040
0,500
0,550
0,720 –
b) beim Stabeisen:
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
nach schwaͤbischer Methodeaus
weißem Roheisen gefrischt.
nach Maͤgdesprunger Methode
aus verschiedenen
Roheisensorten gefrischt.
chem. gebundene K.
0,238
0,354
0,380
0,104
0,237
0,660 Proc.
mech. eingemengte K.
0,080
Spur
0,020
0,220
0,260
Spur.
c) beim Stahl:
I.
II.
III.
weicher
Cementstahl von Elberfeld.
rheinlaͤndischer
Gußstahl.
bester Gußstahl von
Sheffield.
chem. gebundene K.
0,416
–
1,157
–
0,950 Proc
mech. eingemengte K.
0,080
–
0,110
–
0,220 –
Betrachtet man nun die von mir bei diesen zahlreichen Analysen erhaltenen Resultate,
so glaubt man in ihnen Andeutung zur Entscheidung einiger viel besprochener Fragen
zu finden, wovon ich doch hier zum Schluß nur zwei hervorheben will, nämlich:
1) Ob das Gußeisen wirklich ein Polycarburet sey, oder den Kohlenstoff als
Polycarburet enthalte, und ob dann das vollkommene Spiegeleisen diese Verbindung in
dem für am reinsten bekannten Zustand sey?
2) Welcher Unterschied ist zwischen Gußeisen, Stahl und Stabeisen, und warum scheidet
der Stahl beim Schmelzen und langsamen Erkalten keine Kohle aus, welches doch das
Gußeisen so leicht thut?
Man findet in den meisten Lehrbüchern allgemein angegeben, daß das krystallisirte
Spiegeleisen den höchsten Kohlengehalt besize, der gewöhnlich 5,3 Proc. betrage,
doch könne er merkwürdiger Weise bis zu 4,2 Proc. abnehmen, ohne dieser
krystallinischen Beschaffenheit Eintrag zu thun, welche Differenz doch bei andern
krystallisirten Verbindungen nicht vorkomme. Ich habe nun in den allervollkommensten
Spiegeleisensorten als Mittel mehrerer Analysen nie mehr als 3,8 Proc. Kohle
erhalten, welches Resultat durch zahlreiche und zuverlässige Analysen von Berthier unterstüzt wird. Dieser fand im Durchschnitt in
Spiegeleisen von den verschiedensten Orten 3,6 Proc. Kohle.
Beruht nun obiger hohe Kohlengehalt bei der frühern Unvollkommenheit der Analyse
nicht auf einem Irrthum, so scheinen auch andere Körper diese krystallinische
Beschaffenheit dem Eisen ertheilen zu können, wenigstens dürfte die Kohle nicht als
alleinige Bedingung dieser Eigenschaft angesehen werden. Sucht man nun in allen
diesen Analysen nach einem Ersazmittel, so findet man es nur in dem außerordentlich
hohen Mangangehalt, welcher in dem von mir untersuchten Spiegeleisen sogar 7 Proc.
betrug.
Nach vielen andern weniger zuverlässigen Angaben wird der Kohlengehalt im
Spiegeleisen auf die widersprechendste Weise theils höher, theils niedriger als 4
Proc. angegeben, so daß wenn man ihnen auch nur entfernt trauen darf, sie doch alle
zu beweisen scheinen, daß das Spiegeleisen und noch weniger das dichte Gußeisen kein
stöchiometrisch zusammengeseztes Polycarburet sey.
Zur weitern Entscheidung dieser Frage möchten genaue Messungen der verschiedenen
Spiegeleisen von der größten Wichtigkeit seyn.
Diese Ansicht findet noch eine fernere Beantwortung und Stüze in der Entscheidung der
zweiten Frage.
Betrachtet man nämlich die Erscheinungen, welche das Roheisen beim langsamen
Erkalten, bei der Ausscheidung von Graphit oder bei der Umwandlung von weißem
Roheisen in graues darbietet, so finden wir genau alle Erscheinungen, wie sie sich
bei jeder Lösung oder
Legirung zeigen, aber nie die der wirklich chemischen stöchiometrischen
Verbindungen.
Denn hat sich das Eisen unter bedeutendem Druk und viel höherer Temperatur als die
seines Erstarrungspunktes mit Kohle vollkommen gesättigt, so wird sie diese wie jede
andere Lösung zum Theil beim Erkalten, wenn die Masse nicht zu zähe ist, wieder
ausscheiden, und zwar wird sich, wie es die Erfahrung auch lehrt, um so mehr Kohle
ausscheiden, je langsamer das Erkalten geschieht; doch wird diese nie eine bestimmte
Gränze überschreiten, ja sie selbst nicht einmal erreichen; denn wegen der zähen
Beschaffenheit des Gußeisens vor dem vollkommenen Erstarren wird es noch mehr Kohle
enthalten, als in dieser Beziehung der Temperatur und der Sättigungscapacität des
Eisens entspricht.
Diese Behauptungen werden nun auch ganz durch die oben angeführten Analysen
bestätigt. Ich fand nämlich in einem grellen weißen Roheisen nur 0,5 Proc.
ausgeschiedene oder mechanisch eingemengte Kohle, dagegen in einem ordinären weißen
Roheisen schon 1 Proc., und endlich in einem langsam erkalteten grauen Roheisen 2,3
Proc., während der noch darin chemisch gebundene Antheil der Kohle nur 0,9 Proc.
betrug. Dieser geringe Antheil muß aber mit der Gesammtmasse des Eisens verbunden
seyn, indem jeder Grund fehlt, ihn, wie es noch die neuesten Lehrbücher thun, in
künstlicher Verbindung mit einer kleinen Menge Eisen, und diese dann in der übrigen
Masse reinem Eisen aufgelöst zu sehen. Ja, es erscheint nach dieser herrschenden
Ansicht unbegreiflich, warum nicht das eine Eisentheilchen dieselbe Verwandtschaft
zur Kohle, wie sein nebenliegendes besizen soll, da ihm doch hinreichend Kohle
dargeboten ist, indem es von derselben sogar über 2/3 Theile ausgeschieden hat.
Auch ist es mir nie gelungen, eine bestimmte Verbindung von Kohle und Eisen beim
Auflösen von Eisen auszuscheiden, und erhielt ich wirtlich eine noch eisenhaltige
Kohle, so war die Auflösung entweder nicht vollkommen gewesen, oder durch zu viel
umliegende reine Kohle unmöglich gemacht. Daß aber selbst der mit ziemlich starken
Säuren gekochte und lange digerirte kohlige Rükstand noch Eisen enthält, rührt nicht
daher, daß es mit Kohle, sondern daß es mit Kieselerde, Schwefel und Phosphor
verbunden ist, dem dann oft auch noch eine reichliche Menge ganz unlösliches
Kieselmangan sich beigesellt findet.
Vorangehender Behauptung zufolge dürfte also keine Eisensorte, der nicht auf
künstlichem Wege der Kohlenstoff entzogen ist, sondern im Gegentheil Gelegenheit
gegeben war, sich mit Kohle zu sättigen, und die etwa überschüssig aufgenommene
wieder abzuscheiden, eine, von dem im grauen Roheisen chemisch enthaltenen
Kohlengehalt, sehr abweichende Menge Kohlenstoffs besizen. Diese räthselhafte
Eigenschaft legen aber ältere Analysen dem Gußstahl bei, indem sie ihm einen
Kohlengehalt von 2,3 bis 3 Proc. andichten. Sollten diese Gußstahlsorten nicht
reineres Roheisen gewesen seyn, so weiß ich für obige Zahlen keine Erklärung, da im
Vergleich mit nachfolgenden Angaben die Differenz selbst die größten Fehlergränzen
jeder Analyse übersteigt. Ich begnüge mich daher mit der Mittheilung der von mir
erhaltenen Resultate, die zum Glük durch zahlreiche Analysen von Berthier, Gay-Lussac und Wilson vollkommen unterstüzt werden. Karsten
fand nämlich als Mittel von fünf Analysen den chemisch gebundenen Theil des
Kohlenstoffs im grauen Roheisen zu 0,84 Proc., ich zu 0,93. Gay-Lussac und Wilson fanden den
höchsten Kohlengehalt im Gußstahl zu 0,93, ich zu 0,95, während ihn Berthier zu 1,50 Proc. angibt.
Diese innige Relation zwischen dem grauen Roheisen und dem Gußstahl, welche die eben
angeführten so sehr übereinstimmenden Zahlen vollends beurkunden, läßt sich selbst
noch bis zu einer gewissen Gränze in ihren Eigenschaften verfolgen.
Denn außerdem, daß beide beim nochmaligen Schmelzen keine Kohle mehr ausscheiden,
stimmen sie auch darin überein, daß sie in dem weichen Zustande sich gleich leicht
und vollkommen in verdünnten Säuren lösen, welches nur schwierig nach dem Härten
geschieht. Dann erlangen beide durch Glühen und Ablöschen in Wasser einen gleich
hohen Grad von Härte, indem das graue Roheisen in diesem Zustand nicht mehr von der
besten englischen Feile angegriffen wird, und leicht Glas rizt u.s.w.
Sollten nun auch einige Gußstahlsorten einen ein Procent übersteigenden Kohlengehalt
zeigen, so findet dieses seine Erklärung vollkommen darin, daß erstens jeder Stahl
noch eine nicht unbeträchtliche Menge mechanisch eingeschlossener Kohle enthält.
Zweitens kann aber auch bei dem geschmolzenen Stahl eine Ausscheidung der Kohle nie
so vollkommen, als bei dem viel leichter schmelzbaren Gußeisen stattfinden, indem
der Stahl in diesem Zustand viel zäher als Gußeisen ist, wie auch bei einer
bedeutend höhern Temperatur als lezteres erstarrt.
Vorhergehendem Raisonnement zufolge, kann man das graue Roheisen als ein Gemenge von
höchst unreinem Gußstahl mit Graphitkörnern ansehen. Das weiße Roheisen aber als ein
höchst unreines, für seine Erstarrungstemperatur sehr mit Kohle übersättigtes Eisen
betrachten. Der Gußstahl aber würde die reinste und natürlichste Verbindung von
Kohle und Eisen darstellen, indem er ein für die Temperatur seines Erstarrungspunktes gerade mit
Kohlenstoff gesättigtes, möglichst reines Eisen ist, und welcher Sättigung circa ein Procent chemisch gebundenen Kohlenstoffs
entspricht. Stabeisen würde man nach wissenschaftlichen Principien eigentlich nur
reines Eisen mit möglichst kleinem Kohlengehalt nennen können, dagegen jede reinere
Verbindung von Kohle und Eisen mit dem Namen Stahl belegen müssen. Zieht man aber
eine künstliche Gränze zwischen Stahl und Stabeisen, so möchte dieses am
zwekmäßigsten bei einem chemisch gebundenen Kohlengehalt von 0,5 Proc. geschehen,
indem die weichern, aber ganz brauchbaren Cementstahlsorten diesen Kohlengehalt im
Durchschnitt enthalten.
Müssen auch noch zahlreiche und zuverlässige Analysen, die ich im Augenblik
verhindert bin auszuführen, die Wahrheit obiger Behauptungen bestätigen, so war doch
die Uebereinstimmung der angeführten Resultate zu schlagend, als daß ich sie hätte
hier ganz unbeachtet lassen sollen. Der Hauptzwek vorliegender Notizen war, bei
ähnlicher Untersuchung auf die Wichtigkeit der Unterscheidung beider Kohlengehalte
im Eisen aufmerksam gemacht zu haben.