Titel: | Verfahren und Apparat zum Reinigen der Buchdrukerlettern oder -Formen nach ihrem Gebrauche, worauf sich Miles Berry, Civilingenieur und Patent-Agent in London, am 8. Septbr. 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXIX., S. 256 |
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LXIX.
Verfahren und Apparat zum Reinigen der
Buchdrukerlettern oder -Formen nach ihrem Gebrauche, worauf sich Miles Berry, Civilingenieur und
Patent-Agent in London, am 8. Septbr.
1841 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Dec. 1842, S.
323.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Berry's Verfahren und Apparat zum Reinigen der
Buchdrukerlettern.
Gewöhnlich werden die Druklettern mittelst Bürsten, welche mit einer Auflösung von
Potasche oder einer andern alkalischen Flüssigkeit genezt sind, gereinigt. Die so
behandelten Lettern verlieren bald die Schärfe ihrer Form, indem sich ihre Ränder
oder Kanten dadurch abnuzen, ihre Flächen aber durch die Reibung der Bürsten, den
durch die Schwärze erzeugten Schmuz und den in der Potasche gewöhnlich enthaltenen
Sand schnell zerstört werden.
Folgendes ist das verbesserte Verfahren: eine Auflösung von Potasche oder Soda wird
über ungelöschten Kalk geschüttet, wobei sie sich erhizt. So präparirt, wird sie
mittelst einer doppeltwirkenden Pumpe über die Lettern getrieben, wodurch diese
vollkommen und schnell gereinigt werden. Um mit Sparsamkeit zu verfahren, muß die
Flüssigkeit wieder auf den Kalk geschüttet und filtrirt werden. Aller von der
Schwärze herrührende Schmuz wird durch den Kalk abgesondert und die reine
Flüssigkeit gelangt in ein Reservoir hinab, aus welchem sie immer wieder verwendet
werden kann.
Fig. 19 ist
der Aufriß des vollständigen Apparats.
Die Figuren
20, 21
und 22 zeigen
einzelne Theile des Filtrir-Apparats.
A, A ist ein hölzernes Gestell, welches den Kasten B trägt, worin die Reinigung der Lettern stattfindet.
Dieser Kasten ist rechtekig und eine Seite desselben kann mittelst Angeln, wie eine
doppelte Flügelthüre, geöffnet werden. C ist eine Tafel
mit seitwärts vorstehenden Zapfen, welche in Lagern ruhen, die auf dem Boden des
Kastens befestigt sind. Diese Tafel ist an ihrem untern Ende aufwärts gebogen, um die daraufliegende
Letternform zurükzuhalten; sie kann mittelst eines Sperriegels in gehörig geneigte
Stellung gebracht und darin erhalten werden.
D ist eine Röhre zum Ableiten der Flüssigkeit aus dem
Kasten in eine unten zu beschreibende Pfanne; sie ist mit einem Hahn versehen.
E ist eine doppeltwirkende Pumpe mit zwei Saugröhren a, b, deren untere Enden in die Reservoirs F und G münden. Auch diese
Röhren sind mit Hähnen versehen, damit die in jedem Reservoir enthaltene Flüssigkeit
nach Belieben in die Höhe gepumpt werden kann.
F ist das Gefäß, in welches die reine Kali- oder
Natronlösung zuerst gebracht wird.
Das Gefäß G enthält klares Wasser zum Abwaschen der
Lettern nach ihrer Reinigung mittelst der Alkalilösung.
H ist eine in der kugelförmigen Höhlung an der
Entleerungsröhre I gelenkartig bewegliche Kugel,
mittelst welcher das davon absteigende Rohr nach jedem beliebigen Theil der
Letternform hin gerichtet werden kann.
L ist ein gußeisernes Gehäuse mit vorspringenden
Tragleisten, auf welchen die Brazen der darin befindlichen Pfanne M aufliegen; leztere ist unten offen und läßt die Lösung
in das darunter stehende Gefäß abtropfen.
N ist eine durchlöcherte Metallplatte, welche auf
kleinen Vorsprüngen an der Innenseite der Pfanne M
aufliegt; unter dieser Platte ist ein Metallgewebe c, c
in Form eines Sakes angebracht, welches zum Filtriren der Flüssigkeit dient, wie in
der besondern horizontalen Ansicht Fig. 20 zu sehen ist.
O ist ein zweites, ebenfalls auf Vorsprüngen im Innern
der Pfanne M aufliegendes Filter. Dasselbe besteht aus
einem Metallring d, d mit konischer Oeffnung, welche
unten enger ist als oben; ferner einem zweiten ebenfalls konischen Ring e, e, welcher genau in den ersten paßt, und aus einem
Metallgewebe f, dessen kreisförmiger Rand zwischen die
zwei Ringe gebracht wird, welche man, um es fest zu halten, dicht zusammenpreßt, wie
der Verticaldurchschnitt Fig. 21 und der Grundriß
Fig. 22
zeigen. Auf dieses zweite Filter kömmt Holzasche oder feiner Sand, wie er gewöhnlich
zum Filtriren des Wassers dient.
Die zu reinigenden Letternformen legt man auf die geneigte Tafel C, die Thüren des Kastens B
werden dann geschlossen und der Hahn der Röhre D
geöffnet. Auf die Platte N bringt man nun ungelöschten
Kalk und Soda oder Potasche in aufeinanderfolgenden Schichten von ziemlich gleicher
Dike; man gießt hierauf genug Wasser darüber, um eine Auflösung von der erforderlichen Stärke
zu erhalten. Es bildet sich hiedurch kohlensaurer Kalk, welcher auf dem obern und
untern Filter liegen bleibt, und das aufgelöste äzende Kali oder Natron fließt durch
die untere Oeffnung der Pfanne M in das darunter
befindliche Gefäß F ab. Statt das Alkali in festem
Zustande anzuwenden, kann man es auch vorher in Wasser auflösen und die Lösung auf
den gebrannten Kalk gießen, worauf man dann wie oben weiter verfährt. Die
Flüssigkeit, welche die Platte N passirte, wird, indem
sie durch den Sak O dringt, noch einmal filtrirt, ehe
sie in das Gefäß F abläuft.
Die Wärme, welche durch den gebrannten Kalk frei wird, wird durch das als Hülle
dienende Gehäuse L zu Nuzen gemacht, daher man die
reinigende Flüssigkeit nicht zu erwärmen braucht; auch ist, um die Wärme
einzuschließen, die Pfanne, wie die Abbildung zeigt, mit einem Dekel verschlossen.
Nachdem man die nöthige Menge Alkalilösung auf diese Weise gewonnen hat, wird die
Letternreinigung folgendermaßen vorgenommen.
Der Hahn der in das Gefäß F tauchenden Röhre a wird geöffnet, jener des Gefäßes G geschlossen und die Pumpe in Bewegung gesezt; die
durch sie gehobene Flüssigkeit in der Röhre I wird durch
die in Gelenk laufende Kugel so dirigirt, daß der Flüssigkeitsstrahl die gewünschte
Richtung erhält. Die auf die Lettern gesprizte Flüssigkeit löst die Drukerschwärze
auf und läuft durch die Röhre D ab, welche sie auf das
Filter N zurükführt. Die durch den Kalk abermals
zersezte Flüssigkeit gelangt auf das zweite Filter, wo sie den Kienruß und die durch
die Zersezung der Schwärze gebildete Seife zurükläßt und die gereinigte Flüssigkeit
läuft dann in das Gefäß F ab, aus welchem sie für eine
folgende Operation wieder benuzt wird. – Wenn die aus dem Kasten B kommende Flüssigkeit so mit fetter Substanz beladen
ist, daß sie unrein in das Gefäß F abläuft, so ist dieß
ein Zeichen, daß der Kalk gesättigt ist und behufs der fernern Zersezung der
seifenartigen Verbindungen erneuert werden muß. Die Kalkseife sowohl als der Kienruß
bleiben auf den Filtern, während das Kali oder Natron wieder frei und zu einer
folgenden Operation benuzt werden. – Ist die Letternform mit der Alkalilösung
hinlänglich gewaschen, so wird der Hahn der Röhre a
geschlossen und derjenige der Röhre b geöffnet, reines
Wasser aus dem Gefäß G auf die Tafel gepumpt und hiemit
die Operation vollendet. Es versteht sich, daß vorher der Hahn der Röhre D geschlossen und derjenige einer Ablaufröhre am Kasten
B geöffnet werden muß.