Titel: | Verfahrungsarten zum Reinigen des Thrans, Talgs und der gemeinen Oehle; ferner zur Gewinnung von Olein- und Stearinsäure. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXXXI., S. 297 |
Download: | XML |
LXXXI.
Verfahrungsarten zum Reinigen des Thrans, Talgs
und der gemeinen Oehle; ferner zur Gewinnung von Olein- und
Stearinsaͤure.
Verfahrungsarten zum Reinigen des Thrans etc.
I. George Gwynne's Verfahren Talg und
Oehle zur Kerzenfabrication etc. zu reinigen.
Reinigung der Fette. – In 2200 Pfd. kaltem Wasser
werden 280 Pfd. Potasche (kohlensaures Kali) aufgelöst, worauf man die Flüssigkeit
durch Einleiten von Wasserdampf zum Kochen bringt und hierauf 20 Cntr. Talg zusezt;
nach achtstündigem Kochen wird der Dampf abgesperrt und man läßt das Gemisch bis zum
nächsten Tage stehen. Unterdessen hat sich der größere Theil des Wassers und der
Lauge abgesondert; nachdem man dieselben am Boden des Gefäßes abgezogen hat, bringt
man den Talg in ein anderes Gefäß, welches mit einem Dampfgehäuse umgeben ist und
vermischt 280 Pfd. Potasche damit. Durch Einlassen von Dampf in das Dampfgehäuse
wird nun die Temperatur auf 110° F. (34° R.) und sodann auf
200° F. (74° R.) erhöht; nachdem nun der Dampf abgesperrt worden ist,
läßt man das Gemisch zwölf Stunden lang stehen; nach Verlauf dieser Zeit zieht man
den Talg ab und läßt ihn erstarren. Nun hat man weiter nichts mehr zu thun, als den
Talg einer Temperatur von 200° F. (74° R.) in einem Gefäße auszusezen,
welches mit einem Dampfgehäuse versehen ist.
Reinigung der Oehle. – Sie werden eben so wie der
Talg mit Wasser und Potasche gekocht; nachdem die Lauge abgezogen ist, bringt man
das Oehl in ein anderes Gefäß, worin es acht Stunden lang bleibt, worauf die Lauge,
welche sich daraus noch abgesezt hat, abgezogen wird. Das Oehl wird nun in ein Gefäß
gebracht, welches mit einem Dampfgehäuse versehen ist, und nachdem man 280 Pfd.
Potasche damit vermischt hat, erhöht man die Temperatur auf 200° F.
(74° R.). Nachdem die Flüssigkeit einen Tag lang gestanden ist, wird das Oehl
abgezogen; sein trübes Aussehen verliert es beim Stehenlassen oder durch
Filtriren.
II. Gwynne's Methode Oehlsäure und
Stearinsäure ohne Anwendung einer hydraulischen Presse zu bereiten.
Ein Gemisch von 560 Pfund Potasche, 280 Pfund Kalk und 3500 Pfd. Wasser wird in einem
geeigneten Gefäße aufgekocht und hierauf mit 20 Centnern Talg versezt; nach
einstündigem Kochen läßt man die Mischung abkühlen; man versezt sie dann mit so viel Wasser, daß ein dünner
Teig entsteht, welchen man zuerst durch ein Sieb passirt und hierauf durch Säke von
geköpertem Baumwollzeug (die in leinene Säke eingeschlossen sind) filtrirt. Der
flüssige Theil, welcher durch das Filter lauft, wird mit Kalk gekocht und die
entstandene Verbindung mit schwacher Schwefelsäure zersezt. Die im Filter
zurükgebliebene feste Substanz wird eben so behandelt. (London Journal of arts, Novbr. 1842, S. 258.)
III. John Bethell's Verfahren den
Wallfischthran und das Palmöhl zu reinigen.
Der Wallfischthran und das Palmöhl (auch Robbenthran, Olivenöhl und andere gemeine
Oehle) werden von den gallertartigen, eiweißstoffartigen und andern Bestandtheilen
dadurch gereinigt, daß man den Thran (oder das Oehl) zuerst mit einer Auflösung von
Gerbestoff innig vermischt; am besten ist es, 10 Maaß einer starken
Galläpfelinfusion mit 100 Maaß Thran gehörig zu vermischen. Dieses Gemisch läßt man
dann drei oder vier Tage lang stehen, bis sich alle Gerbestofflösung mit dem
Niederschlag abgesezt hat. Der klare darüber schwimmende Thran wird nun abgezogen
und mit einer Auflösung von Bleizuker oder von essigsaurer Thonerde oder Zinkvitriol
durch Umrühren vermischt. Von dem Bleizuker löst man 1 Pfd. in 60 Pfd. Wasser auf,
von der essigsauren Thonerde 1 Pfd. in 40 Pfd. Wasser, von dem Zinkvitriol 1 Pfd. in
60 Pfd. Wasser und vermischt dann 10 Maaß irgend einer dieser Flüssigkeiten mit 100
Maaß Thran. Nach drei- bis viertägigem Stehen wird der Thran (oder das Oehl)
oben abgezogen, und wenn er nicht hinreichend klar ist, muß er noch auf gewöhnliche
Weise filtrirt werden. – Während der beschriebenen Operationen sollte der
Thran (oder das Oehl) so viel als möglich auf einer Temperatur von 70° F.
(16° R.) erhalten werden. Falls er am Ende zuviel Wasser enthält, rührt man
ihn mit etwa 10 Proc. frisch calcinirtem Gypspulver oder gut ausgetrokneter Soda an,
welche man daraus sich wieder absezen läßt.
IV. Bethell's Zubereitung des
gereinigten Thrans, Palmöhls etc. zum Brennen in Lampen.
Zu diesem Zwek vereinigt der Patentträger dieselben mit wesentlichen Oehlen, wovon er
ihnen 5–10 Proc. beimischt. Die wesentlichen Oehle werden durch Umrühren
damit vermischt, besser ist es aber, man leitet dieselben in Dampfform hinein. Unter
den wesentlichen Oehlen benuzt er das Steinöhl, Terpenthinöhl und
Steinkohlentheeröhl. Er bereitet zu diesem Zwek aber auch ein besonderes flüchtiges Product auf folgende
Weise: er versezt rohes Palmöhl oder rohe Kakaobutter mit etwa zwanzig Procent
Steinöhl oder Terpenthinöhl und bringt das Gemisch in ein Faß, in welches von einem
Dampfkessel aus eine Dampfröhre einmündet, die sich am Boden desselben in mehrere
mit kleinen Löchern versehene Röhren verzweigt. Nachdem die Beschikungsöffnung des
Fasses verschlossen und dasselbe also dampfdicht gemacht worden ist, treibt man
Dampf durch die Masse und läßt die flüchtigen Producte durch ein Rohr entweichen,
welches im Dekel des Fasses befestigt ist und sich in ein in kaltem Wasser
befindliches Kühlrohr endigt. Mittelst des so erhaltenen flüchtigen Oehls kann dann
der gereinigte Thran etc. zum Brennen in Lampen zubereitet werden. Die im Faß
zurükbleibende fette Substanz ist zu vielen Zweken anwendbar. (London Journal of arts, November 1842, S. 260.)
V. Miles Berry's Methode den
Wallfischthran zu reinigen.
Um dem Wallfischthran seinen unangenehmen Geruch zu benehmen und ihn vollkommen zu
reinigen, erhizt man ihn mittelst Dampf auf 45° Reaumur und vermischt ihn
dann mit 1/4 seines Gewichts klarer Chlornatron-Lösung von 15°
Baumé. Nachdem das Gemisch etwa zwanzig Minuten lang umgerührt worden ist,
läßt man es drei Tage lang in Kufen sich absezen. Nach Verlauf dieser Zeit wird die
Flüssigkeit vom Niederschlag abgezogen und mit einer Galläpfel-Infusion
(Gallussäure) vermischt, welche sich mit der im Thran enthaltenen Gallerte
verbindet; hierauf wird sie fünfzehn Minuten lang stark umgerührt und mit
Salpetersäure im Verhältniß von 2 Unzen auf 100 Pfd. Thran versezt; man rührt dann
noch einige Minuten um und bringt hernach den Thran in Kufen, worin er drei Tage
lang bleibt, damit sich die Gallerte und andere Unreinigkeiten niederschlagen. Der
so gereinigte Thran wird von dem Bodensaz in andere Kufen abgezogen.
VI. Berry's Verfahren das Olein und
Stearin aus dem Wallfischthran darzustellen.
Auf je 100 Pfd. Thran löst man 2 Pfd. essigsaure Thonerde, 2 Pfd. Salpeter und 2 Pfd.
chromsauren KalkSollte wohl saures chromsaures Kali heißen. A. d. R. im Wasser, im Verhältniß von 5 Proc. auf und sezt sie dem Thran zu; das
Gemisch wird dann zwanzig Minuten lang umgerührt. Es erfolgt augenbliklich eine
solche Einwirkung, daß man krystallisirtes Stearin sich vom Olein absondern sieht;
nachdem die Mischung einen Tag lang ruhig stand, gießt man sie in konische
Filzbeutel, das Olein fließt durch und das Stearin bleibt von Butterconsistenz darin
zurük; lezteres wird dann stark ausgepreßt. – Solches Olein soll nach dem
Patentträger ohne Rauch und Geruch brennen und wie Olivenöhl gebraucht werden
können. (London Journal of arts, Novbr. 1842, S.
263.)