Titel: | Verfahren, um die kleinsten Mengen von Arsenik-, Phosphor- und Schwefelwasserstoff, ferner schwefligsaurem Gas zu ermitteln. Neue Methode, um aus einer vergifteten thierischen Substanz allen Arsenik auszuziehen; von Hrn. Jacquelain. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. C., S. 367 |
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C.
Verfahren, um die kleinsten Mengen von
Arsenik-, Phosphor- und Schwefelwasserstoff, ferner schwefligsaurem Gas zu
ermitteln. Neue Methode, um aus einer vergifteten thierischen Substanz allen Arsenik
auszuziehen; von Hrn. Jacquelain.
Aus den Comptes rendus, Jan. 1843, Nr. 1, S.
28.
Jacquelain's Verfahren den Arsenik in thierischen Substanzen zu
entdeken .
Mein Verfahren läßt sich theoretisch in einige Worte zusammenfassen. Aufhebung des
Aggregatzustandes der thierischen Substanzen, Umwandlung derselben in eine beinahe
unauflösliche Masse, welche sich so leicht auswaschen läßt wie Sand;
Auflöslichmachen hingegen alles Gifts, aller darin enthaltenen salzigen Substanzen
und Behandlung dieser Lösung mit Wasserstoff im statu
nascente.
Dieses Verfahren läßt sich eben so schnell als leicht ausführen.
Hat man es mit frischer Muskelfaser oder Eingeweiden zu thun, so zerschneidet man
diese zuerst in Stüke und zerreibt sie in einem Marmormörser. Hat man noch
unzersezte Gedärme zu untersuchen, so schneidet man sie ebenfalls in kleine Stüke
und zerreibt sie troken in einem Marmormörser, aber mit Zusaz von Sand (welcher
vorher mit Salzsäure gereinigt und ausgeglüht wurde). – Beim Koth und dem
Ausgebrochenen ist der Zusaz von Sand überflüssig.
Nachdem so der Zusammenhang der Substanzen aufgehoben ist, rührt man Alles mit so
viel destillirtem Wasser an, daß, wenn man 100 Gramme thierischer Substanz genommen,
das Ganze den Raum von 1/2 Liter einnimmt und läßt dann durch das Gemenge (in der
Kälte) so lange Chlorgas strömen, bis alle suspendirte thierische Substanz die weiße
Farbe des Käsestoffs angenommen hat.
Man verpfropft nun den Kolben, läßt ihn bis zum anderen Tag stehen und filtrirt dann
das Gemenge durch feine Leinwand, welche vorher mit destillirtem Wasser, das mit
Salzsäure angesäuert war, ausgewaschen wurde.
Die helle, farblose Flüssigkeit wird nun in einem Kolben zum Sieden erhizt, um das
überschüssige Chlor zu verjagen, mit 80 Gr. Zink versezt und hierauf der Kolben 1)
mit einer Sicherheitsröhre ohne Kugel versehen, durch welche man Schwefelsäure
eingießt; 2) mit einer rechtwinklig gebogenen Röhre, deren horizontaler Schenkel mit
Amianth gefüllt ist, welcher mit Schwefelsäure ausgeglüht wurde; 3) mit einer
geraden Röhre aus schwer schmelzbarem Glas von 4 Decimeter (1' 2'') Länge und 3
Millimeter (1 3/10''') Querschnitt, welche mit einem Waschapparat in Verbindung
steht, der zur Hälfte mit einer ungefähr 0,5 Gold enthaltenden Chlorgoldlösung
angefüllt ist. Die in ihrer Mitte mit einem etwa 1 Decimeter (3'' 8''') langen Blatt
Rauschgold umwikelte gerade Röhre wird mittelst einer Weingeistlampe erhizt. Der
Arsenik sezt sich nun in der bis zum Rothglühen erhizten Röhre in metallischem
Zustande ab; was von ihm als Arsenikwasserstoffgas entweicht, reducirt das Chlorgold
und bildet arsenige Säure.
Es ist demnach noch der vom Chlorgold fixirte Arsenik in Freiheit zu sezen, um ihn zu
erkennen und nöthigenfalls quantitativ zu bestimmen. Zu diesem Behufe muß das Gold
des im Ueberschuß vorhandenen Chlorgoldes durch schweflige Säure reducirt, der
Ueberschuß dieses Gases durch Sieden verjagt, die Flüssigkeit filtrirt und in einer
tubulirten Retorte, welche mit einem Recipient verbunden wird, zur Trokne destillirt
werden (um etwas Goldsalz zu zersezen, welches durch die schweflige Säure reducirbar
bleibt). Man wäscht nun die Retorte mit Wasser aus, welchem man etwas Salzsäure
zugesezt hat, vereinigt diese Flüssigkeit mit dem Destillationsproduct und leitet
durch das Ganze einen Strom Schwefelwasserstoffgas, verjagt durch Kochen wieder den Ueberschuß
dieses Gases, wascht endlich den Niederschlag durch Decantiren mit warmem Wasser
aus, sammelt und troknet ihn bei 100° C. Mit dem so erhaltenen Schwefelarsenik kann man dann die gewöhnlichen Proben
anstellen, nämlich metallischen Arsenik, arsenige Säure oder arseniksaures Silber
daraus darstellen.
Will man Arsenik in Knochen aufsuchen, so müssen sie, wenn sie groß sind, wie das
Hirschhorn geraspelt werden; die zerkleinerte Masse bringt man in ein Leinentuch,
aus welchem man ein Säkchen macht und hängt dasselbe in Wasser, welches schwach mit
Salzsäure angesäuert ist, um alle im Knochenmehl enthaltenen Mineralsalze
auszuziehen. Die erhaltene Lösung wird sodann im Apparate wie oben geprüft; nur wird
zum Entwikeln des Wasserstoffs Salzsäure statt der Schwefelsäure genommen, weil
sonst ein reichlicher Bodensaz von phosphorsaurem Kalk entstehen und die Einwirkung
der Schwefelsäure auf den Zink behindern würde.
Der gallertartige Rükstand endlich im Leinentuch wird in einem Mörser zerrieben, dann
in Wasser gerührt und wie die Muskelfaser nach ihrer Behandlung mit Chlor weiter
behandelt.
Das Antimon- und Phosphorwasserstoffgas werden eben so leicht wie der Arsenikwasserstoff
vom Chlorgold zersezt.
Allein daraus, daß der Antimonwasserstoff durch das Chlorgold condensirt werden kann
wie der Arsenikwasserstoff, darf man noch nicht schließen, daß mein Verfahren den
Arsenik in organischen Substanzen zu entdeken, auch auf das Antimon anwendbar sey.
Jede Antimonauflösung nämlich, auch wenn sie durch Wasser nicht mehr getrübt wird,
gibt nur einen Theil des Antimons in Gestalt von Antimonwasserstoff ab; der andere
schlägt sich nieder. Deßhalb läßt sich der Antimongehalt einer Flüssigkeit niemals
mittelst Zink und verdünnter Schwefelsäure quantitativ bestimmen und der
Wasserstoffapparat durchaus nicht zur Darstellung des Antimons aus einer damit
vergifteten organischen Substanz anwenden.
Da das Chlorgold so schnell und sicher die kleinsten Mengen von schwefligsaurem Gas,
Schwefelwasserstoffgas, Arsenik-, Antimon- und Phosphorwasserstoff
verdichtet und zersezt, so können sie dadurch auch leicht entdekt werden, wenn sie
mit anderen Gasen vermischt sind, welche auf das Chlorgold nicht einwirken.