Titel: | Ueber die Theorie der einfach wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschinen, die Bedingungen, unter welchen sie den größten Nuzeffect liefern, und die Anwendung dieser Theorie; von de Pambour. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. CVII., S. 402 |
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CVII.
Ueber die Theorie der einfach wirkenden
Cornwall'schen Dampfmaschinen, die Bedingungen, unter welchen sie den groͤßten
Nuzeffect liefern, und die Anwendung dieser Theorie; von de Pambour.
Aus den Comptes rendus, Dec. 1842, Nr. 26; Jan. 1843, Nr.
2, 3 u. 4.
de Pambour, uͤber die Theorie der einfachwirkenden
Cornwall'schen Dampfmaschinen.
In einem der (Pariser) Akademie der Wissenschaften am 24. Dec. 1838 überreichten
Aufsaze und später in der ersten Auflage meiner Theorie der Dampfmaschine habe ich
den Grund zu einer Theorie der einfach wirkenden Cornwall'schen MaschineUeber ihre Construction findet man das Nähere im polytechn. Journal Bd. LXXXV. S. 81. A. d. R. zu legen versucht. Neue Untersuchungen über diese Frage führten mich zu
weiteren Resultaten, die ich in Folgendem darlegen werde.
Es ist bekannt, daß bei den einfach wirkenden Cornwall'schen Maschinen der Dampf
zuerst über den Kolben tritt, während unter demselben das Vacuum bewerkstelligt
wird, d.h. während der untere Theil des Cylinders mit dem Condensator in
Communication steht. Der Dampf beginnt nun den Kolben niederzudrüken, indem er
zugleich ein bedeutendes, am entgegengesezten Ende des Balanciers angebrachtes
Gegengewicht in die Höhe hebt. Nachdem der Dampf eine gewisse Zeit lang in den
Cylinder eingeströmt ist, schließt sich das Einlaßventil, und der Kolben sezt jezt
seine Bewegung nur noch in Folge der Expansion des in dem Cylinder abgesperrten
Dampfes fort, und zwar mit abnehmender Geschwindigkeit. Sobald er sich dem Ende
seines Hubes nähert, wird der Condensator abgesperrt und das sogenannte
Gleichgewichtsventil mit beiden durch den Kolben getrennten Theilen des Cylinders in
Verbindung gesezt. Der Dampf verbreitet sich nun über und unter dem Kolben und drükt
folglich auf dessen beide Flächen gleich stark. Von diesem Momente an ist die
bewegende Kraft wirkungslos, und da das vorher durch den Dampfdruk gehobene
Gegengewicht fortwährend den gleichen Widerstand darbietet, so folgt, daß der Kolben
schnell, aber ohne Stoß, in Stillstand gebracht wird.
Jezt beginnt der rükgängige oder aufsteigende Hub. Nachdem der Dampfdruk über dem
Kolben ganz aufgehört hat, sinkt das am Ende des Balanciers angebrachte Gegengewicht wieder herab,
zieht dadurch den Kolben in die Höhe und sezt zugleich die zur Entwässerung des
Schachtes dienlichen Drukpumpen in Thätigkeit. Wenn der Kolben bald am Ende seines
Hubes angelangt ist, so schließt sich das Gleichgewichtsventil, und der somit auf
den oberen Theil des Cylinders beschränkte Dampf wird mehr und mehr comprimirt, bis
der Kolben still steht. Aber auch bei dieser Wirkung ist weder ein Stoß noch ein
Kraftverlust bemerkbar, weil der auf diese Weise comprimirte Dampf, indem er sich
mit dem aus dem Kessel nachströmenden Dampfe vereinigt, zu dem nun wieder abwärts
erfolgenden Hube selbst beiträgt.
Aus dieser Erläuterung läßt sich abnehmen, daß die in Rede stehenden Maschinen in
ihrer Bewegung drei wesentlichen Bedingungen unterworfen sind, von denen die beiden
ersten darin bestehen, daß der Kolben am Ende eines jeden Hubes ohne Verlust an
lebendiger Kraft in Ruhe kommt, und daß die Momente der Kraft und des Widerstandes
bei jedem Kolbenhube unter sich gleich sind; die dritte darin, daß die Wassermasse,
welche dem in dem Cylinder verbrauchten Dampf entspricht, der in dem Dampfkessel
verdampften Wassermasse gleich ist. Nach Voranschikung dieser drei wesentlichen
Punkte wollen wir jezt die zur Bestimmung des Effectes oder der Verhältnisse dieser
Maschinen geeigneten Gleichungen entwikeln.
Um mit der abwärtsgehenden Kolbenbewegung zu beginnen, werden wir die erste gesuchte
Relation zwischen den gegebenen und unbekannten Größen des Problems ermitteln, indem
wir festsezen, daß während dieser Bewegung die durch die Kraft und den Widerstand
entwikelten Arbeitsgrößen unter sich gleich sind.
Es bezeichne demnach P den absoluten Druk des Dampfes in
dem Dampfkessel, P' den absoluten mittleren und
unbekannten Druk des Dampfes während seines Einströmens in den Cylinder; a den Querschnitt des Cylinders, l die Länge des Kolbenhubes; l' denjenigen
Theil des Kolbenhubes, welchen der Kolben in dem Momente zurüklegt, wo der
Dampfzutritt abgesperrt wird; c den freien Cylinderraum,
welchen der Kolben nicht durchläuft, der aber bei jedem Spiele nothwendig mit Dampf
sich füllt. Man denke sich den Kolben in dem Momente, wo er irgend einen Theil λ seines Hubes durchlaufen hat, nehme an, der
Dampf habe während seiner Expansion irgend eine Spannung ῶ erlangt, und durchlaufe nun noch ein Raumelement dλ, so wird der während dieser Bewegung
hervorgebrachte Effect ῶadλ seyn; zugleich
wird aber auch das von dem Dampfe vor seiner Expansion eingenommene Volumen a (l' + c) in a (λ + c) übergegangen seyn. Oder wenn, dem allgemeinen Geseze
zufolge, welches ich in
einer früheren Abhandlung (Comptes rendus vom 22. Jan.,
26. März und 19. Nov. 1838) dargelegt habe, ein und dasselbe Volumen Wasser S sich in der Maschine zuerst in Dampf von der Spannung
P', darauf in solchen von der Spannung ῶ verwandelt, so sind beide auf einander folgende
Dampfvolumina beziehungsweise durch die Ausdrüke
mS/(n + P') und mS/(n + ῶ)
dargestellt, worin m und n Constanten sind, deren Werth ich zwar unter einer
verschiedenen Form entwikelt habe, aber unter einer Form, die sich leicht auf die
gegenwärtige zurükführen läßt. Berüksichtigt man also, daß hier die respectiven
Volumina einerseits a (l' +
c), andererseits a (λ + c) sind, so erhält man
a (l' + c) = mS/(n + P') und a (λ + c) = mS/(n + ῶ)
Dividirt man beide Gleichungen durch einander, so ergibt sich zwischen den
successiven Spannungen P' und ῶ einer und derselben Dampfmenge die Relation
(c) ῶ = (n + P') (l' + c)/(λ + c) – n.
Würde man n = 0 sezen, so ginge
unter Anwendung des Mariotte'schen Gesezes auf die Dämpfe, dieser Ausdruk in die
gewöhnlich aufgestellte Relation
ῶ = P' (l' + c)/(λ + c)
über, welche andeutet daß sich die Spannungen umgekehrt wie
die Dampfvolumina verhalten.
Multiplicirt man nun beide Ausdrüke der Gleichung (c) mit
adλ und integrirt dieselbe zwischen den
Gränzen l' und l, so ergibt
sich als Totaleffect des Dampfes vom Momente seiner Absperrung an bis zum Ende des
Hubes
a (l' +
c) (n + P') log (l + c)/(l' + c) – na (l – l');
und wenn man P' al für die Arbeit
des Dampfes vor seiner Expansion hinzufügt, so erhält man den Totaleffect des
Dampfes während des ganzen Kolbenhubes
Textabbildung Bd. 87, S. 403
Auf der anderen Seite besteht der Widerstand der Maschine
während dieses Kolbenlaufes aus dem Gegengewichte π, dem in Betracht der
unvollkommenen Dampfcondensation stattfindenden Druk p
unter dem Kolben, der Ladung ϱ der Saugpumpe,
welche das Wasser aus der Tiefe des Schachtes in das Reservoir der Drukpumpe hebt, aus der Reibung f' der während dieses Laufs nicht belasteten Maschine
und endlich aus dem Antheile δ(ρ + Π), welcher dieser Reibung vermöge des
Gegengewichts und der Saugpumpe noch zukommt. Hienach gestaltet sich die Größe des
Widerstandes
Πal + pal + ρal + f'al + δ (ρ + Π) al.
Man erhält somit, indem man der Vereinfachung wegen
k' = l'/(l' + c) + log (l + c)/(l' + c)
sezt, als die erste gesuchte Relation, welche die
Arbeitsgleichheit der Kraft und des Widerstandes ausdrükt, für diese
Kolbenbewegung
k'a (l' + c)(n + P') – nal = [(1 + δ)(ρ +
Π) + p + f'.] al,
und hieraus
(A)
n + P' = l/(l' + c) . 1/k' [(1 + δ) (ρ + Π) + n +
p + f'.].
Diese Gleichung drükt die Arbeit des abwärtsgehenden
Kolbenlaufes aus. Beim aufwärtsgehenden Kolbenhube bildet das Gegengewicht der
Maschine die Triebkraft, und der Widerstand ist zusammengesezt aus der Ladung ϱ'' der Drukpumpe, welche wir, wie alle anderen
in den Gleichungen enthaltenen Kräfte, auf die Einheit der Fläche und
Geschwindigkeit des Dampfkolbens beziehen, aus der Reibung f'' der bei diesem Kolbengange nicht belasteten Maschine und endlich aus
dem Druk des nach Absperrung des Gleichgewichtsventiles über dem Kolben comprimirten
Dampfes. Wir lassen den auf die Ladung ϱ''
kommenden Theil der Reibung unberüksichtigt, indem die Pumpe ohne
Zwischenmechanismus direct durch den Fall des Gegengewichts in Gang gesezt wird. Was
die der Compression des Dampfes zuzuschreibende Arbeit betrifft, so gilt für
dieselbe, indem man den von dem Kolben im Momente der Absperrung des
Gleichgewichtsventils durchlaufenen Theil des aufwärtsgehenden Hubes mit l'' bezeichnet und der Vereinfachung wegen
Textabbildung Bd. 87, S. 404
sezt, der Ausdruk
k''al (n + P') (l' + c)/l,
wie man denselben auch in der ersten Ausgabe meiner Theorie
der Dampfmaschine S. 291–294 entwikelt findet.
Aus der Bedingung der Arbeitsgleichheit zwischen Kraft und Widerstand während dieses
Kolbenganges ergibt sich nun die Gleichung
k''al (n + P') (l' + c)/l + ρ''al + f''al = Πal,
welche sofort die zweite gesuchte Relation liefert.
(B)
n + P' = l/(l' + c) . 1/K'' (Π – ρ'' – f'').
Um endlich die dritte Relation zu erhalten, welche die Gleichheit zwischen der
Consumtion und Production des Dampfes ausdrükt, ist zu berüksichtigen, daß bei jedem
Kolbenhube nur derjenige Dampf, welcher während des Rükganges unter den Kolben
getreten ist, verwendet wird. Während das Gleichgewichtsventil offen bleibt, sind
beide Theile des Cylinders mit demjenigen Dampf erfüllt, welcher beim
vorhergehenden, abwärts gerichteten Kolbenlauf expandirt wurde. Dieser Dampf hatte
in dem Momente seines Eintritts in den Cylinder die Spannung P' und nahm die Länge l' + c des Cylinders ein. In diesem Momente breitet er sich
in dem ganzen Cylinderraum aus, die beiden freien, von dem Kolben nicht
durchlaufenen Räume mit inbegriffen. Sonach gestaltet sich, obiger Relation (c) gemäß, welche zwischen den Volumen und den Spannungen
eines und desselben Dampfgewichts während seiner Thätigkeit in der Maschine erwiesen
wurde, der Dampfdruk nach seiner Ausbreitung in beiden Theilen des Cylinders
ῶ₁ = (n + P') (l' + c)/(l + 2c) – n.
Außerdem ist das Volumen des bei jedem doppelten Kolbenhube
condensirten Dampfes a (l''
+ c); wenn daher M doppelte
Kolbenhube in der Minute erfolgen, so wird das in der Minute verbrauchte
Dampfvolumen Ma (l'' + c) seyn. Bezeichnet man nun die Geschwindigkeit des
Kolbens in der Minute mit v und rechnet, wie dieß üblich
ist, nur seine nüzlichen Gänge, so erhält man v = Ml.
Demnach ist das durch den Cylinder consumirte Dampfvolumen
av (l'' + c)/l
Bezeichnet man ferner das in dem Dampfkessel per Minute verdampfte Wasservolumen mit S, so findet man das aus der Ausdehnung des Dampfes
unter der Spannung ῶ₁ resultirende
Dampfvolumen, gemäß der oben erwähnten allgemeinen Relation zwischen den Volumen und
Spannungen des Dampfes
mS/(n +
ῶ₁)
Da nun die Consumtion des Cylinders der Production des
Dampfkessels gleich ist, so erhält man die Gleichung
av (l'' +
c)/l = mS/(n + ῶ₁)
Sezt man für ῶ₁ den
oben gefundenen Werth in diese Gleichung, so ergibt sich als dritte gesuchte
Relation
(C)
n + P' = m (l + 2c)/(l'' + c) . l/(l' + c) . S/av.
Die Elimination von P' aus den beiden Gleichungen (A) und (C), dann auch aus
den Gleichungen (B) und (C)
führt zunächst auf die beiden Gleichungen
1/k' [n +
p + f' + (1 + δ) (ρ + Π)] = m (l + 2c)/(l'' + c) . S/av,
1/k'' [Π – ρ'' – f''] = m (l + 2c)/(l'' + c) . S/av.
Eliminirt man endlich π aus diesen Gleichungen,
sezt ρ + ρ'' = r, weil die Totalladung
oder das Totalquantum des durch die Maschine gehobenen Wassers gleich ist ρ + ρ'' oder
der Summe der bei dem einen oder dem anderen Kolbengange gehobenen Wassermengen, und
löst die Gleichungen nach den verschiedenen unbekannten Größen des Problems auf, so
gelangt man zu folgenden Gleichungen:
Textabbildung Bd. 87, S. 406
Diese Gleichungen enthalten die Auflösung sämmtlicher
Probleme, welche diese Maschinen darbieten.
––––––––––
Die im Vorhergehenden entwikelten Formeln geben ein Mittel an die Hand, die
Geschwindigkeit, die Ladung, die Verdampfung und den Nuzeffect einer einfach
wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschine, deren sämmtliche verschiedene gegebene
Größen bekannt sind, zu berechnen. Allein unter diesen gegebenen Größen gibt es
zweierlei Gattungen: die einen sind unveränderlich oder vom Maschinenwärter
unabhängig, z.B. der Durchmesser des Cylinders, der Kolbenhub, die Reibung der
Maschine, die Spannung des Dampfes in dem Dampfkessel, der Dampfdruk in dem
Condensator und der oben erwähnte freie Raum (la
liberté) im Cylinder; die anderen dagegen sind vom Willen des
Maschinenwärters abhängig und zwischen gewissen Gränzen veränderlich, nämlich die
Verdampfung, die Belastung des Kolbens, die Geschwindigkeit der Bewegung, derjenige
Theil des Hubes, welchen der Kolben während der Oeffnung des Gleichgewichtsventils
zurüklegt, derjenige Theil des Hubes, welchen der Kolben während der Oeffnung des
Einströmungsventils durchläuft, und endlich das Gegengewicht der Maschine. Ein für
die Anwendung dieser Maschinen sehr wichtiges, bis jezt noch nicht gelöstes Problem
besteht darin, unter allen Werthen, die man den genannten veränderlichen Größen
beilegen kann, diejenigen zu ermitteln, welche der Maschine für eine gegebene
Verdampfung und folglich auch für eine gegebene Brennmaterial-Consumtion das
Maximum des Nuzeffects ertheilen. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich nachstehende
analytische Untersuchung.
Unter den fünf in gewissen Gränzen veränderlichen Größen, welche wir außer der
Verdampfung – denn diese ist als gegeben angenommen – bezeichnet
haben, gibt es zwei, nämlich die Geschwindigkeit und das Gegengewicht, welche nicht
willkürlich sind.
Wir werden in der That unten sehen, daß die Bedingung, welche die Belastung der
Maschine zur Hervorbringung des Maximums des Nuzeffects festsezt, eben so auch die
correspondirende Geschwindigkeit bestimmt, und daß es sich mit dem Gegengewichte
beziehungsweise während der Dampfeinströmung eben so verhält. Es gibt daher in der
Wirklichkeit nur drei gegebene willkürliche und unabhängige Größen, nämlich die
Ladung, der Kolbengang während des Gleichgewichts und der Kolbengang während der
Dampfzuströmung, und es handelt sich darum, die Werthe zu ermitteln, welche man
diesen Größen beilegen muß, damit der Nuzeffect der Maschine sein Maximum
erreiche.
Um zur Lösung dieses Problems zu gelangen, wollen wir unter diesen drei gegebenen
Variablen vorerst zwei als willkürlich annehmen und den Werth der dritten bestimmen,
welche mit den beiden gegebenen willkürlichen den größten
Nuzeffect veranlaßt. Sodann wollen wir, während die erste Gegebene an den aus der
vorangegangenen Auflösung resultirenden Werth gebunden ist, noch die eine der beiden
übrigen Gegebenen von dem Gesichtspunkte aus, den Nuzeffect der Maschine so viel wie
möglich zu erhöhen, bestimmen, während die dritte Gegebene noch immer willkürlich
bleibt. Endlich wollen wir den beiden ersten Variablen ihren aus den vorhergehenden
Problemen abgeleiteten Werth geben und den Werth der dritten suchen, welcher der
Maschine ihr Maximum des Nuzeffects ertheilt. Wir werden alsdann zum absoluten Maximum des Nuzeffects, welches die Maschine zu
liefern im Stande ist, gelangt seyn.
indem nun sämmtliche, dem Maschinenwärter zur Verfügung stehende Größen so bestimmt
sind, daß sie diese Bedingung erfüllen.
I. Der Nuzeffect der Maschine wurde oben bestimmt
Textabbildung Bd. 87, S. 408
Nehmen wir an, unter den drei Variablen r, l'', l' seyen die beiden lezteren willkürlich festgesezt worden, so ist
klar, daß diese Gleichung als variable Größe nur den Bruch
Textabbildung Bd. 87, S. 408
enthalten wird. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen,
daß jede Vermehrung der in diesem Bruch enthaltenen Größe r den Zähler in einem größeren Verhältniß als den Nenner vermehrt, mithin
den Werth des ganzen Bruchs erhöht. Diesemnach wird das Maximum von r auch das Maximum von arv
herbeiführen. Nun zeigt aber die Gleichung (A)
nämlich
Textabbildung Bd. 87, S. 408
daß der größte Werth von r durch
den größtmöglichen Werth von P' gegeben ist, und dieser
ist P' = P. Indem wir daher diese Bedingung in die
Gleichung (C) einfließen lassen, erhalten wir die
Ladung, bei welcher ein Maximum des Nuzeffects stattfindet
(6)
Textabbildung Bd. 87, S. 408
Man wird ferner bemerken, daß die Bedingung P' = P zugleich die Geschwindigkeit der Maschine
bestimmt; denn durch Substitution derselben in die Gleichung (A) erhält man folgenden Ausdruk, welcher keine unbestimmte variable Größe
mehr enthält,
(5)
Textabbildung Bd. 87, S. 408
Demnach erscheinen die beiden Größen r und v unmittelbar und zugleich mit den
gegebenen Werthen von l' und l'' bestimmt und das Maximum des Nuzeffects gestaltet sich
(D)
Textabbildung Bd. 87, S. 408
II. Die vorhergehende Untersuchung gibt die Ladung der Maschine oder diejenige
Geschwindigkeit an, welche man derselben ertheilen muß, um mit dem willkürlich
bestimmten Werthe für l'' und l' den größtmöglichen Nuzeffect zu erzielen. In der Wirklichkeit aber ist
einleuchtend, daß, wenn man für die Größe l' irgend
einen bestimmten Werth
beibehält, die Größe l'' aber veränderlich läßt und sich
dabei immer an obige Bedingung hält, sich für den Werth von r bei jeder Werthsezung der Größe l'' ein
gewisser Nuzeffect ergeben wird, welcher für den fixirten Werth von l' und den angenommenen Werth von l'' ein Maximum erreicht. Die solcher Weise erhaltenen Nuzeffecte werden
nothwendiger Weise unter sich verschieden seyn; aber unter ihnen wird es einen Werth
von l'' geben, welcher ein Maximum liefert, und dieses
ist die Frage, deren Lösung uns jezt obliegt.
Zu dem Ende müssen wir uns an den Ausdruk des Nuzeffect-Maximums für einen
beliebigen Werth von l'' halten, und den speciellen
Werth dieser Größe zu ermitteln suchen, welcher diesen Nuzeffect für den fixirten
Werth von l' auf sein Maximum bringt. Nun ist aber das
Nuzeffect-Maximum der Maschine für einen beliebigen Werth von l'' durch die lezte Gleichung (D) gegeben. Schafft man aus den beiden Ausdrüken den gemeinschaftlichen
Factor mS weg und sezt für k'' den vorher erhaltenen Werth, so ergibt sich für das zweite Glied
dieser Gleichung
Textabbildung Bd. 87, S. 409
Nimmt man endlich von dieser Größe das Differential, indem man
l'' als variabel betrachtet und sezt den
Differentialcoefficienten gleich Null, so kommt
(7)
Textabbildung Bd. 87, S. 409
Diese Relation zeigt den Werth von l'', welcher für einen beliebigen Werth von l'
der Maschine ihr Maximum des Nuzeffects ertheilt, wobei er sich in Betreff der
Ladung r immer nach der Bedingung der Gleichung (6)
richtet. Die Berechnung der Gleichung (7) ist ganz einfach; denn man braucht nur den
Ausdruk rechts vom Gleichheitszeichen numerisch zu bestimmen und das Resultat als
einen hyperbolischen oder natürlichen Logarithmus zu betrachten; der Bruch
(l – l'' + c)/c
stellt alsdann die zugehörige Zahl vor, oder wenn man die
Tafeln der natürlichen Logarithmen nicht zur Hand hat, so dividire man das erhaltene
Resultat durch 2,303, wo dann der in den Tafeln der gewöhnlichen Logarithmen
gesuchte Quotient gleichfalls den verlangten Bruch darstellen wird.
III. Hält man sich an die beiden durch die Gleichungen (6) und (7) vorgeschriebenen
Bedingungen, so ertheilt man der Maschine für jeden beliebigen und willkürlichen
Werth von l' das Maximum ihres Nuzeffects. Es erübrigt
jezt nur noch, den Werth dieser lezten Größe zu bestimmen, um sie in den Stand zu
sezen, gleichfalls so viel wie möglich zur Erzeugung des Nuzeffect-Maximums
beizutragen.
Um in dieser Untersuchung den directen Weg einzuschlagen, müßte man im Stande seyn,
für l'' seinen aus der Gleichung (7) gezogenen
analytischen Werth in die Gleichung (D) zu substituiren;
hieraus würde sich eine Gleichung ergeben, deren rechte Seite nur noch die Variable
l' enthielte, und durch Differentiation derselben
könnte man den Werth l' ermitteln, welcher den Nuzeffect
auf sein Maximum erheben würde. Da aber die Gleichung (7) eine solche Substitution
nicht gestattet, so ist man genöthigt, den Weg des Probirens einzuschlagen.
Nun bietet sich aber ein Mittel dar, schon zum Voraus den Punkt zu bestimmen, wo man
von diesem lezteren Verfahren abgehen kann. Berüksichtigt man nämlich den Umstand,
daß bei diesen Maschinen das Gleichgewichtsventil immer sehr nahe am Ende des
Kolbenhubs geschlossen wird, woraus sich sehr nahe l'' =
l und k'' = O ergibt, was man auch an dem für
diese leztere Größe entwikelten Ausdruke erkennen kann, so sieht man, daß eine
approximative Lösung des Problems möglich ist, indem man in der Gleichung (D) l'' = l und k'' = O sezt.
Hienach reducirt sich, wenn man zugleich für k' seinen
Werth substituirt, die Gleichung (D) auf folgende
Textabbildung Bd. 87, S. 410
betrachtet man l' als variabel,
differentiirt nach l' und sezt das Differential gleich
Null, so erhält man
(9)
Textabbildung Bd. 87, S. 410
Diese Gleichung liefert also eine annähernde Lösung des
Problems; substituirt man sie in die Gleichung (7), um l'' daraus herzuleiten, dann auch in die Gleichungen (5) und (6), um
daraus v und r herzuleiten,
so wird man hieraus den entsprechenden Nuzeffect der Maschine folgern. Nach einigen
Versuchen über und unter dem durch die Gleichung (9) gelieferten Werth von l' wird man bald dahin gelangen, denjenigen Werth dieser
Größe kennen zu lernen, welcher das Nuzeffect-Maximum mit sich bringt. Ich
habe eine große Menge solcher Rechnungen angestellt, und habe sie sehr leicht
gefunden, weil immer die gleichen Zahlen darin vorkommen; aber wenn sie auch
langwierig wären, so wäre dieses doch ein Umstand von sehr geringer Wichtigkeit, wenn es
sich um die Lösung einer Frage handelt, von welcher der Nuzeffect einer Maschine
während ihrer ganzen Dauer abhängt.
IV. Unter den ursprünglichen gegebenen Größen der Aufgabe ist noch das Gegengewicht
übrig, dessen Werth durch die vorhergehende Untersuchung nicht bestimmt werden
konnte, weil er aus den lezten Gleichungen eliminirt wurde. Dieß ist nicht zu
verwundern, denn die Thätigkeit des Gegengewichts beschränkt sich darauf, während
des einen Kolbenganges, vermöge seiner Erhebung auf eine gegebene Höhe, eine gewisse
Arbeitsgröße aufzunehmen und dieselbe beim entgegengesetzen Kolbengange wieder
abzugeben, indem es von der Höhe, auf die es gehoben wurde, wieder herabsinkt. Das
Gegengewicht ist demnach nur eine Art Schwungrad oder der Zwischenapparat einer
Krafttransmission, daher mußte es aus den Schlußgleichungen verschwinden. Geht man
aber auf die Gleichung (A) zurük, so wird man erkennen,
daß das Gegengewicht, da es bei der abwärtsgehenden Kolbenbewegung die einzige
Belastung der Maschine bildet, nothwendigerweise durch die bereits festgesezten
Bedingungen bestimmt erscheint.
Sezt man in der Gleichung (A) zuerst P' = P, ersten Bedingung des Nuzeffect-Maximums
zu genügen, und nimmt außerdem l' als durch die dritte
Bedingung derselben Aufgabe bestimmt an, so enthält diese Gleichung in der That nur
noch bekannte Größen, und es ergibt sich
(8)
Textabbildung Bd. 87, S. 411
Sobald man durch die vorangegangene Untersuchung l'
bestimmt hat, so bezeichnet die Gleichung (8) den Werth, welchen das Gegengewicht
haben muß, um dem Maximum des Nuzeffects zu entsprechen.
Um also schließlich sämmtliche Elemente, welche bei einer einfach wirkenden
Cornwall'schen Maschine zur Hervorbringung des Nuzeffect-Maximums beitragen,
kennen zu lernen, hat man zuerst die von dem niedergehenden Kolben während der
Dampfzuströmung zurükgelegte Streke, die sogenannte Admissionsstreke (la course d'admission) l'
mit Hülfe der Gleichung (9) zu ermitteln, dann in die Gleichung (7) zu substituiren,
um die von dem steigenden Kolben im Absperrungsmomente des Gleichgewichtsventils
zurükgelegte Streke oder die Gleichgewichtsstreke (la course
d'equilibre) l'' zu erhalten. Diese beiden
Größen substituire man zusammen in die Gleichungen (5) und (6), um die entsprechende
Ladung und Geschwindigkeit der Maschine zu erhalten. Dann suche man sich durch
Probiren die Gewißheit
zu verschaffen, welcher Werth für l' wohl derjenige ist,
der das Nuzeffect-Maximum hervorbringt. Nachher bestimme man das Gegengewicht
mittelst der Gleichung (8). Indem man der Maschine die Admissionsstreke, die
Gleichgewichtsstreke, die Ladung und das Gegenwicht, welche durch diese Gleichungen
bestimmt sind, gibt, ertheilt man ihr das absolute Nuzeffect Maximum; denn
sämmtliche gegebene Größen, welche auf die Hervorbringung dieses Effects influiren
können, werden dieser Bedingung gemäß bestimmt seyn. Wenn die aus vorliegender
Theorie abgeleiteten Ausdrüke in der praktischen Anwendung Unbequemlichkeiten
darbieten, so beschränke man sich auf Größen, welche jenen Ausdrüken so nahe wie
möglich kommen.
Anwendung der im Vorhergehenden entwikelten Theorie zur
Bestimmung des Nuzeffects der einfach wirkenden Cornwall'schen
Dampfmaschinen.
Schon lange ist der Nuzeffect der einfach wirkenden Cornwall'schen Dampfmaschinen
praktisch constatirt worden. Allein sowohl bei diesen Maschinen, als auch bei
anderen Dampfmaschinensystemen begnügte man sich damit, die Spannung in dem
Dampfkessel und den Nuzeffect, um das eine aus dem anderen abzuleiten, sich zu
notiren, ferner die Brennmaterial-Consumtion, um dieselbe mit dem Nuzeffecte
zu vergleichen. Was die Dampfentwikelung in dem Dampfkessel betrifft, so wurde sie
nicht beobachtet, weil man nach der damaligen Theorie den Nuzeffect der
Dampfmaschinen nach dem Druk des Dampfes im Dampfkessel berechnen zu können glaubte,
und es daher für überflüssig hielt, sich etwas anderes zu notiren. Da die von mir
aufgestellte Theorie im Gegentheil darauf beruht, daß der Effect der Dampfmaschinen
nicht von der Spannung im Dampfkessel, sondern von der Dampfentwikelung in demselben
abhängt, so folgt, daß keine der früheren Beobachtungen geeignet war, die
theoretischen Resultate zu bestätigen. Nachdem es Hrn. Wicksteed gelungen ist, eine einfachwirkende Cornwall'sche Maschine in
London einzuführen und seine Versuche sich auf die Dampfentwikelung des Dampfkessels
erstrekt haben, bin ich endlich im Stande, der Akademie eine Reihe sehr genauer, von
diesem gewandten Ingenieur angestellter Versuche vorzulegen, und dieselbe mit den
correspondirenden Resultaten der Theorie zu begleiten.
Die Versuche, um die es sich handelt, dauerten ohne Unterbrechung 96 bis 168 Stunden,
so daß ihre Resultate als permanente Thatsachen angesehen werden können. Sie wurden
an der zur öffentlichen Vertheilung des Old-ford Wassers in London aufgestellten einfachwirkenden
Cornwall'schen Maschine von dem Ingenieur der Gesellschaft, Hrn. Wicksteed, angestellt, und die Resultate sind in einer
Tabelle, welche derselbe nebst den nöthigen Erläuterungen veröffentlicht hat,
niedergelegt (s. An experimental inquiry concerning the
Corins and Boulton and Watt pumping engines, London, 1841). Die Maschine
bietet folgende Dimensionen und gegebene Größen nach englischem Maaße dar.
Durchmesser des Cylinders, 80 Zoll, oder Oberflaͤche des
Kolbens mit Abzug der Kolbenstange, a = 34,858
Quadratfuß.
Kolbenhub I = 10 Fuß.
Freier Raum des Cylinders, 0,05 des Kolbenhubs oder c/l = 0,50.
Admissionsstreke, oder die von dem niedergehenden Kolben
waͤhrend der Dampfeinstroͤmung zuruͤkgelegte Streke, in den
fuͤnf aufeinanderfolgenden Versuchen: Versuch I, l'/l = 0,603; Versuch II, 0,477; Versuch III,
0,397; Versuch IV, 0,352; Versuch V, 0,313.
Gleichgewichtsstreke, oder die von dem steigenden Dampfkolben im
Absperrungsmomente des Gleichgewichtsventils durchlaufene Streke l''/l = 0,985.Bei dieser Maschine findet die Compression des Dampfes uͤber dem
Kolben nach Absperrung des Gleichgewichtsventils nicht auf einmal statt. Sie
entsteht in Betracht der wiewohl geringen Breite der Dampfwege, stufenweise
waͤhrend des Kolbenhubs. Da jedoch die Compression am Ende dieses
Kolbenhubs immer dazu beitraͤgt, den Kolben anzuhalten, und eine
gewisse Dampfmasse reservirt, welche hierauf beim Niedergang des Kolbens
nuzbar wird, so haben wir die ploͤzliche Absperrung des
Gleichgewichtsventils, welche dieselbe Wirkung hervorbringen wuͤrde,
in Rechnung gezogen, um den in die Formeln zu substituirenden Werth
fuͤr l'' zu erhalten. Nun hatte aber der
Dampf, der Beobachtung zufolge, nach seiner Compression in dem freien Raum
des Cylinders eine absolute Spannung von 8,7 Pfd. auf den Quadratzoll
erlangt, und am Anfange der aufsteigenden Bewegung, oder vor der ganzen
Compression hatte dieser Dampf eine Spannung von 6,7 Pfd. auf den
Quadratzoll. Nehmen wir also naͤherungsweise an, das Volumen des
Dampfes aͤndere sich im umgekehrten Verhaͤltnisse seiner
Elasticitaͤt, so muͤßte das bei der urspruͤnglichen
Spannung von 6,7 Pfd. abzusperrende Volumen der Proportion6,7 : 8,7 = 0,05 l : 0,065
l
gemaͤß durch 0,065 l dargestellt werden, um dieselbe Schlußspannung und dieselbe
Dampfreserve hervorzubringen. Diese Groͤße druͤkt nun die
Laͤnge des Cylinders aus, in welcher der Dampf haͤtte
abgesperrt werden sollen, oder die Streke l –
l'' + c. In Beruͤksichtigung, daß c
= 0,005 l ist, erhaͤlt man
schließlich, wie oben, l'' = 0,985 l.
Absoluter Druk des Dampfs in dem Dampfkessel bei folgenden
fuͤnf Versuchen: Versuch I, P = 30,45 ×
144 Pfd. auf den Quadratfuß; Versuch II, 34,7 × 144; Versuch III, 42,7
× 144; Versuch IV, 45,7 × 144; Versuch V, 51,7 × 144.
Absoluter Druk in dem Condensator, direct gemessen, p = 0,730 × 144 Pfd. auf den Quadratfuß.
Verdampfung in dem Dampfkessel waͤhrend folgender
fuͤnf Versuche, zuerst der Beobachtung gemaͤß nach dem Gewichte
gemessen, dann in Kubikfußen per Minute
ausgedruͤkt. (Ein Theil der im Dampfkessel gebildeten Daͤmpfe wurde in
der Cylinderhuͤlle condensirt, da aber dieses Condensationswasser in den
Dampfkessel zuruͤkfiel, so brachte man es nicht in Abzug.)
Versuch I.
261,968 Pfd. Wasser in
96 Stunden, oder
S = 0,72770 Kubf.
p. Min.
–
II.
412,160
–
144
–
S =
0,76330
– –
– III.
393,456
–
168
–
S =
0,62454
– –
– IV.
355,824
–
154,25 –
S =
0,61514
– –
–
V.
269,696
–
117,6 –
S =
0,61160
– –
Consumtion an Steinkohlen bester Qualitaͤt aus Wallis, 1
Pfd. auf 9,493 Pfd. verdampftes Wasser, was in den fuͤnf Versuchen ausmacht:
I. Versuch 4,791 Pfd. Steinkohlen per Minute; II.
Versuch 5,025; III. Versuch 4,112; IV. Versuch 4,05; V. Versuch 4,026.
Ladung der beim niedergehenden Hub des Dampfkolbens in
Thaͤtigkeit gesezten Saugpumpe, welche das Wasser aus dem Brunnen in den Trog
der Drukpumpe hebt, 0,821 Pfd. auf den Quadratzoll Dampfkolbenflaͤche, oder
ρ = 0,821 × 144 Pfd. auf den
Quadratfuß.
Ladung der beim steigenden Hub des Dampfkolbens in
Thaͤtigkeit gesezten Drukpumpe, an der Pumpenmuͤndung direct gemessen,
10,269 Pfd. Wasser auf den Quadratzoll. Fuͤgt man diesem die bereits
specificirte Leistung der Saugpumpe bei, so ergibt sich fuͤr die
waͤhrend einer vollstaͤndigen Oscillation der Maschine durch das
Pumpwerk gehobene Total-Wasserlast 11,09 Pfd. auf den Quadratzoll
Dampfkolbenflaͤche, oder r = 11,09 × 144
auf den Quadratfuß.
Gegengewicht, oder Uebergewicht des Balanciers auf der dem
Cylinder entgegengesezten Seite Π = 11,037
× 144 Pfd. auf den Quadratfuß Dampfkolbenflaͤche.
Reibung der Maschine ohne Ladung, direct gemessen und die Arbeit
dieser Pumpen nicht mit inbegriffen 0,185 Pfd. auf den Quadratzoll
Kolbenflaͤche; fuͤgt man 0,001 Pfd. auf den Quadratzoll fuͤr
die beim steigenden Kolbenhub in Bewegung gesezte Warmwasserpumpe hinzu, so ergibt
sich als Reibung der Maschine bei diesem Hub: f'' =
0,186 × 144 Pfd. auf den Quadratfuß der Dampfkolbenflaͤche.
Fuͤgt man ferner beim Niedergang des Dampfkolbens zu der Reibung ohne Ladung
den Widerstand der Kaltwasserpumpe, naͤmlich 0,037 Pfd. per Quadratzoll Kolbenflaͤche und denjenigen der
Luftpumpe mit 0,117 Pfd. per Quadratzoll hinzu, so kommt
als Reibung bei diesem Hub f' = 0,339 × 144 Pfd.
auf den Quadratfuß Dampfkolbenflaͤche; diese Werthe schließen die Reibung des
Wassers und der Pumpenkolben in sich.Um die Reibung der Maschine zu erhalten, hat Hr. Wicksteed genau die Groͤße des Gegengewichts oder
Uebergewichts des Balanciers auf der entgegengesezten Seite des Cylinders
genommen; und da es allein dieses Uebergewicht ist, welches den
aufsteigenden Hub des Kolbens hervorbringt, wobei es die in der
Steigroͤhre der Drukpumpe und der Speise- oder
Warmwasser-Pumpe enthaltene Wassersaͤule erhebt, so ist
dadurch das Gewicht dieser zwei Wassersaͤulen aufgehoben und der Rest
diente ihm zur annaͤhernden Schaͤzung der Reibung. Der durch
dieses Verfahren erhaltene Werth der Reibung hat sich herausgestellt zu
0,200 Pfd. auf den Quadratzoll der Oberflaͤche des Dampfkolbens; aber
die Schaͤzung ist etwas zu hoch, weil das Uebergewicht des
Gegengewichts nicht nur das Wasser in den Pumpen erhebt, sondern auch am
Ende des Hubes die Compression des Dampfes uͤber dem Kolben bewirkt,
indem es die Spannung von 6,7 auf die von 8,7 Pfd. auf den Quadratzoll
uͤbergehen laͤßt. Nehmen wir auf diesen Umstand
Ruͤksicht, so reducirt sich die Reibung auf 0,185 Pfd. per Quadratzoll, und es ist zu bemerken, daß
dieses Resultat noch die allerdings geringe Reibung des Wassers und der
Kolben in den Entwaͤsserungspumpen in sich schließt, indem diese
Reibung von dem Uebergewicht des Gegengewichts uͤberwaͤltigt
wird.
Hinzukommende Reibung der Maschine 0,07 der Ladung, oder δ = 0,07.
Dieser lezte Punkt ist es allein, welcher durch die Erfahrung nicht direct bestimmt
worden ist. Er wurde aus folgenden zwei durch die Beobachtung festgestellten
Umständen hergeleitet: erstens, daß bei Watt'schen
Maschinen und bei Locomotiven von gleichen Dimensionen der Cylinder (indem man bei
Locomotiven jedesmal die beiden Cylinder als einen einzigen betrachtet) die Reibung
ohne Belastung dieselbe ist, weßwegen man bei Watt'schen
Maschinen die Reibung nach den Locomotiven schäzen, oder δ = 0,14 sezen kann; zweitens, daß die Cornwall'schen Maschinen bei
gleichen Dimensionen sehr nahe die Hälfte der an Watt'schen Maschinen haftenden Reibung ohne Belastung haben, weßwegen man in
Berüksichtigung, daß die hinzukommende Reibung denselben Veränderungen wie die
Reibung ohne Belastung folgt, indem beide in gleichem Maaße von dem Grade der
Vollkommenheit der Maschine abhängen, näherungsweise δ zu der Hälfte des obigen Werthes annehmen, oder δ = 0,07 sezen darf.
Sezt man nun obige gegebene Größen in die betreffenden Formeln, um die
Geschwindigkeit und den Nuzeffect der Maschine zu erhalten, und stellt die auf diese
Weise gewonnenen Resultate mit den Resultaten der Erfahrung zusammen, so ergibt sich
folgende Tabelle.
Textabbildung Bd. 87, S. 415
Nummer der Versuche; Dauer der
Versuchs; Admissionsstreke oder Expansion des Dampfs; Geschwindigkeit des
Kolbens in Fußen per Minute; nach der Formel; nach
der Erfahrung; Totalnuzeffect, oder Product der Ladung in die
Geschwindigkeit
Hienach erkennt man, bei einer Reihe so langdauernder, und hinsichtlich der Expansion
des Dampfes so verschiedener Versuche, eine merkwürdige Uebereinstimmung der
theoretischen Resultate mit den Thatsachen.
In der im Vorhergehenden entwikelten Theorie und in dem so eben aufgeführten
praktischen Beispiele kam der Cataract nicht zur Sprache.
Da dieser Apparat bei den Cornwall'schen Dampfmaschinen allgemeine Anwendung findet,
so ist es nöthig, hier einige Erläuterungen beizufügen, um begreiflich zu machen,
wie dennoch sein Einfluß in den Formeln wahrnehmbar wird. Der Cataract ist ein
Apparat, welcher den Zwek hat, nach Bedürfniß die Anzahl der Kolbenhube der Maschine
in einer gegebenen Zeit zu bestimmen. Er besteht aus einer kleinen Pumpe, welche
sich während des niedersteigenden Dampfkolbenlaufes mit Wasser füllt und sich
nachher während des aufsteigenden Hubes entleert, aber langsam und nur in dem
Verhältniß, daß das Wasser durch eine Mündung, welche man beliebig verengert,
ausfließen kann. Eine mit dem Kolben der kleinen Pumpe in Verbindung stehende Stange
erhebt sich in dem Maaße, als dieser in Folge des Wasserausflusses niedersteigt; und
wenn der Kolben ganz unten am Ende seines Hubes angelangt ist, oder wenn die
erwähnte Stange ihren höchsten Punkt erreicht hat, so öffnet diese das
Admissionsventil und eine neue Dampfmasse strömt in den Cylinder. Dieser Einrichtung
gemäß steigt zwar der Dampfkolben nach Beendigung des Niederganges durch die Wirkung
des Gegengewichtes sogleich wieder in die Höhe, bleibt aber an seiner höchsten
Stelle ruhig stehen, weil das Admissionsventil sich noch nicht geöffnet hat. Wenn
dann endlich die steigende Cataractstange ihre Streke zurükgelegt hat, so öffnet sie
das Admissionsventil und veranlaßt einen neuen Niedergang des Dampfkolbens. Hieraus
wird ersichtlich, daß man bei genügender Verengerung der Ausmündung des Cataractes
die Ruhepause der Maschine beliebig verlängern kann. Die unmittelbare Leistung des
Apparates besteht demnach darin, daß man die Anzahl der Kolbenhube in der Minute
nach Bedürfniß bestimmen kann; seine secundäre Wirkung aber liegt darin, daß sich
zugleich die Verdunstung im Kessel verhältnißmäßig reduciren läßt, und weil dieser
Punkt bisher der Beobachtung entgangen zu seyn scheint, habe ich für nöthig
erachtet, die Aufmerksamkeit einen Augenblik auf ihn zu ziehen. Wenn man annimmt,
eine Maschine sey im Stande 10 Kolbenhube in der Minute zu machen ohne den Cataract
dabei anzuwenden, d.h. ohne die aufeinander folgenden Kolbenhube zu unterbrechen;
und wenn man mittelst des Cataractes das Spiel der Maschine auf 5 Kolbenhube in der
Minute reducirt, ohne im Uebrigen etwas an der Maschine zu verändern, so ist augenscheinlich, daß wenn
die Maschine nur 5 Kolbenhube statt 10 in der Minute gibt, der Verbrauch an Dampf im
Cylinder sich auf die Hälfte reduciren wird. Der Maschinist wird daher sein Feuer
nur auf diese Verdampfung im Kessel einrichten, denn ohne dieses würde er
fortwährenden Verlust an Dampf durch die Sicherheitsventile erleiden. Das Resultat
des Cataractes wird diesem zufolge die Verminderung der Verdampfung im Kessel und
folglich auch eine verhältnißmäßig verminderte Consumtion von Brennmaterial seyn.
Wenn diese Wirkungen die Verminderung der Geschwindigkeit nicht begleiteten, so
würbe offenbar dieses Instrument nur wenig genügen, weil es den Totalnuzeffect der
Maschine bei demselben Brennmaterialverbrauch auf die Hälfte dessen reduciren würde,
den sie vorher hatte; mithin würde der Nuzeffect per
Pfund Brennmaterial, welcher der Probirstein des Nuzens der Maschine ist, auf die
Hälfte reducirt erscheinen. Die Wirkung des Cataracts besteht also darin, daß er die
Verdampfung im Kessel in gewisse Gränzen weist; ist aber einmal diese Verdampfung
eingeleitet, so wird sie immer in derselben Art in dem Cylinder wirksam seyn, d.h.
unter den in den oben dargelegten Gleichungen ausgesprochenen Bedingungen. Wenn man
daher die in dem Kessel mit oder ohne Cataract bewirkte Verdampfung beobachtet und
dieselbe in die erhaltenen Gleichungen substituirt, so werden die leztern den Erfolg
erkennen lassen, was übrigens auch die oben angeführten Versuche beweisen, indem sie
unter Anwendung des Cataracts angestellt worden sind.