Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XIX., S. 74 |
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XIX.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die neueste Construction der Tender, Personen-,
Fracht- und sonstiger Transportwagen für Eisenbahnen.
Die Tender sind in der Regel bis jezt mit vier
Raͤdern versehen. Tender auf sechs Raͤdern mit achtfacher Bremse zu
120 Kubikfuß Wasser und 50 bis 80 Scheffel Kohks wurden zuerst fuͤr die
Leipzig-Dresdner-Bahn construirt und daselbst benuzt. Der
vorzuͤglichste der mancherlei Vorzuͤge, welche diese Tender gegen die
allgemein gebraͤuchlichen haben (heißt es in einem Bericht der
Leipziger-Eisenbahncompagnie uͤber ihre Wagenbau-Anstalt vom
18. Jan. d. J.), ist die weit groͤßere Sicherheit der Fahrten. Es ist seit
den drei Jahren, wo dergleichen in Gebrauch genommen wurden, kein Achsenbruch
vorgekommen, wie es bei den vierraͤderigen mehrmals der Fall war.
Naͤchst dem wurde waͤhrend der großen Schneefaͤlle im Winter
1840–41 die wichtige Bemerkung gemacht, daß diejenigen Maschinen, welche
diese Tender fuͤhrten, alle mit ihren Zuͤgen die Stationen erreichten,
waͤhrend die anderen auf der Bahn stehen blieben und einfroren, weil der
darin enthaltene Vorrath von Wasser und Brennmaterial zu gering war, um
waͤhrend der durch Schnee und Glatteis oft verzoͤgerten Fahrten die
Maschinen hinlaͤnglich speisen zu koͤnnen. Außerdem aber
gewaͤhren diese Tender noch bedeutenden pecuniaͤren Nuzen. Da der Raum
groß genug ist, um Kohks fuͤr eine Reihe von 15–20 Meilen einzunehmen,
so wird die Zerbroͤklung vermieden, welche vorher durch den nebenbei
kostspieligen Transport der Kohks auf die Stationen so großen Verlust
verursachte.
Bezuͤglich der Groͤße und Construction der Personenwagen haben die in lezterer Zeit bei mehreren Bahnen in Gebrauch
gekommenen Wagen fuͤr 40 Personen mit drei und vier Abtheilungen und
Thuͤren an jeder Seite viel Empfehlendes, indem sie das Ein- und
Aussteigen erleichtern und uͤberhaupt auch durch die verschiedenen
Abtheilungen den Reisenden mehr Annehmlichkeiten gewaͤhren. In der neuesten
Zeit hat man noch mehr Abtheilungen in die vergroͤßerten Wagen gebracht und
solche fuͤr 60 Personen mit einem weiteren Paar Raͤder versehen. Da
wir Gelegenheit
hatten, diese Personenwagen auf sechs Raͤdern mit Bogenfedern zu sehen und
einer genauen Untersuchung zu unterwerfen, so koͤnnen wir nur
bestaͤtigen, was die Wagenbau-Anstalt der Leipziger
Eisenbahn-Compagnie, worin fuͤr die
Magdeburg-Braunschweiger-Eisenbahn diese Wagen gebaut werden,
daruͤber ausgesprochen hat. Diese Personenwagen sind nach einem neuen, von
dem bisherigen abweichenden System construirt. Die Raͤder sind paarweise
unabhaͤngig und die Achsenarme haben in den Buͤchsen so viel
Spielraum, um sich so weit von einer Seite zur andern schieben zu koͤnnen,
als die Curven der Bahn es erfordern. Die Raͤder erleiden dabei eine
geringere Abnuzung, als es bei dem bisherigen System der fest verbundenen vier
Raͤder der Fall ist. Die Bewegung in diesen Wagen ist aͤußerst sanft
und mit derjenigen in den bisher gebraͤuchlichen gar nicht zu vergleichen,
weßhalb das System auch fuͤr Frachtwagen mit großem Vortheil anzuwenden seyn
duͤrfte.
Auch in Betreff des Kostenpunkts stellen sich diese Wagen bei Beruͤksichtigung
der Plaͤzezahl sehr guͤnstig, indem ein solcher Wagen dritter Classe
mit sechs Abtheilungen fuͤr 60 Personen, mit Bogenfedern und Buffersystem
nach Lindley ohne Raͤder und Achsen 1500 Thlr. und dieselben mit zwei
Batard-Coupés fuͤr die erste Classe und vier
Mittel-Coupés fuͤr die zweite Classe mit der elegantesten
Ausstattung 2600 Thlr., exclusive Raͤder und Achsen, kosten.
Hinsichtlich der Ausfuͤhrung von großen Wagen mit acht Raͤdern, behufs
des Transports der Guͤterwagen mit den Pferden,
besagt der angezogene Bericht nachstehendes: „Bei dem Betriebe der
Eisenbahnen erscheint es dem unbefangenen Beobachter so wie vielen
Betriebsbeamten vielleicht unerklaͤrlich, daß auf den mit Eisenbahnen
parallel laufenden Chausseen nach wie vor der bei weitem groͤßere Theil
der Frachtguͤter gefahren und nicht auf der Bahn transportirt wird,
ungeachtet der schnellen Befoͤrderung und der geringen Frachttaxen. So
hat z.B. die Magdeburg-Leipziger-Bahn nur den bei weitem kleineren
Theil der von Magdeburg nach Leipzig gehenden Frachtguͤter, weil die
große Masse derselben weiter als Leipzig geht, oder weiterher uͤber
Leipzig kommt. Ein Mittel, unter solchen Umstaͤnden nicht nur diese
Frachten auf die Eisenbahnen zu bringen, sondern auch den Fuhrleuten große
Erleichterung und Beschleunigung ihrer Reise und uͤberdieß
pecuniaͤre Vortheile zu gewaͤhren, besteht darin: die Fuhrleute
mit ihren beladenen Frachtwagen und Pferden auf geeigneten Wagen bis an den
Punkt der Bahn zu transportiren, von welchem ab sie ihre Straße weiter fahren
muͤssen.“
Die zu diesem Verfahren erforderlichen Wagen koͤnnen uͤbrigens zugleich
fuͤr jede andere Art von Transporten urspruͤnglich eingerichtet
werden, namentlich fuͤr rohe Producte, Holz, Kohlen, Getreide u.s.w.,
vornehmlich aber zu wohlfeilen Viehtransporten. Ein solcher Wagen ist
geraͤumig genug, um 15 bis 20 Stuͤk Rindvieh oder 100 Schweine zu
transportiren. Auch zum Transport von Equipagen, deren drei bis vier auf einem
solchen Wagen Plaz finden, sind sie mit Vortheil gegen die gebraͤuchlichen
Kutschenwagen (Lowry) zu verwenden. Wird bei Glatteis ein solcher Wagen vor die
Locomotive gesezt, so erreicht man es besser als auf irgend eine Art, das Eis zu
brechen und die Schienen fuͤr die Locomotive fahrbar zu machen. Der Preis
eines solchen Wagens vom besten Material ist 1150 Thlr. ohne Raͤder und
Achsen. (Aus einer Abhandlung des Hrn. Rath Beil im
Archiv fuͤr Eisenbahnen, 1843, Nr. 1.)
Mögliche Vortheile der Eisenbahnen als
Staats-Unternehmungen.
Belgien liefert ein schlagendes Beispiel, welche Vortheile die Uebernahme der
oͤffentlichen Arbeiten von Seite der Regierungen dem Publicum darbieten kann.
Bis jezt hat der Staatsschaz daselbst aus den Eisenbahnen nur wenig Nuzen gezogen;
doch glaubt man, daß sie in diesem oder im naͤchsten Jahr einen Reinertrag
abwerfen werden, welcher den Zinsen der zu ihrer Ausfuͤhrung noͤthigen
Anleihen gleich koͤmmt, so daß sie im Allgemeinen Belgien nichts kosten.
Zugleich aber werden diese Bahnen nach einem aͤußerst wohlfeilen Tarif
benuͤzt. Man reist auf den belgischen Eisenbahnen unter 15 Cent. fuͤr
die Meile, ein Tarif, welchen keine Compagnie angenommen haͤtte. Es
entspringt hieraus fuͤr das Publicum eine Ersparniß an Zeit und Reisekosten.
Im Jahr 1840, wo das belgische Eisenbahnennez noch lange nicht vollendet war, wurde
berechnet, daß die Eisenbahnen den Reisenden und den Producenten der (sehr
unbedeutenden Menge) darauf transportirten Waaren eine Summe von 11 Millionen Francs erspart haben,
welche zerfallen in
Geldersparniß fuͤr Personen
8,093,900 Fr.
Zeitersparniß fuͤr dieselben
2,199,400 –
Geldersparniß fuͤr Waaren
644,000
–
–––––––––––
Summe
10,937,300 Fr.
Vertheilt man diese Zahl auf die Bevoͤlkerung der von den damals
ausgefuͤhrten Eisenbahnen durchzogenen Provinzen, so treffen auf den
Einwohner 3,64 Fr., ein Betrag, welcher sich mit der fortschreitenden Vollendung des
Nezes vermehrt. – In Belgien berechnet sich im Mittel fuͤr den Kopf
23,50 Fr. Steuer; an derselben wurde demnach durch die Errichtung der Eisenbahnen
ein Siebentheil erspart. (Aus Chevalier's Vorlesungen
uͤber politische Oekonomie am Collège de
France. Moniteur industriel, 1843 No. 699.)
Schiele's
Wasserhebapparat.
Berichtigung. In dem Aufsaze „Neuer
Wasserhebapparat, erfunden von Hrn. G. Schiele“ (polyt. Journal Bd.
LXXXVII. S. 171) ist Zeile 17 von Oben nach „geschlossen a, d, g“ folgender aus Versehen
ausgelassene Saz einzuschalten:
Der bei c einwirkende atmosphaͤrische Druk preßt
sofort das Wasser in das naͤchst obere Reservoir D hinauf, und nachdem sich dieses angefuͤllt hat, werden die
Haͤhne e und h
geschlossen, der Lufthahn g dagegen wird
geoͤffnet.
Frankfurt, den 3. April 1843. Dr. A. Poppe, jun.
Schwefelsäure wider die Fäulniß des Holzes für
Eisenbahnen-Querschwellen empfohlen.
Unter allen Holzbewahrungsweisen ist unstreitig das Antheeren eine der aͤltesten und am meisten angewendetsten;
freilich hilft es nicht radical in allen Faͤllen, aber jedenfalls ist es
besser, als manche englische und franzoͤsische Patentmethode, die im eigenen
Lande das Antheeren nicht verdraͤngt hat. In Deutschland, wo die
Gasbeleuchtung noch wenig eingefuͤhrt, daher der Steinkohlentheer
verhaͤltnißmaͤßig theuer ist und ebenfalls der Holztheer nicht wenig
kostet, haben wir ein besseres Mittel unser Holz vor Faͤulniß zu bewahren,
wenn es in Feuchtigkeit und Erde liegt, oder der wechselnden Einwirkung von Luft und
Wasser ausgesezt ist. Es ist dieß das Bestreichen des Holzes
mit concentrirter Schwefelsaͤure (rauchendem Vitrioloͤhl),
wodurch nicht allein ein Verkohlen der Oberflaͤche des Holzes, sondern auch
eine Verbindung der Schwefelsaͤure mit der Holzfaser stattfindet, das
wenigstens gegen aͤußere Einwirkung (die Entstehung der Faͤule durch
die Veraͤnderung oder Verpilzung innerer organischer Theile des Holzes als
factisch dahingestellt seyn lassend) vollkommen schuͤzt. In Chemnitz ist
dieses Bestreichen seit 10 Jahren mit dem entschiedensten Erfolge bei
Staketpfaͤhlen, Bruͤkenpfeilern, Grundschwellen u.s.w. angewendet
worden. Die Kosten sind ungemein gering, da die Schwefelsaͤure sehr billig
ist und sie nur ganz duͤnn aufgetragen zu werden braucht; die Methode ist bei
uns wohlfeiler als das Theeren und jedenfalls wirksamer, die Procedur hoͤchst
einfach, nur hat man Bedacht zu nehmen, sich nicht zu besprizen. Moͤglich
ist, daß hier etwas vorgeschlagen ist, was Viele wissen, vielleicht aber doch nicht
anwenden, weil sie an der Moͤglichkeit zweifeln. Die ewig holzconsumirenden
Eisenbahnen sollten wohlfahrtspolizeilich, forstwirthschaftlich und volksfreundlich
angehalten werden, entweder ihr Querschwellensystem, welches durch
Steinbloͤke ersezt werden kann, aufzugeben, oder ihre Schwellen mit
Schwefelsaͤure anzustreichen, damit nicht zu unverzeihlicher Vermehrung ihres
Reparaturconto's alle zwei bis drei Jahre neue Querschwellen eingezogen werden
muͤssen, was, wenn es in Deutschland so fortgeht, unsere Forste vollends
lichten wuͤrde. Wk. (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843 Nr. 19.)
Darstellung des Palladiums aus dem Goldsand in
Brasilien.
H. W. J. Cock theilte der Chemical
Society in London hieruͤber Folgendes mit. Der Goldsand wird in
Brasilien zuerst mit Silber geschmolzen und gekoͤrnt. Es wird hierauf die
Scheidung mittelst Salpetersaͤure vorgenommen, welche alle mit dem Gold
legirten Metalle aufloͤst und das Gold rein zuruͤklaͤßt. Das
Silber wird nun zunaͤchst aus seiner Loͤsung in Salpetersaͤure
mittelst Kochsalz als Chlorsilber niedergeschlagen und hierauf erst das Palladium
mit anderen Metallen durch Zink als ein schwarzes Pulver gefaͤllt. Dieses
Pulver wird wieder in Salpetersaͤure aufgeloͤst und dann Ammoniak in
Ueberschuß zugesezt, welches alle Metalle als Oxyde faͤllt, das Palladium und
Kupfer aber wieder aufloͤst. Leztere ammoniakalische Loͤsung wird mit
Salzsaͤure in Ueberschuß versezt, wodurch sich ein gelbes krystallinisches
Pulver, das Doppelchlorid von Palladium und Ammoniak in Menge niederschlaͤgt,
waͤhrend das Kupferoxyd aufgeloͤst bleibt. Durch Ausgluͤhen
dieses Doppelsalzes wird das reine Palladium in poroͤsem Zustand erhalten.
(Chemical Gazette 1843, No. 7.)
Neue Methode reines Silber in metallischem Zustande oder in
Form von Oxyd darzustellen.
In einer Abhandlung unter diesem Titel bemerkt Dr. W. Gregory, daß die gewoͤhnlichen Verfahrungsarten
zur Bereitung von reinem Silber und seinen Salzen praktische Schwierigkeiten
darbieten und unsicher sind, und empfiehlt dann eine neue Methode zu diesem Zwek als
sehr sicher, leicht und rasch ausfuͤhrbar. – Verduͤnntes und
selbst concentrirtes Aezkali wirkt auf Chlorsilber in der Kaͤlte nur wenig
ein; ist aber seine Aufloͤsung stark genug und erhizt man sie bis zum Kochen,
so wird das Salz vollstaͤndig zersezt und in Oxyd verwandelt. Um daher aus
kupferhaltigem Silber reines Silberoxyd zu erhalten, loͤst man es in
Salpetersaͤure auf, praͤcipitirt die Fluͤssigkeit mit Kochsalz
und wascht das Chlorsilber durch Decantiren mit heißem Wasser gut aus; lezteres wird
sodann einen halben Zoll hoch mit Aezkaliloͤsung von 1,25 bis 1,3 spec. Gew.
uͤbergossen, wobei man alle Klumpen oder harten Theile mit einer Platinspatel
zertheilt und das Ganze zehn Minuten lang kocht oder so lange, bis das Chlorid in
ein schweres pechschwarzes Pulver verwandelt ist. Bemerkt man noch weiße
Kluͤmpchen, so muß man das Gemisch in einem Moͤrser zerreiben und
wiederholt eine kurze Zeit kochen. Nach gaͤnzlicher Zersezung wird das Oxyd
durch Decantiren mit heißem Wasser sorgfaͤltig ausgewaschen.
Das so erhaltene Silberoxyd sieht ganz anders aus, als das aus salpetersaurem Silber
durch Aezkali gefaͤllte; es ist ein sehr schweres schwarzes Pulver und
wahrscheinlich krystallinisch, waͤhrend das andere amorph ist. Erhizt man es
zum Rothgluͤhen, so gibt es den Sauerstoff ab und es bleibt reines
metallisches Silber in schwammiger Form zuruͤk. (Chemical Gazette, Maͤrz 1843, No.
9.)
Ueber Schwerspath-Farben.
Vor nicht langer Zeit errichtete der Herzog von Hamilton auf der Insel Arran, an der
Muͤndung des Clyde-Flusses eine Fabrik, worin schwefelsaurer Baryt
(Schwerspath) zu Malerfarben zubereitet wird. Professor Traill berichtet uͤber dieselbe folgendes.
Die Fabrik liegt in geringer Entfernung von einem einen Granitfelsen durchziehenden
Schwerspathlager, welches gegenwaͤrtig bergmaͤnnisch ausgebeutet wird.
Dieser Schwerspath ist sehr rein, krystallinisch und durchscheinend; manchmal kommt
er etwas braͤunlich gefaͤrbt vor; er gehoͤrt der geradschaligen
Varietaͤt an und uͤbertrifft hinsichtlich der Reinheit alle bisher
ausgebeuteten Lager.
Alle Maschinen dieses wohleingerichteten Werks werden durch ein
oberschlaͤchtiges Wasserrad von 8 Meter Durchmesser und 2 Meter Breite in
Bewegung gesezt. Der Spath wird zuerst sortirt und dann gewaschen. Er ist so
sproͤde, daß er ganz leicht in Stuͤke gebrochen werden kann, in
welchem Zustande er mit verduͤnnter Schwefelsaͤure ausgewaschen wird,
um ihm jede Spur einer faͤrbenden Substanz zu entziehen. Hierauf wird er
mittelst zweier, mit gußeisernen Reifen umgebener, verticaler Mahlsteine aus Granit,
die sich in einem ebenfalls granitnen Trog drehen, zu Pulver gerieben; diese Mahlsteine wiegen 5
Tonnen.
Das so erzeugte Pulver wird in gußeiserne cylindrische Behaͤlter von
ungefaͤhr 3 Meter Durchmesser gebracht, die mit Granitplatten gepflastert
sind und in welchen man es in Wasser mittelst großer Granitbloͤke fein
pulvert, die mit eisernen Ketten an den Armen einer durch das Wasserrad in Bewegung
gesezten verticalen Achse befestigt sind.
Ein von Zeit zu Zeit in diese Behaͤlter gelassener Wasserstrom reißt die
feinsten Theile mit sich, welche sich in großen Troͤgen in Gestalt eines
unfuͤhlbaren Pulvers ansammeln. Vier so große Moͤrser sind in einem
und demselben Raume, in welchem auch das Zerbrechen und Grobpulvern vor sich
geht.
Der gesammelte Bodensaz wird getroknet und in Steine geformt, die in einen auf
76° R. geheizten Troknenraum kommen und nach dem Troknen gebrochen und zur
Versendung in Faͤsser verpakt werden.
Die Maschinen des Etablissements sind im Stande woͤchentlich 20 Tonnen
Schwerspathweiß und mehr noch mit einem Wechsel von Arbeitern zu bereiten; zur Zeit
erzeugen sie mit 6 Mann woͤchentlich 10 Tonnen.
Dieses Weiß wird mit Oehl angeruͤhrt, wie das Bleiweiß, welchem man es
bekanntlich oft zusezt, um ein geringeres und wohlfeileres Weiß darzustellen; in der
Fabrik zu Arran aber gibt man ihm auch verschiedene Farben, wie blau, gelb und
gruͤn in verschiedenen Nuancen.
Hr. Traill fragte nicht nach ihrer Bereitung, analysirte
sie aber und es gelang ihm, sie dadurch nachzuahmen, daß er verschiedene Farben auf
den praͤparirten Schwerspath niederschlug, welcher in Wasser oder vielmehr in
den zur Erzeugung dieser Farben geeigneten Metallloͤsungen suspendirt war. So
bekommt man, wenn man ihn in eine Aufloͤsung von eisenblausaurem Kali
ruͤhrt und ein Eisenoxydsalz zusezt, ein schoͤnes Blau; ruͤhrt
man ihn in eine Loͤsung von chromsaurem Kali, so erzeugt essigsaures Blei ein
herrliches Gelb.
Merkwuͤrdig ist, daß das niedergeschlagene Pigment durch Saͤuren
ziemlich schwer vom Barytsalz zu trennen ist, so daß eine Verwandtschaft zwischen
den Metallfarben und dem schwefelsauren Baryt zu bestehen scheint. (Echo du monde savant, 1843, No. 15.)
Dr. Winterfeld, über
Schlemmkreide und deren künstliche Bereitung.
Wie der Verbrauch so vieler Erzeugnisse, so hat auch die Consumtion von
Schlemmkreide, die zu mannichfaltigen Zweken verwendet wird, ungemein zugenommen;
sie wird groͤßtentheils zur Decorationsmalerei, dann zur Saͤttigung
von Saͤuren in chemischen Fabriken, in Faͤrbereien, Drukereien u.s.w.
verwendet.
Im vorigen Jahre versuchte man in Berlin eine neue Gattung Schlemmkreide in den
Handel zu bringen, die, wie vorgegeben wurde, aus einem Lager herruͤhren
sollte, welches in der Naͤhe von Berlin aufgefunden worden. Ein mir zur
Beurtheilung uͤbergebenes Muster zeigte eine Schlemmkreide von
schoͤner, weißer Farbe, von, wenn ich mich so ausdruͤken darf, etwas
scheinbar elastischem Zusammenhange der inneren Theile, etwa dem Bremerblau
aͤhnlich und anscheinend leichterem specifischem Gewicht. Auf der Zunge
machte sich ein Geschmak bemerkbar, annaͤhernd dem Kalkhydrat, dessen
Vorhandenseyn auch in der That dadurch erkannt wurde, daß, wenn man etwas von der
Schlemmkreide mit destillirtem Wasser anruͤhrte, geroͤthetes
Lakmuspapier von der Fluͤssigkeit geblaͤut wurde.
Die mit dieser Kreide angestellten praktischen Versuche ergaben, daß die rothen
Pflanzenfarben, wie Fernambukholz, Karminlak und auch Krapplak in der Mischung mit
derselben sich staͤrker geblaͤut zeigten, als wenn sie mit der
gewoͤhnlichen kaͤuflichen Schlemmkreide versezt waren. Eine chemische
Untersuchung wies, neben einem groͤßeren Gehalt an Eisenoxyd, in dieser
Kreide eine geringere Menge Kohlensaͤure nach, als bei den anderen. Muster,
welche ich spaͤter empfing, zeigten unter sich ebenfalls einen verschiedenen
Kohlensaͤuregehalt, wodurch meine Vermuthung bestaͤrkt wurde, daß
diese Kreide ein kuͤnstliches Praͤparat sey, was sich dann auch
spaͤter erwies.
Auf folgende Weise habe ich eine aͤhnliche Kreide hegestellt:
Von frisch gebranntem Kalk, wie er in der Gegend von
Ruͤdersdorf gebrochen und dort, wie auch zu Berlin in mehreren Brennereien
gebrannt wird, suchte ich die besten und reinsten Stuͤke aus und
loͤschte dieselben in einer sogenannten Kalkbank mit der noͤthigen
Menge Wasser, um eine dike Milch davon zu erhalten, die nach weniger Ruhe, um die
groͤbsten Theile absezen zu lassen, in eine Grube abgelassen wurde, deren
Boden und Waͤnde mit Steinen ausgelegt war, worin sie so lange verblieb, bis
der Kalkbrei stark teigige Consistenz angenommen hatte.
Den ziemlich festen Brei strich ich auf Trokenbretter, welche zu beiden Seiten mit
3/4 Zoll hohen Leisten versehen waren, so auf, daß diese die Hoͤhe des
Aufstrichs leiteten.
Auf einer gewoͤhnlichen Trokenvorrichtung des Bodenraumes blieb der Kalk nun 4
Wochen hindurch liegen und hatte in dieser Zeit eine Quantitaͤt
Kohlensaͤure aufgenommen, welche der des mir eingehaͤndigten Musters
fast ganz gleich war.
Der Theorie nach sollen 126,272 kohlensaurer Kalk (Kreide) aus 71,206 Kalk
(gebranntem Kalk, Calciumoxyd) zu gewinnen seyn. Das Ergebniß stellt sich in der
Arbeit beinahe aͤhnlich, vorausgesezt, man bedient sich des frischgebrannten
und moͤglichst besten Kalks. Indessen finden sich bei der Analyse in 100
Theilen des erzeugten kohlensauren Kalks nicht, wie es seyn muͤßte, 43,61
Kohlensaͤure, sondern nur 30 bis etwa 36 Theile. Am schnellsten und
vollstaͤndigsten gelingt die Saͤttigung des Kalkhydrats mit der
Kohlensaͤure in unterirdischen Raͤumen, wo uͤberhaupt die
Kohlensaͤure sich staͤrker vorfindet.
Zu mancher Verwendung duͤrfte wegen des angedeuteten Mangels an
Kohlensaͤure diese kuͤnstliche Kreide also nicht dienen, z.B. in der
Malerei als Zusaz der zarten Holzfarben, und bei chemischen Operationen. (Auszug aus
dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, 1843, S. 8.)
[Oberbergrath Fuchs in Muͤnchen hat in seiner
Abhandlung „uͤber Kalk und Moͤrtel“ (in Erdmann's Journal fuͤr techn. und oͤkonom.
Chemie Bd. VI S. 1) zuerst nachgewiesen, daß die Annahme, der gebrannte Kalk
koͤnne aus der Luft nach und nach seine Kohlensaͤure wieder
vollstaͤndig anziehen, unbegruͤndet ist. 170 Gran islaͤndischer
Kalkspath wurden gar gebrannt und verloren dadurch 74,7 Gran an Gewicht. Er wurde
nun der Luft ausgesezt und vermehrte nach und nach sein Gewicht wieder, bis er
endlich nach 14 Monaten, wo keine Gewichtszunahme mehr stattfand, 157,4 Gran wog. Es
hatte sich derselbe in eine Verbindung verwandelt, welche in 100 Theilen enthielt:
60,70 Kalk, 24,76 Kohlensaͤure und 14,54 Wasser.
Sezt man gebrannten und geloͤschten Kalk der Einwirkung der Luft aus, so muß
sich derselbe ebenfalls groͤßtentheils in eine solche Verbindung von
kohlensaurem Kalk mit Kalkhydrat umaͤndern, welche durch die
Kohlensaͤure der Luft nur sehr langsam weiter zersezt werden kann, was auch
aus Dr. Winterfeld's
Versuchen hervorgeht. E. D.]
Ueber das wahrscheinliche Vorhandenseyn einer Verbindung von
Silicium mit Stikstoff in verschiedenen Erden.
Die sehr bestaͤndigen Verbindungen von Boron und Silicium mit Stikstoff und
die Leichtigkeit, womit sich dieselben durch starkes Erhizen einer organischen
Substanz mit einem borsauren oder kieselsauren Salze erzeugen, machten es Hrn. W.
Balmain wahrscheinlich, daß solche Koͤrper
sich manchmal unerwartet, z.B. im Boden vorfinden koͤnnten. Um sich hievon zu
uͤberzeugen, wurden verschiedene Proben von Erde mit verduͤnnter
Schwefel- und Salpetersaͤure eine Zeitlang behandelt, dann
ausgewaschen, getroknet und mit Kalihydrat geschmolzen. Es entwikelte sich jedesmal
reichlich Ammoniak; sogar nachdem die gereinigte Erde vorher bis zum
Rothgluͤhen erhizt worden war, wurdemurde mittelst Alkalien noch eine Spur Ammoniak entdekt. – Wahrscheinlich
war der auf diese Weise zulezt gefundene Stikstoff mit Silicium verbunden und hatte
in diesem Zustande der Einwirkung der Reagentien und der Hize widerstanden. (Chemical gazette 1843, No.
6.)
Daniell's Methoden Viehfutter
zuzubereiten.
Clisild Daniell ließ sich am 31. Maͤrz 1842 in
England folgendes Verfahren patentiren, um den Holzstoff zu Viehfutter zu verwenden.
Schlagholz, Reisig, Heken, Buschwerk, Ginster etc. werden in ein feines Pulver
(Saͤgemehl) verwandelt und dann in nachstehenden Verhaͤltnissen
angewandt:
Fuͤr Pferde. 1/2 (engl.) MezenPeck, Mezen ist der 4te Teil eines engl.
Schaͤffels, Bushel, deren 1037,35 = 1000 bayer. Mezen. der Holzsubstanz, 1 Schaͤffel Spreu und 1 Pinte1000 bayer. Maaß = 2177,7 Pints. 1 Gallon = 4 Pints. Tuͤrkischkorn werden unter einander gemengt, und mittelst Dampf,
Wasser oder einer Aufloͤsung von 16 Loth Soda in 1 Gallon Wasser
befeuchtet.
Fuͤr Hornvieh und Schafe. 1/2 Mezen Holzsubstanz wird mit 1 Schaͤffel Spreu gemengt und
wie oben befeuchtet. Das Gemenge kann entweder allein oder vermischt mit 1/2
Schaͤffel Korn, geriebenen Kartoffeln, Pastinak, Moͤhren, weißen
Ruͤben oder Mangelwurzel (Mangold oder Dikruͤbe, Runkel) gebraucht
werden.
Zum Futtern der Ferkel. 1 Schaͤffel Korn oder
geriebene Kartoffeln, Pastinak etc., und 1/2 Schaͤffel Holzsubstanz werden
mit dem Spuͤlwasser gemischt, oder 3 Mezen Holzsubstanz und 1 Mezen
Gerstenmehl, oder noch besser gleiche Quantitaͤten Holzsubstanz und
Kleie.
Zum Maͤsten der Ferkel werden Gerstenmehl und
Holzsubstanz in gleichen Quantitaͤten mit dem Spuͤlwasser
gemischt.
Ferner gibt der Patenttraͤger ein Verfahren an, um Gras, Heu, Weizen-
oder Gerstenstroh, Bohnen- oder Erbsenstroh u.s.f. vor ihrer Anwendung als
Viehfutter zu behandeln. – Eine Quantitaͤt des Heues oder Strohes in
trokenem Zustande wird mit ihrem doppelten Gewichte frisch gemaͤhten Grases
vermengt und in eine mit einem Dampfgehaͤuse versehene Kufe gebracht. In das
Gehaͤuse wird Dampf eingelassen und nach 24 Stunden ist das Stroh mit der vom
Gras emporsteigenden Feuchtigkeit gesaͤttigt. Man laͤßt nun 6 bis 8
Stunden lang mittelst einer Saugpumpe einen Luftstrom durch die Kufe ziehen, wodurch
ein bedeutender Antheil der Feuchtigkeit weggeschafft wird und die so behandelte
Masse zum sofortigen Verbrauch oder zur Aufbewahrung fertig ist. (London Journal of arts.)
Versuche über den Nuzen des Abraupens.
Um den außerordentlich guten Erfolg des Abraupens wuͤrdigen und beurtheilen zu
koͤnnen, wie noͤthig es sey, diese Operation zur gehoͤrigen
Zeit und mit Sorgfalt vorzunehmen, moͤgen die Bemuͤhungen des Hrn. Chasseriau, pensionirten Schiffslieutenants im (franz.)
Departement der untern Charente, angefuͤhrt werden. Derselbe ließ am 25.
Sept. die Gehege, Gebuͤsche und Heken abraupen und sammelte die sichtbaren
Nester des gemeinen, Goldafter (Phalaena Chrysorrhoea)
genannten Nachtvogels. In drei Wochen beilaͤufig hatte er so viel beisammen,
daß er 16 große Saͤke damit anfuͤllen konnte, wovon jeder 1500
Wikelblattnester enthielt. Hr. Chasseriau hatte die
Geduld, diese Nester zu zerlegen, in welche das Schmetterlingsweibchen seine Eier
absezt und erhielt folgende Resultate:
1)
Ein Nest
von einer
Eiche vorsichtig
ausgenommen,
gab
490 Raupen
2)
–
–
Ulme –
–
–
310 –
3)
–
einem
Weißdornstrauch
–
–
295 –
4)
–
–
Brombeerstrauch
–
–
100 –
Nimmt man im Durchschnitt 300 Eier fuͤr das Nest an, so erhaͤlt man,
wenn man die 1500 Nester jedes Saks mit 300 multiplicirt, 450,000 Eier; nun waren es
aber 16 Saͤke, also macht die Summe der in drei Wochen vertilgten Eier
7,200,000 aus.
Hr. Chasseriau haͤlt es fuͤr besser, die
Abraupung sogleich nach dem Abfall der Blaͤtter vorzunehmen, als sie, wie es
das franzoͤsische Gesez vorschreibt, auf den Februar zu versparen. (Echo du monde savant, 1843, No. 14.)