Titel: | Beschreibung einer Maschine, um Dampfmaschinen-Cylinder vertical auszubohren, welche in der Maschinenfabrik von Cavé in Paris angewandt wird. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XX., S. 81 |
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XX.
Beschreibung einer Maschine, um
Dampfmaschinen-Cylinder vertical auszubohren, welche in der Maschinenfabrik von
Cavé in
Paris angewandt wird.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Dec. 1842 , S. 485.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Cavé's Maschine um Dampfmaschinen-Cylinder vertical
auszubohren.
Man wendet gewöhnlich zum Ausbohren von Dampfmaschinen-Cylindern oder
Pumpenstiefeln horizontale Bohrmaschinen an, welche eine ziemlich gute Arbeit
liefern; wenn man aber Stüke von sehr großen Dimensionen zu bearbeiten hat, so
gestattet das Gewicht der Bohrspindel, des Bohrkreuzes und des Cylinders selbst
nicht, eine hinreichend genaue Arbeit zu bekommen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen,
hat man verticale Bohrmaschinen construirt, welche in unseren großen
Maschinenfabriken erst seit einigen Jahren eingeführt sind. Bei dem einen wie bei
dem anderen Systeme steht der auszubohrende Cylinder fest, und das Bohrkreuz hat
zweierlei Bewegungen, nämlich eine ununterbrochen rotirende und eine geradlinige.
Die erste steht im Verhältnisse zum Durchmesser und überhaupt zur Beschaffenheit des
zu bearbeitenden Körpers; die zweite, welche immer sehr langsam ist, hängt von dem
Grade der Vollkommenheit, den man bei der Arbeit erreichen will, von der Festigkeit
der Maschine und der Meißel so wie von der disponiblen Triebkraft ab.
Die verticale Bohrmaschine, womit wir uns hier beschäftigen wollen, wird in den
Werkstätten des Hrn. Cavé benuzt, um Cylinder von
2 Meter Durchmesser und darunter, welche für die Dampfmaschinen der
transatlantischen und anderer Dampfboote bestimmt sind, auszubohren. Sie ist in
einer Cisterne, welche mit Baksteinen ausgemauert ist und gegen 6 Meter Tiefe und 4
Meter Durchmesser hat, aufgestellt; diese Cisterne ist mit einer Platte bedekt,
welche mit dem Boden der Werkstätte in einer Ebene liegt; eine Anordnung, welche,
indem sie Plaz gewinnen hilft, die einzelnen Theile des Mechanismus dem
verschiedenen Temperaturwechsel entzieht. Die Verrichtungen dieser Bohrmaschine sind
übrigens analog denjenigen aller anderen Maschinen, welche zu diesem Zwek gebaut
wurden.
Fig. 1 ist ein
verticaler Durchschnitt der Cisterne, in welcher der Apparat mit allen seinen
Theilen aufgestellt ist.
Fig. 2 ein
Theil der Bohrspindel oder der cylindrischen Achse, welche die Meißel trägt.
Fig. 3 ein
horizontaler Durchschnitt des nämlichen Stükes, worin die verticalen Ruthen zu sehen
sind, in welchen die Zugschrauben angebracht werden.
Fig. 4 ein
Grundriß jeder Hälfte der nämlichen Achse, aber in verschiedenen Höhen genommen.
Fig. 5 ein
verticaler Durchschnitt des Bohrkreuzes und seines Muffs.
Fig. 6 ein
Grundriß der Hälfte des Bohrkreuzes.
Fig. 7 Aufriß
und Grundriß des konischen Zapfens, um welchen sich die cylindrische Achse
dreht.
Fig. 8 ein
Grundriß und Aufriß eines mit einem Schlize versehenen Eisenstükes, womit der
auszubohrende Cylinder auf der Grundplatte fest gehalten wird.
Fig. 9 eine
Stüzschraube. Man hat deren mehrere im Vorrathe, sowohl für den unteren, als auch
für den oberen Theil des Cylinders, und sie dienen theils dazu, denselben in die
gehörige Lage zu bringen, theils dazu, ihm die gehörige Festigkeit zu geben.
Fig. 10 eine
Platte, in deren Mitte eine Schraubenmutter eingeschnitten ist, welche den mit dem
Gewinde versehenen Theil der vorigen Schraube aufzunehmen hat.
Fig. 11 der
Aufriß und Grundriß einer Schraubenmutter, welche in dem Bohrkreuze befestigt wird,
und in welcher die Zugschraube geht; auf der anderen Seite der Achse befindet sich
eine zweite solche Schraubenmutter.
Fig. 12
Räderwerk, welches die Zugschrauben bewegt.
Fig. 13
Lagerkappe, welche an dem oberen Theile der cylindrischen Achse befestigt wird und
den Zugschraubenkopf umgibt.
Fig. 14
Keile, welche dazu dienen, die Schraubenmuttern Fig. 11 in dem Bohrkreuze
zu befestigen.
Fig. 15
horizontale Ansicht des Apparates, welche zeigt, auf welche Art der Cylinder in der
Mitte der Cisterne gehalten wird, um ihm die nöthige Festigkeit zu geben.
Fig. 16
durchbrochene Grundplatte von Gußeisen, worauf der auszubohrende Cylinder ruht.
Fig. 17
Durchschnitt derselben nach der Linie AB in Fig. 16.
Fig. 18
Aufriß des oberen Steges, welcher die Bohrspindel in der Mitte des Cylinders
erhält.
Fig. 19
Grundriß desselben.
Fig. 20
Aufriß und Grundriß des Dekels, welcher den oberen Theil der Spindel umgibt.
Fig. 21 zwei
Ansichten eines Halsringes, der zum nämlichen Zwek bestimmt ist.
Fig. 22
Durchschnitt nach der Linie C, Fig. 16, eines Theiles
der Grundplatte; er zeigt das Loch, welches zur Aufnahme der Achse für das bewegende
Rad und Getriebe bestimmt ist.
Fig. 23 und
24
Durchschnitte von verschiedenen Theilen der Grundplatte.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Ansichten dieselben Theile.
A Cisterne, mit Baksteinen ausgemauert, welche die
Maschine und den Cylinder aufnimmt. B gußeiserne
Grundplatte, worauf der auszubohrende Cylinder ruht. C
massives Mauerwerk auf dem Grunde der Cisterne, welches dem ganzen Apparat als Basis
dient. In der Mitte ist eine Oeffnung gelassen, um den Zapfen und das bewegende Rad
darin anbringen zu können.
D Steg mit drei Armen, welcher an dem oberen Theile der
Cisterne befestigt und mit einer Höhlung versehen ist, um das Ende der Bohrachse
aufzunehmen. D' Dekel, welcher den oberen Theil der
Bohrspindel umgibt und sie gegen den Trog andrükt.
E Bohrspindel oder cylindrische Achse, welche das
Bohrkreuz trägt. Sie ist hohl gegossen und von Außen der ganzen Länge nach
abgedreht. Zwei verticale Höhlungen oder Rinnen F sind
in beiden Seiten der Achse angebracht, um die Zugschrauben aufzunehmen. G konischer Zapfen, welcher angestählt und genau in das
Ende der Achse eingepaßt ist. Er dreht sich in dem Spurtopfe H. I, I zwei lange Zugschrauben, welche an beiden Seiten der Bohrspindel
angebracht sind und den Zwek haben, das Bohrkreuz, je nachdem die Arbeit von Statten
geht, vorwärts zu bewegen. J, J Schraubenmuttern, durch
welche diese Schrauben gehen. Sie sind mittelst Keilen in dem Bohrkreuze
befestigt.
K Bohrkreuz, welches auf die Bohrspindel aufgestekt wird
und acht Meißel a, welche sich in gleicher Entfernung
von einander befinden, aufnimmt. Man drükt diese Meißel gegen die Wände des
auszubohrenden Cylinders, indem man die Schraube b
mittelst des Handgriffes c dreht. Befestigt werden sie
dann durch Stellschrauben. Dieses Bohrkreuz muß die drehende Bewegung der
Bohrspindel mitmachen und sich zugleich der Längenrichtung der Bohrspindel nach
verschieben, um den Meißeln die zweierlei Bewegungen mitzutheilen.
L auszubohrender Cylinder von 2 Meter Durchmesser. Er
ist auf die Grundplatte, und zwar in der Mitte der Cisterne, fest aufgeschraubt.
M, M Stüzschrauben, womit man den Cylinder centrirt. Sie
stüzen sich mit dem einen Ende gegen die Warzen d,
welche auf dem Cylinder angebracht sind; mit dem anderen Ende, das mit einem Gewinde
versehen ist, gehen sie durch Muttern e, welche an den
Platten f, die an den Wänden der Cisterne befestigt
sind, fest anliegen. Wenn man ein Stük Eisen durch das Loch g dieser Schrauben stekt, so kann man sie in ihren Muttern drehen, was sie
nach Bedürfniß verlängert oder verkürzt. Man wiederholt diese Operation an allen
übrigen Schrauben, welche in hinlänglich großer Anzahl um den Cylinder herum
angebracht sind und gelangt dadurch dahin, den Cylinder zu centriren und ihn fest an
seiner Stelle zu erhalten.
N Querstüke, welche mit einem Schlize versehen sind und
denselben Zwek haben, wie obige Schrauben. Sie stüzen sich mit der einen Seite auf
den Cylinderrand h, mit der anderen auf einen Vorsprung
des Cisternengemäuers und werden mittelst Mutterschrauben, welche durch die Schlize
gehen, fest angezogen. Auf diese Weise erhält man die nöthige Befestigung für das
auszubohrende Stük – eine Bedingung, welche nothwendig erfüllt seyn muß, wenn
die Arbeit gut von Statten gehen soll.
O Fußboden der Werkstätte, welcher die Cisterne bedekt.
Man hebt ihn eben so wie den Steg D hinweg, wenn man
einen Cylinder einsenken oder herausnehmen will – eine Operation, welche
mittelst eines Flaschenzuges, der an die Deke der Werkstätte angehängt wird, leicht
auszuführen ist.
Fortpflanzung der Bewegung. – P liegende Achse mit zwei Riemenscheiben Q, welche ihre Bewegung von einer Dampfmaschine
erhalten.
R verticales Winkelrad, welches auf der Achse P befestigt ist und in ein zweites Winkelrad S eingreift, das an dem oberen Ende einer Triebstange
T befestigt ist, die sich in einem Spurtopfe U dreht. Diese Triebstange, welche durch Führungen, die
an dem Mauerwerk der Cisterne befestigt sind, sezt, trägt ein Getriebe V, welches in ein horizontales Rad X eingreift, auf dessen Achse das Getriebe Y befestigt ist, welches das große Triebrad Z in Bewegung sezt, das mit der Bohrspindel fest
verbunden ist, so daß sich leztere mitdrehen muß. Der obere Zapfen i der Bohrspindel theilt seine Bewegung einem Getriebe
mit, das die Räder A', A' dreht, welche auf dem oberen
Theile der Zugschrauben I, I befestigt sind. Diese,
indem sie sich in ihren Muttern drehen, machen die Meißel langsam abwärts steigen,
je nachdem die Arbeit von Statten geht.
Verrichtungen des Apparates. – Der Cylinder wird
zuerst mit seinem unteren Rande auf die Fundamentplatte gestellt; dann richtet man ihn durch die
Stüzschrauben M, indem man die einen anzieht, die
anderen nachläßt, bis man sieht, daß sein innerer Durchmesser so viel als möglich
mit der Bohrspindel concentrisch ist. Ist der Cylinder nun so centrirt und an seinem
unteren Ende gut befestigt, so wird er auch noch an seinem oberen Theile durch
eiserne Stüzen gut verstrebt.
Hierauf bringt man die Bohrspindel mit ihrem Bohrkreuze an ihren Plaz; nachdem man
sie durch den Dekel D' gehörig befestigt und die
Stellung der Meißel in ihren Büchsen, wo sie durch Stellschrauben gut befestigt
werden, regulirt hat, sezt man dann die Maschine in Bewegung. So groß auch die
Anzahl der Meißel, welche an dem Umfange des Bohrkreuzes sich befinden, seyn mag, so
ist es doch immer wesentlich, sie so zu stellen, daß die Arbeit unter sie vertheilt
wird. So sind die ersten, welche vorschneiden müssen, weniger gegen den Umfang
hinausgerükt; auch müssen sie ein wenig tiefer stehen. Diese ersten Meißel sind es,
welche sich am meisten abnüzen; aber indem sie denjenigen, welche folgen, weniger
Arbeit übrig lassen, können leztere das Ausbohren besser vollenden und die Arbeit
vollkommener machen. Um die Fläche zu schlichten und sie vollkommen glatt zu machen,
ist der lezte Meißel, anstatt mit einer Spize zu schneiden wie die ersten, im
Gegentheil abgerundet, und hat die Form eines Schlichtmeißels für Dreher. Diese
Einrichtung, welche wesentlich ist, vorzüglich bei großen Cylindern, wo oft sehr
viel herausgebohrt werden muß, erspart ein zweites Ausbohren (Nachbohren).
Um zu verhüten, daß die Bohrspäne, welche sich beim Ausbohren erzeugen, auf den Grund
der Cisterne fallen, den sie verschütten würden, bringt man unter dem Cylinder und
auf der Bodenplatte B eine die Bohrspäne auffangende
Blechplatte an, welche man von Zeit zu Zeit wegnimmt, um die Späne zu entfernen.
Um die geradlinige Bewegung des Bohrkreuzes hervorzubringen, welche mit einer
gleichmäßigen, aber sehr schwachen Geschwindigkeit und in bestimmter Beziehung mit
der rotirenden Bewegung stattfinden muß, hat Hr. Cavé folgende Anordnung getroffen:
Das Rad B'', Fig. 1 und 12, ist fest auf dem
Zapfen i, der mit der Bohrspindel E zusammenhängt. Dieses Rad macht also eben so viele Umdrehungen als die
Bohrspindel. Das Rad B' ist frei auf dem Zapfen i, aber es hängt mit dem Getriebe D'' zusammen, welches die zwei Räder A', A'
bewegt, die auf den Obertheilen der Schrauben I, I
befestigt sind. Die zwei Getriebe C', C'' sind
miteinander verbunden und haben dieselbe Zähnezahl.
Um nun nach und nach das Bohrkreuz K abwärts zu bewegen,
müssen die zwei Schrauben I, I unabhängig von ihrer
Bewegung um die
Hauptachse der Maschine, eine rotirende Bewegung um ihre eigenen Achsen
erhalten.
Auch ist offenbar, daß, wenn das mittlere Getriebe D''
genau eben so viele Umdrehungen machte, als die Bohrspindel E, das Rädersystem A', D'', A' zusammen die
Bewegung von E theilen, aber die Schrauben I, I zu keiner Drehung um ihre eigenen Achsen
veranlassen würde.
Der Zwek des Rädersystemes B', B'' ist, dem Getriebe D'' eine Anzahl von Umdrehungen zu geben, welche etwas
größer ist, als die Zahl der Umdrehungen der Bohrspindel E, damit die Räder A', A' von dieser Differenz
ihre eigene drehende Bewegung erhalten. Um diesen Zwek zu erreichen, gibt man dem
Rade B'' einen Zahn mehr als dem Rade B', zum Beispiel 60 und 59. Da die Getriebe C', C'' gleich sind, so wird das Rad B', welches sich frei um den Zapfen i dreht, 60 Umdrehungen machen, während die Achse E nur 59 macht, und das Getriebe D'', welches bei 60 Umdrehungen eine Umdrehung voraus hat, wird den Rädern
A', A' die nöthige Bewegung geben, um die zwei
Schrauben zu drehen.