Titel: Verbesserte Schraubenkluppe, patentirt für Jos.Whitworth und Comp.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XXVI., S. 111
Download: XML
XXVI. Verbesserte Schraubenkluppe, patentirt fuͤr Jos.Whitworth und Comp. Aus dem Mechanics' Magazine, 1842, No. 1007. Mit Abbildungen auf Tab. II. Whitworth's verbesserte Schraubenkluppe. Bekanntlich schneidet die gewöhnliche Schraubenkluppe die Schrauben keineswegs vollkommen; der Schraubengang ist nicht nur immer unregelmäßig, sondern hat auch nie die richtige Steigung; ferner ist er wegen der auf das Metall ausgeübten Gewalt immer mehr oder weniger angeschwollen, so daß der Durchmesser der Schraube oft beträchtlich größer ist als jener der blanken Spindel, auf welcher das Gewinde eingeschnitten wurde. Deßhalb ist es ungemein schwierig, Schraubenspindel und Mutter sogleich aufeinander passend zu bekommen, was oft erst nach vielem Aufwand von Zeit und Mühe gelingt. Natürlich können die Schrauben auch nie die Stärke und mechanische Kraft haben, welche sie haben müßten, wenn die Gänge richtig und rein geschnitten wären. Die bezeichneten Fehler modificiren sich mannichfach nach der Größe des Schraubenbohrers, womit die Baken geschnitten werden. Wurden die Baken mit einem Schraubenbohrer geschnitten, dessen Durchmesser um das Doppelte der Schraubengang-Tiefe größer ist als der Durchmesser der Spindel, welche mit einem Gewinde zu versehen ist, so werden sie anfangs sehr gut wirken, aber im Verlauf der Operation in ihrer Wirkung wankend und unsicher werden. Wurden sie hingegen mittelst eines Schraubenbohrers von gleicher Größe wie die Spindel geschnitten, so fällt der Gang gleich von Anfang an unrichtig aus. Solche Baken berühren die Spindel nur mit den Spizen der äußeren Kanten, wie Fig. 74 zeigt; auch haben sie weder eine hinreichende Führung, noch liegen sie stätig an, es sey denn daß das Gewinde beinahe schon vollendet worden ist. Nicht selten wendet man Schraubenbohrer von mittlerer Große an, wo dann die Baken die Fehler der zwei erwähnten Fälle in modificirtem Grade vereinigen müssen. Bei unserer Schraubenkluppe fallen diese Mängel ganz weg und die Baken wirken vom Anfang der Operation bis zu ihrer Beendigung gleich vortheilhaft fort. Sie sind mittelst eines Schraubenbohrers geschnitten, welcher um das Doppelte der Gangtiefe größer ist als die blanke Spindel; während ihre Form im Allgemeinen und die Richtung, in welcher sie vorwärts bewegt werden, der Art sind, daß sie ihre Schneidekraft und die Stätigkeit ihrer Wirkung bis zur vollen Tiefe des Schraubengangs ungeschwächt beibehalten. Diese verbesserte Schraubenkluppe ist in Fig. 73 abgebildet. A ist die obere Platte, durch Schrauben a, a, a befestigt; B ist ein stationärer Baken; C, C sind bewegliche Baken; D ist ein verschiebbares Stük mit schiefen Ebenen b, b zur Bewegung der Baken; E ist eine Schraubenmutter, um das Stük D anzuziehen. Das Innere der Schraubenkluppe ist durch punktirte Linien angedeutet. Nachdem die Baken, wie oben erwähnt, mittelst eines Schraubenbohrers von vollständiger Größe geschnitten worden sind, ist die Krümmung an ihren äußeren Rändern der Krümmung der durch sie mit einem Schraubengewinde zu versehenden Spindel gleich; sie liegen daher schon bei Anfang des Ganges mit allen Punkten ihrer Krümmung der Spindel an und die durch sie erzeugten Eindrüke sind eine genaue Copie von den Gängen der Baken. Die eingebissenen Theile dienen den Baken als sicherer Führer beim Schneiden um die Spindel herum. Eine Furche im fixen Baken B erleichtert die Operation. Vier schneidende Kanten wirken gleichzeitig an beinahe gleich weit abstehenden Punkten des Umfanges, so daß durch etwas über 1/4 Umdrehung der Gang vollständig um die Spindel herum geführt ist. Nachdem der Gang einmal angefangen ist, dienen die stationären Baken hauptsächlich als Führer und Widerhalt für die beweglichen Baken. Leztere haben eine eigenthümliche Form und Richtung. Die Richtung eines gewöhnlichen Schneidebakens geht notwendig nach der Achse der Schraubenspindel hin; bei unserer Schraubenkluppe aber ist die Richtung der beweglichen Baken jene zweier Ebenen, welche sich hinter dem Mittelpunkte der Kluppe in einer Linie begegnen, die zur Achse der Schraubenspindel parallel und beträchtlich hinter derselben ist. Diese Richtung ist durch die Veränderung bedingt, welche in der relativen Stellung der Schraubenspindel eintritt, während das Gewinde tiefer eingeschnitten wird. Da einer der drei Baken stationär ist, so muß sich die Stellung der Schraubenspindel in Beziehung zu den zwei anderen nothwendig beständig ändern, weßhalb, wenn diesem nicht entgegengewirkt würde, die schneidenden Enden nicht weit genug hervorstehen könnten. Indem man ihnen aber die vorher erwähnte Richtung gibt, ist das gehörige Hervorstehen ungeachtet der Stellungsveränderung der Spindel gesichert. Leztere in Verbindung mit der Excentricität der Schneidbaken hindert deren Wirkung durchaus nicht, sondern unterstüzt sie wesentlich. Der zulezt gebildete Schraubengang wird hiedurch mit den Schneidbaken bis zu einiger Entfernung hinter ihren schneidenden Kanten in Berührung erhalten und bietet ihnen somit während der ganzen Operation dieselbe Unterstüzung, welche sie vom Anfang an finden, wo, wie früher bemerkt wurde, die von ihren äußeren Enden erzeugte Curve mit jener der Schraubenspindel zusammenfällt. Diese andauernde Unterstüzung, welche zur Gleichförmigkeit ihrer Wirkung nöthig ist, könnte ohne eine Aenderung in der Stellung der Schraubenspindel nicht erreicht werden. Unsere Schraubenkluppe erheischt nur die Hälfte der Kraft, welche beim Arbeiten mit der gewöhnlichen Kluppe erfordert wird. Die inneren Eken der beweglichen Baken (welche beim Ausschneiden des Metalls hauptsächlich wirken) sind zu einem spizen Winkel ausgefeilt, weßhalb sie ungemein leicht angreifen, ohne das Gewinde im Geringsten zu verdrehen, während sie Späne wie beim Schraubenschneiden auf der Drehbank wegnehmen; wenn sie abgenuzt sind, schärft man sie auf einem Schleifstein. Eine praktische Schwierigkeit beim Gebrauch der Schraubenkluppe entsprang bisher aus der Abnuzung des Bohrers und der Baken. Der Bohrer nimmt im Durchmesser ab und macht daher das Loch zu klein, während bei den Baken die entgegengesezte Wirkung eintritt, welche, unfähig dem Gang die volle Größe zu geben, die Schraube zu groß lassen. Das einzige Mittel Beidem zu begegnen, so daß Mutter und Spindel genau aufeinander passen, besteht darin, die Baken vorwärts zu treiben, bis sie den Durchmesser der Spindel verhältnißmäßig vermindert haben. Dieß kann nach dem vorher Gesagten bei gewöhnlichen Kluppen natürlich nicht geschehen, ohne dem Schraubengang zu schaden; bei unserer Schraubenkluppe läßt es sich aber ohne Nachtheil bewerkstelligen. Damit der Durchmesser der Schraube nicht unversehens zu klein gemacht werde, sind an den Seiten der Mutter E Ziffern eingeschlagen, um anzuzeigen, wenn das Gewinde tief genug ist.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II