Titel: | Ueber die Bereitung des englischen Calomels; von Hrn. Calvert. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XXXVI., S. 146 |
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XXXVI.
Ueber die Bereitung des englischen Calomels; von
Hrn. Calvert.
Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1843, S.
121.
Calvert, über die Bereitung des englischen Calomels.
Ich will im Folgenden das Verfahren, wie man in London den höchst fein zertheilten
Calomel bereitet, genau beschreiben. Hr. Soubeiran hat
allerdings das Princip dieser Darstellungsweise entdekt und das Folgende ist daher
eigentlich nur eine Ergänzung des von ihm (im polytechnischen Journal Bd. LXXXVII. S. 209) beschriebenen
Verfahrens. Die Grundidee beider Methoden besteht darin, einen großen Raum zu
wählen, damit sich die Luft zwischen die Calomeltheilchen legen und dieselben
verhindern kann sich zusammenzuballen; ferner diese Theilchen lange genug suspendirt
zu erhalten, damit sie sich beim Erkalten nicht vereinigen und Krystalle bilden
können.
Der Apparat, welchen man in England anwendet, besteht aus einem eisernen Cylinder von
75 Centimeter (2' 3'' 8''' Länge und 30 Centimeter (11'') Durchmesser, welcher an
einem Ende mit einem Dekel verschlossen ist, wie die zur Bereitung der Salzsäure (im
Großen) dienenden Cylinder. Durch diese Oeffnung werden die zur Bereitung nöthigen
Substanzen hineingebracht. Das andere Ende ist mit einer Art Hals oder Verengerung
versehen, welche 15 Centimeter (5'' 6''') Länge und 15 Centimeter im Durchmesser
hat, folglich so weit ist, daß durch die Verdichtung der Calomeldämpfe keine
Verstopfung eintreten kann. Die Verengerung des Cylinders mündet in gerader Linie in
der Innenwand einer Kammer aus, welche aus Ziegelsteinen aufgeführt und innerlich
mit Kalksteinplatten von einer gewissen Zähigkeit und ziemlich glatter Oberfläche
ausgelegt ist. Diese Kammer ist 2,06 Meter (6' 4'') hoch und 1,33 Meter (4' 1'')
breit; der Boden derselben ist etwas geneigt und in einer ihrer Seitenwände befindet
sich eine Thüre, um das fertige Product herausnehmen zu können. Der Cylinder liegt
in der Mitte des Ofens, so daß er, wie noch ein Theil der Verengerung, von der
Flamme ganz umgeben ist; ein Cylinder ist zwekmäßiger als eine Retorte, weil er sich
gleichförmiger erhizt.
Man bringt in den Cylinder versüßtes Queksilber, welchem man etwas Aezsublimat
zusezte, damit dieser an das etwa vorhandene, durch theilweise Zersezung des
Queksilberchlorürs frei gewordene Queksilber, Chlor abgibt. Dieß kann jedoch
umgangen werden, wenn man statt des versüßten Queksilbers die zur direkten Erzeugung
desselben erforderlichen Substanzen in gehörigem Verhältnisse nimmt; man erhält dann einen so reinen
Calomel, daß man ihn nur ein einzigesmal auszuwaschen braucht.
Ich konnte anfangs nicht wohl glauben, daß ein eiserner Cylinder hiezu tauglich wäre,
weil ich eine Zersezung des Calomels und die Bildung von Eisenchlorid befürchtete,
dessen Dämpfe das Product verunreinigen würden. Bei näherer Betrachtung aber findet
man, daß dieser Körper in so großer Hize, wie sie nöthig ist, um einen Apparat, der
mehrere Kilogramme Ingredienzien zur Calomelbildung enthält, in Gang zu sezen, sich
nicht wohl bilden kann. Es gibt übrigens in der Technik mehrere Belege dafür, daß
die eisernen Cylinder bei weitem nicht so leicht angegriffen werden, wie man
theoretisch voraussezen möchte.