Titel: | Beschreibung einer Maschine zum verticalen Durchbohren und Ausbohren von Metallstüken, welche in der Maschinenfabrik des Hrn. Cavé in Paris angewandt wird. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XXXIX., S. 161 |
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XXXIX.
Beschreibung einer Maschine zum verticalen
Durchbohren und Ausbohren von Metallstuͤken, welche in der Maschinenfabrik des
Hrn. Cavé in
Paris angewandt wird.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Dec. 1842, S. 489.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Beschreibung einer Maschine zum verticalen Durchbohren von
Metallstüken.
Man hat verschiedene Mittel gesucht und ausgeführt, um Gußeisen und Eisenbleche zur
Fabrication von Dampfkesseln und zu anderen Zweken schnell zu durchbohren. Da diese
Metalle gewöhnlich sehr dicht sind, um beträchtlichen Druk aushalten zu können, so
erfordern sie nothwendig sehr kräftige und dauerhafte Apparate. – Die ersten
Maschinen, welche man zu diesem Zwek erfand, wurden durch Menschenkraft bewegt, mit
Hülfe von langen, starken Hebeln, welche man in die Höhe hob und dann sehr schnell
niederdrükte. Von solcher Art ist die Maschine des Hrn. Pihet, deren Beschreibung S. 73 im 27sten Jahrgang des Bulletin mitgetheilt wurde. Sie wirkt durch Stoß, das
Loch wird durch einen harten stählernen Stempel hervorgebracht. Die Maschine, welche
in den Werkstätten des Hrn. Calla gebraucht wird und
deren Beschreibung und Zeichnung man S. 10 im 29sten Jahrgang des Bulletin findet, arbeitet nach Art der Bohrer und läßt
den Bohrer mit Hülfe eines Hebels, welcher durch eine Schnur bewegt wird, gegen das
zu durchbohrende Stük drüken; die Schnur wird um eine kleine Trommel gewikelt,
welche der Arbeiter dreht.
Die Maschine des Hrn. Cavé ist nicht allein dazu
bestimmt, Löcher durch Schmiedeisen, Gußeisen und Messingstüke zu bohren, sondern
auch diese Löcher auszufräsen. Sie bietet den Vortheil dar, daß sie, da sie nur auf
einer einzelnen Säule steht, überall hin in den Werkstätten transportirt werden
kann; ihre Grundplatte ist solid genug, um ein Befestigen an ihrem oberen Theile
unnöthig zu machen. Die drehende Bewegung wird der Bohrspindel durch einen Riemen
mitgetheilt und zwar mittelst eines Conus, welcher aus Riemenscheiben von
verschiedenen Durchmessern besteht; der Druk oder die geradlinige Bewegung der
Bohrspindel wird mit Hülfe einer Zugschraube und eines Räderwerkes hervorgebracht.
Dieser Druk, der sich nach der Drehungsgeschwindigkeit der Bohrspindel richten muß,
wird durch den Arbeiter hervorgebracht, der ihn regulirt, nämlich verstärkt oder vermindert, je nachdem
es die Beschaffenheit des zu durchbohrenden Gegenstandes, die Gestalt des Bohrers
etc. erheischt. Wenn die Maschine zum Ausfräsen eines Loches verwendet wird, so wird
die geradlinige Bewegung des Werkzeuges durch die Bewegung der Hauptachse selbst
hervorgebracht, welche ein Rädersystem trägt, das mit einer Zugschraube in
Verbindung steht. Da der Bohrtisch horizontal liegt, so kann das zu durchbohrende
Stük leicht centrirt und an seinem Plaz festgehalten werden.
Fig. 1 ist ein
Aufriß der Bohrmaschine.
Fig. 2 eine
Seitenansicht derselben.
Fig. 3 ein
verticaler Durchschnitt durch die Mitte der Säule und des Bohrtisches.
Fig. 4 ein
Grundriß der Maschine.
Fig. 5 ein
Grundriß des Rädersystems, welches das Werkzeug abwärts bewegt; dieser ist in einem
größern Maaßstab gezeichnet.
Fig. 6 ist
eine von Hrn. Calla projectirte Vorrichtung, um die
Drehungsgeschwindigkeit der Bohrspindel zu vermehren oder zu verringern.
In allen Figuren bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Gegenstände.
A Gestell der Maschine, über welches eine hohle Säule
B vorsteht, welche die Bohrspindel trägt, so wie den
Mechanismus zum Drehen derselben und den Mechanismus, welcher die Bohrspindel in
gerader Linie bewegt.
C Grundplatte, welche einestheils durch Träger, die mit
dem Gestell aus einem Stüke sind, anderntheils durch eine kleine Säule getragen
wird.
D Bohrspindel, in welche man entweder einen Bohrer
befestigt, oder einen Meißelträger, um durchbohrte Stüke auszufräsen.
E kreisförmige Platte, welche an mehreren Stellen
durchbohrt und mit Schlizen versehen ist, die von dem Mittelpunkte aus gegen die
Peripherie hingehen, um auf diese Weise die zu durchbohrenden Stüke zu
befestigen.
F verticale Achse, welche durch die Mitte der Platte
geht und um welche leztere sich drehen läßt.
G horizontales Winkelrad; es ist aus einem Stüke mit
einer Hülse, welche auf die Achse D aufgeschoben ist. Es
wird bewegt durch ein Winkelgetriebe H, welches auf dem
Ende einer horizontalen Achse I befestigt ist, die durch
einen Muff J sezt. Dieser Muff trägt einen Conus oder
eine Riemenscheibe mit drei Durchmessern K, um der
Bohrspindel verschiedene Geschwindigkeiten geben zu können.
Um diesen Conus von der Achse I abhängig zu machen,
bewegt man einen
Einrükhebel, welcher mit einem Handgriffe versehen ist und sich um den Mittelpunkt
a dreht. An dem einen Ende des Einrükhebels ist ein
flaches Zwischenstük b angebracht, das mit einem
Halsringe c in Verbindung ist, in welchem sich der Muff
J drehen kann. Dieser Muff trägt ein Kreuz d, dessen Vorsprünge e, e in
Eingriff kommen mit den Armen eines zweiten Kreuzes M,
welches auf der Achse I gut befestigt ist.
Man sieht leicht ein, daß wenn der Hebel in der in Fig. 3 gezeichneten
Stellung sich befindet, der Conus K sich frei um seine
Achse drehen kann; sobald aber der Muff J gegen das Ende
der Achse geschoben wird, findet die Einrükung statt.
Der Druk des Bohrers auf das zu durchbohrende Stük wird mit Hülfe einer langen
Triebstange N hervorgebracht, welche an ihrem unteren
Ende mit einer Kurbel versehen ist, die der Arbeiter dreht. An dem oberen Ende
dieser Triebstange befindet sich ein verzahntes Rad f,
welches ein zweites Rad g bewegt, dessen Nabe als Mutter
für die Zugschraube O dient, die mit einem Rahmen P versehen ist, um die verticale Richtung beizubehalten.
Indem man die Triebstange N dreht, bewegt das
Rädersystem die Zugschraube und bewirkt so ihr Niedersteigen, so wie dasjenige der
Bohrspindel.
Soll die Maschine zum Ausfräsen dienen, so wird die langsame, allmählich abwärts
gehende Bewegung des Bohrmeißels durch die Bohrspindel selbst hervorgebracht. Zu
diesem Zwek ist dieselbe mit einem Getriebe h versehen
ist, welches ein Rad i treibt, auf dessen Achse ein
anderes Rad k befestigt ist. Dieses Rad bewegt das Rad
l, das auf der Zugschraube O befestigt ist und veranlaßt sie, so wie die Bohrspindel D und mit ihr den Bohrmeißel, eine verticale Bewegung
anzunehmen.
Die von Hrn. Calla projectirte Vorrichtung, welche in Fig. 6
dargestellt ist, hat den Zwek, das Einrüksystem in Fig. 2 entbehrlich zu
machen. Anstatt daß sich der Conus K um die Achse I dreht, ist er fest mit ihr verbunden. Man kann ihre
Drehungsgeschwindigkeit verringern, wenn man den Conus auf die Achse S aufstekt und das Getriebe Q mit dem Rade R in Eingriff bringt, was sich
mit Hülfe eines einfachen Hebels leicht bewerkstelligen läßt, das Getriebe Q auf der Achse S
verschiebbar ist.