Titel: | Ueber die Elektricität der Dampfkessel; von Dr. M. Faraday. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LVII., S. 226 |
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LVII.
Ueber die Elektricitaͤt der Dampfkessel;
von Dr. M.
Faraday.
Aus der Literary Gazette vom 15. April
1843.
Faraday, über die Elektricität der Dampfkessel.
Hr. Faraday suchte durch eine Reihe von Versuchen die
Quelle der Elektricität zu erforschen, welche sich beim Austritt des Hochdrukdampfes
aus den ihn enthaltenden Gefäßen zeigt. Er fand mittelst geeigneter Apparate, daß
bei dem Ausströmen reinen Dampfes niemals Elektricität erzeugt wird und sich solche
nur dann zeigt, wenn zu gleicher Zeit Wasser zugegen ist; er schließt hieraus, daß
die Elektricität nur durch die Reibung der Wasserkügelchen an den Wänden der
Oeffnung oder an den sich ihrem Durchgange widersezenden Körpern entsteht. Diesem
entsprechend fand er die Elektricität auch an Quantität zunehmend, wenn der Druk und
die Ausströmungsgeschwindigkeit des Dampfes erhöht wurde. Die unmittelbare Wirkung
dieser Reibung war in allen Fällen, daß der Dampf oder das Wasser positiv, die
festen Körper jeder Art aber negativ wurden. Unter gewissen Umständen jedoch, z.B.
wenn ein Draht in einiger Entfernung von der Oeffnung, aus welcher der Dampf
austritt, in den Strom
desselben gebracht wird, zeigt der feste Körper die von dem Dampfe schon
aufgenommene positive Elektricität, deren Recipient und Leiter er bloß ist. Auf
gleiche Weise können die Resultate durch die Gestalt, die Beschaffenheit und die
Temperatur der Canäle, durch welche der Dampf hindurch muß, sehr verschieden
ausfallen. Wärme, indem sie die Verdichtung des Dampfes zu Wasser verhindert,
verhindert auch die Entwikelung von Elektricität, welche dagegen durch Abkühlung der
Canäle (wobei das Wasser, welches zum Hervorbringen dieser Wirkung erforderlich ist,
wieder hergestellt wird) sogleich wieder auftritt. Die Entwikelung der Elektricität
ist ferner abhängig von der Beschaffenheit der in Bewegung befindlichen Flüssigkeit,
namentlich hinsichtlich ihrer Leitungsfähigkeit. Wasser erregt nur Elektricität,
wenn es rein ist; sezt man ihm irgend ein auflösliches Salz oder eine Säure zu, auch
nur in kleiner Menge, so genügt dieß, diese Eigenschaft aufzuheben. Zusaz von
Terpenthinöhl hingegen bewirkt die Entwikelung der entgegengesezten Elektricität von
jener, welche das Wasser erregt; Faraday erklärt dieß
dadurch, daß die kleinen Wassertheilchen oder Kügelchen alle einen Oehlüberzug in
Gestalt einer dünnen Haut erhalten, so daß die Reibung nur zwischen dieser äußeren
Haut und dem Metall, dessen Oberfläche entlang die Kügelchen sich bewegen,
stattfindet. Eine ähnliche, jedoch bleibendere Wirkung hat Baumöhl, welches sich
nicht, wie das Terpenthinöhl, schnell verflüchtigt. Gleichen Erfolg erhielt man,
wenn man einen Strom comprimirter Luft statt des Dampfes anwandte. War Feuchtigkeit
vorhanden, so zeigte sich der feste Körper negativ und der Luftstrom positiv
elektrisch; wenn die Luft aber vollkommen troken war, so konnte keiner Art
Elektricität wahrgenommen werden. Endlich wurden trokene Pulver verschiedener Art in
den Luftstrom gebracht; die Resultate waren hier nach der Natur der Körper und
anderen Umständen verschieden.