Titel: | Ueber den Einfluß der allgemeinen Schwere (Gravitation) auf das Gewicht der Schiffsladungen in verschiedenen Breiten. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LVIII., S. 227 |
Download: | XML |
LVIII.
Ueber den Einfluß der allgemeinen Schwere
(Gravitation) auf das Gewicht der Schiffsladungen in verschiedenen Breiten.
Aus dem Philosophical Magazine, April 1843, S.
326.
Einfluß der Gravitation auf das Gewicht der
Schiffsladungen.
In einem Artikel des Law Magazine No. 32 wird bemerkt:
„Die Güter müssen der Anzahl, dem Gewicht
oder dem Maaße nach der Angabe des Frachtbriefs entsprechend abgeliefert werden.
Von der Richtigkeit der Anzahl kann man sich leicht überzeugen; in andern Fällen wägt man die
Güter auf der königlichen oder öffentlichen Waage, oder läßt sie von
öffentlichen Messern, wo es deren gibt, messen. Nicht selten aber stimmen die
erhaltenen Resultate mit den Angaben des Frachtbriefs nicht überein, und es ist
nicht immer leicht zu bestimmen, ob ein Abgang durch Ursachen herbeigeführt
wurde, welche theils unvermeidlich sind, theils mit der Natur der Waare
zusammenhängen, wie z.B. durch Verdunstung, Erschütterung, Druk und dergleichen,
oder ob dafür dem Eigenthümer die Verantwortlichkeit zukömmt. Jedenfalls aber
soll dem Wechsel in Gewicht und Maaß sowohl, als in Masse und Schwere, welchem auf einer großen Reise viele Waaren
nothwendig unterworfen sind, großer Spielraum gelassen werden.“
Nun ist es wohl bekannt, daß alle Körper von der Schwerkraft afficirt werden und
diese in Folge davon, daß die Erde ein an beiden Polen flach gedrüktes Sphäroid ist,
in verschiedenen Breiten wechseln muß. Nimmt man das Verhältniß der Achse dieses
Sphäroids zu seinem Aequatordurchmesser = 229 : 230 an, so verhält sich die
Gravitation am Aequator zu jener am Pole = 230 : 231; und überhaupt ist die
Gravitation am Aequator zur Gravitation irgend eines andern Orts, dessen Breite l, = 230 : 230 + sin²l. Daraus folgt, daß die
Gravitation an einer Stelle der Breite l zu derjenigen
einer Stelle der Breite l' sich verhält wie 230 + sin²l : 230 + sin²l'. Ist nun W das Gewicht eines Körpers in der Breite l und W' das Gewicht
desselben Körpers in der Breite l', so ist
Textabbildung Bd. 88, S. 228
dem Gewicht des Körpers an der Stelle, dessen Breite l' ist.
Es sey l = 51°32' die Breite Londons, so ist sin²l = 0,61304 und
der constante Nenner obigen Bruches 23061304; das Verfahren den Zähler zu erhalten
ist einleuchtend und den Multiplicator in der TabelleDer Einsender dieses Artikels berechnete nach dieser Formel eine Tabelle,
welche aber in unserm Original wegen Mangel an Raum nicht mitgetheilt
wurde. erhält man durch Dividiren des einen mit dem andern. Wenn nun das Gewicht
einer Waare in London W ist, so findet man ihr Gewicht
an irgend einem andern Orte durch Multiplication von W
mit dem Decimal-Multiplicator, welcher in der erwähnten Tabelle dem zunächst
liegenden Grade entspricht.
Erstes Beispiel. – Wenn eine Schiffsladung in London 1000 Tonnen beträgt, was
ist ihr Gewicht zu Moskau, 55°45' Breite?
Der 56° entsprechende Multiplicator ist 1,000321, was mit 1000 multiplicirt
1000,321 Tonnen, oder 1000 Tonnen 6 Cntr. 1 Qr. 19 Pfd. gibt, so daß die
Zunahme oder der Gewichts-Unterschied 6 Cntr. 1 Qr. 19 Pfd. beträgt.
Zweites Beispiel. – Eine Schiffsladung wiegt zu London 500 Tonnen, was wiegt
sie zu Madras, 13°4' Breite?
Der Decimal-Multiplicator von 13° ist 0,99756112 und gibt, mit 500
multiplicirt, 498,78056 Tonnen, so daß in Madras die Ladung 1 Tonne 4 Cntr. 1 Qr. 15
5/10 Pfd. weniger beträgt als zu London.