Titel: | Ueber Tithonotypie oder die Kunst Daguerre'sche Lichtbilder zu vervielfältigen; von Dr. J. W. Draper. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXIV., S. 304 |
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LXXIV.
Ueber Tithonotypie
oder die Kunst Daguerre'sche Lichtbilder zu vervielfaͤltigen; von Dr. J. W. Draper.
Aus dem Philosophical Magazine, Febr. 1843, S.
365.
Draper, über Tithonotypie.
Dr. Brewster hat zuerst
gezeigt, daß die Perlmutter-Farben auf jede nachgiebige Fläche abgedrukt
werden können; dasselbe kann auch mit den Daguerre'schen Lichtbildern geschehen.
In einer früheren Abhandlung habe ich schon bemerkt, daß wenn man einen Schleim von
arabischem Gummi auf einem gewöhnlichen Daguerre'schen Lichtbild eintroknen läßt,
dasselbe, nachdem es sich abgelöst hat oder abgesprungen ist, die weißen Stellen des
Bildes mitnimmt; ferner, daß russische Hausenblase, welche man auf ähnliche Weise
darauf eintroknen läßt, dasselbe thut und sogar die gelbe Jodschicht abzieht, wenn
sie nicht vorher beseitigt worden ist.
Diesem kann ich jezt beifügen, daß wenn man auf einem Lichtbilde, welches vergoldet
wurdeNämlich Fizeau's Methode, welche im polyt. Journal
Bd. LXXVIII S. 61. beschrieben
ist. A. d. R. und daher nicht mehr zu beseitigen ist, eine Schichte Hausenblase eintroknen
läßt, dieselbe nach dem freiwilligen Ablösen auf ihrer Oberfläche einen vollkommenen
Eindruk der Zeichnung zeigt, worin die kleinsten Linien und Punkte nicht fehlen,
sondern alle Details wunderschön wiedergegeben sind. Von derselben Platte läßt sich
eine Reihe solcher Eindrille oder Abdrüke nehmen. Die darauf befindlichen Bilder
kann man entweder mittelst reflectirten oder durchgehenden Lichts sehen, im ersteren
Falle am besten, wenn man sie auf schwarzen Sammet legt.
Die praktischen Schwierigkeiten bei diesem Verfahren bestehen darin, daß sich die
Hausenblase oft in Stüken ablöst, statt als zusammenhängendes Blatt. Auch verdirbt
die Platte, von welcher die Abdrüke gemacht werden, bisweilen, nicht dadurch daß die
Vergoldung abgezogen wird, sondern indem sich die Hausenblase an manchen Stellen
fest anhängt und nicht mehr davon ablöst.
Ich habe solche Abdrüke oder vielmehr Abgüsse Daguerre'scher Lichtbilder zwei Jahre
lang in einer Schublade aufbewahrt, ohne daß sie im Geringsten sich Veränderten.
Als Benennung dieses Copirverfahrens der Lichtbilder schlage ich das Wort Tithonotypie vor; ich lasse noch die praktischen Details
desselben folgen.
Das Daguerre'sche Lichtbild, welches man copiren will, wird zuerst auf gewöhnliche Art
vergoldet; der Goldüberzug darf aber weder zu dik noch zu dünn seyn. Ist er zu dik,
so fällt die Copie nicht scharf aus und es ist dann auch viel schwieriger die
Fischleimschicht davon abzulösen; ist er hingegen zu dünn, so leidet die Platte
selbst, indem das Bild abgezogen wird. Man bereitet sich nun eine klare Auflösung
von Hausenblase und zwar von solcher Consistenz, daß ein Tropfen, welchen man auf
ein kaltes Metallblech fallen läßt, schnell erstarrt. Das Gelingen hängt
großentheils von der geeigneten Bereitung dieser Auflösung ab. Die Platte wird dann
horizontal auf einem Gestell in einen heißen Luftstrom gelegt, welcher aus einem
Ofen entweicht und so lange Hausenblase darauf gegossen, bis sich eine Schicht von
beiläufig 1/6 Zoll Dike gebildet hat, welche man in zwei bis drei Stunden darauf
eintroknen läßt. Wenn das Verfahren recht gelingt, löst sich die Hausenblase nach
dem Eintroknen sogleich von selbst ab.