Titel: | Verfahren die käufliche Salzsäure zu reinigen; von Hrn. Lembert. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXVIII., S. 316 |
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LXXVIII.
Verfahren die kaͤufliche Salzsaͤure
zu reinigen; von Hrn. Lembert.
Aus dem Journal de Pharmacie, März 1843, S.
208.
Lembert's Verfahren die käufliche Salzsäure zu
reinigen.
Folgendes Verfahren, die käufliche Salzsäure zu reinigen, kostet nicht viel und
erfordert nicht viel Zeit, so daß die Fabrikanten, welche es anwenden, chemisch
reine Salzsäure in den Handel liefern können, die ihnen kaum ein paar Centimes per Kilogramm höher zu stehen kommt als die gewöhnliche
Säure.
Enthält die zu reinigende Säure schweflige Säure, was am häufigsten der Fall ist, so
seze ich derselben etwas Braunstein zu, dessen Sauerstoff die schweflige Säure in
Schwefelsäure umändert. Da aber hiedurch etwas Chlor frei wird, so seze ich auch
noch ein wenig salzsaures Eisenoxydul (Eisenchlorür) oder auch etwas Eisendrehspäne
oder- Feile bei, welche das freie Chlor absorbiren.Bei Eisenfeile muß man sich wohl in Acht nehmen, daß sie kein Kupfer
enthalte, welches auf die Schwefelsäure wirken und sie wieder zu schwefliger
Säure reduciren würde.
Wenn die Säure keine schweflige Säure mehr enthält, gieße ich eine bestimmte
Quantität derselben in eine tubulirte Retorte, gieße auf der Tubulatur eine Sförmig gebogene Röhre an und verbinde mit dem
Retortenhals einen Woulf'schen Apparat, dessen Flaschen
destillirtes Wasser enthalten und mit kaltem Wasser umgeben sind.In die erste Flasche bringe ich kein Wasser, weil gegen das Ende der
Operation etwas saures Wasser, oder selbst reines Wasser übersteigt, wenn
man die Operation zu lange fortsezt.
Wenn der Apparat so vorgerichtet ist, gieße ich durch die S-förmige Röhre
zweimal so viel Schwefelsäure von 66° Baumé ein, als die Salzsäure
beträgt. Ich bediene mich hiezu eines ausgezogenen Trichters, der oben in der Röhre
wohl befestigt wird, und, in welchen die die Schwefelsäure enthaltende Flasche umgestürzt gestellt
wird; man kann auf diese Weise die Operation für sich allein fortgehen lassen.
Die Schwefelsäure bemächtigt sich des Wassers und entwikelt das Gas, welches dann im
Wasser der Flaschen sich auflöst.
Man muß hiezu concentrirte Salzsäure (von 22° Baumé) nehmen, indem
sonst die gasförmige Salzsäure sich nicht sogleich entwikelt und es schwerer wird,
Alles zu erhalten.
Hat man alle Schwefelsäure hinzugesezt, so bringt man die Flüssigkeit allmählich zum
Sieden; bei diesem Punkt angelangt, enthält sie keine Salzsäure mehr.
Folgendes sind übrigens die Resultate zweier Operationen:
Erster Versuch.
Salzsäure von 20°
2 Kilogr.
Schwefelsäure von 66°
4 –
Die Flüssigkeit erhizte sich ziemlich stark; das Gas entwikelte sich nicht auf der
Stelle.Es ist begreiflich, daß wenn die Salzsäure hinreichend concentrirt ist, keine
Wärme-Entwikelung stattfindet; während nämlich einerseits durch die
Verbindung des Wassers mit der Schwefelsäure Wärme frei wird, muß anderseits
durch den Uebertritt der Salzsäure in den Gaszustand solche wieder gebunden
werden. Durch das bloße Hinzugießen der Schwefelsäure erhielt ich
Salzsäure von 20°
1,570 Kilogr.
Durch Erhizen der Flüssigkeit sodann
Salzsäure von 19°
0,350 –
–––––––––
Zusammen
1,920 Kilogr.
Salzsäure von beinahe gleicher Stärke, 1/20 ungefähr war
Verlust; die rükständige Flüssigkeit war noch ziemlich salzsäurehaltig.In beiden Versuchen vermied ich die Flüssigkeit zum Sieden zu bringen, um so
wenig condensirte Wasserdämpfe als möglich in der leeren Flasche zu
erhalten. In mehreren vorhergehenden Versuchen aber brachte ich die
Flüssigkeit zum Sieden, wo sie dann keine Spur von Salzsäure mehr enthielt,
namentlich wenn ich solche von 22° angewandt hatte; bei Salzsäure von
20° aber mußte ich das Kochen einige Zeit lang unterhalten; übrigens
dürfte man nur, wenn die Salzsäure nicht stark genug ist, eine größere Menge
Schwefelsäure anwenden.
Zweiter Versuch.
Salzsäure von 22°
2 Kilogr.
Schwefelsäure von 66°
4 –
Die Flüssigkeit wurde kaum etwas erhizt; das Gas entwikelte sich sogleich. Auf das
bloße Zugießen der Schwefelsäure erhielt ich:
Salzsäure von 22°
1,700 Kilogr.
Durch Erhizen der Flüssigkeit noch
Salzsäure von 21,5°
0,290 –
––––––––––
Zusammen
1,990 Kilogr.
Salzsäure von beinahe gleichen Graden, weniger als 1/40 Verlust; die zurükbleibende
Flüssigkeit zeigte 56° und enthielt sehr wenig Salzsäure. Die so erhaltene
Salzsäure ist chemisch reinIst die zu reinigende Saͤure arsenikhaltig,
so sind nur die ersten Antheile rein und auch diese nur, wenn sie wenigstens
22° stark ist, so daß die Waͤrme-Entwikelung beim
Zugießen der Schwefelsaͤure vermieden wird. Es ist dieß eine Folge
der außerordentlichen Fluͤchtigkeit des Arsenikchloruͤrs, das,
wie Hr. Dupasquier erwies, die Salzsaͤure
arsenikhaltig macht, welche mittelst arsenikhaltiger Schwefelsaure bereitet
wird. Es versteht sich, daß es gerade so waͤre, wenn arsenikhaltige
Schwefelsaͤure genommen wuͤrde.(Nach einem von H. Reinsch angegebenen Verfahren
kann man in wenigen Minuten ermitteln, ob eine Salzsaͤure
arsenikhaltig ist. Es besteht darin, daß man eine Probe, etwa 1/2 Loth
Salzsaͤure, mit ihrem gleichen Gewichte Wasser in einem
gewoͤhnlichen Medicinglaͤschen vermischt und einen Streifen
blank gescheuertes Kupferblech hinzubringt, worauf das Ganze zum Kochen
erhizt wird. War auch nur eine Spur Arseniks in der Saͤure enthalten,
so bedekt sich das Kupfer sogleich mit einer eisengrauen metallischen
Arsenikhaut, war kein Arsenik vorhanden, so bleibt das Kupfer vollkommen
blank. – Bei der Pruͤfung von Schwefelsaͤure
verfaͤhrt man auf die Weise, daß man zuerst zwei Theile Wasser in das
Glaͤschen fuͤllt, hierauf einen Theil Schwefelsaͤure
nach und nach hinzutropft, das Kupfer hineinbringt und zum Kochen erhizt;
zulezt bringt man einige Tropfen arsenikfreie Salzsaͤure hinzu. War
Arsenik in der Schwefelsaͤure, so wird das Kupfer sogleich wieder
eisengrau uͤberzogen. D. Red.) und, wie man sieht, reduciren sich bei dieser Operation die Kosten auf die
Concentration der Schwefelsäure, welche von 56° wieder auf 66°
gebracht, zu einer neuen Operation benuzt werden kann.Die zugesezten Mengen von Eisen und Mangan sind so unbedeutend, daß sie kaum
1/1000 des Gewichts der Schwefelsaͤure betragen. In vielen Fällen könnte man sich ihrer auch, so wie sie ist, d.h. 56°
stark bedienen. Endlich brauchte ein Fabrikant chemischer Producte, der die
Salzsäure auf diese Weise reinigt, nicht zu erhizen, um die lezten Antheile der
gasförmigen Säure zu erhalten, indem die Salzsäure enthaltende schwache
Schwefelsäure zur Fabrication der Salzsäure gebraucht werden kann.