Titel: Ueber Zimmerbeheizung, insbesondere den Wärmeverlust, welcher sich bei der gewöhnlichen unvollkommenen Verwahrung der Zimmer ergibt, und ein Verfahren das Abfließen warmer Zimmerluft durch den Ofen in den Schornstein zu vermindern.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXXIX., S. 350
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LXXXIX. Ueber Zimmerbeheizung, insbesondere den Waͤrmeverlust, welcher sich bei der gewoͤhnlichen unvollkommenen Verwahrung der Zimmer ergibt, und ein Verfahren das Abfließen warmer Zimmerluft durch den Ofen in den Schornstein zu vermindern. Aus dem Gewerbeblatt für das Königreich Hannover, 1843, 1stes u. 2tes Heft. Mit einer Abbildung auf Tab. V. Ueber Zimmerbeheizung. Bei dem beständigen Zunehmen der Preise so vieler unentbehrlichen Lebensmittel wird das Heizen der Zimmer mit möglichst geringen Kosten eine Aufgabe von immer größerer Wichtigkeit, und so viel auch schon über diesen Gegenstand geschrieben seyn mag, so ist er dennoch von seiner Erledigung gar weit entfernt. Vergleicht man die geringe Wirkung, welche bei den jezt üblichen Heizungsarten uns die täglich consumirten Brennstoffe leisten, mit der Wirkung, die sie leisten könnten, so sollte man über die Verschwendung erstaunen, die in diesem Zweige der Oekonomie täglich begangen wird. Wir denken, daß es manchem Familienvater, der mit schwerem Herzen dem Winter mit seinen Anforderungen entgegensieht, erwünscht seyn müsse, die Heizung der Zimmer in diesen Blättern besprochen zu finden, und beabsichtigen diesesmal zu zeigen, inwiefern sich, ohne Aenderungen in der Construction des Zimmers, oder des darin befindlichen Ofens, wesentliche Ersparungen erreichen lassen, bemerken aber gleich im Voraus, daß wir dabei weniger das Interesse jenes Theiles des Publicums im Auge haben, der bei der Heizung vorzugsweise eine angenehme Lüftung bezwekt, als vielmehr desjenigen, den daran gelegen ist, mit geringen Kosten den Seinigen ein warmes Zimmer zu verschaffen. Wer in seinen Zimmern stets frische Luft, also einen beständigen Luftwechsel verlangt, beklage sich nicht über den zum Erwärmen einer so großen, seine Zimmer durchströmenden Lustmasse erforderlichen Holzverbrauch, sondern erkaufe immerhin die Annehmlichkeit einer stets frischen Luft mit einigen Klaftern Holz, so wie sich der Liebhaber des Tabakschnupfens, der sich darin gefällt, bei jeder Prise den größten Theil derselben auf der Erde zu verstreuen, sich nicht über den Preis des Schnupftabaks beschweren wird. Ein Wasserträger war mit rinnenden Eimern zur Pumpe gegangen, und klagte, als er ohne Wasser zurükkam, über die schlechte Pumpe. Man erwiederte ihm: „Freund, erst dichte deinen Eimer, bevor du Vorschläge zur Verbesserung der Pumpe machst.“ Eben so geht es nicht selten bei der Zimmerheizung. Man bemüht sich bessere Ofenconstructionen zu erfinden, um ihnen mehr Wärme zu entloken, und läßt zugleich aus hundert Oeffnungen in Thüren und Fenstern die gut gewärmte Luft entweichen. Untersuchen wir also vorerst die Beschaffenheit unserer Eimer, die Menge von Wasser, die sie durchrinnen lassen, und die Mittel sie auszubessern, um dann die Pumpe (den Ofen) der Betrachtung zu unterziehen. So wie es nun dichte und undichte Eimer gibt, so sind bekanntlich auch die Zimmer sehr verschieden. Auf welchem Wege aber entweicht die Wärme unseren Zimmern? 1) durch das Ausströmen warmer und das Einströmen kalter Luft durch wirklich vorhandene Oeffnungen; 2) durch Ableitung der Wärme durch die Mauern, durch das Glas der Fensterscheiben und das Holz der Thüren. Jeder Körper nämlich, auch der dichteste, besizt die Eigenschaft, der Wärme (nicht der warmen Luft) den Durchgang durch sein Inneres zu gestatten; einige lassen sie mit großer Schnelligkeit hindurch, man nennt sie gute Wärmeleiter; andere sehr langsam, sie werden schlechte Wärmeleiter genannt. Zu den guten Leitern gehören vorzüglich die Metalle, zu den schlechten unter vielen andern Körpern auch diejenigen, aus welchen unsere Zimmer bestehen, als Steine, Holz und Glas. Der allerschlechteste Wärmeleiter ist Luft im Zustande völliger Ruhe. Bewegte Luft dagegen überträgt, eben in Folge ihrer Bewegung, die Wärme leicht von einem Körper auf den andern. Aber auch die schlechtesten Wärmeleiter können ihre warmhaltende Wirkung nur unvollkommen äußern, wenn man ihnen sehr geringe Dike ertheilt, weßhalb denn, unter übrigens gleichen Umständen, ein Zimmer mit diken Mauern weniger Wärme ableitet, sich also besser heizt, als eines mit dünnen. So weit ist keine Schwierigkeit. Nun aber kommt die Frage: wie groß ist der Wärmeverlust auf den so eben bezeichneten Wegen? Ohne uns auf eine gelehrte Discussion der verschiedenen Mittel einzulassen, durch welche diese, wegen der Unmöglichkeit, die Wärme nach Pfund und Loth zu wägen, sehr schwierige Frage beantwortet werden kann, müssen wir uns auf eine kurze Mittheilung der bis jezt gefundenen Resultate beschränken, leider aber bevorworten, daß die Zahl der Beobachtungen, welche den Berechnungen zum Grunde gelegt werden konnten, nur gering ist; daß selbst von verschiedenen Beobachtern, wie dieß freilich bei so verwikelten Fragen nicht zu verwundern, nicht immer übereinstimmende Resultate gewonnen wurden. Die vollständigste Zusammenstellung und Berechnung der betreffenden Versuche ist von Munke in einer, freilich schon altern, Abhandlung enthalten, die wir, in Ermangelung neuerer Bestimmungen, um so eher aufnehmen, als sie, auch nach dem jezigen Stande der Wissenschaft, wohl keine bedeutenden Ausstellungen zuläßt. Die Art, in welcher sich die Größe des Wärmeverlustes bei einem Zimmer am einfachsten und übersichtlichsten angeben läßt, ist die folgende: die Zimmerluft ist um eine gewisse Zahl von Graden wärmer, als die äußere. Wird nun ein Kubikfuß warmer Zimmerluft bis zu der Temperatur der äußern kalten Luft abgekühlt, so spricht sich darin ein bestimmter Wärmeverlust aus, und wir werden auf solche Art den Wärmeverlust in Kubikfußen ausdrillen können. Gesezt, die Luft des Zimmers hätte 15°, die äußere Luft 0°, und wir gäben den Wärmeverlust eines Zimmers im Verlauf von einer Minute zu 10 Kubikfuß an, so wäre dieß so zu verstehen, daß das Zimmer in einer Minute dieselbe Wärmemenge verliert, als würden 10 Kubikfuß der in ihm enthaltenen Luftmasse von 15° bis auf 0° abgekühlt. In diesem Sinne sind die in Folgendem vorkommenden Angaben nach Kubikfußen Wärmeverlust zu verstehen. Die erwähnte Zusammenstellung gibt nun für den Fall, daß die Wärme des Zimmers 15°, die der äußern Luft – 5° und die der Gänge 0° R. betrage, folgende Wärmeverluste (auf hannover'sches Maaß reducirt) in einer Minute: 1) Wärmeverlust durch Ableitung. 1 Quadratfuß Fensterglasflaͤche, zu etwa 1 Linie dik angenommen 0,320 Kubikf. 1       – eichene Fensterrahmen, 1 Zoll dik 0,045    – 1       – Thuͤren, 1 Zoll dik 0,018    – 1       – Mauer von gebrannten Steinen und Holz, wenn sienach Außen geht, 6 Zoll dik 0,012    – 1       – derselben, wenn sie an ungeheizte Raͤume stoßen 0,004    – 1       – Mauer von Bruchsteinen, 2 Fuß dik, wenn sie nachAußen geht 0,007    – 1       – derselben von gebrannten Steinen 0,0035  – 1       – Mauer von Bruchsteinen, 18 Zoll dik, an ungeheizteZimmer oder Gaͤnge stoßend 0,003    – 1       – Mauer von gebrannten Steinen, 12 Zoll dik, untergleicher Bedingung 0,0019  – 1       – Fußboͤden und Deken, 10 Zoll dik, wenn sie zu einem,dem freien Luftzuge ausgesezten Ort fuͤhren 0,0067  – 1       – dieselben, wenn sie an ungeheizte, aber geschlosseneRaͤume stoßen 0,0022  – 2) Wärmeverlust durch Oeffnungen. bei einem Kittfenster, welches bis zu 10 Fuß uͤber dem Fußboden   hinaufreicht, wenn die vorhandenen Oeffnungen insgesammt   2 Quadratzoll betragen 2,00 Kubikf. Bei einem aͤhnlichen Bleifenster 4,00    – Bei einer Thuͤr die zu einem Gange oder ungeheizten Zimmer fuͤhrt, die   Gesammtflaͤche der undichten Fugen zu 6 Quadratzoll gerechnet 3,60    – Endlich findet auch durch die feinen Risse und Poren der Wände, und besonders der Deke, eine Ausströmung von warmer Luft statt, deren Bestimmung aber, selbst annäherungsweise nicht wohl möglich ist. Daß alle diese Zahlenwerthe auf mathematische Genauigkeit keinen Anspruch machen können, sondern nur als entfernte Annäherungen zu betrachten sind, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Es ist übrigens bei dem Verlust durch Oeffnungen in Fenstern und Thüren ein völlig windstilles Wetter vorausgesezt. Bei eintretendem Winde, zumal wenn er gerade auf die Fenster stößt, kann der Wärmeverlust in bedeutendem Grade steigen. Machen wir zur bequemern Uebersicht einmal eine Berechnung des Wärmeverlustes bei einem Zimmer von mittlerer Größe und gewöhnlicher Einrichtung. Es habe 15 Fuß im Quadrat und 12 Fuß Höhe, enthalte zwei Fenster von 3 1/2 Fuß Breite und 6 1/2 Fuß Höhe, ferner zwei Thüren von 3 1/2 Fuß Breite und 7 Fuß Höhe. Die eine Wand sey eine Außenmauer von 12 Zoll Dike, die übrigen Mauern haben 6 Zoll Dike und gränzen an ungeheizte Räume. Die Wärme des Zimmers sey 15°, die der äußern Luft – 5°. Hienach ergäbe sich der folgende Wärmeverlust in Kubikfußen abgekühlter Luft für jede Minute: Durch die Außenmauer von 157 Quadratfuß   0,55 Kubikf. Durch die drei uͤbrigen Mauern, nach Abzug der Thuͤren, 491 Quadratfuß   1,96    – Durch Fußboͤden und Deken, 450 Quadratfuß   0,99    – Durch die sechzehn Fensterscheiben jede von 230 Kubikzoll   8,16    – Durch die Fensterrahmen   1,08    – Durch das Holz der Thuͤren   0,43    – Durch Undichtigkeiten der Fenster, die Oeffnungen beider Fenster   zusammen auf 4 Quadratzoll veranschlagt   4,00    – Durch Undichtigkeiten der Thuͤren, insgesammt zu 12 Quadratzoll   gerechnet   3,60    – –––––––––– Summa 20,77 Kubikf. In der Minute würden demnach fast 21 Kubikf. warme Zimmerluft bis zur Temperatur der äußern Luft abgekühlt. Da der Inhalt des Zimmers 2700 Kubikfuß beträgt, so geht also in jeder Minute der 130ste Theil von der in der Zimmerluft enthaltenen Wärme verloren, oder in 130 Minuten so viel Wärme, wie die gesammte Zimmerluft enthält; in 24 Stunden also, angenommen das Zimmer würde ununterbrochen warm gehalten, etwa 11mal jene Menge. Um auf unser obiges Bild von dem rinnenden Eimer zurükzukommen, würde das Zimmer einem Eimer gleichen, der in 24 Stunden 11mal seinen Inhalt Wasser durchrinnen ließe. Bei windigem Wetter wird dieser Verlust noch bedeutend größer. Endlich ist auch der Wärmeverlust nicht zu übersehen, der jedesmal bei dem Oeffnen der Thüre eintritt, dessen Bestimmung aber fast im Bereich der Unmöglichkeit liegt. Betrachten wir nun die gefundenen Zahlen etwas näher, so finden wir, daß von den 20,77 Kubikfuß Wärmeverlust allein auf Fenster und Thüren in Summa 17,27 Kubikfuß kommen, also etwa 83 Proc.; und wir werden daher vorzugsweise den Fenstern und Thüren unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden haben. Also 1) die Thüren. Die Wärmeableitung durch das Holz der Thüren würde nur durch vermehrte Dike zu mindern seyn, welches jedoch ohne große Unbequemlichkeit nicht wohl thunlich ist. Ein möglichst luftdichter Schluß wird durch ein eben so wirksames, wie bekanntes Mittel, Tucheggen, erzielt, wenn diese mit Vorsicht angebracht sind. Die Fig. 63, in welcher A die Thür, B den Rahmen in horizontalem Durchschnitt darstellt, zeigt eine zwekmäßige Dichtungsart. a nämlich ist eine Leiste, die an der der Thür zugewendeten abgeschrägten Seite mit doppelter oder dreifacher Tuchegge belegt ist, an die sich der Rand der Thüre fest anschließt; b ein doppelt zusammengelegtes Stük Egge, dessen vordere Biegung in Folge ihrer Elasticität sich an die Thür fest andrükt. Die Eggen, wo dieses auch ausführbar wäre, innerhalb der Fugen selbst anzubringen, ist weniger rathsam. Besonders wichtig ist es, die Schwelle mit Eggen zu benageln, weil häufig der Raum zwischen Thür und Schwelle einen Strom kalter Luft eindringen läßt, der dann nicht wenig zur Vermehrung der Fußkälte beiträgt. Die so sehr günstige Wirkung doppelter Thüren beruht theilweise auf demselben Grunde, den wir sogleich bei den Doppelfenstern näher betrachten werden, theilweise auch darauf, daß sie beim Oeffnen der Zimmerthür das Eindringen kalter Luft verhindern. Die gewöhnlichen Doppelthüren, aus einem mit Tuch bezogenen leichten Rahmen bestehend, können natürlich nur geringe Wirkung machen, weil bei dem unvollkommenen Schlusse des Rahmens und der Porosität des gewöhnlich sehr groben Tuches der eigentliche Zwek, zwischen beiden Thüren eine sich mäßig erwärmende, ruhende Luftschicht einzuschließen, sehr unvollkommen erreicht wird. Man sollte jedenfalls das Tuch auf einer Seite durch Bekleben mit starkem Tapetenpapier gegen das Durchdringen der Luft verwahren. 2) Die Fenster. Es gelten hier fast dieselben Betrachtungen wie für die Thüren, nur ist es hier allerdings möglich, schon durch vermehrte Dike des Glases eine Verminderung des Wärmeverlustes herbeizuführen. Zum Dichten der Fenster, vorausgesezt, daß die Verkittung der Scheiben keine Undichtigkeiten darbietet, ist das Verkleben mit Papier ein so probates, bekanntes und einfaches Mittel, daß wir uns auf die kurze Bemerkung beschränken können, daß sich dikes Löschpapier, mit Stärkekleister angeklebt, hiezu am besten eignet. Wer die Kosten der Anschaffung von Doppelfenstern aufzuwenden im Stande ist, wird dadurch die Heizung seines Zimmers bedeutend erleichtern; nur begnüge man sich nicht mit den bekannten, nur zur halben Höhe hinaufreichenden, indem diese zum Warmhalten des Zimmers außerordentlich wenig beitragen und eigentlich nur den Zwek erfüllen, Personen, die sich in der Nähe des Fensters befinden, vor dem eindringenden falten Luftstrom hei windigem Wetter zu schüzen. Die Wirkung der Doppelfenster beruht vorzüglich auf der Mischen den beiden Fenstern eingeschlossenen ruhenden Luftschicht, welche als schlechter Wärmeleiter das Entweichen der Wärme erschwert. Man wende also ganze Doppelfenster an, und verklebe, um von ihnen den möglichst großen Nuzen zu ziehen, auch sie mit Papier. Wiederholte Beobachtungen haben ergeben, daß sich bei Anwendung eines Doppelfensters der Wärmeverluft auf ungefähr den dritten Theil desjenigen reducirt, den ein einfaches Fenster herbeiführt. Man fürchte nicht, daß bei solchem Verschluß der bedeutendem Undichtigkeiten aus Mangel an frischer Luft Gefahr für die Gesundheit der Bewohner entspringe. Es bleiben noch immer unzählige feine Risse in den Mauern, der Deke, dem Fußboden, dem Holz der Thüren u.s.w., durch welche ein hinlänglicher Luftwechsel entsteht, wie sich schon daraus ergibt, daß auch bei der sorgfältigsten Verstopfung aller bemerkbaren Oeffnungen man es nicht dahin bringt, den Zug eines in dem Zimmer befindlichen Ofens in bemerklichem Grade zu schwächen, während doch bei luftdichtem Verschluß nicht die geringste Luftmenge durch den Ofen entweichen könnte. Die Mauern, Deken und Fußböden der Zimmer anlangend, so läßt sich hier allerdings durch größere Dike und Dichtigkeit gleich bei dem Bau eines Hauses zur Erleichterung der demnächstigen Heizung nicht wenig beitragen; wir werden indessen auf diese, einem Jeden bekannte Sache um so weniger eingehen, als der Zwek der vorliegenden Betrachtungen hauptsächlich darin bestand, zu zeigen, daß man, auch ohne Aenderungen in der Dike der Wände, oder in der Einrichtung des einmal vorhandenen Ofens eine wesentliche Ersparung an Brennstoff erreichen kann. Denn nach unserer obigen Berechnung würde sich bei dem dort vorausgesezten Zimmer durch vollständige Dichtung der Fenster und Thüren, nebst Anwendung von Doppelfenstern der Wärmeverluft auf 13,76 Kubikfuß pro Minute, also um 66 Proc. vermindern. Nachdem wir bisher den bedeutenden Wärmeverlust annäherungsweise zu bestimmen gesucht haben, der sich bei der gewöhnlichen sehr unvollkommenen Verwahrung der Zimmer ergibt, wenden wir uns nun zur näheren Betrachtung des Heizverfahrens. Weit entfernt jedoch, eine lange Abhandlung über die tausendfältigen verschiedenen Ofenconstructionen liefern zu wollen, haben wir vielmehr die Absicht zu zeigen, wie man auch mit ganz gewöhnlichen, selbst ziemlich schlechten Oefen eine ungemein wirksame Heizung bezweken könne, wenn man sich zur Anschaffung einer neuen Ofenthür entschließt. Es werden sich jedoch diese unsere jezigen Rathschläge vor der Hand nur auf Holz- oder Torffeuerung beziehen, indem sie auf Steinkohlenfeuerung, die sich ohnehin aus anderen Gründen zur Zimmerheizung weniger qualificirt, wohl keine Anwendung finden können. Jedes Brennmaterial liefert beim Verbrennen eine ganz bestimmte, von seiner chemischen Zusammensezung abhängende Wärmemenge, und könnten wir einen Ofen herstellen, der diese in ihm entwikelte Wärme vollständig und ungeschmälert an das Zimmer abträte, so würde er als ein unverbesserlicher Heizapparat zu betrachten seyn. Zum Verbrennen des Holzes aber ist ein gewisser Luftzug erforderlich, der nach bestimmten physikalischen Gründen dadurch entsteht, daß die in dem Schornstein befindliche Luft wärmer ist, als die äußere. Es ist demnach unerläßlich, einen Theil der entwikelten Wärme dem Schornsteine zuzuführen, und ein Ofen, der die in ihm entwikelte Wärme lediglich an das Zimmer abträte, folglich den Schornstein ungeheizt ließe, würbe fast ohne allen Zug bleiben. Wenn es demnach unvermeidlich ist, einen Theil der Wärme in den Schornstein entweichen zu lassen, so ist auf der anderen Seite klar, daß die Hauptaufgabe der Heizung darin besteht, diesen Wärmeverluft so viel wie irgend möglich zu beschränken. In der That ist es einleuchtend, daß der Wärmeverlust durch den Schornstein der einzige ist, der bei einem Ofen vorkommen kann, und alle Wärme, die nicht auf diesem Wege entweicht, kommt, der Ofen mag übrigens construirt seyn, wie er wolle, dem Zimmer vollständig zu Gute. Der große Fehler der gewöhnlichen Heizmethoden nun besteht darin, daß man eine im Verhältniß zu dem verbrannten Holz viel zu große Menge Luft durch den Ofen streichen läßt. Die Flamme des brennenden Holzes befindet sich inmitten einer, sich rasch durch den Ofen hindurchbewegenden, dem Schornstein zueilenden großen Luftmasse, welche während der kurzen Zeit ihres Verweilens in dem Ofen einen kleinen Theil ihres Wärmegehaltes an die Ofenwände, und somit an das Zimmer absezt, den größten Theil aber mit sich fortführt. Ja, ein guter Theil dieser Luft kommt bei seinem Durchgange durch den Feuerkasten des Ofens in gar keine Berührung mit dem brennenden Holz, dient also, ohne im Geringsten etwas zur Unterhaltung des Feuers beizutragen, nur dazu, die vorhandene Wärme in sich aufzunehmen und fortzuschwemmen. Um wenigstens nach verloschenem Feuer den ferneren Luftzug unterbrechen zu können, ist die Ofenklappe vorhanden, welche allerdings, wenn sie zeitig genug geschlossen wird, einem großen Wärmeverlust vorbeugt; aber es ist ja bekannt, wie gewöhnlich das Schließen der Ofenklappe unterbleibt; und jedenfalls tritt dieses Mittel erst in Wirkung, nachdem während dem Brennen des Feuers schon die größte Menge der entwikelten Wärme verloren gegangen ist. Die Heizmethode, welche wir, weit entfernt damit eine große neue Erfindung ankündigen zu wollen, als besonders wirksam empfehlen, besteht in der Mäßigung und zwekmäßigen Direction des Luftzuges durch gleichzeitige Benuzung der Ofenklappe und einer zwekmäßig eingerichteten Ofenthür. Man findet bei Ofenthüren gar häufig den Fehler, daß sie einen sehr wenig genauen Verschluß bilden, indem sie sich, zumal die aus Eisenblech angefertigten, durch den häufigen und so starken Temperaturwechsel werfen, und nur an einzelnen Punkten dicht anliegen. Aber auch die gegossenen Thüren bieten häufig einen wenig dichten Verschluß dar. Folge eines mangelhaften Anschlusses der Thür ist nun das Einströmen von Luft in den Ofenraum an Stellen, wo sie dem Feuer nicht zu Gute kommt. Ferner ist gewöhnlich die Zugöffnung in Verhältniß zu der Größe des Ofens zu groß, und wenn sie auch mittelst der drehbaren durchbrochenen Scheibe beliebig verkleinert werden kann, so bleibt sie doch in der Regel, so lange das Feuer im Ofen brennt, ganz offen. Unter diesen Umständen findet, ganz abgesehen von anderen Undichtigkeiten des Ofens, ein nachtheiliger, die Verbrennung nicht fördernder, wohl aber Wärme fortführender Luftzug durch den Ofen statt, zu dessen Vermeidung es sich also um die Herstellung einer sehr genau schließenden Ofenthür handelt. Man lasse sich also aus sehr starkem Eisenblech eine recht fleißig gearbeitete, möglichst genau anschließende Thür verfertigen, und lasse hinter ihr, etwa in einem Abstande von 1/2 Zoll noch ein Schuzblech anbringen, welches die Thür vor der Ueberhizung und dem Werfen sichert. Die Oeffnung zum Einströmen der Luft ist etwa 3 1/2 Zoll breit, 1 Zoll hoch, länglich vierekig und mit einem gut anschließenden, zwischen zwei Schienen auf und ab beweglichen Schieber versehen. Beim Gebrauch wird dieser Schieber so weit herabgelassen, daß nur eine etwa 1/4 Zoll hohe Oeffnung frei bleibt, welche zur Unterhaltung eines mäßig starken Holz- oder Torffeuers vollkommen hinreicht. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß auch das Schuzblech eine gleiche Oeffnung wie die Thür selbst besizen und daß, um den Luftstrom zu hindern, sich in dem Zwischenraum zwischen Thür und Schuzblech zu verstreuen, ein vierekiger Nahmen von der Größe der Oeffnung eingenietet seyn muß. Die Wirkung einer solchen, gut ausgeführten Thür ist überraschend groß. Der Unterzeichnete hat bei einem übrigens sehr schlechten kleinen Kachelofen, der früher, um nur einigermaßen warm zu werden, kaum glaubliche Mengen Brennmaterial consumirte, eine solche Thür anbringen lassen und erzielt dadurch eine sehr erhebliche Ersparung an Holz und Torf. Man sollte allerdings vermuthen, daß es hiebei gleichgültig seyn müsse, ob die Klappe (das Schloß) des Ofens ganz, oder nur theilweise geöffnet bleibt, weil offenbar nicht mehr Luft durch die Klappe entweichen kann, als in den Ofen eindringt. Es hat sich jedoch bei länger fortgesezten Versuchen gezeigt, daß sich der Ofen besser wärmt und länger warm hält, wenn die Klappe so weit geschlossen wird, wie es ohne Störung des Verbrennungsprocesses zulässig ist. Es gewährt in der That einen überraschenden Anblik, in einem Ofen, dessen Klappe fast ganz geschlossen ist, und dessen Thür nur eine schmale, spaltartige Oeffnung enthält, den Zug unter lebhaftem Brausen eindringen und das Feuer ganz munter mit lichten Flammen brennen, keineswegs etwa düster fortglimmen zu sehen, wobei der Ofen sehr bald anfängt eine ganz ungewohnte Wärme auszustrahlen. Unterwirft man aber den Gegenstand einer näheren Betrachtung, so stellt er sich als sehr erklärlich dar. Nach angestellten Beobachtungen mit dem Wollaston'schen Differentialbarometer strömt die Luft mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich etwa 12 Fuß in der Secunde durch das Zugloch in den Ofen. Bei 3 1/2 Zoll Länge und 1/4 Zoll Höhe beträgt die Oeffnung 7/8 Quadratzoll; bei der genannten Geschwindigkeit dringen also in der Secunde 126 Kubikzoll, in der Stunde also 263 Kubikfuß Luft in den Ofen, welche 18 Pfd. wiegen und 5 4/10 Pfd. Sauerstoff enthalten. Diese Menge Sauerstoff reicht hin, um 2 7/10 Pfd. Holz zu verbrennen, vorausgesezt, daß die Luft nur die Hälfte ihres Sauerstoffgehaltes abgebe. Man würde also bei einer so kleinen Oeffnung in der Stunde 2 7/10 Pfd., in 12 Stunden also, vorausgesezt daß das Feuer fortwährend im Brennen erhalten wurde, über 32 Pfd. Holz verbrennen können, welches viel mehr ist, als man selbst in einem großen Zimmer verbraucht. Diese ganze Heizmethode beruht aber auf der leichten Verbrennlichkeit von Holz und Torf; bei Steinkohlenfeuerung würde sie jedenfalls wesentlicher Modificationen bedürfen. H.... n.

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