Titel: | Resultate der chemischen Untersuchung des Hohenheimer Kartoffelsortiments; von Prof. Siemens in Hohenheim. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XCV., S. 374 |
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XCV.
Resultate der chemischen Untersuchung des
Hohenheimer Kartoffelsortiments; von Prof. Siemens in
Hohenheim.
Aus Riecke's Wochenblatt für Land- und Hauswirthschaft
etc., 1843, Nr. 20.
Siemen's chemische Untersuchung des Hohenheimer
Kartoffelsortiments.
Um bei den hier angebauten Kartoffelsorten das quantitative Verhältniß ihrer
Bestandtheile näher kennen zu lernen, wurden dieselben auf nachfolgende Weise
chemisch untersucht und dadurch die hier angegebenen Resultate erhalten.
Die Untersuchung von sämmtlichen Kartoffeln wurde im Monat November des vorigen Jahrs
vorgenommen. Zunächst bestimmte man das specifische
Gewicht auf die Weise, daß man eine Kartoffel von mittlerer Größe, nachdem
sie sorgfältig gereinigt war, genau abwog, dann an einem feinen Faden unterhalb der
Waagschale befestigte und hier in ein geräumiges Glas mit Wasser tauchte. Nachdem
vorher jedes im Wasser an der Kartoffel sich zeigende Luftbläschen entfernt war,
brachte man die Waage wieder ins Gleichgewicht und fand dadurch den Gewichtsverlust,
den die Kartoffel durch das Eintauchen ins Wasser erlitten. Das zuerst gefundene
absolute Gewicht der Kartoffel mit diesem Gewichtsverluste dividirt gab das spec.
Gewicht der Kartoffel. Größere und kleinere Kartoffeln derselben Sorte zeigten meist
ein etwas geringeres spec. Gewicht, als die von mittlerer Größe, welche gewöhnlich
1000–1500 Gran wogen.Eine Vergleichung dieser Resultate mit den frühern (polytechn Journal Bd. LXV. S. 48) mitgetheilten spec.
Gewichten des Hohenheimer Kartoffelsortiments zeigt mitunter sehr bedeutende
Differenzen. Nur wiederholte Untersuchungen in den künftigen Jahren können
wohl hier Aufklärung geben, ob diese Verschiedenheiten vom Jahrgang
herrühren oder von einer allmählichen Ausartung einzelner Sorten oder ob
nicht überhaupt das specifische Gewicht bei den einzelnen Knollen derselben
Sorte mehr differirt, als man gewöhnlich annimmt. Häufig mag auch der Grund
in dem verschiedenen Reifegrad liegen, wie z.B. das dießjährige geringe
spec. Gewicht der blauen Filderkartoffel ganz damit übereinstimmt, daß diese
Sorte im lezten Jahr nicht gehörig reif wurde und sich daher sehr gering und
unschmakhaft zeigt, während sie sonst zu den mehlreichsten gehört. R.
Zur Bestimmung des Gehalts an trokener Substanz wurden von
jeder Sorte 6000 Gran fein geschnitten und in einer Temperatur von
25–30° R. so lange getroknet, bis kein Gewichtsverlust weiter
stattfand. Wie die nachfolgende Zusammenstellung der gefundenen Resultate zeigt,
stimmt der Gehalt an trokener Substanz mit dem spec. Gewichte der Kartoffeln
ziemlich genau überein.
Den Gehalt an Stärkmehl, Faser, Eiweiß, Extract und Schlamm bestimmte man auf die
nachfolgende Weise. 6000 Gran der gereinigten Kartoffeln wurden auf einem Reibeisen
von durchlöchertem Weißblech gerieben. Die Löcher dieses Reibeisens sind 1/2 Linie
weit und es befinden sich davon 37–38 auf einen württemb. Decimalquadratzoll.
Der gewonnene Brei wurde in einem Haarsiebe ausgewaschen, welches 1600 Oeffnungen
auf den Quadratzoll hat. Bevor der Rükstand (Faser) zum
Troknen kam, wurde er in einem Mörser so lange gestoßen, als noch gröbere Theile
darin bemerkbar blieben, worauf er dann nochmals ausgewaschen wurde, so daß das
vorhandene freie Stärkmehl vollständig gewonnen wurde. Sobald sich die Flüssigkeit
über dem Stärkmehl geklärt, goß man sie nach und nach von dem Bodensaze auf ein
getroknetes und gewogenes Filter, auf welchem das sich nicht Absezende zurükblieb,
was später getroknet und als Schlamm verzeichnet wurde.
Dieser Schlamm schien zum Theil aus unreifem Stärkmehl gemengt mit einigen
Unreinlichkeiten zu bestehen. Die zurükgebliebene Stärke
wurde nach wiederholtem Auswaschen mit reinem Wasser bei einer Temperatur von 25 bis
30° R. so lange getroknet, bis kein Gewichtsverlust weiter stattfand.
Dieselbe zeigte sich bei den verschiedenen Sorten in Beziehung auf Feinheit und
Farbe sehr verschieden, worauf bei den beabsichtigten fernern Untersuchungen des
hiesigen Kartoffelsortiments weitere Rüksicht genommen werden soll.
Die vom Schlamm abfiltrirte Flüssigkeit wurde sofort zur Abscheidung des Eiweißes auf 1/3 ihres Volumens abgedampft und das
geronnene Eiweiß durch Filtration abgesondert. Die Menge und Beschaffenheit
desselben zeigte sich gleichfalls bei den auf ein und demselben Boden und nach
einerlei Düngung gewachsenen Kartoffelsorten verschieden, wovon aber nur die Menge
hier angegeben wurde, da wir uns über die verschiedene Beschaffenheit desselben eine
weitere Untersuchung vorbehalten haben. Bei allen bekannt gewordenen Angaben über
die Menge der wesentlichen Bestandtheile der Kartoffeln, sowohl in Hinsicht auf ihre
Benuzung zum Branntweinbrennen, als auch zum Genuß und zur Fütterung, ist der
Eiweißgehalt der Kartoffeln bis jezt nicht in dem Grade beachtet worden, als er es
in Berüksichtigung der Nahrhaftigkeit des Eiweißstoffs bei der Auswahl der
Kartoffeln zum Genuß oder zur Fütterung zu verdienen scheint.
Die vom Eiweiß abfiltrirte Flüssigkeit wurde ohne nähere Bestimmung sofort bis zur
Trokene abgedampft und als Extract in Rechnung
gebracht.
Textabbildung Bd. 88, S. 376-377
Nro.; Benennung der Kartoffeln;
Specifisches Gewicht; Trokene Substanz in Procenten; 100 Theile gerieben geben;
Stärke; Faser; Eiweiß; Extract; Schlamm; Rothe Hornkartoffel; Gelbe
Jakobskartoffel; Weiße Herzkartoffel; Frühe Gurkenkartoffel; Rothblau marmorirte
Kartoffel; Hellrothe Pfälzer Kartoffel; Biscuitkartoffel; Schwarz marmorirte
Kartoffel; Roks-Kartoffel; Sammetkartoffel; Falsche Arakatschakartoffel;
Adelholzer Mandelkartoffel; Englische Nierenkartoffel; Vierländer Kartoffel;
Lerchenkartoffel; Erdbeerkartoffel; Beste Speisekartoffel; Preis von Holland;
Preis von Westerwald; Zwiebelkartoffel; Weiße Kartoffel; Frühe lange
Nierenkartoffel; Zukerkartoffel; Kleine Schottländerin; Kleine Maus; Gelbe
Patate; Peruvianische Kartoffel; Tannenzapfenkartoffel; Spanische Kartoffel;
Englische Kartoffel; Wuchefelder Kartoffel; Runde blau marmorirte Kartoffel.,
Schwärze Hornkartoffel; Pommer'sche Kartoffel; Brasilianische Kartoffel; Wilde
Kartoffel; Zwitterkartoffel; Gute Waldlerin; Immerblühende Kartoffel; Aechte
kleine Seeländer Kartoffel; Holländische Winterkartoffel; Englische
Viehkartoffel; Früheste englische Treibkartoffel; Runde blaue Filderkartoffel;
Corsikaner Kartoffel; Kartoffel von Hamm; Frühe feine mehlige englische
Kartoffel; Ganz frühe feine amerikanische Kartoffel; Frühe feine englische
Mauleys; Große frühe Wachholderkartoffel; Englische mehlartige Roastbeef;
Englische Spargelkartoffel; Feine neue Everlasting; Schwarze bunte
Wachskartoffel; Große Ottmanns-Kartoffel; Schwarze Kartoffel aus Algier;
Dillische Kartoffel aus Pyrmont; Große lange Nierenkartoffel;
Rohan-Kartoffel; Irländische Kartoffel; Weiße Kartoffel aus Donauwörth;
Märkische Kartoffel; Kartoffel von Oettingen
Die mit einem Stern hier bezeichneten Kartoffelsorten erscheinen hienach ihres
Gehaltes wegen als besonders bemerkenswerth.