Titel: | Amerikanische Maschine zum Ausgraben der Erde. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. CIII., S. 423 |
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CIII.
Amerikanische Maschine zum Ausgraben der
Erde.Im vorhergehenden Hefte des polyt. Journals S. 328 haben wir bereits eine
Beschreibung dieser interessanten Maschine nach einer Zeichnung mitgetheilt,
welche sie jedoch bloß in der perspektivischen Ansicht darstellt.A. d. R.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Mai
1843.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Amerikanische Maschine zum Ausgraben der Erde.
Bei dieser Maschine, einer Erfindung des verstorbenen Hrn. Ottis von New-York, wird die Dampfkraft zum Ausgraben und Baggern
benuzt; sie scheint besonders zu ersterem Zwek bei weitem vollkommener zu seyn, als
irgend etwas, was bisher von Grabmaschinen ausgeführt wurde. Die Abbildung auf Tab.
VI, welche nach den Original-Arbeitszeichnungen angefertigt wurde, stellt in
Fig. 29
die Hauptseitenansicht der Maschine dar und bringt die arbeitenden Theile
hinreichend zu Gesicht. Fig. 30 ist der Grundriß
der hufeisenförmigen Scheibe und des obersten Theiles des Krahnes. Die punktirten
Linien zeigen die Lage des unteren Rahmens oder Gestelles und des Kessels. Fig. 31 zeigt
die Krummzapfenachse mit
Räderwerk; Fig.
32 die Trommel; Fig. 33 die Trommel, um
den Ausgraber in Bewegung zu sezen, und Fig. 34 den Grundriß des
Ausgrabers.
Alle Details dieser Maschine können wir nicht beschreiben, wollen indessen so weit in
ihre Details eingehen, als es nothwendig ist, um die verschiedenen Bewegungen der
Maschine richtig zu verstehen und dann auf jede dieser Bewegungen einzeln
zurükkommen. Die Maschine besteht aus einem starken, horizontalen Rahmen oder
Gestell von Holz A, welches auf zwei paar Rädern B aufruht, um es längs einer temporären Eisenbahn
fortbewegen zu können. Auf dem einen Ende des Gestelles ist ein cylindrischer Kessel
C befestigt, um das Räderwerk um den Krahn drehen zu
können. In der Mitte ist das Räderwerk angebracht, um eine der Bewegungen des
Excavators D hervorzubringen, und am anderen Ende der
hölzerne Krahn E, welcher in Form einem gewöhnlichen
Holzkrahne ganz ähnlich ist, und auf dessen Diagonalarm F ein Stehplaz f für einen Assistenten und das
Räderwerk U sich befindet, wodurch dem Excavator D eine andere Bewegung mitgetheilt werden kann.
Um die Maschine seitwärts zu stüzen, befinden sich an beiden Seiten starke Arme oder
Stüzen, deren Enden mit Schrauben versehen sind, um die Maschine den Unebenheiten
der Erdoberfläche anpassen zu können.
Der Excavator oder die Schaufel D, Fig. 29 und 34, ist von
starken Kesselplatten gemacht, die fest zusammengenietet sind. Er hat die Gestalt
einer Büchse oder Kiste, die an einem Ende offen ist. An ihrem unteren Ende sind
vier Vorsprünge oder Spizen, welche dazu dienen, die Erde zu durchdringen und
aufzulokern; das andere Ende derselben hat einen beweglichen Boden, welcher durch,
die Feder d fest gehalten wird, aber mittelst des Hebels
und der Stange d' geöffnet werden kann.
Die Maschine ist so construirt, daß sie drei verschiedene Bewegungen ausführen kann:
1) die grabende Bewegung, 2) die drehende und 3) die Bewegung, welche sie von einem
Orte zum anderen bringt.
Die grabende Bewegung besteht aus zwei anderen Bewegungen, aus einer, welche den
Excavator vorwärts treibt, und aus einer anderen, welche ihn in den Grund drükt.
Beides geschieht zu gleicher Zeit. Die erste Bewegung geschieht auf folgende Weise:
auf dem horizontalen Gestelle A und vor dem Kessel C befindet sich eine kleine
Hochdruk-Dampfmaschine (auf der Zeichnung nicht sichtbar), deren Zug-
oder Bläuelstange auf den Krummzapfen c wirkt, der Achse
L eine drehende Bewegung gibt, und mit ihr auch dem
Getriebe l,
Fig. 31,
welches in das große Rad M eingreift, das auf der Achse
N stell. Auf dieser Achse ist eine große, mit einer
Spiralnuth versehene Trommel n (Fig. 29 und 32) befestigt,
um welche die Zugkette O gewikelt ist. Diese Kette geht
aufwärts durch den hohlen Krahnbaum über die verzahnte Rolle P zu einer doppelten Rolle, welche auf dem äußersten Ende des Krahns
befestigt ist, dann um den Flaschenzug R, an welchem der
Excavator angehängt ist. Wird die Kette in die Höhe gewunden, so zieht sie den
Excavator aus dem Grunde, indem sie ihn zugleich vorwärts und aufwärts bewegt,
nachdem er durch die zweite Bewegung in den Grund getrieben war. Diese lezte
Bewegung wird durch die Kette, welche über die verzahnte Rolle P geht, einem anderen Räderwerke mitgetheilt.
Auf der Achse der verzahnten Rolle P ist ein Schrägrad
v, Fig. 30, befestigt,
welches in ein ähnliches v', Fig. 29, eingreift, das
aus dem oberen Ende der schrägen Achse V sich befindet.
An dem unteren Ende dieser Achse ist ein correspondirendes Schrägrad v'', welches in anderes w
eingreift, das auf der Achse W befestigt ist. Auf dieser
Achse ist ein Getriebe w', welches in das große Rad u' eingreift, das auf der Achse U stekt, worauf eine mit einer Nuth versehene Trommel sich befindet, um
welche die Kette s gewikelt ist, die an den hölzernen
Diagonalarmen S befestigt ist. An dem niederen Ende
dieser Arme ist ein eisernes Joch befestigt, woran der Excavator durch Zapfen
aufgehängt ist. Durch diese Anordnung wird, wenn die Kette O über die Scheibe P geht, die Bewegung der
Achse U mitgetheilt, um die Arme S in einer diagonalen Richtung abwärts zu treiben, und mit ihnen den
Excavator in den Grund.
Ein Mann steht auf dem Gerüste f, um diesen Apparat in
und außer Eingriff zu bringen, und so die Bewegung beim Senken oder Heben des
Excavators zu reguliren.
Die nächste Bewegung, welche beschrieben werden soll, hat den Zwek, den Krahn rechts
oder links zu drehen. Dieß wird durch ein anderes Räderwerk auf folgende Weise
bewirkt. Auf der Krummzapfenachse L ist ein Winkelrad
l', Fig. 31, befestigt,
welches in ein ähnliches Rad g eingreift, das auf dem
Ende einer horizontalen Achse G sich befindet, worauf
zwei lose Winkelräder g', g'' sind. Jedes derselben
kann, je nachdem es verlangt wird, in oder außer Eingriff mit dem großen konischen
Rade h gebracht werden, das auf der Achse H befestigt ist. Auf dieser Achse ist ein Getriebe h', welches in das Rad j
eingreift, das auf der Achse J befestigt ist. Auf dieser
Achse ist eine verzahnte Rolle j'', um welche die Kette
r geschlungen ist, die dann aufwärts über die Rollen
s, s und um beide Seiten der hufeisenförmigen
Scheibe geht, an deren Enden sie durch eiserne Schrauben befestigt ist. Diese Scheibe ist
mittelst starker eiserner Streben mit dem Krahne verbunden, und wenn sie in Bewegung
gesezt wird, so kann der Krahn rund um den fest stehenden Pfosten t entweder nach Rechts oder nach Links gedreht und der
Inhalt des Excavators in einen Wagen oder irgend einen Behälter ausgeleert
werden.
Die vorwärts treibende Bewegung wird dadurch hervorgebracht, daß auf der Achse der
hinteren Räder ein starkes Rad, welches durch den punktirten Kreis b angedeutet ist, sich befindet, das mit einem Getriebe
b' auf der Achse H durch
ein Zwischenrad b'' communicirt, wie es durch den
punktirten Kreis angezeigt ist. Da nun der Achse H die
Bewegung durch die Winkelräder, welche vorhin beschrieben wurden, gegeben wird, so
kann dadurch ein Vorwärts- oder Rükwärtsgehen der Maschine bewirkt
werden.
Diese Maschine kostet in Amerika ungefähr 6000 Dollars und soll täglich 1000
Kubikyards Erde ausgraben können.