Titel: | Centrifugaltrokenmaschine für wollene Stoffe, Garn und Zeuge aller Art; von F. Gropius. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. CIX., S. 446 |
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CIX.
Centrifugaltrokenmaschine fuͤr wollene
Stoffe, Garn und Zeuge aller Art; von F. Gropius.
Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt, Bd. VI S. 289.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Gropius' Centrifugaltrokenmaschine für wollene Stoffe, Garn und
Zeuge aller Art.
Diese in Preußen, Oesterreich, Frankreich u.s.w. patentirte Trokenmaschine ist in
Fig.
41–43 abgebildet. Fig. 41 ist ein
Verticaler Durchschnitt durch die liegende Hauptwelle der Maschine, Fig. 42 ein verticaler
Durchschnitt, rechtwinkelig gegen den ersteren, Fig. 43 die obere Ansicht
des herausgenommen gedachten schwingenden Kastens. Die beiden ersten Abbildungen
sind in 1/12 der natürlichen Größe dargestellt.
Diese Maschine ist von ganz eigenthümlicher, höchst einfacher Construction, und
verdient unter allen bis jezt bekannten Trokenapparaten insofern die allgemeinste
Beachtung, als sie den Zwek, wollene Stoffe, Garn und Zeuge aller Art in möglichst
kurzer Zeit zu troknen, am sichersten erfüllt, leicht herzustellen ist und
verhältnißmäßig sehr wenig kostet. Der Erfinder hat bisher zwei Arten dieser
Maschine anfertigen lassen, eine größere und eine kleinere. Die Maschinen der
ersteren Art werden durch eine Dampfmaschine, durch ein Göpelwerk oder Wasserkraft
in Bewegung gesezt, die der zweiten Art hingegen durch Menschenkräfte. Von der
lezteren, die sich ganz vorzüglich beim Gebrauche bewährt hat, sind hier die
Abbildungen gegeben worden.
Der Kasten A zum Aufnehmen des nassen Zeugs oder der
Wolle sizt auf der Welle a, die ihrerseits bei t in dem Lager C sich dreht.
Der Kasten besteht aus hölzernen zolligen Brettern k,
welche denselben auf zwei Seiten ganz, auf den beiden anderen Seiten aber nur
theilweise schließen. An diesen lezten Seiten sind nämlich die Thüren b, deren Scharnier bei q
ist, zum Einbringen der Wolle, Garne, Zeuge u.s.w. und die Gitter zum Einlassen der
Luft in den Kasten befindlich, und es steht, wie auch aus den Zeichnungen
ersichtlich, jedesmal der Thüre auf der einen Seite ein Drahtgitter auf der anderen
Seite gegenüber. c ist der Riegel zum Verschließen der
Thüre, der sich drehen läßt und in einem Schlize des Bleches e
geht. Sobald derselbe
die in Fig.
43 gezeichnete Stellung hat, springt die mit einem Ansaze versehene Feder
d ein, so daß kein willkürliches Zurükgehen von c und also auch kein Oeffnen der Thüre erfolgen kann,
wenn nicht die Feder d mittelst eines Knopfes
niedergedrükt wird. f, f sind die beiden schon erwähnten
Seitensiebe des Kastens, in Fig. 42 im Durchschnitt
und in Fig.
41 und 43 in der Ansicht ersichtlich. Uebrigens ist der ganze Trokenkasten durch
die Siebe h in zwei besondere Abtheilungen getheilt, zu
deren jeder ein Sieb f und eine Thüre b gehört. Um dem ganzen Kasten mehr Haltbarkeit zu
geben, sind an beiden Enden und in der Mitte vier eiserne Reifen um denselben
gelegt, welche in der Zeichnung mit r bezeichnet sind.
Um zu verhüten, daß das Eisen innerhalb der drehbaren Kasten roste, sind die
Drahtgitter verzinnt.
Für manche Zweke wird es wünschenswerth seyn, noch größere Umdrehungsgeschwindigkeit
zu veranlassen, und da die Holztheile dann leicht dem Zertrümmern ausgesezt seyn
würden, so ist es für diese Fälle gut, wenn alle Theile von Eisen und die inneren
Wände der Kasten, die mit dem feuchten Zeuge in Berührung kommen, mit
durchlöchertem, stark verzinntem Eisen- oder Kupferblech ausgelegt, oder
diese Theile ganz aus Kupfer angefertigt werden, wodurch die Anfertigungskosten
freilich erhöht werden. – An den beiden Endpunkten ist der Trokenkasten
gleichfalls mit einem Siebe g versehen, so daß jede der
beiden Abtheilungen an drei Seiten dem Durchzuge der Luft geöffnet ist, während die
übrigen drei Seiten geschlossen sind. In den beiden durchgehenden Wänden, welche
immer zwei geschlossene Seiten des Kastens bilden, ist die Welle a folgendermaßen befestigt. Es ist nämlich das eiserne
runde Stük i mittelst Schrauben so in der Wand
befestigt, daß es durch die Dike derselben durchgeht und einen hohlen eisernen
Cylinder bildet, in welchem die Welle a mittelst einer
Feder oder eines vierkantigen Stükes befestigt ist.
Dieser so eingerichtete Trokenkasten wird von einem Gehäuse B umschlossen, dessen Construction nun näher auseinandergesezt werden
soll. Dasselbe besteht aus zwei Stüken, wie der in Fig. 42 durchgehende
Strich andeutet, um den Kasten A. leicht herausnehmen
oder hineinsezen zu können. Beide Stüke werden übrigens durch Klammern mit einander
fest verbunden. Das Gehäuse B hat oben an den schrägen
Seitenwänden zwei Thüren, deren Scharnier bei I ist und
welche durch die Riegel m geschlossen werden können. n, n sind Löcher, durch welche das Wasser, welches durch
die Centrifugalkraft beim Umdrehen des Trokenkastens aus demselben
herausgeschleudert wird, einen Ausweg hat. Das etwa gegen die anderen Wände des
Gehäuses B geschleuderte Wasser fließt an denselben
herunter und sammelt sich am Boden, wo es durch die Canäle o ablaufen kann.
p, p, p sind sechs Löcher im Gehäuse, die zum
Einlassen der atmosphärischen Luft dienen, welche sodann durch den Kasten circulirt
und nicht wenig zum Troknen der Wolle beiträgt.
Die Lager C, welche auf jeder Seite des Kastens an die
Rippe F (in Fig. 42 punktirt
angedeutet) angeschraubt sind, haben jedes zwei Lagersize s und t, von denen die lezteren zur Aufnahme
der Welle a dienen. In t
ruht eine zweite Welle, auf welcher die Kurbel G zur
Bewegung des Kastens und ein großes Rad D sizen; dieses
leztere greift in das kleine Getriebe auf der Welle a
und überträgt somit die Bewegung auf dieselbe.
Die Vortheile, die diese Maschinen gewähren, sind in der That so bedeutend, daß sie
die allgemeinste Beachtung verdienen und nicht bloß von allen Färbern, Tuchmachern
u.s.w., sondern auch von allen Waschanstalten, Casernen, Lazarethen, Krankenhäusern
angeschafft werden sollten, indem sie nicht bloß zum Troknen von Wolle und Garn,
sondern auch von Zeugen und Kleidungsstüken aller Art mit Vortheil angewandt werden
können. Die in die Maschine gebrachten ganz nassen Gegenstände sind nach einer
Bearbeitung während 5 bis 10 Minuten fast vollständig troken und dürfen dann nur
noch eine ganz kurze Zeit der Wärme oder troknen Luft ausgesezt werden, wodurch also
in vielen Fällen ein mehrstündiges Heizen und die Kosten für
dasselbe erspart werden.
Die Kosten betragen für die kleine Maschine 89 Thaler, für die größere 140 Thlr. Mit
einem mit Kupfer oder mit Weißblech ausgelegten Kasten oder einem ganz kupfernen
Kasten belaufen sich die Kosten verhältnißmäßig höher.