Titel: | Verbesserungen an der Vorspinnvorrichtung bei Wollkrämpeln; von Götze und Comp., Maschinenbauern in Chemnitz. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. IV., S. 7 |
Download: | XML |
IV.
Verbesserungen an der Vorspinnvorrichtung bei
Wollkraͤmpeln; von Goͤtze und Comp., Maschinenbauern in Chemnitz.
Aus dem Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843, Nr.
32.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Götze's verbesserte Vorspinnvorrichtung bei
Wollträmpeln.
Es war früher bei den unter der Bezeichnung „Götze und Hartmann'sche“ bekannten Vorspinnkrämpeln
ein Uebelstand, der beim Betrieb sich recht störend bemerkbar machte: daß die
Peigneurs nicht gepuzt und geschliffen werden konnten, ohne daß eine Menge Stüke und
Maschinentheile, z. B. des Excentrics, einige Würgelwalzen etc. entfernt werden
mußten; was namentlich beim Krämpeln gewisser Wollen viermal täglich (zum Puzen)
sich nöthig machte und daher vielen Aufwand an Zeit in Anspruch nahm. Die HHrn. Götze und Comp. haben diese Unbequemlichkeit schon seit
einiger Zeit durch eine eben so sinnreiche als einfache Anordnung bei den
Vorrichtungen, welche sie gegenwärtig bauen, zu beseitigen gewußt.
Statt nämlich die arbeitenden Theile vor den beiden Peigneurs c, c zu entfernen, rüken sie die ganze
Vorrichtung (Fig.
11 und 12 sind die beiden Seitenansichten derselben) von der eigentlichen
Krämpel ab, von der sich Theile des Tambours d und des
Gestells e in Fig. 13 bemerklich
machen, wenn die Peigneurs gepuzt oder geschliffen werden sollen, was auf einer
Eisenbahn f leicht bewerkstelligt wird. Zu dem Ende
bedarf es nur der Lösung der beiden Schraubenbolzen g,
g, welche die Vorrichtung am Gestell der Krämpel
festhalten, so wie des Abschraubens des Lagers h und des
dadurch erzielten Auskämmens des Winkelrades i aus dem
Rade k. Fig. 12 steht jezt von
der Krämpel Fig.
13 abgerükt. Die Peigneurs können nun mit Bequemlichkeit gereinigt werden,
ohne daß weiter etwas von den Maschinentheilen zu entfernen wäre. Sollen sie
geschliffen werden, so werden sie eben so leicht aus ihren Lagern genommen, nachdem
die Lagerdekel zurükgeschlagen sind. Diese Anordnung hat sich den Beifall aller
Spinner erworben und die Verbreitung jener in der Wollspinnerei mit Recht so
berühmten Vorrichtungen wo möglich noch mehr befördert. Eben so leicht ist die
Vorrichtung wieder an ihren gehörigen Plaz zu bringen, wozu einige Minuten
hinreichen.
Ganz besonders ist noch auf die hintere Eröffnung des Gestelles aufmerksam zu
machen, wodurch 1) jegliche Auseinandernahme der Vorrichtung unnöthig wird und
dieselbe in sich mehr Halt erhält, wozu ein Querriegel, der unterhalb des unteren
Peigneurs die beiden Gestellwände mit einander verbindet, das Seinige beiträgt;
ferner 2) im Falle des Schleifens der Peigneurs die Herausnahme des untern Peigneurs
von Hinten heraus sehr leicht möglich gemacht wird; endlich 3) das Stellen des
untern Peigneurs ungemein erleichtert ist, was früher nur durchs Gehör geschehen
konnte; eine sehr trügliche Methode. Es dürfte vielleicht von Befangenen der Einwand
gemacht werden, daß durch das Abrüken der Vorrichtung von der Krämpel beim
Wiedereinrüken die Peigneurs gegen den Tambour eine andere Stellung annehmen
könnten. Diese Möglichkeit ist indessen durch zwei Platten im Gestell, welche genau
gegen die Schraubenbolzenplatten passen, schlechterdings verhindert.
Eine anderweitige Verbesserung bezieht sich auf die Stellung und die Wirkungsart der
Haker, welche von einer Kurbelstange I ausgehen, die
durch die Kurbelscheibe m in auf- und
niedergehende Bewegung gesezt wird. Die beiden Hakerhebel alterniren dadurch in
ihrer Bewegung, und ihre Verbindung leidet nicht so sehr als früher, wo beide Haker
an einem Hebel befestigt waren; eben so wird das Auslaufen der Hakerscheibenbüchse
durch jene Anordnung verhindert.
Eine dritte Vervollkommnung bezieht sich auf eine neue Stellung der vier Excentrics
n zur Bewegung der Würgelwalzen. Der ungleiche Druk,
der früher auf die Verzahnung der treibenden Räder statt fand, ist durch die neue
Stellung aufgehoben und das Rädersystem hält länger aus.
Ueberhaupt ist durch zwekmäßige Aenderungen und Erweiterungen des Gestells die
Zugänglichkeit zu den wirkenden Theilen der Vorrichtung sehr befördert, wie auch die
störenden Ekfäden auf eine sachentsprechende Weise beseitigt worden.
Alles dieß sind Vortheile, deren Wichtigkeit der praktische Spinner zu würdigen
wissen wird. Aus jenen kleinen Vervollkommnungen in ihrer Gesammtheit gehen oft die
einflußreichsten Folgen für den nuzbaren Betrieb hervor; aus ihnen entspringt
Verwohlfeilerung des Fabricates, ohne daß Fabrikanten und Arbeiter weniger
verdienen, welches Resultat zu erreichen jederzeit die Aufgabe eines
weiterstrebenden Maschinenbauers seyn muß, wenn er seinen Beitrag zur Beförderung
und Ausbildung der Fabrication beisteuern will, ohne welche gegenwärtig in der Zeit
der unaufhaltsamen Fortschritte und übermächtigen Concurrenz kein Bestehen mehr
möglich ist.
B… r.