Titel: | Verfahren galvanoplastische Abdrüke von Kunstwerken aus Holz, Gyps, Wachs etc. zu nehmen, indem man ihre Oberfläche mittelst Graphit leitend macht; von Robert Murray. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XI., S. 36 |
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XI.
Verfahren galvanoplastische Abdruͤke von
Kunstwerken aus Holz, Gyps, Wachs etc. zu nehmen, indem man ihre Oberflaͤche
mittelst Graphit leitend macht; von Robert Murray.Obgleich diese Anleitung vieles enthaͤlt, was den Sachverstaͤndigen
schon bekannt seyn mag, so glaubten wir sie wegen der genauen Details, welche
sie uͤber diesen Gegenstand enthaͤlt, doch mittheilen zu
muͤssen.A. d. R.
Aus dem Recueil de la Société polytechnique. 1843, No.
4, S. 61; englischen Journalen entnommen.
Murray's Verfahren galvanoplastische Abdrüke von Kunstwerken aus
Holz, Gyps etc. zu nehmen.
Hrn. Edward Solly dem jüngern verdanken wir die ersten
glüklichen Versuche, auch nicht leitende Körper, wie Papier, Wachs, Holz, Gyps etc.
galvanoplastisch nachzubilden; er copirte einen Papierdruk auf das vollkommenste und
verfuhr dabei so, daß er die Papierfläche mit einer salpetersauren Silberlösung
überzog und sie hierauf dem Lichte aussezte; sie wurde durch die Reduction des
Silbers schwarz und auf dieser Fläche ließ er dann das Kupfer sich absezen. Dieses
schöne Verfahren, als ein erster Schritt betrachtet, hatte den vollkommensten
Erfolg.
Die Versuche von Professor Daniell und H. Cooper, wobei sich der erste zu den Zersezungen einer
Elektrode von Graphit bediente, der andere aber eine Batterie mit gewöhnlichen Kohks
construirte, brachten mich schon auf den Gedanken, daß ein dünner Graphitüberzug als
Leitungsmittel bei der Galvanoplastik für Substanzen wie Wachs, Gyps u. s. f., auf
welchen das salpetersaure Silber nicht anwendbar ist, hinreichend sey. Ich stellte
einen Versuch mit demselben auf einer Gypsform mit gutem Erfolge an; versuchte dieß
hierauf bei Siegellak und dann bei einer Holzplatte mit stets gleich gutem
Resultate. Kurz, jede nicht leitende Oberfläche ist, mit der dünnsten Schichte
Graphit bedekt, zu diesem Gebrauche tauglich.
Es wurde eingewandt, daß der Graphit wahrscheinlich die feinen Linien ausfüllen
werde; ich habe aber dargethan, daß dieser Einwand nicht gegründet ist, denn ich
copirte Barton'sche Irisknöpfe (die 2000 Linien auf den
Zoll haben) von Siegellak-Abdrüken. So gelang es mir auch, einige Exemplare
von Siegellak-Abdrüken zu copiren, die mir Hr. Barton verschaffte und welche mittelst seiner schönen Maschine mit
beiläufig 8000 Linien auf den Zoll bezogen waren. Der Graphit zum galvanoplastischen
Gebrauch muß vollkommen troken und ziemlich rein seyn. Alle Theile des Gegenstandes
müssen sorgfältig
mit demselben bedekt werden; folgendes ist eine kurze Anleitung, die Form zu
präpariren, mit Graphit zu überziehen etc.
Nichts scheint leichter, als einen gewöhnlichen Abdruk von Siegellak zu machen;
denselben aber ganz schön zu erhalten, ist doch schwerer, als man glauben möchte und
man hat dabei auf mehreres Acht zu geben. Man nimmt hiezu ein starkes PapierPappdekel werde hiezu niemals genommen; die Masse und die Luft zwischen den
Falten dehnen sich aus und verhindern das Gelingen des Abdruks.
und läßt es am Feuer oder über einem Kerzenlicht gut austroknen. Man erhizt nun das
Siegellak über einer Flamme (wobei man es aber nicht in Flamme ausbrechen läßt) bis
es flüssig genug ist, um auf das Papier gebracht zu werden. — Das Papier
sammt dem Siegellak wird nun ein paar Augenblike über die Flamme gehalten, bis
lezteres flüssig genug ist, um von der Siegellakstange aufgehoben zu werden. Wenn
alle Luftblasen ausgetreten sind und die Oberfläche glatt ist, wird das Petschaft so
weit erhizt, daß es auf der Rükseite der Hand oben noch ertragen werden kann und
dann stark auf das Siegellak gedrükt. Nach dem Erkalten wird es in senkrechter
Richtung rasch abgehoben. Ist der Abdruk nicht gut ausgefallen, so kann er wieder
vernichtet werben, indem man das Papier über die Flamme hält, bis das Siegellak
wieder so erweicht ist, daß es, wie oben, von der Stange aufgehoben wird. Hat man
einen guten Abdruk erhalten, so bringt man den Graphit auf die Oberfläche und
bürstet diese rasch mit einer harten Bürste und in kreisförmiger Bewegung, wie es
die Juweliere machen.
Einige finden es nicht rathsam, den Graphit an den perpendiculären Seiten des Abdruks
anhängend zu machen, indem die Schärfe hiedurch beeinträchtigt würde. Wenn die
Oberfläche mit Graphit gehörig überzogen ist, erhizt man einen Kupferdraht so stark,
daß er das Siegellak zu schmelzen im Stande ist und stekt ihn dann an einem
passenden Punkte in den Rand der Form, so daß er den Abdruk nicht beschädigen kann.
Um nun des vollkommenen Zusammenhangs des Drahts mit dem Graphit der Oberfläche
versichert zu seyn, reibt man beide mit dem Finger mit ein wenig Graphit ein. Es
wird hiedurch am sichersten ein Zusammenhang zwischen dem Drahte und der
geschwärzten Oberfläche hergestellt. Es braucht nicht erst erwähnt zu werden, daß,
welcher Substanz man sich auch für die Form bediene, man doch immer dem Mißlingen
ausgesezt seyn wird, wenn man nicht mit der größten Sorgfalt einen vollkommenen
Zusammenhang zwischen diesen beiden Flächen herstellt. So vorgerichtet, kann die
Form in einen der gewöhnlichen galvanoplastischen Apparate gebracht werden. Unmittelbar vor dem
Eintauchen befeuchte man die Oberfläche der Form gelinde durch Anhauchen; es ist
dieß bei allen galvanoplastischen Formen anzurathen, indem dadurch das Ansezen von
Luftblasen verhindert wird, durch Bewirkung einer vollkommenen Berührung der
Oberfläche und der Flüssigkeit, in welche sie taucht. Hat sich das Kupfer schön
abgesezt, so wird die Rükseite mit Loth ausgefüllt; man bewerkstelligt dieß am
besten durch Befeuchtung der Rükseite des Kupfers mit einem in eine Mischung von
salzsaurem Zink und Salmiak getauchten Kamelhaarpinsel. Man bringt hierauf
gewöhnliches Schnellloth der Klempner hinein und schmelzt dasselbe über der
Weingeistlampe.
Das weiße Wachs, wie es zu Kerzen dient, ist eine für große Formen sich sehr eignende
Substanz. Nachdem es in einem passenden Gefäße über dem Feuer geschmolzen ist, wird
der abzuformende Gegenstand, wenn er von Metall ist, wohl erhizt. Der Rand desselben
wird mit einem mehrmal herumgehenden schmalen Papierband umgeben, die Oberfläche mit
einer sehr kleinen Menge Olivenöhls eingeöhlt, das Wachs
eingegossen und vor dem Herausnehmen einige Stunden ruhen gelassen, bis es nämlich
vollkommen erkaltet ist. Hängt das Wachs der Medaille stark an (was je nach der
Tiefe des Gegenstandes mehr oder weniger der Fall ist), so wird die Medaille vor dem
Feuer gelinde erwärmt und dabei von Zeit zu Zeit das Wachs abzunehmen versucht;
würde zu stark erhizt, so müßte die Oberfläche des Abgusses darunter leiden. Man
verfährt nun mit dem Graphit etc., wie beim Siegellak angegeben wurde, bedient sich
aber statt der Juweliersbürste eines ziemlich diken steifen Kamelhaarpinsels. Auch
des Stearins kann man sich (für Abgüsse von Metallen) vortheilhaft bedienen.
Will man den Abguß der Rükseite eines Gypsabdrukes in Wachs erhalten, so braucht man
nur die Oberfläche leicht einzuöhlen und dann die Rükseite des Gypses so in Wasser
zu tauchen, daß er genug einsaugt, um das Oehl zu zwingen, sich auf die Oberfläche
zu begeben. Das Oehl wird dadurch verhindert in den Gyps einzudringen.
Man befestigt nun das Papier um den Rand, gießt, wie erwähnt, das geschmolzene Wachs
aus, welches dann sogleich nach dem Erkalten losgeht.
Blätter, Früchte etc. überziehen sich sehr leicht mit Kupfer; man braucht sie nur mit
Graphit einzureiben und den Stiel an einen Kupferdraht so zu befestigen, daß die
Verbindung zwischen dem Stiel und der Oberfläche wohl hergestellt ist.
Um Holzplatten abzuformen, muß man die Rükseite (den Revers) und die Ränder der
Platte mit einer Auflösung von Muschellak (laque de Coquille) in
Weingeist einfirnissen, damit das schwefelsaure Kupfer nicht in die Poren dringen
kann; nachdem man nun die Oberfläche mittelst einer harten Bürste mit Graphit
überzogen und ein Kupferband um den Rand befestigt hat, wird, wie oben angegeben,
die Verbindung hergestellt, was sehr befördert wird durch Befestigung des
Kupferbandes mit kleinen Kupfernägeln an verschiedenen Stellen. Hat man auf diese
Weise einen vollkommenen Abdruk der Holzplatte erhalten, so bedient man sich
desselben als Matrize oder Form, von welcher so viele Facsimiles der Holzplatte
genommen werden können, als man wünscht, nachdem man die Rükseiten, wie oben, mit
Loth ausgefüllt hat.
Getriebenes (gauffrirtes) oder gedruktes Papier, mit einem Worte, jedes Papier mit
Relief oder einer unebenen Oberfläche kann getreu nachgebildet werden durch
Schmelzen von Siegellak über seine Oberfläche und Beseitigung des Papiers nach dem
Erkalten des Siegellaks mittelst einer Bürste und Wassers. Ist das Papier groß, so
muß die Rükseite desselben mit Gummiwasser auf eine Glas- oder Spiegelplatte
befestigt und das in einem Kochlöffel geschmolzene Siegellak auf die
Papieroberfläche gegossen werden. Das erkaltete und in Wasser getauchte Siegellak
kann leicht vom Glase abgenommen werden, worauf dann, wie angegeben, das Papier
weggeschafft wird.
Um Gypsformen zu copiren, muß verhindert werden, daß die Kupferlösung in den Gyps
eindringe; man erreicht diesen Zwek durch starkes Erhizen der Form und Bürsten der
Oberfläche mit einer in geschmolzenes Jungfernwachs getauchten Kamelhaarbürste,
beinahe bis zum Erkalten. Bleibt etwas Wachs auf der Oberfläche, so muß die Form
wieder am Feuer erwärmt werden, bis es verschwindet. Rükseite und Ränder müssen, ehe
sie ganz erkalten, mit geschmolzenem Wachs oder Talg überzogen werden. Man läßt sie
nun einige Stunden bis zum vollkommenen Erkalten ruhen und fährt nachher fort wie
bei dem Verfahren mit Jungfernwachs. In beiden Fällen muß ein Stük Kupferdraht um
den Rand gelegt und behufs seiner Befestigung angedreht werden; es ist dieß nach
meinem Dafürhalten das beste Verfahren, um die Verbindung sicher herzustellen. Draht
und Formrand müssen wohl mit Graphit eingerieben werden.