Titel: | Technisch-chemische Mittheilungen von Friedrich Froelich in Hof. |
Autor: | Friedrich Froelich |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XIV., S. 47 |
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XIV.
Technisch-chemische Mittheilungen von
Friedrich Froelich in
Hof.
Froelich's technisch-chemische Mittheilungen.
I. Venetianischer Kugellak.
Es haben mehrere ausgezeichnete Chemiker Vorschläge zur Darstellung der schönen
rothen Lakfarbe gemacht, welche im Handel unter der Benennung venetianischer
Kugellak vorkommt, und in den Künsten wegen ihren guten Eigenschaften sehr geschäzt
wird; aber unter allen diesen Vorschlägen, wie sie in mehreren chemischen Schriften
aufgeführt sind, fand ich keinen, der bei der praktischen Anwendung dem Zwek
entsprochen hätte. Daher glaube ich, nichts Ueberflüssiges zu thun, wenn ich die
Bereitungsmethode, welche in einigen deutschen Fabriken befolgt wird, bei welcher
man stets ein Product, das dem venetianischen Lak in keiner Hinsicht nachsteht,
erhält, bekannt mache. Darunter verstehe ich diejenige Sorte, welche in Kugeln von
der Größe einer Kastanie früher aus Italien nach Deutschland geschikt wurde und
deren eigentliche Zusammensezung lange ein Geheimniß blieb.
Dieser Kugellak zeichnet sich aus 1) durch die ungemeine Leichtigkeit, so daß die
Kugeln auf dem Wasser schwimmen; 2) durch Festigkeit und scharfen Bruch (man muß
damit auf dem Papier mit leichter Mühe einen rothen Strich machen können, welcher
sich glätten läßt); 3) durch einen eigenthümlichen, den faulen Eiern ähnlichen
Geruch; 4) durch Haltbarkeit und Dekkraft, daher er als Oehl- und Leimfarbe
vorzüglich verwendet werden kann.
Bereitung. In einer beliebigen Menge Aezlauge, welche auf
dem gewöhnlichen Weg aus Asche und Kalk oder Potasche und Kalk bereitet worden, löst man durch
anhaltendes Kochen so viele Schweinshaare auf, bis die Lauge ganz damit gesättigt
worden, wobei sich während der Auflösung Ammoniak entbindet. Diese Flüssigkeit
schlägt man durch ein feines Drahtsieb in eine Kufe und läßt nach einiger Ruhe die
hellere Lauge ablaufen. Solche wird nun wiederum in den gereinigten Kessel von Eisen
zurükgebracht und bis zum schwachen Aufwallen erhizt. Ist dieser Wärmegrad erreicht,
so wird etwas gröblich zerstoßener Alaun hineingeworfen, worauf sich schnell unter
Entwikelung von Schwefelwasserstoff ein käseartiger Körper absondert und die
Flüssigkeit sich mit einer Haut überzieht, die mit einem Schaumlöffel oder Seiher
abgehoben wird.
Hierauf wird mit dem Zusezen von Alaun und Abschöpfen des entstehenden Körpers
fortgefahren, bis die Lauge vollkommen erschöpft ist und mithin auf ferneres Zusezen
von Alaun keine neue Absonderung mehr erfolgt.
Dieser gesammelte Körper wird, sobald er so weit erkaltet ist, daß er mit den Händen
bearbeitet werden kann, mittelst eines Absudes von St. Martins Rothholz oder
Fernambuk durch ein feines Haarsieb gerieben. Ist dieß geschehen, so wird die ganze
Masse im Bottich mehrmal aufgerührt und dann zum Absezen der Farbe ruhig stehen
gelassen. Hat sich die Farbe rein abgesezt, so wird die überstehende Flüssigkeit
abgelassen und ein neuer Absud von Rothholz aufgegossen, was so oft wiederholt wird,
bis die Farbe dunkel genug erscheint. Wenn auch dieser Punkt erreicht ist und die
Farbe soll einen Stich in Violett erhalten, so wird etwas aufgelöste Seife
hinzugegossen; es läßt sich hiedurch nicht nur jede Nuance hervorbringen, sondern
auch mehr Farbetheile werden aus ihrer Auflösung niedergeschlagen. Will man hingegen
die Farbe hochroth erhalten, so wird etwas aufgelöster Alaun daran gebracht.
Die hiebei abfallenden Farbebrühen, welche noch mehr oder weniger gefärbt sind,
werden gesammelt und zum Durchreiben und ferneren Ueberziehen eines neuen Körpers
benuzt, wodurch sie beinahe ganz entfärbt werden. Die nun vollkommen ausgefärbte
Farbe wird filtrirt, gepreßt und zu Kugeln in gewöhnlicher, oben angegebener Größe
geformt, welche dann an der freien Luft oder Sonne getroknet werden.
Ein zu heftiges Austroknen ist zu vermeiden, weil die Kugeln sonst springen. Sind sie
nun gehörig troken, so werden sie in einem Faß oder Sak so lange gerollt, bis sie
auf der Oberfläche ganz eben und mehlicht erscheinen.
Will man die Kugeln in einer mäßigen Wärme im Zimmer troknen, so muß man besonders
darauf Rüksicht nehmen, daß sich keine Farben darin oder in der Nähe befinden, welche
Metalloxyde enthalten, weil diese sonst durch den entweichenden Schwefelwasserstoff
schwarz gefärbt wurden.
Bemerkungen.
1) Der Abgang der Lauge von dem Bremerblau, wovon später die Rede ist, kann hier
statt Wasser zur Bestellung des Laugenäschers dienen oder auch hiezu die Lauge aus
Potasche und Kalk verfertigt werden, wobei jener Abgang wiederum zu benuzen ist.
2) Die Schweinshaare kann man billig bei den Mezgern sammeln lassen, sie müssen aber
wohl gewaschen, rein und troken seyn.
II. Bergblau.
Nach Pelletier's Verfahren erhielten Hermbstädt und Payen kein schönes Bergblau; Hollunder aber will ein ausgezeichnetes glänzendes
erhalten haben. Es schien ihm dabei Kalkpulver schönere Farbe zu fällen, als
Kalkwasser, und die Farbe an Feuer und Haltbarkeit zu gewinnen, wenn man das
salzsaure Kupfer und den Kalk in so wenig als möglich angefeuchtetem Zustande
zusammenbrachte. Nach Müller muß das künstliche Bergblau
durchaus aus der salpetersauren Auflösung gefällt werden, wenn es blau wie das
natürliche Bergblau erzielt werden soll.
Unter allen diesen Angaben fand ich keine, welche dem Zwek so gut entsprochen hätte,
als das nun zu beschreibende Verfahren. Die schöne blaue Farbe entsteht durch eine
eigene Verbindung des Kupferoxyds mit Wasser.
Man fertige zuerst ein ächtes Braunschweigergrün auf folgende Weise: 1 Theil
Kupfervitriol und 1 Th. Kochsalz werden mit 6 bis 8 Th. kochenden Wassers in einem
hölzernen Gefäß übergössen und ihre Auflösung durch Umrühren befördert. Ist die
Auflösung erfolgt, so wird sie noch mit ungefähr 30 Th. kalten Wassers verdünnt und
bis zum anderen Tag ruhig stehen gelassen, wo sie alsdann von dem eisenhaltigen
Bodensaz rein abgelassen, das Trübe aber filtrirt wird. Wenn alle Kupferlösung
reinlich und hell in die Fällungskufe geleitet worden ist, so wird die Fällung des
Kupferoxyds vermittelst Kalkerde vorgenommen.
Zu dem Ende hat man eine Partie ganz weißen und gut gebrannten Kalk zart und
meisterhaft gelöscht und mit Wasser so weit verdünnt, daß sie eine Kalkmilch bildet.
Diese wird noch durch das feinste Haarsieb gegossen, damit die etwa vorhandenen
sandigen und gröberen Theile zurükbleiben.
Mit dieser so zugerichteten, frisch bereiteten Kalkmilch wird die Fällung nun vorgenommen. Sie
muß aber langsam und nicht übereilt geschehen, damit die Kalkerde genugsam Zeit
gewinnt, sich in der Salzsäure, womit das Kupferoxyd nun verbunden ist, aufzulösen;
widrigenfalls würde am Ende ein Ueberschuß von Kalkerde entstehen, der dem Grün
sowohl als dem Blau sehr nachtheilig wäre. Man lasse sich daher lieber einen kaum zu
bemerkenden Ueberschuß von salzsaurem, noch aufgelöstem Kupfer gefallen, welches
sich in der oberen hellen Flüssigkeit befindet. Wenn man etwas davon mit einem
Gläschen herausschöpft, muß sie farblos wie Wasser erscheinen, aber durch
zugetröpfeltes, Ammoniak einen kleinen Antheil Kupfer noch verrathen, dadurch, daß
sich eine ganz schwach bläuliche Wolke im Gläschen bildet. Die Probe darf aber nicht
gleich, sondern erst in ungefähr einer Stunde nach Zusezung des lezten Antheils
Kalkmilch vorgenommen werden.
Ist man mit dem Niederschlag im Reinen, so läßt man alles 24 Stunden ruhen, worauf
das Wasser abgelassen und frisches aufgegossen wird; dieses Aussüßen muß wenigstens
noch zwei- bis dreimal wiederholt werden, was zur Schönheit der Farbe
ungemein beiträgt.
Der Niederschlag, dann wie jedes andere Braunschweigergrün weiter behandelt, stellt
das ächte Braunschweigergrün als ein basisches salzsaures Kupferoxyd vor.
Der Niederschlag wird nun zu Bergblau verwendet; er kommt von dem Filter als
breiichtes Grün auf hölzerne Tafeln, worauf er ausgebreitet wird. Halb troken wird
er in kleine Täfelchen zerschnitten und ganz so geformt wie das Neublau. Ist das
Grün dergestalt in kleine und egale Täfelchen geformt und abgetroknet, so werden sie
in einen frisch bereiteten, aber nicht mehr warmen, sondern ganz kalten Kalkbrei,
viel diker als die Kalkmilch ist, in einer Kufe eingetragen, so, daß die Täfelchen
mit dem Kalk dicht umgeben sind und nicht auf einander zu Boden fallen können.
— Man bedekt die Kufe mit einem Dekel und in dieser Beize bleibt das Grün
zwei bis drei Wochen lang nun stehen. Alle zwei bis drei Tage rührt man mit Arm und
Hand, ja mit nichts anderen, die Masse einmal behutsam durcheinander.
Nach dieser Zeit nimmt man mehrere Täfelchen heraus; sind sie durchaus schön
dunkelblau geworden und kein grüner Kern mehr sichtbar, so gießt man Wasser daran,
um den Kalk zu verdünnen, der nun durch ein ziemlich weites Sieb, aber so, daß keine
Täfelchen mit durchfallen, abgesondert wird. In einer anderen Kufe mit Wasser werden nun die blauen
Täfelchen von allen Kalktheilen noch besondees schön rein gewaschen und
getroknet.
Diese blauen, ziemlich harten Täfelchen werden dann auf einer besonders dazu
gefertigten Handmühle fein gemahlen, und so ist das Bergblau fertig.
III. Bremerblau.
Diese schöne blaue Farbe zeichnet sich durch Leichtigkeit und Dekvermögen aus, daher
sie als Öehl- und Leimfarbe besonders gut verwendet werden kann. Es wurde
zwar hie und da ihre Bereitungsart beschrieben, allein ich fand dieselbe gewöhnlich
unvollständig.
Man nimmt reines Kupfer in Platten und schneidet dieses vermittelst einer
Kupferschere, wie sich ihrer die Kupferschmiede bedienen, in Stüke von der
bezeichneten Größe.
Textabbildung Bd. 089, S. 51
Auf jedes Pfund des geschnittenen Kupfers werden ¾ Pfd. Kochsalz genommen und
in einem offenen steinernen Gefäß (Coblenzer Schäffeln von Steinzeug) unter einander
gemengt. Ferner macht man sich eine Mischung aus 3 Loth Vitriolöhl mit 5 bis 6 Loth
Wasser; mit dieser verdünnten Schwefelsäure rührt man das in dem Gefäße befindliche
Kupfer und Kochsalz so an, daß es zwar sehr feucht, aber ja nicht flüssig davon
wird. Dieses eingesalzene Kupfer bleibt nun drei Wochen ganz ruhig stehen. Nach
Verlauf dieser Zeit wird man ein dikes Oxyd an dem Kupfer angesezt finden; dieses
wäscht man von dem Kupfer ab und benuzt das zurükgebliebene und gut getroknete
Kupfer zu einer neuen Operation des Einsalzens.
Hat man sich auf solche Weise eine bedeutende Partie Oxyd verschafft, so wird
dasselbe in großen Kufen von weißem Tannenholz mit Wasser sehr gut und vollkommen
ausgelaugt (dieß ist eine Hauptsache bei der ganzen Bereitung); man läßt die
gröberen Theile durch ein feines Sieb davon absondern. Nachdem man nun das lezte
Wasser abgelassen und auch durch Filtriren das meiste Wasser von dem rein
gewaschenen und geschlämmten Grün weggeschafft hat, bringt man dasselbe in die Kufe
zurük, rührt es zu einem gleichartigen Brei und übergießt es dem Volumen nach mit
einer doppelten Quantität starker Aezlauge, welche wie unten angegeben, bereitet
ist.
Nachdem es gut durcheinander gerührt worden, wird man nach 20 bis 25 Minuten das Grün
in ein prächtiges Blau sich umwandeln sehen. Man gießt nun Wasser nach und läßt das
Bremerblau sich sezen,
worauf man es abermals mit Wasser aussüßt und auf die Filtrirbeutel bringt.
Sodann wird es auf Horden in unregelmäßigen Broken oder gepreßt und in Stüke
geschnitten, an freier Luft im Schatten getroknet. Starke Sonnen- oder
Stubenhize erträgt es nicht, so lange es naß ist. Es stellt nun das ächte, leichte
Bremerblau in höchster Vollkommenheit dar.
Um zu diesem Zwek eine gehörig starke Aezlauge zu bereiten, löst man in dem
achtfachen Gewichte Wasser 20 Pfd. gute Potasche in einem eisernen Kessel auf und
bringt die Flüssigkeit zum Kochen; dann trägt man unter fleißigem Umrühren so lange
gepulverten gebrannten Kalk hinein, bis eine filtrirte Probe nicht mehr mit Säure
aufbraust (man wird ungefähr 4 bis 5 Pfd. Kalk nöthig haben), läßt alles einige Zeit
kochen und gießt das Ganze dann in ein Küfchen, in welchem sich kleine hölzerne
Zapfen befinden. Das Küfchen bedekt man sorgfältig und läßt es ruhig stehen. Nach
einigen Stunden läßt man die helle Lauge ab; diese kann sogleich behufs ihrer
Concentration in den eisernen Kessel aufs Feuer gebracht werden. Endlich bringt man
den Rükstand auf einen leinenen Spizbeutel und läßt die Flüssigkeit abtropfen; auch
diese wird im Kessel eingekocht. Wenn alle Flüssigkeit auf die unten angegebene
Concentration eingekocht ist, so bringt man sie wieder in das Küfchen zurük und
bedekt dasselbe sorgfältig. Nachdem die Lauge erkaltet ist, kann sie zur Bereitung
des Bremerblau angewendet werden. Das Abrauchen der Lauge muß schnell geschehen,
damit sie nicht zu viel Kohlensäure anzieht.
Bemerkungen.
1) Die erste von dem Blau abgelassene Lauge enthält viel Kali. Diese verwendet man
entweder bei der Bereitung von Kugellak zum Auflösen der Schweinshaare, oder man
concentrirt sie oder benuzt sie mit frischer Potasche und Aezkalk zur nächsten
Bereitung des Blau.
2) Die Aezlauge muß ganz kohlensäurefrei seyn, und wenigstens so stark, daß ein Glas,
welches 4 Unzen destillirtes Wasser faßt, 5 Unzen von dieser Lauge aufnimmt; wenn
sie aber auch stärker ist, so schadet dieses nicht.
Das Ueberziehen des Grüns mit der Aezlauge ist ein sehr wichtiger Punkt bei dieser
Bereitung. Man muß daher mehrere kleine Gläser bei der Hand haben und die Wirkung
der Lauge auf das Oxyd zuvor darin prüfen. Fällt die Farbe durch diese Prüfung nicht
vollkommen schön aus, so darf man das Oxyd nicht gleich mit der Lauge übergießen;
dasselbe ist dann entweder nicht genug ausgesüßt oder die Lauge taugt nicht.
Man kann das Bremerblau auch aus gleichen Theilen Kupfervitriol und Kochsalz bereiten
und das Verfahren ist eben so, wie es bei der Bereitung des Braunschweigergrün
(siehe Bergblau) angegeben wurde; man wendet dann statt des Kalks Potasche als
Fällungsmittel an. Der entstandene grüne Niederschlag wird hierauf mit Aezlauge
behandelt, wie schon angegeben wurde. Man erhält nach diesem Verfahren dasselbe
Blau.
IV. Mineralblau.
In frühern Zeiten wurde das Mineralblau aus Zinkvitriol bereitet, welcher immer
ziemlich viel schwefelsaures Eisen enthält. Eine solche Auflösung wurde mit
Blutlaugensalz gefällt. Es war diese Farbe also ein Berlinerblau, welches Zinkweiß
statt Alaunerde enthielt, was ihm ein lokereres Ansehen ertheilte, indem das
Zinkoxyd nicht so zusammenhängt wie die Alaunerde.
Dieses Mineralblau gut gefertigt, hatte ein ziemlich schönes Ansehen, was bei jeder
Farbe der Fall ist, deren Theilchen loker aneinander hängen. Viele glauben noch
immer, daß ein schönes Mineralblau nur auf diese Weise bereitet werden kann.
Auf nachfolgende Weise läßt sich aber ein in allen Abstufungen sehr reines, mildes
und feuriges Blau erzielen, welches das aus Zinkvitriol bereitete bei weitem
übertrifft. Dieses Verfahren ist noch wenig bekannt.
Man löst Blutlaugensalz in warmem, nicht heißem Wasser auf und präcipitirt daraus
Pariserblau; in dem Augenblik aber, wo sich das blausaure Eisen bildet, sezt man
eine gesättigte Auflösung von Alaun nach, mehr oder weniger davon, je nachdem das
Mineralblau dunkel oder heller ausfallen soll; der Alaun wird hierauf noch heiß mit
fein gemahlener und geschlämmter Kreide gesättigt. Es darf weder Ueberschuß von
Alaun noch von unzersezter Kreide stattfinden; im ersteren Falle zieht das
Mineralblau ins Grüne, im lezteren aber ins Rothe oder Violette.
Bemerkungen.
Man könnte auch mit Potasche statt mit Kreide den Alaun fällen, dieß kommt aber zu
hoch zu stehen.
Die Alaunerde hat je nach der Fällung eine verschiedene Consistenz: wird eine
Alaunauflösung kalt mit Aezkali oder Aezkalk gefällt, so ist der Niederschlag
glasig, wenig zerreiblich und loker; wird hingegen Potasche oder Kreide dazu
angewendet, und die Alaunauflösung ist concentrirt, so erhält man einen leicht
zerreiblichen lokeren Niederschlag.
Bei stark verdünnter Alaunauflösung erhält man selbst mit den kohlensauren
Fällungsmitteln einen festen glasigen Niederschlag; bei diesem Blau aber muß er
loker seyn, weil schon das blausaure Eisen sehr zusammenbakt.
V. Schweinfurtergrün.
No. 1.
In einem kupfernen Kessel löst man 13½ Pfd. gröblich zerkleinerten Grünspans
in 5 Eimer (den Eimer zu 24 Pfd. gerechnet) heißen Wassers auf und befördert die
Auflösung und Zertheilung durch stetes Rühren und gelindes Quetschen der Stüke
mittelst einer Holzkeule; zu starkes Stoßen taugt nicht, indem man sonst die im
Grünspan befindlichen Hülsen und Trestern zu sehr verkleinert. Das Sieden der
Grünspanlösung muß aber wohl vermieden werden, weil sonst sich alles in Schaum
verwandelt und das Kupferoxyd grau wird.
Sodann erhält man 10 Pfd. gemahlenen weißen Arsenik in 7 Eimern Wasser so lange in
starkem Kochen, bis sich alles bis auf wenige grobe
Körner rein aufgelöst hat, verstärkt das Feuer und schlägt hierauf die
Grünspanlösung durch ein feines Haarsieb hiezu, wobei die Trestern abgesondert
werden.
Man würde sich sehr irren, wenn man schon jezt die glänzende Farbe des Grüns erwarten
wollte, vielmehr erscheint statt derselben eine trübe gelbgrüne Farbe, welche sich
aber nach und nach durch einstündiges starkes Kochen der
Flüssigkeit in das reinste Grün verwandelt. Das Feuer wird dann unter dem Kessel
gedämpft, die Farbe in eine Kufe zum Absezen gebracht und in dem heißen Kessel
gleich wieder ein Ansaz zu einer ähnlichen Portion Farbe gemacht. Nach einstündiger
Ruhe sizt das Grün fest am Boden; das darüberstehende Wasser wird dann abgezapft,
und weil es nur wenig Kupfer, hingegen noch etwas Arsenik enthält, so kann es
wiederum zur Bereitung dieses Grüns verwendet, oder Kupfervitriol darin aufgelöst
und mit Kalkerde niedergeschlagen werden, um ein ordinäres Grün zu erhalten.
Auch wenn man statt einstündigen starken Kochens die siedendheiße Arseniklösung mit
der heißen Grünspanlösung in einer Kufe vermischt und das Ganze einmal schnell, aber
nicht anhaltend umrührt, dann diese Mischung 12 Stunden ruhig stehen läßt,
verwandelt sich das schmuzige Grün in ein prächtiges Grün.
Um eine andere Nüance zu erzielen, übergießt man das gewaschene Grün mit einer
schwachen Potascheauflösung (auf 10 Pfd. Wasser nimmt man ungefähr ½ Pfd.
Potasche) und erwärmt aufs neue ganz gelinde, bis das Grün die verlangte Tiefe und gelbe
Schattirung angenommen hat. Wird es zu lange erwärmt oder gar zu heiß, so verliert
es wieder an Glanz und Feuer. Es muß daher gleich aus dem Kessel genommen,
ausgepreßt und getroknet werden. Durch dieses Digeriren mit Potaschelösung wird die
Farbe dunkler und schöner.
No. 2.
Am besten gelingt folgendes Verfahren, wenn man essigsaures Kupfer verarbeiten
will:
Man löst ein beliebiges Quantum Grünspan in reinem Essig auf, am besten in steinernen
Krügen oder Töpfen, welche man zudeken kann und auf einem geheizten Ofen 3 bis 4
Tage stehen läßt, während welcher Zeit man den Inhalt öfters umrührt. Hierauf gießt
man die helle dunkelgrüne Flüssigkeit ab. Der Essig muß vollkommen mit Kupfer
gesättigt seyn; ist nicht aller Grünspan aufgelöst, so muß man den zurükgebliebenen
neuerdings mit Essig behandeln.
Zu dieser Grünspan-Auflösung wird nun eine Auflösung von einem gleichen
Quantum weißem Arsenik in Wasser (1 Theil Arsenik in 15 à 16 Theilen Wasser) gegossen und der entstandene schmuzige Niederschlag
abgesondert. Hierauf wird noch so viel Essig zugesezt, daß sich alles auflöst, was
geschwind von statten geht, und die Mischung sodann gekocht. Es entsteht sehr bald
ein krystallinischer schön grüner Niederschlag, welcher gut ausgesüßt und weiter mit
Potasche behandelt wird.
VI. Bemerkung für Bleiweiß-Fabrikanten.
Als ich mich einige Zeit in einer bedeutenden Bleiweißfabrik in Thüringen aufhielt,
hatte ich Gelegenheit ein Abwasser zu prüfen, womit basisch kohlensaures Bleioxyd
ausgesüßt wurde und das als gänzlich unbrauchbar weglief. Ich fand im ersten und
dritten Abwasser eine bedeutende Menge basisch essigsaures Bleioxyd; man ließ nun
das erste und dritte Abwasser besonders in einer großen Kufe sammeln und versezte es
so lange mit saurem chromsaurem Kali, bis kein Niederschlag mehr entstand. Dadurch
wurde eine nicht unbedeutende Menge Chromgelb gewonnen.