Titel: | Bericht des Hrn. v. Lambel über einen von den HHrn. Martin und Reymondon erfundenen Mechanismus, welcher bei Dynamometerfedern anwendbar ist. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XLIII., S. 171 |
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XLIII.
Bericht des Hrn. v. Lambel uͤber einen von den HHrn.
Martin und
Reymondon
erfundenen Mechanismus, welcher bei Dynamometerfedern anwendbar ist.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Mai
1843, S. 189.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber einen von Martin und Reymondon erfundenen Mechanismus,
welcher bei Dynamometerfedern anwendbar ist.
Die HHrn. Martin und Neymondon
haben einen Mechanismus vorgelegt, mittelst dessen noch eine Kraft gemessen werden
kann, die das Achtfache derjenigen beträgt, welche die größte Federbiegung eines
Dynamometers angibt. Das heißt, wenn die Dynamometerfedern einen Druk von 500
Kilogrammen anzeigen können, so können mittelst dieses Mechanismus noch Kräfte
gemessen werden, welche 4000 Kilogr. nicht übersteigen.
Dieser Mechanismus besteht aus einem Parallelogramm, welches auf der einen Seite den
Befestigungshaken, auf der andern aber den Zughaken umfaßt, während beide mit der
Mitte der Federn in Verbindung sind.
Auf der Seite des Zughakens besteht die Seite des Parallelogrammes aus zwei Theilen, ohne jedoch
mit dem Zughaken außer Verbindung zu seyn, und die zwei Arme, welche also diese
Seite bilden, sind mittelst eines parallelen Querstükes beweglich, welches an seiner
Mitte den Zughaken des Mechanismus trägt.
Das Querstük und die beiden Arme, welche, so wie der ganze Mechanismus, von Eisen
sind, sind durch Stege mit einander verbunden, die mit Nuthen versehen sind, so daß
sie kleine Vorsprünge in Gestalt von Messerschneiden aufnehmen können. Diese
Vorsprünge, welche sich auf parallelen Seiten des Querstükes und der Arme befinden,
sind von dem Drehungsmittelpunkte der Arme um ⅛, ¼ und ½ der
ganzen Armlänge entfernt.
Da die Stege beweglich sind, so kann man sie in diese Entfernungen vom
Drehungsmittelpunkte der Arme bringen, und der Zughaken des Mechanismus, welcher auf
der Mitte des Querstükes angebracht ist, wirkt dann auf den Zughaken des
Instrumentes mit ½, ¼ und ⅛ der Kraft, die auf ihn wirkt, da
diese verschiedenen Hebelverhältnisse auf den Armen stattfinden.
Dieser Mechanismus kann also eine Zugkraft angeben, deren Maximum achtmal größer ist,
als diejenige, welche durch die größte Federbiegung des Instrumentes angezeigt
werden kann, ohne daß diese Biegung überschritten wird.
Vier Mitglieder des Comité der Société d'Encouragement
für mechanische Künste haben den Versuchen mit diesem Mechanismus beigewohnt. Sie
haben sich zuerst überzeugt, ob das anzeigende Zifferblatt genau sey, und gefunden,
daß von 250 bis zu 500 Kilogram. sich von 2 bis 4 Kil. steigende Ungenauigkeiten
vorfanden. Diese konnten von unrichtigen Gewichten oder irgend einer unregelmäßigen
Reibung herrühren, und schienen für die Praxis dem Instrumente noch hinreichende
Genauigkeit zu lassen.
Sie wandten hierauf den Mechanismus an, unterwarfen ihn einem Druke von 20–500
Kilogr. und fanden, daß das Zifferblatt ½, ¼ und ⅛ des
angewandten Drukes angab, und zwar mit einer größeren Genauigkeit, als bei dem
ersten Versuche stattgefunden hatte; d. h. die Angaben des Zeigers wichen um nicht
mehr als 2 bis 3 Kilogr. von der Theorie ab. Es ist dieß ein neuer, sehr
wesentlicher Fortschritt in der Anwendung von Dynamometern.
Erklärung der Abbildungen.
Wir haben (siehe polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S. 4) einen totalisirenden
Dynamometer der HHrn. Martin und Reymondon beschrieben, welcher bei Fuhrwerken, Pflügen etc. anwendbar ist.
Dieses Instrument ist so eingerichtet, daß man die größte Kräft, welche vier Pferde entwikeln
können, indem sie rasch stark anziehen, damit messen kann; aber um größere Kräfte zu
bestimmen, müßte man die Dike der Federn vermehren, was Nachtheile hätte. Um diesem
Uebel abzuhelfen, haben die Erfinder eine Vorrichtung erdacht, wovon in dem
vorhergehenden Berichte die Rede war. Man kann sie nach Willkür von dem Dynamometer
unabhängig machen, und sie gestattet Kräfte zu messen, die achtmal größer sind, als
diejenige, welche die größte Federbiegung anzeigt.
Dieser Mechanismus, welcher in Fig. 63–69 in
verschiedenen Ansichten dargestellt ist, besteht aus einem Parallelogramme e, f, f, g, g, Fig. 63. Die eine
Parallelogrammseite e endigt mit zwei Messerschneiden,
und eben so befinden sich an den beiden Hebelarmen g, g,
welche die gegenüberstehende Parallelogrammseite bilden, an beiden Enden
Messerschneiden. Zwei der an den Hebelarmen befindlichen Schneiden wirken auf das
Mittelstük h, welches zu diesem Ende mit einer
Vertiefung versehen ist und den Zughaken des Instrumentes D″ umfaßt. Das
Mittelstük h besteht aus zwei Theilen, so daß der
Zughaken leicht in dasselbe gelegt werden kann. Die entgegengesezte Seite e nimmt in einem Schlize den Ring A′ auf, der
daselbst mittelst eines Bolzens festgehalten wird. Bei n
befindet sich ein Ringzapfen, der dazu bestimmt ist, das Instrument an den
Widerstand leistenden Körper zu befestigen. f, f sind
Stege, welche mit Rinnen versehen sind, die Theile e und
g, g mit einander verbinden und ihnen als Widerlager
dienen. Zwei ähnliche, aber kürzere Stege r, Fig. 64,
bilden mit dem Stute i zwei Systeme von Widerlagern.
Wenn diese Stege auf die Schneiden q, q wirken, so
messen sie eine Kraft, welche achtmal größer ist, als die des Dynamometers, während,
wenn sie auf die Schneiden o wirken, die Kraft nur das
Doppelte betragen wird.
Fig. 65 ist
der Grundriß des mit einer Rinne versehenen Mittelstükes mit den Enden der zwei
Hebelarme g, g;
Fig. 66 der
Durchschnitt des nämlichen Mittelstükes mit dem Haken, welcher darin befestigt
ist;
Fig. 67 ein
horizontaler Durchschnitt desselben;
Fig. 68 ein
horizontaler Durchschnitt des Ringzapfens und des Schlizes, welcher den Ring
A′ aufnimmt;
Fig. 69 ist
die Seitenansicht des ganzen Mechanismus.