Titel: | Verbesserungen an den Locomotiven und andern mit Expansion arbeitenden Dampfmaschinen, worauf sich James Morris, Kaufmann zu London, am 22. Decbr. 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXXXI., S. 321 |
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LXXXI.
Verbesserungen an den Locomotiven und andern mit
Expansion arbeitenden Dampfmaschinen, worauf sich James Morris, Kaufmann zu London, am 22.
Decbr. 1842 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul.
1843, S. 1.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Morris' Verbesserungen an Locomotiven und andern mit Expansion
arbeitenden Dampfmaschinen.
Diese Verbesserungen betreffen die Regulirung der Schieberventile der mit Expansion
arbeitenden Dampfmaschinen, insbesondere der Locomotiven, um von Zeit zu Zeit
denjenigen Theil des Kolbenhubes, während dessen der Dampf in den Cylinder strömen
darf, auf eine bequeme Weise verändern zu können. Mit Hülfe dieser Verbesserungen
ist der Locomotivführer oder Maschinenwärter im Stande, den Dampfzutritt in den
Cylinder abzusperren, wenn der Kolben einen gewissen Theil der Cylinderlänge
durchlaufen hat, worauf der Kolben vermöge der Expansion des Dampfes seinen Hub
vollendet. Der gewöhnliche Regulator kann immer ganz offen gelassen werden, so daß
der Dampf seinen vollen Druk auf den Kolben ausüben und seine Expansivkraft so
nüzlich wie möglich verwendet werden kann. Dadurch, daß man denjenigen Theil des
Kolbenhubes, während dessen der Dampf frei in den Cylinder treten kann, mit Hülfe
des zu beschreibenden Apparates nach Willkür ändert, ist man im Stande die Kraft der
Maschine den Umständen gemäß zu ändern.
Fig. 36 ist
der Aufriß und Fig.
37 der Grundriß eines Theils einer Locomotive mit den in Anwendung
gebrachten Verbesserungen.
Die Figuren 38
bis 47 zeigen
in größerem Maaßstabe die Details der Haupttheile. A und
A′, Fig. 36 und 37, ist ein
Dampfcylinder; B und B′ die Kolbenstange; C und C′, Fig. 36, 37 und 41, ist ein
Schieberventil, welches auf die gewöhnliche Weise durch Excentrica in Thätigkeit
gesezt werden kann. D, D und
D′, D′
sind Schieberventile, welche auf die unten zu erläuternde Weise die Absperrung des
Dampfs reguliren. E und E′, Fig. 36 und 37 ist die Stange des
Schieberventils C; F und F′, Fig. 36, 37 und 42, die Stange der
Schieberventile D und D′; Z, Fig. 36 und 37, die
Ventilkammer; I, Fig. 36, 37 und 46 eine Welle, an der die
beiden Hebel G und G′
befestigt sind. K und K′, Fig. 36, 37 und 45, sind Stangen, welche die Spindel des Ventils D mit dem Hebels G′ verbinden. L und L′, Fig. 36, ist
das an dem Ende der Kolbenstange befestigte Querstük. An dieses Querstük ist der
Hebel G befestigt und die Bewegung wird auf diese Weise
der Verbindungsstange K mitgetheilt. M und M′, Fig. 36, 37 und 44, sind
Hülsen, welche die Stange des Ventils D mit der Stange
K verbinden. T,T′, Fig. 36 und 47 sind
Hülsen, die sich auf der Achse L drehen und in dem
Schlize des Hebels G frei gleiten. Q, Q′, Fig. 36, 37 und 43, ist eine Büchse mit
einem Winkelrade R; N, Fig. 36, der
gewöhnliche Hebel, welcher die Bewegung auf das Schieberventil C überträgt. Dieses Ventil C
ist länger als ein gewöhnliches Ventil, die obere und untere Fläche desselben ist
eben und parallel, und es besizt zwei Eingänge o, o′ für den Dampf. Diese Eingänge sollten mit den
Oeffnungen in dem Cylinder ungefähr gleiche Weite haben, und ihre Länge sollte die
Länge dieser Oeffnungen nicht übersteigen. Der Verminderung der Reibung wegen ist
die obere Fläche dieses Ventils zum Theil vertieft. Die beiden Schieberventile D, D′, Fig. 36, 37 und 38, sind von
einander getrennt und drüken mit ihrer unteren Fläche gegen die obere Fläche der
Ventile C. Fig. 38 ist ein Grundriß
und Aufriß eines dieser Ventile. Dieses Ventil besizt an seinem oberen Theile die
hervorragenden Stüke a, a′. Ein Steg oder Rahmen
P, Fig. 39, besizt zwei
Oeffnungen, welche auf die Hervorragungen a, a′
des Ventils dergestalt passen, daß der Steg P und das
Ventil, wie die Figuren 36 und 37 zeigen, mit einander
sich bewegen. Eine in diesen Steg geschnittene Schraubenmutter dient zur Aufnahme
einer an der Achse F befindlichen Schraube. Einer dieser
Stege besizt eine rechtsgewundene und der Steg des andern Ventils D eine linksgewundene Schraube. Die Achse F, Fig. 42, besizt zwei
entsprechende rechts und links gewundene Schrauben a,
b. Fig. 40 ist der Grundriß
und Aufriß einer andern Anordnung der Ventile, deren man sich anstatt der so eben
beschriebenen bedienen kann. Jedes dieser Ventile trägt an seinem oberen Theile eine
Hervorragung mit einer Schraubenmutter, in welcher die Schraube der Spindel F spielt.
Die erstere Anordnung scheint indessen, obgleich sie etwas weniger ökonomisch ist,
den Vorzug zu verdienen; denn, wenn die Spindel F
zufällig sich verbiegen sollte, so können doch die Stege P, ohne die Verbindung zwischen den Ventilen D
und C zu unterbrechen, in die Höhe gehoben werden. Die
Spindel F tritt durch das Stük M, M′ und ist auf die Länge c, d, welche groß genug ist,
um die Hülse M aufzunehmen, mit einer Schraube versehen,
so daß sich die Spindel F in diesem Stüke frei drehen
kann. Die Stellung des Stükes M zu der Spindel wird mit
Hülfe von Schraubenmuttern regulirt, welche mittelst Bolzen festgestellt werden,
damit sie sich nicht umdrehen können. Der Theil f, c der Spindel ist etwas dünner als der Theil c, g. Die Hülse M trägt auf beiden Seiten Zapfen (Fig. 44), in welche die
Verbindungsstangen K, K,
Fig. 45,
eingehängt werden. Leztere articuliren mit dem Ende des Hebels G′. Das andere Ende der Spindel F gleitet frei in der Büchse Q, Q′ (Fig. 36, 37 und 43), welche das Winkelrad
R enthält. Die Büchse ist mit einem Halse versehen,
welcher derselben gestattet, eine rotirende Bewegung in den Lagern s, s, Fig. 36 und 37 anzunehmen,
zugleich aber verhindert, daß sie sich seitwärts bewege. Die cylindrische Höhlung
der Büchse besizt eine Leiste, welche in die an der Ventilspindel F, Fig. 42, befindliche
Rinne g, i paßt, so daß die
Spindel F bei ihrer Rotation gegen diese Leiste drükt,
und sich nur, durch die Büchse Q in Thätigkeit gesezt,
drehen kann, zugleich aber dennoch einer gleitenden Längenbewegung fähig ist.
Anstatt der cylindrischen Höhlung kann man dieser Büchse auch eine vierekige Höhlung,
und dem in derselben gleitenden Stangenende eine entsprechende vierekige Form geben.
Die Büchse Q wird mit Hülfe eines Räderwerks in
Umdrehung gesezt, welches die Bewegung von dem Rade R,
R′ erhält, dessen Achse sich bis zum hinteren
Theil der Maschine erstrekt, wo sie vermittelst einer Kurbel nach der einen oder der
andern Richtung umgedreht werden kann. Die Maschine arbeitet nun auf folgende
Weise.
In der Zeichnung Fig. 36 befindet sich der Kolben am unteren Theile des Cylinders, und ist
eben im Begriffe, in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung sich aufwärts zu
bewegen. Das in der Mitte seines Laufs angeordnete Ventil C bewegt sich nach der Richtung des Pfeils; die Ventile D, D denke man sich am Ende
ihres aufwärtsgehenden Hubes und im Begriffe sich in einer dem Kolben
entgegengesezten Richtung zu bewegen.
Es ist zu bemerken, daß in diesem Augenblike das Ventil C
seine größte und die Ventile D, D ihre kleinste Geschwindigkeit erreicht haben. Der Dampf tritt, während
sich das Ventil in der angegebenen Richtung bewegt, an dem unteren Ende des
Cylinders ein, aber durch die gleichzeitige Bewegung der beiden Ventile D, D wird der Eingang in den
unteren Theil des Cylinders rasch abgesperrt und der Kolben durch die Expansivkraft
des Dampfs weiter gedrükt. Hat der Kolben die Mitte seines Hubes erreicht, so ist
das Ventil C am Ende seines Weges angekommen und die
Oeffnung o′ ist ganz abgesperrt, wie dieses
angenommen wurde, ehe die Ventile ihre größte Geschwindigkeit erlangt hatten; die
Ventile müssen in die Fig. 36 dargestellte Lage
zurükkehren, ehe die Oeffnung o wieder in einer Lage
ist, worin sie in den Cylinder Dampf einströmen lassen kann. Wenn der Kolben an dem
oberen Ende des Cylinders angekommen ist, so ist die Stellung der Oeffnung o′ von der Art, daß Dampf nach der oberen Seite
des Kolbens strömen kann. Aehnliche Resultate ergeben sich beim niedergehenden
Kolbenhub.
Es wird einleuchten, daß wenn man die Ventile D, D′ einander nähert, der Dampfweg in den Cylinder
sich später schließt, daß mithin der Dampf während eines größeren Theils der
Kolbenbewegung mit vollem Druke einströmen und die Expansion auf eine geringere
Streke sich ausdehnen wird. Die Ventile können einander so nahe gebracht werden, daß
die Dampfeinströmung gar nicht abgesperrt wird, mithin der Dampf ohne Expansion
wirksam ist. Werden dagegen die Ventile D, D weiter aus einander gerükt, so verschließt sich der
Dampfeingang früher, und die Expansion findet während eines größeren Theiles des
Kolbenhubes statt. Um den Abstand zwischen diesen beiden Ventilen zu verändern,
braucht man nur die Spindel F mit Hülfe der an der Achse
des Rades R′ befindlichen Kurbel umzudrehen,
wodurch dann die Bewegung der Ventile erfolgt; und da die Schrauben rechts und links
geschnitten sind, so werden sich die Ventile nach entgegengesezten Richtungen
bewegen, und der Abstand zwischen denselben wird ab- oder zunehmen, je
nachdem die Bewegung der Büchse Q nach der einen oder
der andern Richtung erfolgt. Ein Indicator kann in dem Bereiche des Maschinisten
angeordnet werden, um die Stellung dieser Ventile, folglich die Kraft, mit welcher
die Maschine arbeitet, anzuzeigen. Da das Ventil C und
die Ventile D, D während der
ersten Hälfte des Kolbenhubes nach entgegengesezten Richtungen wirksam sind, so wird
es leicht seyn, die Oeffnung, durch welche der Dampf einströmt, an jedem Punkte
dieser ersten Hälfte des Hubes abzusperren; wenn aber beide Ventile nach einerlei
Richtung sich zu bewegen anfangen, wobei die Geschwindigkeit der Ventile D, D größer ist, als
diejenige des Ventils C, so können die Dampföffnungen
abgesperrt werden, nachdem der Kolben die Mitte seines Hubes erreicht hat.
In Folge dieser Einrichtung ist man in den Stand gesezt, den Dampf an jeder
beliebigen Stelle des Kolbenhubes mit Expansion wirken zu lassen.
Fig. 48 zeigt
eine Anordnung zu Erzielung ähnlicher Resultate, d. h. bei welcher der Dampfzutritt
nach Bedürfniß während der zweiten Hälfte des Kolbenhubes abgesperrt wird. Bei
dieser Anordnung befindet sich die Umdrehungsachse J der
Hebel G, G′ über der
Stelle, wo die Spindel der Ventile D, D befestigt ist, daher bewegen sich diese Ventile mit
dem Kolben nach einerlei Richtung. Während der ersten Hälfte des Hubes wirken die
Ventile D, D und das Ventil
C in derselben Richtung, während der zweiten Hälfte
des Hubes aber nach
verschiedenen Richtungen. Es ist alsdann leicht, durch Veränderung des Abstandes
dieser Ventile den Dampfzutritt bei der Ankunft des Kolbens an der Mitte seines
Hubes oder an jeder beliebigen Stelle der zweiten Hälfte des Kolbenhubes
abzusperren.
Fig. 49 zeigt
eine andere in gewisser Hinsicht der ersteren ähnliche Anordnung. Hier sind zwei
Ventile C vorhanden, deren Kammer durch eine Scheidewand
in zwei Räume abgetheilt ist. Die Stangen dieser Ventile enthalten zwei Querstüke,
welche durch Stangen mit einander verbunden sind, die an den Seiten der
Ventilkammern hin sich erstreken. Die Ventile D, D bewegen sich in einer besonderen Kammer, welche über
derjenigen der Ventile C angeordnet ist. An dem Boden
der ersteren befinden sich die mit der lezteren communicirenden Oeffnungen. In den
übrigen Einzelheiten kommt diese Einrichtung mit der oben beschriebenen überein.