Titel: | Dampfkochapparat für Buchdrukerwalzen. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXXXVIII., S. 345 |
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LXXXVIII.
Dampfkochapparat fuͤr
Buchdrukerwalzen.
Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt. 1843. 8. Bd. S. 177.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Dampfkochapparat für Buchdrukerwalzen.
Obgleich ich nicht zweifle, daß viele Drukerei-Besizer bereits ähnliche
Apparate, wie den hier beschriebenen, sich ausgedacht und eingerichtet haben, so
mögen doch noch eben so viele der alten Methode, die Walzenmasse in einem Topfe,
welcher in einem Kessel voll kochenden Wassers hängt, zu bereiten, huldigen, und
diesen wird die Mittheilung eines viel kürzeren, ungleich wirksameren, mithin Kosten
ersparenden Verfahrens nicht unwillkommen seyn.
Bekanntlich haben sich die Druker nach der bisherigen Methode, zumal wenn zum größten
Theil alte Masse mit angewendet werden mußte, nicht selten halbe Tage lang
herumgeplagt, um ein Paar brauchbare neue Walzen zu Stande zu bringen. Während die
Masse in unmittelbar am Feuer stehenden Gefäßen leicht anbrannte und an ihrer
Elasticität und Gleichmäßigkeit bedeutend verlor, übte hinwiederum die zu wenig
intensive Hize des kochenden Wassers viel zu wenig Wirkung, um die hinzugenommene
alte Masse binnen kurzer Zeit zum Flusse bringen zu können. Daher wurde stets viel
alte Masse als unbrauchbar weggeworfen, und die Principale konnten nicht genug
frischen Leim und Syrup herbeischaffen, welche Artikel, zumal in mit Maschinen
arbeitenden Drukereien, jährlich ein bedeutendes Conto in Anspruch nahmen.
Die Einführung eines Dampfwasch-Apparats in meiner Hauswirthschaft brachte
mich vor Kurzem auf die Idee, ob nicht auch die Walzenmasse weit schneller, leichter
und minder kostspielig mit Dampf herzustellen seyn möchte. Bald war ich hievon fest
überzeugt und ließ mir sofort die nöthige Einrichtung machen.
Auf den kupfernen Kessel A, Fig. 81, worin bisher das
kochende Wasser für den Massentopf bereitet wurde, ließ ich einen genau darauf
passenden hölzernen Kübel anfertigen, welcher mit einem Falz, dessen eine Seite 1
Zoll weit in den Kessel hineingeht, während die andere auf dem Rand desselben
aufsizt, und mit einem gut passenden Dekel, so wie mit zwei eisernen Reifen versehen
seyn muß. Der Boden dieses Kübels wurde mit mehreren großen Löchern durchbohrt. Auf
dem innern Falze des Kübels, worauf der hölzerne Dekel desselben ruht, wurde
zugleich der ¼ Zoll umgekrempte Rand des in dem Kübel auf 1–2 Zoll hohen Füßen
stehenden BlechtopfesZu meinem Versuche ließ ich diesen Topf bloß von Weißblech machen, werde
aber, sobald diesen der Rost unbrauchbar macht, ihn mit einem Topf von
Kupferblech vertauschen.C, Fig. 82,
befestigt und außerdem mit Kitt gut verstrichen. Der Durchmesser des Kübels beträgt
oben kaum 1 Zoll mehr wie unten; der Durchmesser des Blechtopfes dagegen ist am
Boden 2–3 Zoll geringer als am Rande, damit der von Unten in die
Zwischenräume aufsteigende heiße Wasserdampf durch die Pressung desto energischer
wirke. Nachdem auf diese Weise der Dampf den ganzen Blechtopf erhizt hat, wird er
durch vier sich gegenüber befindliche, 1 Zoll unter dem Rande desselben eingelöthete
und 1 Zoll über dem Boden in den Topf selbst mündende flache Röhrchen in die
kochende Masse unmittelbar geleitet, die er nun noch besser durchdringt und
zertheilt, und zulezt aus derselben ins Freie entweicht. Diese vier Röhrchen sind
bei mir nur ¼ Zoll stark, aber l Zoll breit. Man kann die Anzahl derselben
auch mit Nuzen verdoppeln. Der Kübel muß auf dem Kessel vollkommen befestigt und die
etwa gebliebene Fuge gut verkittet seyn, damit kein Dampf unnüz verloren geht. Neben
dem einen jener Röhrchen ist der durch den Boden des Blechtopfes und den des Kübels
bis zu ⅓ in den Kessel reichende Trichter zum Nachfüllen des Wassers
angebracht und am Boden des Topfes gut verlöthet. Sobald der Dampf aus dem Trichter
ausströmt, muß Wasser aufgefüllt werden, damit es nicht zu weit verkoche und der
Kessel Schaden leide.
Unter diesen Apparat wird gleich ein starkes Feuer gemacht, so daß das Wasser im
Kessel längstens binnen einer Viertelstunde zu kochen und seine Dämpfe zu entwikeln
beginnt. Sobald lezteres geschieht, ist der Blechtopf augenbliklich erhizt und die
Masse, zumal von neuem Leim, binnen wenigen Minuten im Fluß. Alte Masse darf man
unter Zusezen des nöthigen Syrups und fleißigem Rühren höchstens eine Stunde lang
kochen lassen, sonst wird sie, nachdem sie einen gewissen Grad von Flüssigkeit
erreicht hat, wieder diker und zäher. Ich habe auf diese Weise bloß von alter Masse
(ohne neuen Leim) sehr gut gerathene Maschinenwalzen binnen einer Stunde und andere
von neuer Masse in noch kürzerer Zeit gegossen. Was im Durchschlag zurükbleibt,
kommt immer wieder in den Dampftopf, dem allmählich auch die hartnäkigsten Reste
Unterthan werden. Die anfängliche Befürchtung meiner Druker, daß durch das
Einströmen der Dämpfe in die Masse leztere wässerig werden würde, erwies sich sehr
bald als ungegründet, da im Gegentheil bei dem ersten Versuche vom zu langen Dämpfen
die Masse wieder zäh und dik wurde und erst durch wiederholtes Zusezen von Syrup
neuerdings gußgemäß hergestellt werden konnte. Kocht man alte Masse, welche bei diesem Verfahren ebenfalls klein geschnitten seyn
muß, so läßt man den hölzernen Dekel des Kübels, sobald sich der Dampf entwikelt,
¼ Stunde lang geschlossen, nimmt ihn dann aber ab, um den nöthigen Syrup
zuzusezen, und rührt die Masse bis zum Gusse ununterbrochen tüchtig um.
Der Nuzen dieser neuen Einrichtung ist groß. Man braucht nicht einmal halb so viel
neuen Leim, nicht halb so viel Brennmaterial und nicht halb so viel Zeit als bisher,
und kann mit einem und demselben Feuer und Apparate wenigstens ein Duzend Walzen auf
einmal gießen.
Rudolstadt.
G. Froebel.