Titel: | Ueber die Farbstoffe der Gelbbeeren (persischen Beeren); von Robert Kane. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXXII., S. 453 |
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CXXII.
Ueber die Farbstoffe der Gelbbeeren (persischen
Beeren); von Robert
Kane.
Im Auszug aus dem Philosophical Magazine, Jul. 1843, S.
3.
Kane, über die Farbstoffe der Gelbbeeren.
Die Gelbbeeren, die Frucht des Kreuzdorns (Rhamnus
tinctoria), werden aus der Levante und dem Süden Frankreichs bezogen und
liefern in der Färberei eine gelbe Farbe, welche sehr feurig, aber nicht so
beständig ist, wie einige andere. Die Beeren kommen im Handel von sehr verschiedenem
Aussehen vor; einige Sorten, und diese sind am theuersten, sind größer, voller und
von heller olivengrünlicher Farbe, andere dagegen kleiner, zusammengeschrumpft und
von dunkelbrauner Farbe. Hienach vermuthe ich, daß die ersteren vor ihrer völligen
Reife eingesammelt wurden, während die leztern ihren veränderten Charakter dem
Umstände verdanken, daß sie länger an dem Stengel geblieben oder ohne Vorsicht
getroknet worden sind.
Der Farbstoff dieser zwei Sorten ist wesentlich verschieden. Die unreifen Beeren
treten an reines Wasser nur wenig Farbe ab und geben beim Digeriren in Aether eine
reichliche Menge einer dunkelgoldgelben Substanz, welche ich Chrysorhamnin nenne. Die dunkelfarbigen Beeren enthalten wenig von der in
Aether löslichen Substanz, geben aber an siedendes Wasser eine olivengelbe Substanz
ab, welche ich in ihrem reinen Zustande Xanthorhamnin
nenne. Diese Substanz wird jedoch nur durch Zersezung der ersteren erzeugt; so geben
die unreifen Beeren, einige Minuten in Wasser gekocht, nach dem Troknen an Aether
kaum Spuren von Chrysorhamnin ab, indem dieser Stoff in
Berührung mit Luft und heißem Wasser sich in Xanthoramnin
umwandelt.
Das Chrysorhamnin hat eine satte goldgelbe Farbe, ein
krystallinisches Aussehen und kann in glänzenden sternförmigen Büscheln von kurzen
seidenglänzenden Nadeln erhalten werden. In kaltem Wasser ist es nur sehr wenig
löslich und wenn es mit Wasser gekocht wird, scheidet sich der aufgelöste Theil nach
dem Abkühlen nicht ab, sondern ist in Xanthorhamnin umgewandelt. Es löst sich in
Alkohol auf, kann aber durch Abdampfen desselben nur in sehr verändertem Zustande
erhalten werden. In Aether löst es sich dagegen in reichlicher Menge auf und sezt
sich bei freiwilliger Verdunstung seiner Auflösung in reinem Zustande ab. Es hat
keine saure Reaction,
löst sich aber in alkalischen Lösungen auf, worin es jedoch auch sehr verändert zu
seyn scheint.
Wenn es bei 100° C. getroknet wurde, entspricht seine Zusammensezung der
Formel C23
H11
O11.
Sezt man eine weingeistige Auflösung von Chrysorhamnin zu einer Lösung von
essigsaurem Blei, so bildet sich ein sattgelber Niederschlag, welchem nach dem
Troknen bei 100° C. die Formel C23
H11
O11 + 2 PbO entspricht.
Durch Zersezung eines basischen essigsauren Bleioxyds erhält man einen gelben
Niederschlag, welcher aus 1 Aeq. Chrysorhamnin verbunden mit 3 Aeq. Bleioxyd
besteht.
Das Chrysorhamnin kann leicht in seinem natürlichen Zustande in der Beere beobachtet
werden. Es überzieht das Innere der Kapselzellen als glänzender, wie Harz
aussehender, blaßgelber und halbdurchsichtiger Ueberzug.
Das Xanthorhamnin bildet sich, wenn man das Chrysorhamnin
in einer Schale in Wasser kocht, so daß die Luft freien Zutritt hat. Es löst sich
mit olivengelber Farbe auf und beim Abdampfen zur Trokne bleibt es als eine dunkle
extractartige Masse zurük, welche in Aether ganz unlöslich ist, sich aber in
reichlicher Menge in Alkohol und Wasser auflöst. Man kann es auch aus den Beeren
ohne vorhergehende Abscheidung des Chrysorhamnins durch eine ähnliche Behandlung
erhalten, es ist aber dann durch eine damit vermengte gummige Substanz verunreinigt.
Es ist sehr schwer zu bestimmen, wann diese Substanz als wasserfrei betrachtet
werden kann. Durch Verdunstung über Schwefelsäure im luftleeren Raume bereitet, ist
es ganz troken und kann gepulvert werden. Beim Erhizen aber wird es unter
100° C. flüssig und gibt so lange Wasserdampf aus, bis die Temperatur auf
194° C. gestiegen ist, über welche hinaus es nicht erhizt werden kann, ohne
sich zu zersezen. Nach dem Erkalten nimmt es sein völlig trokenes Aussehen wieder an
und kann leicht gepulvert werden.
Versezt man Auflösungen von essigsaurem Bleioxyd mit einer Auflösung von
Xanthorhamnin, so können zwei Verbindungen gebildet werden, eine durch neutrales
essigsaures Blei, die andere durch Anwendung des dreifach basischen Salzes. Es ist
aber schwierig jede derselben ganz unvermischt mit der anderen zu erhalten.
Betrachtet man das im Qehlbade bei 178° C. getroknete Xanthorhamnin als
wasserfrei, so entsteht dasselbe durch Hinzutreten eines Aeq. Wasser und zweier Aeq.
Sauerstoff zu dem Chrysorhamnin; nimmt man aber an, daß die im Oehlbade getroknete
Substanz noch 1 At.
Wasser zurükhält, so würde es bloß oxydirtes Chrysorhamnin seyn und die Formel für
das trokne wäre dann C23
H11 + 2O.