Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten und Spinnen, und insbesondere zum Aufspulen von Wolle, Baumwolle etc., worauf sich Martyn John Roberts, zu Brynycaeran in der Grafschaft Carmarthen, am 1. Junius 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. VI., S. 13 |
Download: | XML |
VI.
Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten und
Spinnen, und insbesondere zum Aufspulen von Wolle, Baumwolle etc., worauf sich Martyn John Roberts, zu
Brynycaeran in der Grafschaft Carmarthen, am 1. Junius
1843 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jan. 1844,
S. 9.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Roberts' Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten und Spinnen
von Wolle etc.
Meiner Erfindung liegt die Absicht zu Grunde, durch den Widerstand der Luft gegen
einen bewegten Körper, anstatt durch die Adhäsion sich reibender Flächen, jene beim
Aufspulen der Faserstoffe so wesentliche Hemmung oder Zögerung (drag) der Spule zu erzielen. Die eigenthümliche Art
meiner Hemmung sezt mich in den Stand, die genannte Procedur mit weit größerer
Geschwindigkeit und mit größerer Ersparniß an Material, als dieß seither geschah, zu
bewerkstelligen, und das Gespinnst mit gleichförmigerer Spannung aufzuspulen, als
solches möglich ist, wenn jene Zögerung oder Hemmung aus der Adhäsion sich reibender
Flächen hergeleitet wird. Alle bisherigen Methoden haben sich als mangelhaft und
ungeeignet erwiesen, indem die Anwendung der Friction hinsichtlich der Regulirung
besondere Schwierigkeiten darbietet und außerdem einen veränderlichen Zug zur Folge hat, diejenige des
Räderwerks aber zu complicirt und kostspielig ist. Bei meiner Erfindung sind die
Flieger so leicht als möglich und bewegen sich um ihre Spizen möglichst frei, so daß
sich der Widerstand dieser Spizen in ihren Lagern auf einen so geringen Werth
reducirt, daß derselbe in Vergleich mit dem Widerstand der Luft gegen die Arme der
Flieger, wenn diese mit großer Geschwindigkeit rotiren, ganz außer Acht gelassen
werden darf. Das Gewicht der Flieger muß so viel wie möglich reducirt werden;
insbesondere sind die Arme so leicht zu machen, als es sich mit der nöthigen Stärke
derselben verträgt, indem das Moment der mit gleicher Geschwindigkeit umlaufenden
Flieger von dem Gewichte der Arme und dem mittleren Abstande dieses Gewichtes von
der Rotationsachse abhängt; denn wenn die Bewegung der Spulen plözlich eingehalten
wird, so könnte das Bewegungsmoment die Flieger veranlassen, den Spulen zum
Nachtheil des Gespinnstes zu sehr voranzueilen. Der aus der Luft abgeleitete
Widerstand hängt von folgenden drei Bedingungen ab: 1) von dem Flächeninhalte der
Fliegerarme; 2) von dem mittleren Abstande dieser Fläche von der Rotationsachse; 3)
von der Winkelgeschwindigkeit des Fliegers. Hieraus erhellt, daß bei einer gegebenen
Winkelgeschwindigkeit der erforderliche Widerstand dadurch erzielt und regulirt
wird, daß man entweder die Oberfläche der Fliegerarme oder den mittleren Abstand,
unter welchem diese Fläche um ihre Achse rotirt, abändert. Ich gehe nun zur
Beschreibung der Anordnungen über, mit deren Hülfe ich in besonderen Fällen den
erwähnten Zwek erreiche.
s, s, s, Fig. 17, stellt eine
Spindel vor, welche auf die übliche Weise durch die Lagerschiene (step-rail) r und die
Polsterschiene (bolster-rail) b unterstüzt und vermittelst eines um den Würtel oder
die Rolle w laufenden Bandes in Umlauf gesezt wird. Das
obere Ende der Spindel endigt sich in eine Spize von gehärtetem Stahl, welche die
Hülse oder Röhre des Fliegers t trägt und derselben als
Lager dient, worauf ich wieder zurükkommen werde. Der in den Figuren 17, 18 und 20
dargestellte Flieger besizt Dimensionen, wie ich sie für Garn Nr. 28 anwende; die
Spindel macht in der Minute 3000 Umdrehungen. Er ist aus Buchsbaumholz gemacht, so
dünn als es mit der nöthigen Stärke vereinbar ist, nämlich 1/16 Zoll dik; die Oehre
sind mit Stahl oder Glas ausgefüttert, um das Einschneiden der Fäden in das Holz zu
verhüten. An dem oberen Ende des Fliegers befindet sich eine durch einen stählernen
oder messingenen Pflok g geschlossene Hülse oder Röhre.
Der Mittelpunkt des Pfloks nimmt die erwähnte Spize der Spindel auf. Das untere Ende
der Hülse paßt, wie der Durchschnitt Fig. 17 zeigt, genau auf
den Hals der Spindel, so
daß sich der Flieger, wenn er auf die Spindel gesezt wird, so frei wie möglich
drehen kann. Der obere und äußere Theil der Spindel Fig. 16, auf welchem die
Spule in Folge der Bewegung der Hebschiene (copping-rail) d auf- und nieder
gleitet, ist vierekig, damit eine mit einem Loche versehene Scheibe f (Fig. 19) längs der
Spindel sich verschieben und zugleich mit derselben sich drehen könne. Auf dieser
Scheibe ruht die Spule, die mittelst eines Einfallstiftes oder einer sonstigen
Vorrichtung mit derselben verbunden wird. Auf diese Weise rotirt die Spule mit der
Spindel unbeschadet ihrer senkrechten Verschiebung durch die Hebschiene d, in deren Folge sich die Fäden regelmäßig neben
einander lagern. Anstatt der Spindel ein vierekiges Ende zu geben, kann man auch auf
die Länge des Hubes einen Schliz C, C, Fig. 15 und 17 an
derselben anbringen. Die Scheibe Fig. 22, worauf die Spule
ruht, besizt einen in diesen Schliz passenden Stift, so daß die Spule in senkrechter
Richtung verschiebbar ist und zugleich an der Rotation der Spindel Theil nimmt. Sezt
man den Flieger auf die Spindel und läßt diese rotiren, so würde der erstere durch
die leztere unter gleicher Geschwindigkeit mitgenommen, wenn die Bewegung des
Fliegers nicht durch den Widerstand, den die Arme an der Luft finden, verzögert
würde, und diese Zögerung steht in einem genauen Verhältniß zu der Größe des
Widerstandes der Luft, welcher die Reibung zwischen der Lagerpfanne des Fliegers und
der Spindelspize überwiegt. Da nun diese Reibung gering ist, so läßt sich jene
Verzögerung mit der größten Genauigkeit dadurch reguliren, daß man den Flächeninhalt
der Arme am mittleren Abstande desselben von der Rotationsachse abändert. Nachdem
der Faden von den Lieferungswalzen aus durch das Oehr des Fliegers nach der Spule
geleitet worden ist, bewirkt der Unterschied der Geschwindigkeit der Spule und des
Fliegers, daß sich der Faden unter der geeigneten Spannung aufwikelt. In diesem
Falle veranlaßt also der Widerstand der Luft weniger dem erwähnten
Reibungswiderstande, diese Aufwikelung, und da der Reibungswiderstand äußerst gering
ist, so ist das geeignete Aufspulen dem Widerstande der Luft allein
zuzuschreiben.
Anstatt den Flieger auf die beschriebene und Fig. 17 dargestellte
Weise zu unterstüzen, befestige ich auch an den oberen Theil desselben den Stift h, der Fig. 20 und 21 im
Front- und Seitenaufriß sichtbar ist, und lasse diesen Stift frei in einer an
dem oberen Ende der Spindel angebrachten Durchbohrung laufen, wie die punktirten
Linien in den Figuren 15, 16 und 18 zeigen. Auf diesem
stählernen Stifte h, der ungefähr 1/16 Zoll länger als
das Loch in der Spindel ist, läuft der Flieger in der Durchbohrung mit möglichst
geringer Reibung. Wegen
der größeren Stetigkeit der Bewegung bei hohen Geschwindigkeiten ist diese Methode
den Flieger zu unterstüzen der andern vorzuziehen. Es wurde bereits oben bemerkt,
daß der Flieger so leicht als möglich gemacht werden sollte, um das Voraneilen
desselben beim Einstellen zu verhüten. Als eine weitere Vorsichtsmaaßregel gebe ich
der Treibwelle ein kleines Schwungrad, welches nach dem Herüberschlagen des
Laufriemens auf die Leerrolle, die Maschine noch in Bewegung erhält und nur einen
stufenweisen Uebergang zur Ruhe gestattet. Nachdem ich das Princip, wonach meiner
Erfindung gemäß jene Zögerung der Spule zu erzielen ist, verständlich gemacht habe,
wird nun wohl auch einleuchten, daß je größer die Oberfläche der Fliegerarme ist,
desto größer auch bei einerlei Rotationsgeschwindigkeit jener zögernde Widerstand
seyn wird. Sollte es aber zwekdienlicher seyn, eine bestimmte Oberfläche der Arme
beizubehalten, so kann auch dadurch eine größere Hemmung erzielt werden, daß man den
Abstand zwischen den Armen und mit diesem die Umfangsgeschwindigkeit, mithin auch
den in Rede stehenden hemmenden Widerstand vergrößert. Wünscht man sowohl die
Oberfläche der Arme als auch ihren Abstand von einander beizubehalten, so kann man
durch Aenderung der Umlaufsgeschwindigkeit der Spindel jene Hemmung vermehren oder
vermindern; denn je größer die Geschwindigkeit, desto größer die Hemmung.
Will man feineres Garn spinnen, welches einer geringeren Spannung an der Spule
bedarf, so braucht man nur die Oberfläche der Fliegerarme zu reduciren, bis die
beabsichtigte Spannung erreicht ist, und wenn man eine größere Geschwindigkeit
wünscht, so hat man nur die Oberfläche des Fliegers oder den Abstand zwischen seinen
Armen zu vermindern, bis das Garn die erforderliche Spannung angenommen hat. Die
genaue Adjustirung hängt begreiflicher Weise von den eigenthümlichen Umständen jedes
einzelnen Falles und von den Wünschen des Fabrikanten ab; die Dimensionen des Fig. 21
abgebildeten Fliegers sind von der Art, wie ich sie zum Spinnen des Garns Nr. 8 bei
einer Rotationsgeschwindigkeit von 5000 Umdrehungen in der Minute anwende. Diese
Flieger mache ich so dünn als möglich und aus Stahl, indem Holz von solchen
Dimensionen unter der Centrifugalwirkung bei so hohen Geschwindigkeiten seine Form
nicht beibehalten würde. Da die Länge oder Breite der Flieger von den Spulen
abhängt, so ist es im Allgemeinen am zwekmäßigsten, die oben erwähnten Adjustirungen
durch Vermehrung oder Verminderung der Oberflächen der Fliegerarme und ihrer
Rotationsgeschwindigkeiten, anstatt durch Abänderung des mittleren Abstandes der
Oberfläche von der Drehungsachse, zu bewerkstelligen.
Zum Vorspinnen nehme ich Flieger mit röhrenförmigen Armen von ungefähr 7/8 Zoll
Durchmesser und 9 Zoll Länge, aus Holz oder dünnem Zinnblech und so leicht als
möglich. Im Uebrigen befolge ich die oben erwähnten Maaßregeln.