Titel: | Verfahren Garancin aus dem schon zum Färben benuzten Krapp zu bereiten, worauf sich Friedrich Steiner, Türkischrothfärber zu Hyndburn Cottage bei Accrington, Grafschaft Lancaster, am 8. August 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XIX., S. 65 |
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XIX.
Verfahren Garancin aus
dem schon zum Faͤrben benuzten Krapp zu bereiten, worauf sich Friedrich Steiner,
Tuͤrkischrothfaͤrber zu Hyndburn Cottage bei Accrington, Grafschaft
Lancaster, am 8. August 1843 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1843, S. 161.
Steiner's Verfahren Garancin aus dem schon zum Färben benuzten
Krapp zu bereiten.
Um aus dem schon zum Färben benuzten Krapp, welchen man gewöhnlich als werthlos
vernachlässigt, noch Garancin zu bereiten, verfahre ich folgendermaßen: außerhalb
des Gebäudes, worin sich die Färbekessel befinden, construire ich ein großes Filter,
indem ich ein Loch in den Boden mache, welches ich am Grund und an den Seiten mit
Baksteinen ausfüttere, ohne dieselben jedoch durch Mörtel mit einander zu verbinden.
Auf die Baksteine lege ich eine Quantität Steine oder Kies und darüber gewöhnliches
Paklinnen, wie man es zum Verfertigen von Säken anwendet. Unter den Baksteinen ist
ein Canal angebracht, durch den das Wasser abzieht, welches das Filter passirt hat.
In einem Faß neben dem Filter hält man verdünnte Schwefelsäure von beiläufig 1050
spec. Gew. (20° Baumé) vorräthig (statt derselben könnte auch
Salzsäure angewendet werden). Ferner wird von den Färbekesseln bis zum Filter ein
Canal angelegt, um die Krappflotte nach dem Färben in das Filter ablaufen lassen zu
können; während dieß geschieht, läßt man so viel verdünnte Schwefelsäure in das
Filter laufen und mit dem Krappbade sich mischen, daß die Flüssigkeit ihre Farbe
ändert und der unaufgelöste Krapp orangefarbig wird. Diese Säure schlägt den
aufgelösten Farbstoff nieder und schüzt den unaufgelösten Krapp gegen Gährung oder
sonstige Zersezung. Wenn das Wasser vom Krapp auf das Filter abgezogen ist, nimmt
man den Rükstand aus dem Filter und bringt ihn in Säke, worin man ihn mittelst einer
hydraulischen Presse so gut als möglich auspreßt. Um die Klumpen oder Stüke, welche
sich durch das Zusammendrüken gebildet haben, zu zertheilen, passirt man den Krapp
oder Rükstand durch ein Sieb. Auf fünf Centner solchen Krapps, welchen ich in einen
hölzernen oder bleiernen Behälter gebracht habe, seze ich einen Centner käufliche
Schwefelsäure zu, indem ich sie durch eine bleierne Gießkanne auf den Krapp sprize;
mittelst eines Spatens oder einer Harke rühre ich dann den Krapp so unter einander,
daß er sich innig mit der Säure mischt. In diesem Zustande bringe ich den Krapp auf
eine durchlöcherte Bleiplatte, welche beiläufig fünf oder sechs Zoll über dem Boden
eines Gefäßes befestigt ist; zwischen dieser Platte und dem Boden des Gefäßes lasse
ich dann durch ein Rohr Dampf einströmen, welcher also die durchlöcherte Platte und
den darauf befindlichen Krapp durchstreicht. Während dieses Processes, welcher eine
bis zwei Stunden dauert, bildet sich eine dunkelbraune, fast schwarze Substanz, aus
Garancin und unauflöslichen verkohlten Stoffen bestehend. Diese breite ich zunächst
auf den Boden des Locals aus, um sie abzukühlen; nachdem sie erkaltet ist, bringe
ich sie auf ein Filter und wasche sie mit klarem kaltem Wasser aus, bis dasselbe
ohne sauren Geschmak von ihr ablaust. Ich fülle sie dann in Säke und presse sie
mittelst einer hydraulischen Presse aus. Darauf trokne ich die Substanz in einer
geheizten Trokenstube, mahle sie dann in einer gewöhnlichen Krappmühle und passire sie hierauf durch
ein Sieb. Um einen allenfallsigen Säuregehalt zu neutralisiren, seze ich jedem
Centner dieses Garancins vier bis fünf Pfund kohlensaures Natron in trokenem
Zustande zu und vermenge sie innig mit einander. Das Garancin ist nun zum Gebrauch
fertig.In Girardin's Technologie des Krapps im
polytechnischen Journal Bd. XCI S.
146 ist bemerkt, daß Hr. Schwarz in
Mülhausen zuerst anfing aus gebrauchtem Krapp Garancin zu bereiten; die Methode des Patentträgers ist
wahrscheinlich eine Mittheilung desselben; bezüglich der Gute dieses
Products verweisen wir übrigens auf Girardin's
Bemerkungen a. a. O. A. d. R.