Titel: Beschreibung einer verbesserten Tabakschneidlade.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXIX., S. 95
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XXIX. Beschreibung einer verbesserten Tabakschneidlade. Aus dem Gewerbeblatt fuͤr das Koͤnigreich Hannover, 1843, 7tes Heft, S. 156. Mit Abbildungen auf Tab. II. Beschreibung einer verbesserten Tabakschneidlade. Die gegenwärtige Schneidlade ist, unsers Wissens, von dem verstorbenen berühmten Mechaniker von Reichenbach in München angegeben, und bisher noch in keiner Drukschrift beschrieben worden. Sie hat das Eigenthümliche (worin zugleich der einzige wesentliche Unterschied gegen die allgemein üblichen Tabakschneidladen enthalten ist), daß das Messer nicht bloß durch Niedergehen drükt, sondern, in Verbindung mit dieser Bewegung, eine Schiebung in seiner Längenrichtung erhält, wodurch es weit vollkommener schneidet, und diejenige Bewegung nachahmt, welche man immer beim Gebrauch eines Messers aus freier Hand, zum Zerschneiden irgend eines Körpers, anwendet. Unsere Zeichnungen sind nach einem wohl ausgeführten Modelle gemacht, welches sich im Besiz der höhern Gewerbschule zu Hannover befindet. Fig. 1 ist der Aufriß von vorn; Fig. 2 der Aufriß von hinten; Fig. 3 ein Seitenaufriß; Fig. 4 der Grundriß; Fig. 5 ein senkrechter Längendurchschnitt durch die Mitte der Lade. A, A ist der Tisch, welcher von fünf unter einander durch Riegel E verbundenen Beinen B, B, B, B, B getragen wird. Zwei dieser leztern (an der Vorderseite) ragen durch einen Querspalt des Tischblatts in die Höhe, und bilden oberhalb desselben, wo ein Querholz auf ihnen befestigt ist, eine Art Galgen C, C, C Auch die beiden Beine der Hinterseite sind durch einen ähnlichen Spalt des Tisches hindurch nach oben verlängert, wiewohl nicht so weit, wie man bei D, D sieht. Zwischen diesen vier Säulen C, C, D, D, welche sich sonach von der Oberfläche des Tisches erheben, sind die senkrechten Seitenwände F, F der Lade eingesezt, und mittelst eiserner Schraubbolzen a, a, a, a befestigt. Sowohl ihre oberen als ihre hinteren und vorderen Kanten sind mit Eisenschienen, mittelst Holzschrauben befestigt, beschlagen; und als Leitungen für den Dekel wie für das daran auf und ab vorbeistreifende Messer befinden sich am vordern Ende dieser Seitenwände zwei auswärts gekrümmte Eisen H, H. Der Boden der Lade ist ein auf dem Tische A angeschraubtes Brett G, auf welchem der zusammengepreßte Tabak vorwärts gegen das Messer geschoben wird. Es ist zwekmäßig, sich einer eigenen Preßform mit Schrauben zu bedienen, in welcher vorläufig die losen Tabakblätter zu einem dichten parallelopipedischen Körper zusammengedrükt werden, der alsdann genau in die Lade der Schneidmaschine paßt. Hierin wird er mittelst eines darauf gelegten, durch einen Drukhebel niedergehaltenen Dekels unter fortwährender Pressung erhalten, während er zugleich mittelst eines von hinten her dagegen wirkenden Schiebers in horizontaler Richtung nach dem Messer schrittweise vorgerükt wird. I ist der erwähnte Dekel, welcher nach Länge und Breite in die Oeffnung der Lade paßt; K ein oben darauf angeschraubtes Holz als unmittelbare Unterlage für den Drukhebel L, L, welcher an einem Ende mit einem angehängten Gewicht beliebig beschwert wird, und am andern Ende um einen von dem Galgen C hervorspringenden Stift b sich dreht. Der schon erwähnte Schieber besteht in einem vierekigen, die Breite des innern Ladenraums ganz, und dessen Höhe fast ganz ausfüllenden Holzkloz M, welcher nur oben den Rand der Ladenwände nicht völlig erreicht, damit hier der Dekel I eingelegt werden kann. Er ist auf seiner hintern Fläche mit einer Eisenplatte N belegt, in welcher die eiserne Schraubenspindel O, O dergestalt befestigt ist, daß sie sich nicht drehen kann. Man sieht diese zulezt genannten Bestandtheile am deutlichsten und vollständigsten in dem Durchschnitte Fig. 5 und dem Grundrisse Fig. 4, in welchem lezteren der Dekel nicht mit vorgestellt ist, um das Innere nicht zu verbergen. Es ist nach allem Vorausgegangenen klar, daß der Tabakkörper links und rechts von den Seitenwänden F, F unten von dem Boden G, oben von dem Dekel I, hinten von dem Schieber M eingeschlossen ist, und nur vorn die Lade offen findet, um hier nach Erforderniß unter das Messer herauszutreten, wenn der Schieber M ihn vorwärts treibt. Um dieses Vorrüken mit gehörig kleinen und zur rechten Zeit (nämlich beim Aufheben des Messers) wiederholten Schritten zu bewerkstelligen, dient das Schiebewerk, welches aus folgenden Theilen besteht: Bei P (Fig. 4 und 5) ist die messingene Mutter der Schraubenspindel O im hintersten Theile der Lade angebracht. Dieselbe wird in einem Halse von zwei halben, durch Schrauben verbundenen Lagern umfaßt, wonach sie sich nur drehen, aber nicht von der Stelle rüken kann. Auf ihr ist außerhalb der Lade das eiserne Sperr- oder Schiebrad Q befestigt, in welches der Schiebkegel R eingreift, um bei seiner hin und her gehenden Bewegung das Rad, mithin die Mutter P schrittweise umzudrehen. Dieß geschieht, indem bei der Bewegung des Schiebkegels in der einen Richtung derselbe gegen die steile Seite der Zähne sich legt, und dadurch das Rad mitnimmt; dann aber, bei der entgegengesezten Bewegung, ein wirkungsloses Weggleiten des Kegels über die schräg liegenden Zahnseiten stattfindet. Das in Rede stehende Hin- und Hergehen des Kegels R entsteht durch eine oscillirende Bewegung des eisernen Hebels S, T um seinen Drehungspunkt c. Am obern Ende ist nämlich mittelst eines Gelenkes der Schiebkegel R eingehangen, am untern Ende in gleicher Weise die Zugstange U; nur sind am lezteren Orte mehrere Löcher in dem Hebel, damit man den Verbindungsstift in eines oder das andere steken kann, um für gleich große Bewegung von U den Ausschlag, welchen R macht, zu verändern, je nachdem man grob oder fein schneiden will. Wie die Zugstange U in gehöriger Uebereinstimmung mit dem Messer ihre Bewegung empfängt, wird sich aus dem Folgenden ergeben. Wir gehen nun zur Beschreibung des eigenthümlichen Schneidapparates über. Bei V sieht man das Messer, welches auf der vordern Fläche einer Eisenstange W angeschraubt ist. Leztere endigt einerseits in einen hölzernen Handgriff X, andererseits in einen cylindrischen Theil W', welcher durch eine dafür ausgebohrte messingene Hülse Y geht und in dieser sich hin und her schieben kann. Diese Hülse (welche in Fig. 7 besonders abgebildet erscheint) spielt in einer Oeffnung des unbeweglichen senkrechten Eisenstabes Z um eine Schraube d als Drehungspunkt, ist also im Stande sich beim Heben und Niederdrüken des Messers entsprechend schief zu stellen. Mit seinem untern zu einer Schraube geschnittenen Ende e ist der Stab Z in eine am Gestelle befestigte Mutter f eingeschraubt, um sich nach Erforderniß höher oder niedriger stellen zu lassen; eine Gegenmutter g sichert alsdann, indem sie scharf gegen die untere Seite des Tisches A angezogen wird, die Unerschütterlichkeit der ihm gegebenen Stellung. Das obere Ende geht, eben wegen dieser Veränderungen, mit einem etwas langen Zapfen h durch ein ringförmiges Lager i eines an dem Galgen C angeschraubten eisernen Armes k. An Z einerseits und an der Messerstange W andererseits hängt mittelst Gelenken eine Verbindungsstange l, m (siehe zwei abgesonderte Ansichten derselben in Fig. 6), durch welche das Messer genöthigt wird, sich beim Auf- und Niedergehen zugleich nach der Längenrichtung zu schieben, indem W' in der Hülse Y aus- oder einwärts gleitet, wie zur Genüge deutlich werden wird, wenn man in Fig. I die durch Punktirung ausgedrükte Lage des aufgehobenen Messers betrachtet. Von der Verbindungsstange l, m geht die mittelst eines Gelenkes daran hängende Stange n, o durch einen Spalt des Tischblattes A hinunter. Eine horizontale, von vorn nach hinten unter der Maschine hinlaufende eiserne Welle p, welche ihre Lager bei s, t an zwei Beinen des Gestelles hat, trägt an ihren Enden die beiden gabelförmig gespaltenen Krummzapfen q, r, von welchen r mit der Stange n, o, q dagegen mit der schon oben erwähnten Zugstange U zusammengehängt ist. Man wird in Folge dieser Anordnung leicht begreifen, wie durch das Auf- und Niedergehen der Messerstange W (wobei eine oscillirende Drehung der Welle p erfolgt) der Schiebkegel R hin und her gezogen wird. Vermöge der dadurch bewirkten schrittweisen Drehung des Zahnrades Q und der mit diesem fest verbundenen Schraubenmutter P geht die Schraubenspindel O vorwärts, treibt den Kloz M in der Lade vor sich her und drängt mittelst des leztern den Tabakkörper allmählich unter das Messer, welches bei jedem seiner Niedergänge so viel davon abschneidet, als das Vorrüken während des unmittelbar vorhergegangenen Aufsteigens des Messers betragen hat.

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