Titel: | Etwas über Pumpensäze in den belgischen Steinkohlenwerken. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XLVI., S. 168 |
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XLVI.
Etwas uͤber Pumpensaͤze in den
belgischen Steinkohlenwerken.
Aus der Allgemeinen Ztg. fuͤr Nationalindustrie.
Jahrg. 1844. Nr. 26.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Ueber Pumpensäze in den belgischen Steinkohlenwerken.
Bei den Anlagen von Pumpenwerken in den Steinkohlenbauen Belgiens zieht man jezt
häufig die Drukwerke den Saugwerken vor. Man nimmt dann – wenigstens sah ich
keine anderen – die sogenannten Mönchspumpen, bei denen bekanntlich der
Kolben einen Cylinder bildet, der sich mit vielem Spielraum im Stiefel bewegt und
nur oben in der Stopfbüchse gedichtet ist. In einer Maschinenwerkstatt bei Marimont sah ich eine solche Pumpe in Ausführung, bei
welcher der Kolben 9 Zoll englisch Durchmesser und 8 Fuß englisch Hub hatte; er war
dabei natürlich hohl gegossen, wie die Kolben bei den hydraulischen Pressen. Die
Steigröhren für diese Pumpen hatten 8 Zoll lichten Durchmesser und für eine Tiefe
von 350 Fuß nicht mehr als 1 Zoll Eisenstärke. Die dafür angewendete Dichtung
erschien mir eigenthümlich und zwekmäßig.
Mit Bezugnahme auf die Figur 41 waren die
Rohrstüke an ihren Enden ein klein wenig konisch ausgedreht, was mit einer Art Fräse
sehr leicht bewerkstelligt wird, und nun wird ohne weiteres Dichtungsmittel bloß
zwischen je zwei Rohrstüke A und A' ein der Conicität der eingedrehten Enden entsprechender Messingring M zwischengeschraubt. Da die Rohre 10–12 Fuß lang
sind, bedarf es verhältnißmäßig nicht vieler solcher Ringe.
Mit vieler Sorgfalt wurde die Prüfung der Rohre auf ihre Dichtigkeit und Festigkeit
vorgenommen. Sie geschah in Gegenwart eines Officianten des betreffenden Kohlenwerks
und des Dirigenten der Maschinenwerkstatt. Da die Rohre 350 Fuß tief reichen
sollten, was etwa 12 Atmosphären entspricht, so wurden sie auf 16 Atmosphären (208
Pfd. für den Quadratzoll) probirt. Man stellte eine kleine Drukpumpe, ähnlich den
bei hydraulischen Pressen üblichen, durch eine kupferne Leitungsröhre in Verbindung
mit dem Rohrstük, und zwar daß die Kupferröhre in einem Dekel festgemacht, welcher
der Größe der Scheibe am Rohrstüke entspricht, und mittelst einiger Schraubzwingen durch
Zwischenlegung einer Filzscheibe dicht aufgeschraubt wird. Eben so verschließt man
mit einem Dekel die gegenüberliegende Oeffnung des eisernen Rohrstüks; es ist dieß
höchst einfach und dadurch praktisch. In der kupfernen Verbindungsröhre befindet
sich eine Ventilbüchse eingelöthet, von deren Ventil der Querdurchschnitt bekannt
ist, und dessen Hebel mit entsprechendem Gewichte belastet ist. Nachdem die Luft aus
Röhre und Rohrstük entfernt ist, pumpt man bis zur Selbstöffnung des Ventils, und
die Dichtheit und Festigkeit der Röhre ist dann constatirt. Beiläufig erwähne ich,
daß bei dem Versuche, dem ich beiwohnte, von 25 Rohren nur ein einziges sich als
etwas undicht zeigte.
A. Taubert.