Titel: | Ueber Rauchverbrennungsapparate bei Dampfkesselfeuerungen. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXII., S. 250 |
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LXII.
Ueber Rauchverbrennungsapparate bei
Dampfkesselfeuerungen.
Aus dem Gewerbeblatt fuͤr das Koͤnigreich
Hannover. 1843, S. 240.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Ueber Rauchverbrennungsapparate bei
Dampfkesselfeuerungen.
Die Einrichtungen, welche nach den neuesten ErgebnissenWir verweisen auf den Bericht im polytechnischen Journal Bd. XC S. 373; ferner vergleiche man
über Kurtz's Oefen Bd. LXXXIV S. 189 und über Hall's Oefen Bd. LXXXVIII S. 325. A. d. R. besondere Beachtung verdienen, sind im Allgemeinen auf das Princip basirt,
an der Vorderfläche des Ofens auf geeignete Weise eine gewisse Quantität
(unzersezte) atmosphärische Luft einzuführen, die entweder im kalten Zustande, oder
vorher erhizt, den Verbrennungsproceß erhöht. Von den hierher gehörigen Anordnungen
können aber als Repräsentanten solcher, die wirklichen allgemeinen Eingang gefunden
haben, die neueren der Engländer Hall, C. W. Williams und Kurtz bezeichnet
werden, weßhalb wir diese näher beschreiben und eine gleichzeitige Beurtheilung
ihres Werthes liefern wollen.
Hall erhizt die besonders zugeführte Luft zu hoher
Temperatur, indem er solche durch eine Zahl von gußeisernen, in den Zügen gelagerten
Röhren treten läßt. Diese Röhren communiciren an dem einen ihrer Enden mit der
Atmosphäre, mit dem andern münden sie in den Feuerraum. Nach einigen
Berichterstattern soll diese Anordnung ganz besondere Erfolge liefern, während
andere mehr oder weniger daran zweifeln. Wie dem aber auch sey, immerhin möchte
dabei einzuwenden bleiben, daß das Vorhandenseyn von Röhren in den Zügen nachtheilig
ist, auch überdieß ein beträchtlicher Theil Wärme zum Erhizen der Luft in den Röhren
verwandt werden muß.
Williams erhizt die Luft nicht vorher, führt solche, an
der Stirnfläche des Ofens eintretend, in zwei gemauerten Canälen nach einer
unmittelbar hinter der Feuerbrüke vertical aufsteigenden gußeisernen Röhre oder
Platte, die mit kleinen Oeffnungen oder Löchern Versehen ist und durch welche die
frische Luft in einer Summe einzelner Strahlen in einen unter dem Kessel erweiterten
Raum (Kammer) tritt, sich hier mit den über die Feuerbrüke strömenden Gasen und
nicht zersezten Stoffen mengt, oder lezteren zur vollständigen Verbrennung frischen
Sauerstoff zuführt. In Fig. 10 haben wir eine
Abbildung
beigegeben, woraus diese Anordnung deutlich werden wird. Ueber die Leistungen
derselben sprechen sich alle neueren Nachrichten aus England höchst günstig aus;
namentlich wird bestimmt bezeugt, daß der sichtbare Rauch ganz
vollständig vernichtet wird. Weniger übereinstimmend ist man in Betreff der
von Williams gleichzeitig zugesicherten Ersparung an
Brennmaterial. So lauten z.B. die Zeugnisse zweier HHrn. Keens und Brett folgendermaßen: „die
Bildung von Rauch ist verhütet und die Ersparung an Brennmaterial beträgt
durchschnittlich mindestens 1/5 der sonst nöthigen Quantität wenn Kohks, und 1/3
wenn Steinkohlen verwandt werden.“ Andere zweifeln an lezterem
Gewinne gänzlich und zwar auf den gewiß nicht unrichtigen Saz gestüzt, daß bei der
vollständigen Verbrennung des Rauches, auf was immer für eine Weise, mehr Hize
aufgewandt werden muß, als wenn dem Rauch das unmittelbare Entweichen gestattet ist.
Noch andere bezeichnen die Wirksamkeit von Williams'
Anordnung als beinahe ganz von der Sorgfalt und Erfahrung des Heizers abhängig, der
stets den Luftzufluß auf geeignete Weise reguliren soll, und bemerken hierüber
ungefähr Folgendes: wird zu wenig Luft zugeführt, so muß ein Theil der Gase und
sonstigen Stoffe unverbrannt entweichen. Geschieht die Zuführung in allzu großen
Mengen, so kann zwar die Rauchverbrennung vollständig seyn, allein die überflüssige,
durch die Züge nach der Esse gehende Luft wird die Temperatur des Ganzen vermindern
und wohl gar eine Verschwendung des Feuermaterials herbeiführen. Lassen sich nun
auch leztere Einwände nicht geradezu abweisen, so möchte doch anzunehmen seyn, daß
solche unter der Leitung eines geschikten Heizers beinahe, wenn nicht gänzlich,
verschwinden werden.
Die dritte erwähnte Anordnung, von Kurtz, kann als eine
Verbindung von Hall's und Williams' Principien angesehen werden. Bei dieser ist die Feuerbrüke,
rechtwinkelich gegen die Achsenrichtung des Kessels, gespalten, oder besser, es sind
zwei Feuerbrüken gebildet, und wovon die Hintere höher, dem Kessel näher liegt, als
dieß sonst bei der einfachen Brüke der Fall ist. Zwischen beiden ist eine lange
gußeiserne geschlizte Büchse eingebracht, die sich von einem Ende der Brüken bis zum
andern erstrekt und welche durch eine über ihre ganze Länge reichende Klappe,
mittelst eines bis zum Standorte des Heizers reichenden Hebels, verschlossen oder
geöffnet werden kann. In genannte Büchse wird heiße Luft durch Röhren eingeführt,
die längs der Seitenwände des Aschenraumes unter den Roststäben hinlaufen. Mehrere
Engländer geben lezterer Anordnung vor der von Williams
den entschiedenen Vorzug; allein da anzunehmen seyn möchte, daß zur Erhizung der aus
dem Aschenraume aufsteigenden Luft immer noch Wärme aufgewandt werden muß, auch
heiße Luft, unrichtig angewandt, für Kessel und Züge eben so nachtheilig seyn wird
als kalte, vor allem aber Williams' System den
entschiedenen Vortheil der Einfachheit bietet, so glauben wir allein dieses wahrhaft
empfehlen zu dürfen.
Zur Erläuterung der Abbildung von Williams' Anordnung, von
ihm Argand Furnace genannt, diene Nachstehendes:
Fig. 10 ist
der Längendurchschnitt von Ofen und Kessel. a, a sind
die Eintrittsöffnungen der frischen Luft an der Vorderfläche des Ofens, die
punktirten Linien b, b bezeichnen die Richtungen der
Canäle; c ist die eiserne (oder thönerne) mit kleinen
Löchern d, d versehene Röhre oder Platte; e die Kammer, in welche zunächst die frische Luft
einströmt. Die verbrannten Gase u.s.w. ziehen durch den Canal f nach dem Feuerrohre g, g des Kessels, treten
an dessen Stirnflache bei h in die Seitenzüge und
entweichen endlich durch k nach der Esse 1.