Titel: | Ueber die Zusammensezung der bei den metallurgischen Operationen sich erzeugenden Gase; von Hrn. Ebelmen. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXXVII., S. 297 |
Download: | XML |
LXXVII.
Ueber die Zusammensezung der bei den
metallurgischen Operationen sich erzeugenden Gase; von Hrn. Ebelmen.
Aus den Comptes rendus. Maͤrz 1844, Nr.
10.
Ebelmen, über die Zusammensezung der bei den metallurgischen
Operationen sich erzeugenden Gase.
Ich habe im Verfolg meiner früheren Untersuchungen über diesen Gegenstand die
englische Behandlungsweise des Eisens, nämlich die Gewinnung des Roheisens mittelst
Kohks und das Frischen (Puddeln) desselben mit Steinkohlen in Flammöfen studirt.
Die Versuche über Roheisenerzeugung mittelst Kohks stellte ich an den zwei mit Kohks
betriebenen Hohöfen zu Vienne und Pont-l'Evêque (Isère) in
derselben Art an, wie bei meiner früheren Arbeit, die mit Holzkohlen betriebenen
Hohöfen zu Clervol und Audincourt betreffendPolytechnisches Journal Bd. LXXXV S.
33.; ich untersuchte nämlich die Veränderungen, welche die aufsteigende Gassäule
in verschiedener Höhe des Hohofens in ihrer Zusammensezung erfährt. Eine
Vergleichung der erhaltenen Resultate unter einander und mit jenen der früheren
Versuche führte mich auf folgende Schlüsse:
In der Ofenregion zwischen der Form und dem großen Kohlensak haben die mit Holzkohle
und mit Kohks erzeugten Gase ganz dieselbe Zusammensezung. In beiden Fällen
verwandelt sich die Kohlensäure, das erste Verbrennungsproduct, in geringer
Entfernung von der Form rasch in Kohlenoxyd und das entstandene Gemisch von
Kohlenoxyd und Stikstoff langt im großen Kohlensak an, ohne bedeutende Veränderungen
in seiner Zusammensezung zu erleiden.
Die Analysen beweisen, daß die Reduction des im Erze enthaltenen Eisenoxyds, in den
metallischen Zustand, beinahe vollständig im Schachte erfolgt und zwar ohne
Kohlenverbrauch, bloß durch theilweise Umwandlung des Kohlenoxyds in Kohlensäure.
Dieses Resultat bestätigt vollkommen die theoretischen Schlüsse meiner ersten
Arbeit. Bei den mit Holzkohlen betriebenen Hohöfen befindet sich die Reductionszone
in der unteren Hälfte des Schachtes; bei den mit Kohks betriebenen Hohöfen hingegen
erfolgt die Reduction hauptsächlich im oberen Theil des Schachtes. Die
Wasserstoffmenge, welche in den mit Holzkohlen betriebenen Oefen von der Basis des
Schachtes bis zur Gicht von 2–6 Proc. stieg, bleibt in den mit Kohks
betriebenen in ihrer ganzen Höhe constant, was sich durch die verschiedene
Zusammensezung beider Brennmaterialien leicht erklärt. Das Vorkommen von
Schwefeleisen in den Kohks veranlaßte mich zu untersuchen, ob Schwefel isolirt oder gebunden in den
Hohofengasen vorkommt; ich fand aber keine merklichen Spuren davon Aller Schwefel
findet sich vielmehr im Roheisen oder in den Schlaken im Zustand von Schwefelcalcium
wieder, wie schon Berthier gezeigt hat.
Um die verschiedene Lage der Reductionszone, je nachdem man Holzkohlen oder Kohks
anwendet, zu erklären, bestimmte ich die Temperatur an ziemlich gleichen Punkten der
Hohöfen von Audincourt und Pont-l'Evêque. Ich brachte nämlich in
verschiedene Ofenhöhen Metalle von ungleicher Schmelzbarkeit, wodurch ich zwei
Gränzen bestimmte, zwischen welchen diese Temperatur begriffen ist; so fand ich, daß
die Temperatur der mit Kohks betriebenen Hohöfen immer beträchtlich höher als an den
entsprechenden Stellen der mit Holzkohlen betriebenen Oefen ist. Daß die Reduction
des Eisenoxyds in den mit Kohks betriebenen Oefen schon ganz nahe an der Gicht
beginnt, rührt daher, daß die eigenthümliche Temperatur der Gase bei ihrem Austritt
noch sehr hoch ist, während sie in den mit Holzkohlen betriebenen Oefen oft unter
100° C. herabsinkt. Die Temperatur-Differenzen beider Classen von
Hohöfen erklären sich durch die Thatsache, daß in demselben Ofen bei Anwendung von
Kohks im Durchschnitt zweimal mehr Kohlenstoff consumirt wird, als bei Anwendung von
Holzkohlen, um das gleiche Gewicht Roheisen von derselben Beschaffenheit zu
erhalten. Im Kupolofen, worin man das Roheisen für den Guß umschmilzt, findet das
Umgekehrte statt: man braucht nämlich zum Umschmelzen der gleichen Eisenmenge
zweimal so viel Holzkohlen als Kohks.
Ich bestimmte mittelst der Resultate meiner Analysen die Wärme-Mengen, welche
durch die Gase erzeugt werden könnten, das Gesammtvolum der lezteren und die
Verbrennungstemperatur; dabei fand ich den Coefficient, welcher die verlorene Wärme
repräsentirt, bei den zwei mit Kohks betriebenen Hohöfen = 0,815 und 0,835, die
durch Verbrennung der Kohle erzeugte Gesammtwärme = 1 gesezt; in dem mit Holzkohle
betriebenen Hohöfen von Audincourt war dieser Coefficient 0,670.
Die Zusammensezung der Gase in den mit Kohks betriebenen Hohöfen, die Abwesenheit des
Schwefels in diesen Gasen und die ungeheure Wärmemenge, welche durch ihre
Verbrennung in den Hohöfen mit Kohks (die täglich 10,000–12,000 Kilogr.
Roheisen liefern) entwikelt wird, gestatten keinen Zweifel mehr, daß ihre Anwendung
vortheilhaft seyn muß. Mit diesen Hohofengasen wird auch zu
Ponte-l'Evêque bereits seit einem Jahre ein Flammofen (nach Faber-Dufour's Methode) ganz regelmäßig
betrieben.
Ich habe ferner die Zusammensezung der Luft in den Essen der Puddel- und
Schweißöfen untersucht. Die Art, wie die Verbrennung auf dem Roste der Flammöfen
erfolgt, war bisher noch nicht genau bekannt und die Metallurgen nahmen an, daß von
der durch den Rost ziehenden Luft gewöhnlich die Hälfte unverändert bleibt. Meine
Untersuchungen zeigen, daß diese Annahme ungegründet ist und daß die Luft, welche
unverbrannt das Brennmaterial durchzieht, kaum 6 oder 8 Proc. von der ganzen durch
den Rost gehenden Luftmenge beträgt. Wenn der Luftüberschuß unter diese Gränze
sinkt, findet man in der Esse einen beträchtlichen Antheil brennbarer Gase: das
Maximum der Temperatur des Ofens entspricht einem Luftüberschusse von 5–10
Proc. in den Esse-Gasen. Dieses Resultat nähert sich sehr den theoretischen
Daten, wonach dieses Maximum der vollständigen Umwandlung der Luft und des
Brennmaterials in Wasser, Kohlensäure und Stikstoff entsprechen würde.
Endlich habe ich auch neue Versuche über die Verwandlung der festen Brennmaterialien
in Gas angestellt. Kohks in einem Schachtofen durch einen Strom gepreßter Luft
verbrannt, erzeugen ein Gas, welches aus Kohlenoxyd und Stikstoff besteht und durch
dessen Verbrennung man mehrere Tage einen Flammofen auf der zum Schmelzen von
Roheisen nöthigen Temperatur erhalten konnte. Die Analyse der erzeugten Gase
lieferte eine interessante Thatsache; dieselben enthalten nämlich eine beträchtliche
Menge Schwefelwasserstoffgas, welches nur durch die Einwirkung des in der
eingeblasenen Luft enthaltenen Wasserdampfs auf das Schwefeleisen der Kohks erzeugt
werden konnte.
In den Hütten, welche der Compagnie von Audincourt gehören, wird die Gaserzeugung
mittelst fester Brennmaterialien bereits vortheilhaft benuzt. Drei Gaserzeuger
welche bloß Kohlenklein von fast gar keinem Werth consumiren, werden in regelmäßigem
und ununterbrochenem Gange erhalten; einer davon speist seit fünf Monaten einen
Blechofen, worin monatlich 30,000 Kilogr. feines Blech erzeugt werden. Mittelst der
zwei anderen bringt man die zur Fabrication diker Bleche bestimmten Pakete zur
Schweißhize, bei einer täglichen Production von 3500–4000 Kilogr. per Ofen.