Titel: | Watson's System der Trokenlegung in Anwendung auf Eisenbahnen. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIV., S. 328 |
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LXXXIV.
Watson's System der
Trokenlegung in Anwendung auf Eisenbahnen.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal.
Maͤrz 1844, S. 49 u. 66.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Watson's System der Trokenlegung in Anwendung auf
Eisenbahnen.
Die ernstlichen Schwierigkeiten, womit Eisenbahnen, insbesondere in der Nähe von
London, wo sich tiefe Einschnitte in dem Lehmboden vorfinden, in Folge des
fortwährenden Einsinkens oder Rutschens der Dämme zu kämpfen haben – ein
Uebelstand, dessen Ursache hauptsächlich in der Filtration des Wassers durch die
Oberfläche oder in den durch das Substrat sikernden Quellen zu suchen ist –
veranlaßten Hrn. Watson seine Aufmerksamkeit diesem
Uebelstande zuzuwenden, und zu untersuchen, in wie weit demselben am besten und zwar
auf eine ökonomische Weise abgeholfen werden kann. Er erfand zu diesem Zwek eiserne
Trokenröhren mit konischen Löchern. Der kleinere
Durchmesser dieser kegelförmigen Durchbohrungen befindet sich an der äußeren, der
größere an der inneren Seite der Röhre. Anstatt der Löcher gibt man den Röhren auch
hie und da Schlize, die sich von Außen nach Innen erweitern und deßhalb nicht
verstopft werden können. Die Figuren 13, 14, 15 und 16 stellen
solche gußeiserne Trokenlegungsröhren in verschiedenen Modificationen dar; jede
derselben ist 4 Fuß lang und hält 3 Zoll im Durchmesser; sie werden auch in Durchmessern von
4 bis 12 Zoll aus Thon gefertigt. Hr. Watson lenkte
indessen seine Aufmerksamkeit nicht allein auf die Röhren, sondern auch auf ihre
Einfügung in den Dämmen. Um keine tiefen Einschnitte machen zu müssen, construirte
er eigens hiezu eine Bohrmaschine, deren Beschreibung unten folgen wird, mit deren
Hülfe sich die Röhren leicht und mit geringem Kostenaufwande in den Boden einsezen
lassen. Fig.
17 stellt einen Eisenbahneinschnitt dar, zu dessen beiden Seiten solche
Trokenlegungsröhren in das Erdreich eingesenkt sind.
Ein weiterer Vortheil, den diese Erfindung darbietet, liegt in der Ventilation der
Bauten, auf die sie angewendet wird, wodurch sie die Baumaterialien schüzt und das
Erdreich consolidirt. Die Bohrlöcher erstreken sich nämlich nicht nur durch das
Mauerwerk, sondern auch noch eine Streke weit in das Erdreich hinein. Da der Mörtel
nicht erhärtet, wenn er von der Luft abgeschlossen wird, so springt die Wichtigkeit
des Luftzutrittes in die Massen des Mauerwerks in die Augen. Es dürfte hier noch
bemerkt werden, daß Löcher, die man zum Behuf der Austroknung in die Erde bohrt,
ohne sie mit Röhren auszufüllen, bald verstopft und unbrauchbar werden.
Fig. 18
stellt einen Frontaufriß und Fig. 19 einen
Durchschnitt der in dem Einschnitte der London-Birmingham Eisenbahn zwischen
Euston Square und Camden Town aufgeführten Schuzmauer dar, in welche solche
Trokenlegungsröhren eingesezt sind, die sich 16 Fuß weit hinter das Gemäuer in den
Lehmboden hineinerstreken. Als die Röhren eingefügt wurden, zeigten sich im Innern
des Erdreichs sehr wenige Quellen, dagegen eine bedeutende Anhäufung von
Regenwasser, das nun nach jedem starken Regenschauer aus allen Röhren frei
ausfließt. In einem lehmigen Boden müssen die Bohrlöcher näher bei einander
angeordnet werden, als bei kiesigem oder selbst sandigem Erdreich.
Die Fig. 20 in
perspectivischer Ansicht dargestellte Bohrmaschine wird durch an einer Kurbel
arbeitende Männer in Thätigkeit gesezt. Die vorrükende Bewegung des Bohrers wird
durch einen andern Arbeiter geleitet, indem dieser einen in perpendiculärer Lage
dargestellten Hebel niederdrükt und dadurch ein Getriebe mittelst Eingriffs in eine
Zahnstange vorwärts bewegt. Das Getriebe steht mit der Bohrstange in geeigneter
Verbindung und sezt somit auch diese in fortschreitende Bewegung. Zur Erzielung
einer stetigen Bewegung wendet man doppelte Zahnstangen an.
Die Figuren 21
und 22
liefern Seitenansichten, Fig. 23 einen
Durchschnitt des in Rede stehenden Bohrers. Derselbe läßt sich mit großem Vortheile auch auf
Mauerwerk anwenden; er schneidet einen vollständigen Steincylinder aus, und bringt
auf diese Weise einen massiven Kern heraus. Kein anderes Werkzeug lieferte ein
solches Resultat. Der Patentträger hatte vorher Bohrer von jeder Form versucht, ehe
er den vorliegenden beibehielt.