Titel: | Ueber die zu St. Stephan angestellten Eisenfrischversuche mit Braunkohlengasen, von Tunner. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XC., S. 348 |
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XC.
Ueber die zu St. Stephan angestellten
Eisenfrischversuche mit Braunkohlengasen, von Tunner.
Aus Hartmann's berg- und huͤttenm.
Zeitung, 1844.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
(Fortsezung und Beschluß von Heft 4, S. 266 in
diesem Bande des polytechnischen Journals.)
Tunner, über Eisenfrischversuche mit Braunkohlengasen.
Der zur zweiten am 13. Januar 1843 begonnenen Versuchsreihe angewendete
Gaserzeugungsapparat ist auf Fig. 1 und 2, im Auf- und
Grundriß abgebildet. Der Hauptsache nach bestand er aus drei kleineren
Gaserzeugungsöfen A, B, C, wovon ein jeder seine Gase in
den Separationscylinder D abgeben konnte. Hierdurch
wurde der große, mit Gasen erfüllte Raum, welcher bei dem vorigen Gasofen vorhanden
war, vermieden, folglich die Gefahr bei einer wirklichen Explosion in dem gleichen
Maaße vermindert; ferner, da die Größe dieser unter sich gleichen Oefen so gewählt
wurde, daß die aus zwei derselben entwikelte Gasmenge für den Betrieb des
Puddelofens vollkommen ausreichte, so diente der dritte nur immer als Reserveofen,
der dann in Thätigkeit gesezt wurde, wenn einer der wirksamen anfing in der
Gasproduction nachzulassen, und sofort außer Betrieb gesezt werden sollte, um ihn
mit Bequemlichkeit reinigen und wieder als Reserveofen in Stand sezen zu können; und
endlich, da gleichzeitig immer zwei solche Oefen arbeiteten, so konnte die kurze
Unterbrechung der augenbliklichen Windsperre bei einem derselben, um ihn mit
Bequemlichkeit nachfüllen zu können, im Herde des Puddelofens kaum bemerkt
werden.
Zur größern Sicherheit hat man die Gasleitung so eingerichtet, daß die Gase aus jedem
Ofen früher abgeleitet werden konnten, bevor er geöffnet werden konnte, um nicht
etwa in der Hütte von dem heraustretenden Feuer gefährdet zu werden, oder im Fall,
wenn aus irgend einer
Ursache die Gase dem Puddelofen schnell entzogen werden sollten, der Gasstrom von
jedem einzelnen Ofen in die horizontale Bodenröhre E und
von da in die senkrechte Röhre F geleitet werden konnte,
welche 6 Fuß über dem Hüttendache frei ausmündete; ebenso konnten auch die Gase aus
dem Separationscylinder (oder Kasten) D durch die Röhren
G und H zum
Ausgangsrohre F geleitet werden, wenn die Pipe J gedreht wurde. Man hatte aber nie Ursache, von dieser
Sicherheitsvorrichtung Gebrauch zu machen, und sie ist bei den lezten Versuchen
– ohne allen Nachtheil – auch ganz beseitigt worden.
Die drei Gasöfen waren nach Art eines Sefström'schen Ofens
eingerichtet und erhielten ihren Wind aus der gemeinschaftlichen Windleitungsröhre
L; die Menge desselben für jeden einzelnen Ofen war
durch Hähne a genau zu reguliren. Jeder Ofen war mit 16
Düsen von 8 Linien Durchmesser vorgerichtet, und zum öftern Durchräumen derselben
wurden in den äußern Cylinder correspondirende Oeffnungen gebohrt, die für
gewöhnlich mit einem Pfropf geschlossen waren. Der obere Theil dieser Oefen war mit
einem aus zwei Theilen bestehenden Dekel b, c
geschlossen, welche durch Schließen befestigt waren; der Theil b konnte abgehoben werden, wenn der Ofen einer
gänzlichen Räumung bedurfte; auf dem Theil c war die
Gasleitungsröhre d von 6'' Drchm. befestigt, die in
ihrer weitern Verbindung die Pipe e erhielt, mittelst
welcher die Gase nach dem Separationskasten D oder zu
dem Ausgangsrohre F geführt, oder aber ganz abgesperrt
werden konnten. Der Dekeltheil b war mit der
Gichtöffnung von 9'' Weite, und diese mit einer Schiebplatte versehen, welche durch
einen horizontalen Hebel bewegt werden konnte.
Zum Ausräumen der Asche und des Kohlenstaubes aus dem Sammlungskasten D hatte man anfänglich wieder, wie beim frühern
Apparate, eine Thüre angebracht, welche aber später durch einen Trichter mit
doppeltem Schieber ersezt wurde, damit dieses Ausräumen ohne Störung der Gasströmung
vollzogen werden konnte. Alles Uebrige in der Gasleitung blieb unverändert.
Der Puddelofen selbst wurde bloß ausgebessert; der Verbrennungsraum hingegen, nach
Anleitung der Erscheinungen bei den früheren Versuchen, auf 30 Zoll verkürzt, und
der Winderhizungsapparat-Ofen mit gußeisernen, gut verankerten Platten
ummantelt.
Man sezte zuerst einen Gasofen in Gang, indem man etwas glimmende Holzkohlen in
denselben warf, darauf fohnsdorfer Kohlenklein stürzte und etwas weniges Wind
einströmen ließ. Schon dieser Ofen entwikelte eine große Gasmenge, welche sich
schnell und ohne alle
Detonation entzünden ließ. Das Nachsezen des Kohlenkleins geschah nach Vorrükung der
Schiebplatte mittelst kleiner Blechkübel ohne Anstand, indem für diesen Moment der
Füllung die Pipe e gewendet wurde (öfters unterblieb
selbst diese Vorsicht) und die wenigen noch ausströmenden Gase den Arbeiter nicht
belästigten. Die Düsenöffnungen im Gasofen waren durch öfteres Räumen leicht hell zu
erhalten, und die Gasentwikelung war durch eine kleine Wendung der Windpipe a schnell zu reguliren.
Da man sich von dem guten Gange dieses Ofens überzeugte, wurde auf ähnliche Weise
auch der zweite gleichzeitig in Betrieb gesezt, wodurch man eine solche Gasmenge
erhielt, daß zu deren vollständiger Verbrennung selbst der volle Wind, aus dem
Lufterhizungs-Apparate zugeführt, nicht mehr ausreichte, daher die beiden
Gasöfen nur in langsamem Gange erhalten werden durften, um nicht zu viel
unverbrannte Gase durch den Puddelofen zu jagen. Die Hize in dem leztern stieg
schnell auf einen hohen Grad und gestattete nach wenigen Stunden das
Bodenmachen.
Alle Schwierigkeiten, deren Beseitigung bei dem vorigen Apparate so viele
Aufmerksamkeit forderte, und der aus diesem Grunde zur allgemeinen Benuzung nicht
empfehlenswerth scheint, waren nun beseitigt; jeder Explosionsgefahr war vorgebeugt,
die Quantität der für den Betrieb erforderlichen Gase konnte nach Belieben
augenbliklich entwikelt und dadurch die Temperatur im Puddelofen so hoch gesteigert
werden, als es die zur Disposition stehende Menge erhizten Windes gestattete, dessen
Temperatur über 300° N. betragen mochte. Ueberdieß stand der dritte Ofen in
Reserve zum Betrieb bereit, wenn einer der beiden thätigen Oefen sich so verlegte,
daß man ihn abstellen und räumen mußte.
Vor dem Sezen neuer Kohlengichten erwies sich als empfehlenswerth, die Kohlensäule in
dem Gasofen gleich nach Verrükung des Schubers mittelst eines eisernen Hakens etwas
zu lokern, um dieselbe immer beweglich zu erhalten, was zur lebhaftern und
gleichförmigern Gasbildung viel beiträgt.
Durch diese Versuche ist demnach der Beweis hergestellt, daß mit dem rohen ungepuzten
Kohlenklein von der Gattung der fohnsdorfer Braunkohlen die nöthige Temperatur für
alle Processe des Eisenfrischwesens, welche bekanntlich die höchsten Hizegrade unter
den sämmtlichen Hüttenprocessen fordern, mit Sicherheit für die Dauer und ohne
Gefahr hervorgebracht werden kann. Nun beabsichtigt man nur noch das Kohlenklein von
den verschiedenen Braunkohlen der Steiermark zu probiren, um die Versuche
vollständig zu haben.
In dieser Absicht wurde bereits am 20. Januar ein Versuch mit voitsberger Ligniten
gemacht. Dabei zeigte sich, daß diese sehr mit Thonlagen verunreinigten, im Bruche
ganz erdigen Braunkohlen jüngster Bildung eine helle schöne Flamme geben, jedoch im
Gasofen mehr Schlake bilden als die fohnsdorfer gemeine glänzende Braunkohle. Dessen
ungeachtet kam der Puddelofen mittelst des Gasapparates nach 5 Stunden in eine so
vollkommene Hize, daß der Boden bereits weich wurde; leider war das Quantum dieser
Kohlen, welches in ungefähr 15 Cntr. bestand, zu gering, als daß die Charge mit
diesen allein hätte fortgesezt werden können.
Später versuchte man auch mit diesem Apparate das Kohlenklein der an und für sich
höchst unreinen Braunkohle von Wartberg in einem äußerst unreinen Zustande; allein
aus diesem nahe zur Hälfte mit Letten, Grus und Schieferthon vermengten Material
brachte man die zum Erweichen des Bodens nöthige Temperatur bei diesem Apparate
nicht zu Stande. Indessen kann dieses Mißlingen nicht befremden, noch weniger
entmuthigen.
Die in St. Stephan zulezt in Anwendung gebrachten Gasöfen waren für das Klein der
fohnsdorfer Braunkohlen mehr als genügend, für das der voitsberger Kohlen völlig
zureichend, für das der wartberger Braunkohle aber unzulänglich. Es ist klar, daß
ein größerer Aschengehalt der Braunkohlen die Qualität der Gase nicht ändern kann,
sobald die dem Gasofen zugeführte Windmenge entsprechend ist; da man aber die
Quantität der Gase mittelst der Größe oder Anzahl der Gasöfen ganz in der Gewalt
hat, so ist einleuchtend, daß mit solchen unreinen Braunkohlen, die auf dem Roste
eines gewöhnlichen Puddelofens nicht mehr tauglich sind, dennoch die erforderliche
Temperatur hervorgebracht werden kann, ja hervorgebracht werden muß.
Anders freilich ist das Verhältniß, wenn die Braunkohlen mit flüchtigen Stoffen
verunreinigt sind, welche die Qualität der Gase auf eine
nachtheilige Weise ändern können; indessen auch dieser Umstand wird der
Vorzüglichkeit des Gaspuddelapparates wenig Abbruch zu thun vermögen. Denn, sezen
wir den Aschengehalt der Steinkohlen, welcher nach Obigem nicht schaden kann, und
ebenso einstweilen deren Schwefelgehalt bei Seite, so zeigt sich die Differenz in
den Bestandtheilen der verschiedensten Steinkohlen nur zwischen ihren
Hauptbestandtheilen, welche sind: Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff, und zwar
haben die älteren besseren Kohlen mehr vom erstgenannten Bestandtheile als die
jüngeren; allein selbst die jüngste Braunkohle hat noch mehr Kohlenstoff, oder
weniger Sauerstoff und Wasserstoff, als die verschiedenen Holzgattungen. Nun sind
wir aber im Stande, mit
unsern Hölzern zu puddeln und zu schweißen, nur muß das Holz dazu in der Regel
künstlich getroknet werden; sollten wir also nicht im Stande seyn, mit den jüngsten
Braunkohlen dasselbe auszurichten? Sollen leztere ebenfalls künstlich getroknet
werden, was jedenfalls gut seyn dürfte, was aber deren Zerspringen veranlaßt und
deßhalb bei der gewöhnlichen Rostfeuerung nicht zulässig ist, so kann das bei
Anwendung des Gasapparates ohne Anstand vorausgeschikt werden.
Als Behauptung auszusprechen, daß auch ein größerer Schwefelgehalt, so wie überhaupt
die Verunreinigung durch irgend einen schädlichen, flüchtigen Gemengtheil der
Kohlen, der Gasmanipulation im Hüttenwesen für ihre Anwendung kein unüberwindliches
Hinderniß bieten könne, möchte vorderhand zu gewagt erscheinen; allein in Abrede
kann nicht gestellt werden, daß es innerhalb der Gränzen der Möglichkeit gelegen
sey, den Gasapparaten eine solche Einrichtung zu geben, wobei die der Manipulation
nachtheiligen, so wie die unverbrennbaren Gase während ihrer Strömung in den
Puddelofen absorbirt würden, wo dann eine eben so vollkommene Herdmanipulation
erfolgen, als ein ungemein hoher Hizegrad constant entwikelt werden müßte.
In Betreff der Fragen nach den übrigen Resultaten der Gasmanipulation, nämlich:
welcher Eisenabbrand, welcher Kohlenaufwand, welche Stabeisen-Qualität hat
sich ergeben? kann erfahrungsmäßig keine vollkommene Auskunft gegeben werden, weil
der ganze Proceß in St. Stephan wegen Mangels der nöthigen mechanischen Kraft nicht
ausgeführt werden konnte.
Rüksichtlich des Eisenabbrandes lauten die Nachrichten von den Faber'schen Gasöfen bekanntlich sehr günstig. Daß der Calo bei den Gasöfen
wirklich geringer ausfallen müsse als bei den gewöhnlichen Flammenöfen, wird
begreiflich, wenn man bedenkt, daß bei ersteren die Menge des bei dem
Verbrennungsprocesse frei gebliebenen atmosphärischen Sauerstoffs völlig in der
Gewalt des Manipulanten liegt, welcher bei dem ungleich vollkommneren
Verbrennungsprocesse derselben wenig Veranlassung haben wird, einen nachtheiligen
Ueberschuß von atmosphärischer Luft in den Herdraum gelangen zu lassen, was bei den
gewöhnlichen Flammenöfen zu vermeiden oft nicht möglich ist.
Wenn der Verbrennungsproceß in den Gasöfen, und zwar im eigentlichen
Verbrennungsraume derselben, viel vollkommener erfolgt als bei einem gewöhnlichen
Flammenofen, wie die Größe der Flamme außerhalb der Fuchsöffnung in beiden Oefen
zeigt, so sollte man schon daraus auf einen geringem Brennmaterialaufwand schließen
dürfen. Hiezu muß
jedoch bemerkt werden, daß beim leztgenannten Ofen der Rost ganz nahe am Herde
gelegen ist, während bei dem erstern der Gaserzeugungsraum sich in einem größern
Abstande vom Herde befindet und zur nöthigen Absonderung der mitgeführten
Staubkohlen ohne Zweifel stets befinden muß. Es wäre demnach erst zu entscheiden, ob
bei einem solchen Gasofen der Gewinn durch die vollkommene Verbrennung oder der
Verlust durch den separaten Gaserzeugungsraum und die Gasleitung mehr beträgt. Die
dießfälligen Resultate bei den Versuchen in St. Stephan, verglichen mit den
Ergebnissen der Puddelversuche mit fohnsdorfer Kohlen zu NeubergBei diesen Versuchen wurden 6260 Pfd. halbirtes Roheisen in 19 Chargen zu
5819 Pfd. Millbars umgewandelt und dabei 11729 Pfd. fohnsdorfer Braunkohlen
verwendet. Bei den gleichen Versuchen in den Schweißöfen wurden 14053 Pfd.
Millbars angewogen, daraus 11711 Pfd. einmal geschweißtes Stabeisen mit
19400 Pfd. Kohlen erzeugt., beweisen, daß der Gewinn mehr als der fragliche Verlust beträgt, besonders
wenn berüksichtigt wird, daß der kleinere Puddelherd bei dem versuchten Gasofen
durch seine verhältnißmäßig größere Oberfläche an und für sich einem größern
Hizverluste ausgesezt war.
Was endlich die Qualität des dargestellten Stabeisens bei der Gasmanipulation
betrifft, so war man anfangs nicht ohne Besorgniß, weil ein Theil des in St. Stephan
dargestellten Luppeneisens bei der weitern Verarbeitung sich als sehr brüchig
erwiesen hat. Die Ursache davon hätte in einem größern Schwefelgehalte der
Kleinkohlen wie in einem theilweisen Ueberführen des feinsten Staubes derselben
gesucht werden können. Bei näherer Untersuchung hat sich jedoch die beruhigende
Thatsache ergeben, daß alle jene Luppenstüke, welche einigermaßen von der
eingemengten Puddelschlake gleich nach ihrer Entfernung aus dem Puddelherde befreit
werden konnten, ein völlig tadelloses Stabeisen lieferten, und der Verfasser selbst
besizt aus diesem Eisen gefertigte Nägel und Hufeisen, welche Jedermann als
vollkommen gut erklären müßte.
Um sich von der Intensität der Hize, welche im Herde eines solchen Gasflammenofens
hervorgebracht werden kann, besser zu überzeugen, wurde der Puddelofen in einen
Schweißofen umgestaltet. Zu diesem Ende gab man bloß auf die Herdplatten des
Puddelofens ein Ziegelpflaster, und auf dieses eine Lage Quarzsand, wodurch die
Gewölbshöhe über dem so gestalteten Herde auf 16 Zoll herabgesezt wurde; alles
übrige blieb ungeändert, nur erhielt die Fuchsbrüke zum Abfließen der Schlaken einen
3 Zoll tiefen Einschnitt.
Es wurden Schweißpakete aus 2'' breiten und 1/3'' diken Schienen im Gewichte von
14–15 Pfd. eingesezt. Die Hizen erfolgten anfänglich in 10–12 Minuten, später
aber, nachdem der Ofen mehr in Hize gekommen war, in 6 Minuten, und war von einer
Art, die nichts zu wünschen übrig ließ. Schon ein Blik in den Ofen zeigte die hohe
Hize in demselben, und den Endbeweis lieferten die feuerfesten Ziegel der dortigen
Gegend, welche in den gewöhnlichen Schweißöfen ziemlich gut aushalten, hier aber in
wenigen Stunden schon stark angegriffen und in kurzem bis zur Gefahr des
Ofeneinsturzes weggeschmolzen waren. Der Eisenabbrand schwankte zwischen 4 und 5
Proc.
Dabei betrug die Pressung des kalten Windes in den zu den Sefström'schen Gaserzeugungsöfen führenden Windröhren 6 Linien, und jene
des heißen Windes in dem Windkasten mit der Düsenvorrichtung 12 Lin. Queksilber; die
Spannung der Gase hingegen war mit dem vorhandenen Manometer gar nicht meßbar, und
dürfte nicht über 2–3 Linien Wasser betragen haben. Die Temperatur des
erhizten Windes mag über 300° R. und die der Gase circa 250° R. gewesen seyn.
Es folgen nun theoretische Berechnungen des Hrn. v. Scheuchenstuel über die Windmenge und den Hizegrad, die wir hier übergehen
können. Aus der Vergleichung und Combination der Theorie mit den
Erfahrungsresultaten aus obigen Versuchen glaubt nun der Verf. folgende vorläufige
Regeln über den Gaspuddelproceß folgern zu können:
1) Die Gasströmung aus dem Gaserzeugungsofen soll für einen gewöhnlichen Puddelofen
mit 300 Pfd. Roheiseneinsaz per Minute wenigstens 95
Kubikfuß von 0° Temp. oder 131 Kubikf. von 200° C., oder 166 Kubikf.
von 200° C. betragen, wovon 65 Proc. aus brennbaren Gasen (Kohlenoxyd-
und Kohlenwasserstoffgas) bestehen sollen; je weiter die Quantität oder Qualität der
Gase unter dieser Annahme bleibt, desto geringer wird die Hize im Puddelofen
seyn.
2) Die zwekmäßige Einrichtung und Bedienung des Gasofens wirkt entschieden auf den
Gang des Puddelofens, und es muß die Windführung bei den Gasöfen den brennbaren
Bestandtheilen der Kohlen stets angemessen seyn, es darf nicht zu viel und nicht zu
wenig Wind zugeführt werden. Nach den Erfahrungen in St. Stephan scheint eine
Temperatur von 400° C. die entsprechende zur Kohlenoxyd- und
Kohlenwasserstoffbildung.
3) Die Gasströmung aus dem Gasofen darf nicht zu vehement seyn, damit die günstigste
Gasbildung erfolgen könne und nicht zu viel Kohlenstaub mit den Gasen fortgerissen
werde.
4) Die Gasleitungsröhren und der Gassammlungskasten müssen sorgfältig lutirt seyn, um
die Temperatur der Gase möglichst hoch zu erhalten, wodurch der Hizegrad im
Puddelofen sehr wahrnehmbar erhöht wird und die Verbrennung vollkommener
erfolgt.
5) Aus gleichem Grunde wächst die Hize im Puddelofen, wenn die Temperatur des in
denselben geleiteten Windes höher ist, daher für entsprechende
Lufterhizungs-Apparate und sorgfältige Lutirung der Windleitungsröhren zu
sorgen ist. Man kann durch diese Mittel die Temperatur im Puddelofen um 10–20
Proc. vermehren.
6) Die in den Puddelofen geleitete Windmenge muß der Qualität der aus dem Gasofen
kommenden brennbaren Gase möglichst entsprechen, d. i. stets gerade so groß seyn,
daß alle Gase vollkommen verbrennen. Ein kleiner Ueberschuß von Wind schadet
dießfalls weniger als ein Mangel, insofern es sich nur um die Hervorbringung des
größten Hizegrades handelt. Rechnet man in dieser Absicht die Erfolge nach, so
findet man z.B. im ersten Falle, daß bei 1/5 zu wenig in dem Puddelofen die
Temperatur um 296° C. oder 13 Proc. weniger beträgt als bei der genau
entsprechenden Windmenge; hingegen wenn um 1/5 zu viel Wind einströmt, berechnet
sich die Temperatur im Puddelofen um 8 Proc. geringer, folglich beträgt der
Hizeverlust um 5 Proc. weniger als im vorigen Falle – dabei ist der Wind mit
300° C. und die Ofengase sind mit 100° C. in Rechnung gebracht.
7) Die Feuerbrüke soll nicht länger, auch nicht breiter oder höher seyn, als zur
vollkommenen Mischung der Gase mit dem Winde und der vollständigen Verbrennung der
ersteren nöthig ist, weil sonst ohne Noth viel Wärme an unverbrennliche Stoffe
abgegeben und sogestaltet die absolute Hize herabgesezt wird.
8) Endlich, wie schon im Vorhergehenden erwähnt worden ist, je schlechter das
Brennmaterial, desto größer müssen die erzeugenden Flächen der Gasöfen seyn, um in
gleichen Zeiten gleiche Gasmengen zu liefern.