Titel: | Die Dampfwäsche und Vorbeugung des Gelbwerdens der Wäsche, nebst Beschreibung und Abbildung des Gall'schen Dampfwaschapparats, und dessen Anwendung im Laboratorium; von Theodor v. Torosiewicz. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. CIII., S. 432 |
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CIII.
Die Dampfwaͤsche und Vorbeugung des
Gelbwerdens der Waͤsche, nebst Beschreibung und Abbildung des Gall'schen Dampfwaschapparats, und
dessen Anwendung im Laboratorium; von Theodor v. Torosiewicz.
Aus Buchner's Repertor. fuͤr die Pharmacie, 1844 Nr.
101.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Gall's Dampfwaschapparat.
Die vielfachen mündlichen Klagen, dann die in viele Zeitschriften aus Leuch's polytechnischer Zeitung übergegangene Behauptung,
daß die wohlfeile und bequeme Dampfwäsche wegen des immer mehr zunehmenden
Gelbwerdens der Zeuge in Mißcredit gekommen sey, bewog mich zu der Verfassung des
gegenwärtigen Aufsazes, um alle diejenigen, welche die Dampfwäsche aufgegeben haben,
zu bewegen, dieselbe nach der in meiner Haushaltung üblichen Methode zu versuchen,
wo sich jeder freudig überzeugt finden wird, daß diese Art zu waschen bis jezt nicht
nur die bequemste und wohlfeilste ist, sondern daß man dabei immer eine reine weiße
Wäsche erzielt.
Seit einem Jahr wird bei mir mittelst des Gall'schen
Waschapparats die Wäsche gewaschenDieser von Dr. Ludwig Gall erfundene, wenig Raum einnehmende Apparat wird in Zukunft die
Dampfwäsche, hauptsächlich seiner Tragbarkeit wegen, viel allgemeiner
machen. Um in dem Dampfapparat, der mit mehr als 30 Wiener Maaß Wasser
gefüllt und worin das verbrauchte siedende oder verdampfende Wasser von Zeit
zu Zeit mit warmem aus dem Vorwärmer in den Kessel fließenden Wasser ersezt
werden kann, durch mehr als 6 Stunden das Wasser im Sieden zu erhalten,
theils für das Ausspülen, theils für das Dämpfen der Wäsche, wurden 44 Pfd.
hartes Holz verbrannt. Da nun eine Klafter Holz 2840 Pfd. am Gewicht
beträgt, und zu Lemberg höchstens mit 9 fl. bezahlt wird, so verbrauchte man
an Holz zur Vollendung einer Dampfwäsche von 136 Pfd. Wäsche nur 8 1/2 kr.
C. M. und die im Anfang auch hier beobachtete Erscheinung des Gelbwerdens der
Wäsche durch verändertes Verfahren gänzlich beseitigt; so erhalte ich immer eine
reine weiße Wäsche zu
meiner und aller derjenigen vollkommenen Zufriedenheit, die dieselbe zu sehen
bekommen.
Außer daß ich nun dabei meine vortheilhafte Rechnung finde hinsichtlich des früheren
großen Verbrauchs an Holz, Wasser und Zeitaufwand, überzeugten sich die Wäscherinnen
von jener Abkürzung und Bequemlichkeit in der Arbeit, von welcher dieselben jezt
nicht abstehen wollen, um zu der gewöhnlichen Waschmethode zurükzukehren.
Die gelbe Färbung der Wäsche könnte allerdings, nach Beobachtungen des Dr. Juch, durch einen
Eisengehalt der bei der Dampfwäsche angewendeten Soda entstehen; dieser Fall tritt
aber mit der in österreichischen Staaten gebräuchlichen krystallisirten Soda nicht
ein, und es wird bei mir für gröberes Leinenzeug statt Soda eine Auflösung von roher
Potasche genommen, und dennoch bekomme ich nach jedem Waschen reine weiße
Wäsche.
Viel gewisser ist die Ursache des Gelbwerdens der Wäsche in der Versäumung der
Reinigung der Dampfkufe zu suchen, welche vor dem ersten Gebrauch einige Stunden
mittelst Wasserdämpfen zu erhizen ist, um die färbende Substanz (Lohe), und das etwa
zum Vorschein kommende Harz aus dem Tannenholze zu entfernen, überdieß muß dieselbe
nach jedesmaligem Gebrauch, wenn sehr schmuzige Wäsche gedämpft war, mit warmer
Lauge inwendig ausgebürstet und mit reinem Wasser ausgespült werden.
Abgesehen von diesen Fällen, ist am meisten das Verfahren selbst schuld daran, daß
die Wäsche nach dem Dämpfen und Auswaschen nach und nach eine gelbe Farbe annimmt.
In allen größeren und kleineren Broschüren über die Art, die Wäsche mittelst des
Dampfes zu reinigen, findet man eine und dieselbe Methode beschrieben, nämlich: daß
man die schmuzige trokne Wäsche sogleich in die vorbereitete Sodalauge eintaucht,
dieselbe nach 18–24 Stunden in die Dampfkufe bringt, wo sie dann gedämpft und
zulezt in reinem Wasser mehrmals mit der Vorsicht ausgewaschen wird, daß der hie und
da noch hartnäkig haftende Fettschmuz, wie auch Blutfleken, durch Reiben zwischen
den Händen unter Anwendung von etwas Seife sorgfältig entfernt wird.
Die Menge der zur Bereitung der Lauge erforderlichen Soda wird von 3–6 Pfd.
auf 100 Pfd. trokener Wäsche angegeben, je nachdem die Wäsche weniger oder mehr
schmuzig ist. An Wasser zur Bildung der Lauge kommen auf 100 Pfd. trokener Wäsche 50
Wiener Maaß.
Wenn man nun erwägt, daß das Blut, wie auch der Schweiß, ferner das Berlinerblau, mit
welchem die Wäsche oft gebläuet wird, in ihren Bestandtheilen Eisen enthalten, wodurch bei hoher
Temperatur mit Sodalauge eine allmähliche Färbung der Faser mit Eisenoxyd bewirkt
werden muß, dann daß die angewandte Soda, obwohl milder alkalischer Natur, dennoch
in großer Menge angewandt, bei starker Erhizung nicht nur mit den Schmuztheilen,
sondern auch zum Theil mit den Leinfasern eine auflösliche Verbindung eingeht,
wodurch die Wäsche mit der Zeit bedeutend angegriffen wird, so war es nöthig eine
Veränderung in der Manipulation des Waschens vorzunehmen, um die Wäsche unzerstört
und dennoch rein und weiß zu erhalten.
Zu diesem Zwek hat sich folgendes Verfahren durch einjährige Praxis als vollkommen
wirksam gezeigt:
Gegen 3 Uhr Nachmittags wird die Wäsche abgewogen, dann sogleich in einer schwachen
wasserklaren Aschenlauge oder Sodalauge einmal warm ausgewaschen, und die stark
beschmuzten Stellen mit Seife abgerieben, wozu auf 100 Pfd. Wäsche kaum 3/4 Pfd.
Seife und eben so viel Soda nöthig ist. Durch diese vorläufige Reinigung der Wäsche
wird nicht nur die Arbeit verkürzt, indem man nach dem Dämpfen des zeitraubenden
Aufsuchens der noch schmuzigen Stellen überhoben wird, da, wie es bekannt ist, ein
gutes Kennzeichen des gut geführten Wasserdampfes darin besteht, daß in der
Dampfkufe die Wäsche mit braungelbem Schmuz überzogen erscheint, sondern man gewinnt
dadurch immer eine reine nie gelb werdende Wäsche, indem der Schweiß und die
Blutfleken schon bei dieser Behandlung zersezt und größtentheils weggeschafft
werden.
Nach dem guten Auswinden der Wäsche wird dieselbe Stük nach Stük in die schon
zubereitete Sodalauge getaucht, indem man mit der feinsten und am wenigsten
schmuzigen den Anfang macht, darauf die schmuzigere folgen läßt, und zulezt
beobachtet, daß beim Einlegen in die Dampfkufe die schmuzigste an den Boden zu
liegen komme.
Jedes Stük wird nach dem Eintauchen leicht ausgewunden, dann in einen Zuber oder in
ein anderes hölzernes Gefäß gelegt, mit der etwa übrig bleibenden Lange übergossen,
und zulezt mit irgend einem Gewicht beschwert.
In diesem Zustande läßt man die Wäsche durch die ganze Nacht liegen.
Zur Bereitung der Sodalauge nimmt man auf 100 Pfd. trokner Wäsche 1 1/2 bis höchstens
2 Pfd. krystallisirter Soda und 1 Pfd. Seife in 50 Maaß Wasser aufgelöst, von
welchem leztern nur ein geringer Theil erhizt werden muß, um die Soda und Seife
darin aufzulösen. Das benöthigte Verhältniß Wasser wird leicht dadurch gefunden, daß
man ein kleines Gefäß mit Wasser nach dem Maaße desselben füllt, und nun die
Füllung so oft wiederholt, bis die erforderliche Menge Wasser erreicht ist.
Morgens um 5 Uhr gleich den folgenden Tag wird, nachdem der Dampferzeuger früher mit
Wasser bis auf 3/4 seiner Höhe gefüllt war, Feuer in dem Ofen angezündet, und
während das Wasser zum Sieden kommt, nimmt man die Wäsche Stük nach Stük aus der
Lauge heraus, um dieselbe in die mit zwei Böden inwendig versehene, und an den
Seitenwänden canelirte Dampfkufe zwischen senkrechte Tannenstäbe loker zu legen.
Mit der bekannten Vorsicht, einen gegen 2 Zoll leeren Raum zwischen der eingelegten
Wäsche und dem Dekel übrig zu lassen, und die Stäbe zur Bildung der Canäle für den
Wasserdampf herauszuziehen, welche dann oben mit einem doppelt zusammengelegten Stük
Wäsche bedekt werden, wird nur so lange Wasserdampf zugeführt, bis man die eisernen
Reifen der Dampfkufe (die ganz unten liegenden ausgenommen) von der Hize rings umher
nicht mehr mit der Hand berühren kann, wozu höchstens 3 Stunden Zeit erfordert
werden.
Sollte während des Dämpfens der Dekel der Dampfkufe nicht genau schließen, so soll
ein Laugentuch dergestalt über die Kufe ausgebreitet werden, daß dessen Enden über
den Rand der Kufe überschießen, worauf man dann den Dekel fest andrükt.
Diese Vorsichtsmaaßregel schüzt aber nicht völlig vor dem Austritt der entwikelten
Wasserdämpfe, welchen theilweise auch freier Ausgang gestattet werden muß, um nicht
unnöthigerweise und zum Schaden der Wäsche die Temperatur in der Dampfkufe weit über
+ 80° R. zu erhöhen.
Die unter dem Dekel austretenden Wasserdämpfe, die für die Wäscherinnen lästig fallen
würden, werden beseitigt, indem man über den Dekel der Dampfkufe eine KotzeUnter Kotze verstehe ich eine aus grober Wolle
gewebte Deke. ausbreitet, und mit einer BalgeBalge oder Balie ist
bei uns ein rundes, mit Reifen gebundenes Waschgefäß ohne Handhaben, was man
auch Zober oder Zuber nennt. zudekt. Würde der Dekel die Dampfkufe fest und hermetisch verschließen, wie
bei einem Dampfkessel ohne Ventil, so wäre eine Explosion unvermeidlich, oder man
würde immer durch das Ausstoßen der Dampfleitungsröhre einer Gefahr und Verhinderung
der Arbeit ausgesezt seyn, was in dem Gall'schen Apparat
nicht eintreten kann, da die angebrachte Speiseröhre zugleich als Sicherheitsröhre
gegen die Spannung des Dampfes sowohl, als gegen den Luftdruk schüzt.
Die Dampfkufe darf aber den Dampf nicht durch Rizen und Fugen der Seitenwände
entweichen lassen; in diesem Fall muß man nach Erforderniß mit Werg und Kitt zu Hülfe kommen und die
Oeffnungen verstopfen. Es kann sich aber ereignen, daß der Wasserdampf neben der
metallenen Verbindungsdampfröhre mit Gewalt heraustritt, dieses würde die Ansammlung
einer großen Quantität der von der Wäsche herabfließenden Lauge zwischen dem
doppelten Boden der Dampfkufe andeuten; um dieß zu verhindern, wird während des
Dämpfens von Zeit zu Zeit durch den unten dicht am Boden der Dampfkufe angebrachten
Hahn die Lauge abgezogen, und besonders für die weitere Wäsche des groben
Leinenzeugs aufbewahrt, indem man auf 100 Pfd. groben Waschzeugs 1 Pfd. Potasche
gibt, und soviel Wasser zugießt, damit die ganze Flüssigkeit 50 Maaß ausmacht;
dadurch werden die sehr schmuzigen und fetten Wischlappen aus meiner Apotheke und
der Küche, nach dem vorgängigen Auswaschen, ganz rein und geruchlos durch das
Dämpfen erhalten.
Höchstens 1/4 Stunde nach Beendigung des Dämpfens hebt man den Dekel ab, um die
Wäsche mittelst eines stumpfen Holzes zum Auswaschen herauszunehmen. Dieses
Ausspülen geschieht nach der gewöhnlichen Art und zwar so lange, bis das Wasser
nicht mehr unrein abfließt.
Daß hier die Handarbeit viel schneller und mit viel geringerer Quantität Wasser als
bei gewöhnlichem Waschen vor sich geht, ist einleuchtend, da der ganze Schmuz durch
die Alkalität der Soda aufgelöst wird, und nur weggeschafft werden darf.
Bei Beobachtung dieses Verfahrens und der angegebenen Menge der nöthigen Soda und
Seife, wie auch der Reinlichkeit der Gefäße, erzielt man immer eine schöne weiße
Wäsche, welche blendend weiß wird, wenn zu der Dampfwäsche das nicht gebläuete
Weißzeug verwendet wurde.
Der Brauch, das Waschzeug zu färben, das heißt zu bläuen, scheint seinen Grund nur
darin zu haben daß, da man nicht immer im Stande war die Wäsche völlig weiß zu
waschen, man seine Zuflucht zu dem Bläuen nahm.
Außer andern in neuern Zeiten aufgekommenen blauen Farben wird jezt theils mit
Berlinerblau, theils mit her Auflösung des Indigo in Schwefelsäure (flüssiges
Waschblau) die Wäsche gebläuet.
Die Alkalien zerstören zwar bei einer erhöhten Temperatur die blaue Farbe des
Berlinerblaues, die des Indigo hingegen nur theilweise, es tritt aber immer durch
Ausscheidung des Eisens von Berlinerblau und Veränderung des Indigo die gelbe Farbe
zum Vorschein, somit darf die Wäsche nicht gebläuet und die schon gelbgefärbte muß
früher durch Chlor gebleicht werden, wozu folgende Vorschrift dient:
Ein Theil Chlorkalk wird in einer irdenen Schüssel mit allmählich zugeseztem Wasser
mittelst eines hölzernen Löffels fein abgerieben und mit Wasser verdünnt; die
Auflösung gießt man in eine Flasche, worin man sie absezen läßt. Nach ein paar
Stunden gießt man sie vom Bodensaze ab, und löst darin 2 Theile gröblich gepulverte
krystallisirte Soda auf. – Nachdem sich nun der gebildete Niederschlag von
kohlensaurem Kalk abgesezt hat, wendet man nach Erforderniß der mehr oder minder
gelbgefärbten, aber rein gewaschenen Wäsche im stärkeren oder verdünnteren Zustand
die klare Flüssigkeit so lange an, als nicht die Färbung aufgehoben ist. Das
Auswaschen in warmem Wasser beendigt diese Arbeit.
Beschreibung des
Dampf-Wasch-Apparates.
Der ganze Apparat Fig. 36 ist aus zwei Hauptbestandtheilen zusammengesezt, dem
Dampferzeugungsapparat A, und der Dampfkufe H. Leztere dient zur Aufnahme der durchzudämpfenden
Wäsche, ersterer zur Erzeugung des dazu nöthigen Wasserdampfs.
Der Dampferzeugungsapparat besteht aus dem eigentlichen Dampferzeuger A, dem Aschensammler B, und
dem Speisewasserwärmer C. Der Dampferzeuger A, aus starkem verzinntem Eisenblech, sogenanntem
Pontonblech, ist ein im horizontalen Durchschnitt kreis- oder ovalrundes,
cylinderförmiges Wassergefäß, in dessen Innerem sich ein Ofen befindet, in welchem
das zur Dampferzeugung nöthige Feuer brennt.
Dieser Ofen, dessen mit einem Schieber versehene Heizthür man bei a sieht, ist von einer solchen Einrichtung, daß zwischen
Wasser und Feuer die größtmögliche Berührungsfläche dargeboten wird, indem der ganze
Theil des Apparats m, n, o, p den Kessel zur Aufnahme
des Wassers, durch welchen die Rauchröhre durchgeht, bildet.
Der Dampferzeuger m, n, o, p von 2 Fuß 6 Zoll Höhe, und 1
Fuß 5 Zoll Durchmesser, der mit etwa 30 Wiener Maaß Wasser gefüllt wird, liefert
eine hinreichende Menge Dampf, um in 10 Stunden 600 Pfd. trokene Wäsche
durchzudämpfen, und selbst in Gasthöfen wird es wohl kaum vorkommen, daß ein
größeres Quantum von Wäsche in einem Tage gewaschen werden müßte. – Bei so
kleinen Dimensionen ist daher auch gutes Pontonblech ein zu solchen Dampferzeugern
vollkommen geeignetes Material, und da es bei gleicher Dike eine größere Festigkeit
besizt als Kupfer, diesem zu dem äußern Gefäß sogar vorzuziehen.
Der Aschensammler B aus starkem Sturzbleche erhält im
horizontalen Durchschnitt dieselbe Form wie der Dampfofen, weil er dazu dient, diesen zu
tragen; er kann zum Reinigen abgenommen werden, da er einen für sich selbst
besondern Theil des Ofens ausmacht, ähnlich dem die Rauchröhre D umgebenden, unten bei z
verschlossenen Wasserbehälter C, der zur Vorerwärmung
des zur Speisung des Dampferzeugers nöthigen Wassers dient, d.h. um das aus dem
Dampferzeuger verdampfende Wasser von Zeit zu Zeit zu ersezen. E ist eine Glasröhre, welche den Stand des Wassers im
Innern anzeigt – b und c geben den höchsten und niedrigsten Standpunkt an, den das Wasser
erreichen darf. Man hat jedoch, um den Dampferzeuger zu speisen, nicht nöthig
abzuwarten, bis das Wasser in der Glasröhre bis zum niedrigsten Standpunkt verkocht
ist; es ist vielmehr besser, das verdampfte Wasser öfter zu ersezen. Dieß geschieht,
indem man kaltes Wasser in den oben offenen Wasserwärmer C gießt, wobei dann die obern heißen Schichten des in diesem schon
enthaltenen Wassers durch die Ueberlaufröhre F sich in
die in Wasser mündende bis x trichterförmige Speiseröhre
ergießen, wobei man bloß darauf zu sehen hat, daß der Dampferzeuger nicht überfüllt
werde, d.h. daß das Wasser in der Glasröhre den höchsten Standpunkt nicht
übersteige. Die Speiseröhre dient zugleich als Sicherheitsröhre, sowohl gegen die
Spannung des Dampfes, als gegen den Druk der Luft. Die Rauchrohre D wird, je nachdem der Rauch entweder gerade aufsteigend
in einen offenen Schornstein, oder seitwärts in einen Rauchfang, oder durch ein
Fenster ins Freie geleitet werden soll, entweder durch ein gerades oder knieförmiges
Aufsezstük entsprechend verlängert. Die Pipe d dient
dazu, nach jedesmaligem Gebrauch das Wasser aus dem Dampferzeuger abzulassen.
In Waschanstalten, Gasthöfen, Spitälern oder großen Wirthschaften, wo zum Waschen ein
eigenes Local bestimmt ist, kann die Einrichtung so getroffen werden, daß der
Dampferzeuger seinen Standort im Bügelzimmer erhält und in diesem zugleich sowohl
als Ofen, wie auch zum Glühen der Bügeleisen diene, während das Dämpfen der Wäsche
in einem daran gränzenden Raume stattfindet.
Die Dampfkufe Fig.
37 Und 38, der zweite Theil des Dampfwaschapparates, wird aus troknem,
ast- und harzfreiem Tannenholz angefertigt, mit drei bis vier eisernen Reifen
gebunden und mit einem gut schließenden Dekel versehen. Der in der beigegebenen
Zeichnung angedeutete Riegel ist eigentlich nicht nöthig, da der Dampf wohl nie eine
solche Spannung erlangen kann, um den Dekel zu lüften.
Die Höhe der Dampfkufe beträgt 30'', die obere Breite im Durchmesser 28'', die untere
Breite nur 24''.Was das Verhältniß der Höhe zur Weite betrifft, so sollte auch für die
kleinsten Apparate der obere Durchmesser der Kufe nicht weniger als 18'',
und für die größten nicht mehr als 32'', und der untere Durchmesser nur
2–3'' weniger betragen. Zu Verfertigung derselben werden die Dauben von 1–1 1/2'' starkem
Holz genommen. Die Oeffnung g für das Dampfrohr 1 wird
beiläufig 3'' von dem Boden der Kufe, hingegen die Oeffnung für den Hahn K zum Ablassen der in der Kufe sich ansammelnden und in
den Schöpfzuber L abfließenden Lauge dicht am Boden
gebohrt.
Inwendig wird die Kufe ringsum mit abgerundeten 22'' langen und 1'' diken Leisten
mittelst hölzerner Nägel so befestigt, daß dieselben von oben der Kufe 4'' tiefer,
und 1 1/2 von einander entfernt sich befinden, wodurch Canäle für den Dampf gebildet
werden.
Der zweite runde bewegliche Einlageboden von 1'' dikem Holze mit vier Ruheklözen von
3'' Höhe enthält 5 Löcher von 1'' Durchmesser, welche Löcher 4'' von der Wand der
Kufe entfernt seyn müssen; die eine Oeffnung dieser Löcher wird in der Mitte, die
andern rings um diese gebohrt.
In jedes dieser Löcher wird ein Stab von 26'' Länge und 1 1/2'' Durchmesser
hineingestekt; das Ende dieser Stäbe ist nur 1'' dik, damit dieselben in die Löcher
des Bodens passen.
Nach dem Einlegen der Wäsche werden diese Stäbe herausgezogen, um senkrechte Canäle
in der Wäsche zu bilden, damit der Dampf dieselbe möglichst gleichmäßig durchdringen
kann.
Der Dekel ist der Festigkeit wegen kreuzweise verfertigt, mit einer Handhabe, und
ringsum mit einer Falze versehen.
Durch die bewegliche, zum Herausnehmen und Einschieben aus Weißblech verfertigte
Dampfröhre I steht die Kufe mit dem Dampferzeuger in
Verbindung.
––––––––––
Um diesen Apparat unverlezt eine lange Zeit brauchbar zu erhalten, reicht es hin:
1) Die schon früher erwähnte Vorsicht zu beobachten, daß niemals Feuer im Ofen
brennen darf, wenn das Wasser nicht wenigstens noch in der Glasröhre sichtbar
ist.
2) Daß man zu dem Wasser in dem Dampferzeuger alle 8 Tage, wenn derselbe fortwährend
gebraucht würde, 1–2 Loth in Wasser aufgelöste Soda zugieße, um der Bildung
des Kesselsteines (Incrustation) vorzubeugen.
3) Daß nach jedesmaligem Gebrauche – oder bei anhaltendem Gebrauche alle 8 Tage –
die Rauchröhre bis in den Ofen hinab gereinigt werde – das Wasser ganz
abgelassen, und während des Ablassens mit reinem Wasser abgespült werde, um die
erdartigen Niederschläge, welche sich etwa angehäuft haben, wegzuspülen.
Dieser Apparat kann, wegen seiner Tragbarkeit und Wohlfeilheit, in kleineren wie auch
größern Laboratorien der Apotheken mit Vortheil verschieden verwendet werden. Außer
daß man denselben als Heizofen braucht, erhält man in Verbindung mit einem
Kühlgefäße fortwährend destillirtes Wasser. Er wird sehr zwekmäßig zur Bereitung der
Extracte angewendet, man braucht nur, statt der fünf hölzernen Stäbe in der
Dampfkufe, Röhren von Weißblech, welche ringsum mit kleinen Löchern versehen und
oben verschlossen sind, in den obern Boden der Kufe (oder des Extractionsfasses)
einzusteken, und während der ganzen Operation steken zu lassen. Die auszuziehende
Substanz erweicht man nach Erforderniß ehevor mit kaltem Wasser. Durch den
Wasserdampf werden die auflöslichen Bestandtheile in kurzer Zeit ausgezogen. Rathsam
ist es, die Extractionsgefäße, wovon man für die stark riechenden und sehr bittern
Vegetabilien besondere haben sollte, von hartem Holze verfertigen zu lassen.
Das anhaltende und wiederholte Auskochen der Pflanzen zur Extractgewinnung muß
verworfen werden, es verändert nicht nur die in den Pflanzen enthaltenen
Bestandtheile, sondern ist mit großem Aufwand an Brennmaterial und Zeit durch das
Abdampfen einer großen Menge Auszugsflüssigkeit verbunden.
Diesen Gegenstand hat Hr. Professor Ehrmann in seiner
Zeitschrift: „Das Neueste und Wissenswertheste in der Pharmacie, 7. Heft,
1843“ ausführlich besprochen, wo er der Extraction mittelst der
Wasserdämpfe den Vorzug vor dem Auskochen in Kesseln gibt; er bezweifelt aber, daß
dieses Verfahren in Ausübung gebracht werden könne, aus dem Grunde, weil sich
sämmtliche Apotheker, besonders auf dem Lande, einen hiezu erforderlichen Apparat
nicht anschaffen werden, um die nöthige aufmerksame Behandlungsweise hierbei in
Ausführung zu bringen. Ich meine aber durch die Beschreibung dieses einfachen nicht
kostspieligen Apparats dem Bedürfnisse vielleicht abgeholfen zu haben.