Titel: | Einfacher Apparat zum Formen des Phosphors; von Karl Seubért. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. X., S. 22 |
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X.
Einfacher Apparat zum Formen des Phosphors; von
Karl
Seubért.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, März
1844, S. 346.
Mit Abbildungen auf Tab. IITab. I.
Seubért's Apparat zum Formen des Phosphors.
Seit die Bereitung des Phosphors ein Fabricationszweig von Belang geworden ist, haben
auch seine Darstellung, so wie die verschiedenen Operationen, mittelst derer er in
die im Handel üblichste Form gebracht wird, eine entsprechende, der Bereitung im
Großen angemessenere Umgestaltung erfahren müssen. Eine solche Reform war unter
andern auch für das bisher gewöhnliche Verfahren beim Formen des Phosphors in
Stangen nothwendig. Diese ältere Methode besteht bekanntlich darin, daß man
geschmolzenen Phosphor in Trichterröhren erkalten läßt, und ihn dann mit Drähten
herausstößt. Abgesehen von der Zerbrechlichkeit jener Glaswaare in den Händen des
gewöhnlichen Laboranten, und dem daraus entstehenden, bedeutenden Aufwande, ist
diese Methode so wenig fördernd, daß es Fabriken oft unmöglich wurde, schnell
eintretendem Bedarf (der oft mehrere Centner in einer Woche beträgt) zu genügen,
bloß weil das Formen der Phosphorstangen so zeitraubend ist.
Diesem Uebelstande abzuhelfen construirte der Schreiber dieser Zeilen, der mehrere
Jahre eine Phosphorfabrication im Großen leitete, einen Apparat, worin das Formen
der Phosphorstangen leicht und schnell vor sich geht, und dessen sich bereits zwei
bedeutende Fabriken seit mehreren Jahren mit dem besten Erfolge bedienen.
In diesem Apparat fließt geschmolzener Phosphor aus einem kupfernen Behälter in
horizontal liegende Glasröhren, deren eine Hälfte in warmem Wasser (über 35°
R.), die andere in kaltem sich befindet. Der erstarrte Phosphor im kälteren Theile
der Röhren wird herausgezogen, geschmolzener Phosphor fließt nach, erstarrt
ebenfalls, und so bildet sich eine Phosphorstange von beliebiger Länge.
Die Vorrichtung selbst, Fig. 41, besteht in einem
kupfernen Kesselchen a, das eingemauert ist und von
unten geheizt wird; an dessen rechter Seite ist ein oben offener, waagrechter Canal
b ebenfalls von Kupfer angelöthet, der mit seinem
anderen Ende in eine hölzerne Wasserbütte c mündet.
Eine verschiebbare Scheidewand δ theilt den Canal
in zwei Theile; die beiden unten beschriebenen Glasröhren gehen durch zwei
Oeffnungen in dieser Wand.
In diesem Kesselchen a steht ein anderes Gefäß von
verzinntem Kupfer e, welches ungefähr die Gestalt eines
Trichters mit horizontaler Röhre hat. Es ist mit einem Metallhahn f versehen, dessen horizontaler Durchschnitt in Fig. 42
abgebildet ist.
Auf die vordere erweiterte Mündung des Hahns g, g wird
eine Kupferplatte h dicht schließend aufgeschraubt; sie
ist mit zwei Löchern versehen, auf welchen zwei kupferne, etwa 2'' lange Röhren i, i sizen; sie dienen zur Aufnahme und Befestigung von
zwei fußlangen Glasröhren k, an welchen man einen
kleinen wulstigen Rand umgebogen hat, der verhindert, daß sie aus den Kupferröhren
i, i herausgezogen werden können.
Die Wasserbütte c dient zur Aufnahme der fertigen
Phosphorstangen; um deren Gelbwerden zu verhüten, ist die Bütte durch einen Dekel
vor dem Licht geschüzt.
Soll nun mit diesem Apparat Phosphor in Stangen geformt werden, so schließt man den
Hahn f, füllt das Gefäß e
mit Wasser und Phosphorstüken und bringt diesen durch Erhizen des Wasserbades a zum Schmelzen. Der Arbeiter sezt sich vor den freien
Raum zwischen die Wasserbütte und das Gemäuer, so daß er den Canal b in Brusthöhe vor sich hat. Durch schnelles Oeffnen und
Schließen des Hahns, tritt nun eine kleine Menge Phosphor bis vor die Glasröhren ins
kalte Wasser l, l und verschließt sie. Das so gebildete,
aus den Röhren ragende, noch unregelmäßig geformte Stük Phosphor dient sodann dazu,
die dahinter in den Röhren sich bildenden Stangen Phosphors herauszuziehen. Ist
einmal dieser Anfang gemacht, so läßt man den Hahn offen und zieht nun abwechselnd
den Phosphor bald aus der einen, bald aus der anderen Glasröhre, schneidet ihn mit
einer starken Schere ab und läßt ihn in die Bütte fallen. In einer Viertelstunde
verwandelt man auf diese Weise leicht 15–20 Pfd. Phosphor (den Inhalt des
Trichters e) in sehr gleich gefärbte und geformte
Phosphorstangen, die man auf gewöhnlichem Wege bald mehr bald minder gelb, von
ungleicher Dike und wenigstens mit dem zehnfachen Zeitaufwand nur durch zwei
Arbeiter erhalten kann.