Titel: | Joseph Beaumont's Regulator für Vacuumpfannen. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XII., S. 27 |
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XII.
Joseph Beaumont's Regulator fuͤr
Vacuumpfannen.
Aus dem Mechanics' Magazine. März 1844, S.
162.
Mit Abbildungen auf Tab. IITab. I.
Beaumont's Regulator für Vacuumpfannen.
Bisher wurde in Zukerraffinerien die Flüssigkeit den Howard'schen Vacuumpfannen auf zweierlei Weise zugeführt. Der ersten
Methode gemäß pumpt man die Flüssigkeit aus dem Erdgeschoß, wo sie gewöhnlich
filtrirt wird, in eine im ersten Stoke über den Pfannen angeordnete Cisterne, von wo
aus man sie durch eine Röhre, die mit einem Hahn zum Oeffnen und Absperren versehen
ist, in das sogenannte Maaß (measure) hinabfließen läßt. Gegen diese Methode wurden aus zwei Ursachen
Einwürfe gemacht; einmal wegen des hiezu erforderlichen doppelten Cisternenraums und
zweitens wegen des schädlichen Durcheinanderschüttelns der Flüssigkeit in Folge des
vielen Pumpens und Herüber- und Hinüberschaffens. Die andere fast allgemeiner
eingeführte Methode besteht darin, daß man das Maaß auf dieselbe Weise, wie die
Pfanne mit einem Dekel verschließt, den Dekel desselben durch eine Röhre mit der
Pfanne in Verbindung sezt, so daß die Luftpumpe Pfanne und Maaß zugleich luftleer
macht, den Boden des Maaßes aber durch eine zweite Röhre mit der im Erdgeschoß
aufgestellten Cisterne verbindet. Diese Röhre saugt die Flüssigkeit in das Maaß
empor, von wo aus dieselbe dann in die Siedepfanne geschafft wird. Um jedoch das
Maaß in den Stand zu sezen sich von selbst in die Pfanne zu entleeren, muß man
jedesmal, wenn dasselbe gefüllt ist, auf eine kurze Zeit beide erwähnte Röhren
absperren, und eine an dem Dekel des Gefäßes angebrachte Mündung öffnen, damit die
atmosphärische Luft eindringen und die Flüssigkeit aus dem Maaß in die Siedepfanne
hinabdrüken könne. Nach Entleerung des Maaßes ist die Luftöffnung zu verschließen,
dagegen die Vacuum- und Speisungsröhre wieder zu öffnen, ehe das Maaß zum
zweitenmale gefüllt werden kann. Der zwischen den verschiedenen Füllungen statt
findende Zeitverlust ist unter den mit dieser Methode verknüpften Uebelständen noch
der geringste; denn bei der Entleerung des Maaßes bleibt jedesmal eine Quantität
Luft in demselben, welche bei Oeffnung der mit dem Vacuum comunicirenden Röhre in
die Siedepfanne überströmt, daselbst das Vacuum reducirt und das Sieden
verhältnißmäßig verzögert. Es dauert selten weniger als 10–15 Minuten nach
erfolgter Zulassung der atmosphärischen Luft aus dem Maaß, ehe in der Pfanne das
geeignete Vacuum wieder hergestellt ist.
Die Howard'sche Vacuumpfanne ist demnach, so lange sie
nach einer oder der andern der bezeichneten Methoden in Betrieb gesezt wird, bei
allen ihren sonstigen Vortheilen unläugbar immer noch ein sehr unvollkommener
Apparat. Der von Hrn. Joseph Beaumont verbesserte Howard'sche Apparat, bei welchem die bezeichneten
Uebelstände vollständig beseitigt sind, kann in der großen Zukerraffinerie der Hrn.
Bowman und Sohn, Whitechapel, Great
Alie-street, täglich in Betrieb gesehen werden.
Fig. 38 ist
die Seitenansicht einer gewöhnlichen Vacuumpfanne mit den durch C, D, a, d, e, f bezeichneten Zusäzen des Hrn. Beaumont. Fig. 39 zeigt die Theile
C, D, a, d, e, f und andere unmittelbar mit ihnen in
Verbindung stehende Theile im senkrechten Durchschnitt und in vergrößertem
Maaßstabe. A ist die Vacuumpfanne und B das Flüssigkeitsmaaß, beide von der gewöhnlichen Form;
C ein an den oberen Theil des Maaßes B befestigter Speisungsregulator, welcher an seinem
einen Ende mit dem Maaße und an seinem andern Ende mit einer dünnen
Dampfzuführungsröhre D communicirt. a ist ein Hahn, mit dessen Hülfe der Dampf nach Belieben
abgesperrt oder zugelassen werden kann; b die mit einem
Hahn c versehene Röhre, durch welche gleichfalls nach
Belieben eine Communication zwischen dem Maaß B und der
Vacuumpfanne A hergestellt werden kann; d ein in den oberen Theil des Speisungsregulators
eingefügter Barometer, um den Dampfdruk innerhalb des Regulators und Maaßes
anzuzeigen; E die mit einem Hahn F versehene Röhre, welche die Flüssigkeit dem Maaße von unten zuführt, und
G, H die gleichfalls durch einen Hahn verschließbare
Röhre, welche die Flüssigkeit aus dem Maaße nach der Pfanne leitet.
Soll nun der Apparat in Betrieb gesezt werden, so wird zuerst das Maaß B und der Regulator C
luftleer oder beinahe luftleer gemacht, indem man den Hahn c der Röhre, wodurch beide mit der Vacuumpfanne in Verbindung stehen,
umdreht. Der Hahn c wird dann geschlossen und der Hahn
F geöffnet, so daß die Flüssigkeit in das Maaß B hinaufströmen und sich in demselben bis zur geeigneten
Höhe sammeln kann. Hierauf wird der Hahn F geschlossen
und der Hahn H geöffnet, um die Flüssigkeit in die
Pfanne fließen zu lassen; gleichzeitig mit dieser Operation wird auch der Hahn a gerade lang genug geöffnet, um eine sehr geringe
Quantität Dampf zuzulassen, welcher in dem Maaße als das Gefäß B sich entleert, expandirt wird, bis zulezt sehr
verdünnter Dampf die Stelle der Flüssigkeit einnimmt. Das Maaß wird sodann zum
zweiten-, drittenmale u.s.w. wie vorher, gefüllt und entleert, ohne daß es
nöthig wäre, das Maaß und den Regulator ferner luftleer zu machen.
Für den Fall, daß aus irgend einem Versehen beide Hähne a
und F offen gelassen werden sollten, wo dann die
Flüssigkeit in das Maaß und den Regulator steigen und sich selbst in die Dampfröhre
D drängen möchte, ist ein conisches Ventil e mit einer Spindel und einer Schwimmkugel f dicht unter dem Hahn a
angeordnet, durch dessen Steigen in einem solchen Falle die Röhre D geschlossen würde.
Es ist einleuchtend, daß durch diesen Speisungsregulator alle oben bezeichneten
Nachtheile gänzlich beseitigt sind. Die Flüssigkeit wird auf ihrem Wege nach der
Siedepfanne so wenig wie möglich aufgeregt, und die zwischen den Füllungen des
Maaßes stattfindenden Pausen auf die Dauer einer Minute beschränkt; zugleich
erleidet das Vacuum in der Pfanne keine Störung, und die Flüssigkeit wird
ununterbrochen auf dem Siedepunkt erhalten. Es wird durch die in Rede stehende
Methode nicht nur ein vorzüglicheres Product geliefert, sondern auch eine erhebliche
Zeit- und Kostenersparniß erzielt. Der Erfinder schäzt diese Ersparniß auf 35
Procent.